Oliver Speier

Lykanta


Скачать книгу

ihr Ärger. Wenn du glaubst, die Lady hinter mir ist dazu da, deinen Dreck vom Boden aufzuheben, dann hast du dich gewaltig geschnitten. "

      Der Typ wollte etwas erwidern, doch Tower ließ ihn nicht zu Wort kommen.

      " Und wenn du denkst, es steht dir zu, mir zu sagen wer hier was und wie zu erledigen hat, dann sollten wir die Sache wohl im Ring regeln. "

      War der Kerl schon bei Towers Näherkommen recht blass geworden, schrumpfte er bei dessen Ankündigung total in sich zusammen. Kleinlaut setzte er dazu an, Tower zu beschwichtigen, doch dieser hob die Hand und würgte sein Gestammel durch eine schneidende Bewegung ab.

      " So Razzor und jetzt hast du genau fünf Sekunden Zeit um deinen Müll vom Boden aufzuheben, sonst fange ich an und breche dir sämtliche Finger einzeln. "

      Seine Stimme klang dabei monoton und emotionslos, doch dadurch wirkte sie um so überzeugender. Die Reaktion des Kerls fiel schnell und hektisch aus. Mit einem panischen Ausdruck im Gesicht ging dieser in die Knie und grapschte nach den Tüchern die neben dem Tisch lagen. Sein Partner wirkte nicht minder eingeschüchtert und rutschte ein gutes Stück von den beiden weg. Razzor bemerkte davon nichts. Nachdem er alle Tücher eingesammelt hatte, kam er hoch und hielt sie Tower mit beiden Händen hin. Dieser blickte zuerst die Tücher und danach Razzor an, ehe er mit spöttischem Tonfall meinte.

      " Was soll ich mit denen? Mir etwa den Arsch damit wischen? "

      Er deutete auf eine Tonne in der Ecke auf der in großen Buchstaben MÜLLTONNE stand.

      " Da gehört der Müll rein, aber für so begriffsstutzige Vollpfosten wie euch sollte ich Lykanta wohl ein Bild malen lassen, denn lesen könnt ihr scheinbar nicht. "

      Der Mensch am anderen Tisch hatte das Geschehen bis jetzt schweigend verfolgt, doch bei Towers Worten konnte er ein Prusten nicht unterdrücken. Seine amüsierte Reaktion brachte ihm giftige Blicke von den zwei Kerlen ein. Wütend stapfte Razzor los und schleuderte die Tücher in die Tonne. Mit zusammengebissenen Zähnen zischte er Tower an. " Zufrieden? "

      Dieser richtete sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust.

      " Nein, aber für heute lass ich es mal durchgehen. Jetzt packt eure Sachen zusammen und bringt eure dürren Ärsche aus meinem Sichtfeld. "

      Die zwei beeilten sich seiner Aufforderung nachzukommen. Beim Verlassen des Zimmers warfen sie sowohl Tower, als auch mir giftige Blicke zu. Ein ungutes Gefühl erfasste mich und ich hatte die dumpfe Befürchtung, dass die Sache für die Zwei noch nicht erledigt war.

      Die Tür krachte hinter ihnen mit einem lauten Knall ins Schloss und ich zuckte erschrocken zusammen. Tower hingegen ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht drehte er sich um und kam zurück an meinen Tisch. Ich blickte ihm nervös entgegen. Als er neben mir zu stehen kam, meinte ich besorgt.

      " Vielen Dank für deine Hilfe Tower, aber ich glaube, damit hast du dir keinen großen Gefallen getan. "

      Auflachend ließ er sich neben mir auf den Stuhl fallen.

      " Das lass mal mein Problem sein Kleine. "

      Gutgelaunt deutete er auf die geschlossene Tür.

      " Die und ihr Clan gehen mir schon seit Wochen auf den Sack. Früher oder später hätte ich mir die Kerle sowieso zur Brust genommen. "

      Damit schien für ihn alles gesagt. Ohne weitere Worte beugte er sich vor und nahm meine Pistole in die Hand. Dabei stieg mir erneut sein Geruch in die Nase. Die Mischung aus Leder, Waffenöl und der Hauch eines herben Deos war nicht unangenehm. Verstohlen sog ich die Luft ein und wunderte mich über mein Verhalten. Meine Reaktion auf ihn war total irritierend. Normalerweise ließen mich Männer eher kalt, doch Tower hatte etwas an sich, dass mich ansprach. Vielleicht war es seine Größe und sein muskulöser Körperbau. In meiner Fantasie drehte sich einiges um Fesselung und Unterwerfung. Sein Typus entsprach in vielen Dingen dem Archetyp eines Doms in der Bondage-Szene.

      Ehe ich noch weiter in meine unanständige Gedanken abgleiten konnte, wurde ich durch Tower abgelenkt, als dieser mich stupste und anfing die Waffe vor meinen Augen zu zerlegen. Dabei erklärte er mir jeden Handgriff und zeigte mir, worauf ich beim Zerlegen und Reinigen achten musste. Nachdem die Pistole in sämtliche Einzelteile zerlegt vor uns auf dem Tisch lag, fing er an alles wieder zusammen zu bauen. Diesmal ging er um einiges schneller vor und ich konnte ihm kaum folgen. Ich konnte kaum fassen wie er mit seinen riesigen Händen all die winzigen Teile schnell und sicher verbaute. Es dauerte nicht einmal eine halbe Minute und er legte mir die Pistole in die Hand. Mit einem listigen Lächeln meinte er.

      " So, jetzt du."

      Unsicher blickte ich ihn an. Aufmunternd deutete er auf die Waffe. Mit leicht zittrigen Fingern, fing ich an das Magazin aus der Waffe zu nehmen und danach einmal den Schlitten nach hinten zu ziehen. Tower nickte mir aufmunternd zu und ich machte mich etwas selbstsicherer daran, die Waffe zu zerlegen. Ab und an korrigierte er mich und erklärte mir die Handgriffe so lange, bis ich es kapiert hatte. Seine geduldige und ruhige Art nahm mir meine Nervosität und bei den letzten Teilen konnte ich sogar Witze über meine Ungeschicklichkeit machen, was ihn amüsiert auflachen ließ.

      Als alle Einzelteile vor uns lagen, ging er daran mit mir alles zu Putzen. Auch dabei erklärte er mir genau worauf ich zu achten hatte. So saßen wir zusammen am Tisch und ölten und putzten die Teile. Die Arbeit entspannte mich so sehr, dass ich endlich abschaltete und sogar Susanne und Stefan vergaß.

      Irgendwann stand der Mann am Nachbartisch auf und brachte sein Reinigungsset an unseren Tisch. Er wechselte noch einige Worte mit Tower, ehe er sich verabschiedete. Beim Weggehen richtete er sogar noch ein paar Worte an mich.

      " Dann wünsche ich dir noch eine schöne Zeit hier bei Tower und lass dich nicht von so Idioten, wie den beiden vorhin, runter ziehen. "

      Nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, blieben wir beide alleine zurück. Eigentlich sollte man meinen, ein Kerl von Towers Aussehen und Gestalt würde einschüchternd auf mich wirken, doch genau das Gegenteil war der Fall. Ich fühlte mich recht wohl und sicher in seiner Nähe. Dies lag zu einem guten Teil daran, dass er mich vor den Anfeindungen der zwei Typen beschützt hatte. Zum anderen auch an seiner zurückhaltenden Art mir gegenüber. Er zog mich nicht ein einziges Mal wegen meiner sexuellen Neigung auf, noch versuchte er sich in plumper Anmache. Zweimal musste er raus um Bahnen neu zu vergeben und Waffen zurückzunehmen, doch sonst blieb es ruhig. Später ließ er mich die gereinigte Pistole noch mehrmals zusammenbauen und auseinander nehmen. Er fand es eine gute Übung, um dadurch ein Gefühl für die Waffe zu bekommen.

      Danach nahm er mich mit zur Ausgabe und platzierte mich neben sich am PC. Während er die Kunden bediente, erklärte er mir sein Vorgehen Schritt für Schritt. Nach einer weiteren Stunde, stellte er mich an den PC und ließ mich den nächsten Kunden abfertigen. Als ich mich danach zu ihm umdrehte, nickte er mir beeindruckt zu.

      " Das war gut Mädel, du hast alles richtig gemacht und warst zudem auch noch freundlich zu den Kunden. "

      Erfreut über sein Lob strahlte ich ihn an. Den restlichen Abend durfte ich am PC bleiben und die Kunden bedienen. Tower hielt sich im Hintergrund und holte jeweils die benötigten Waffen aus dem Lagerraum hinter uns. Da ich wohl vielen Kunden durch meinen bescheuerten Auftritt bei der Gerichtsverhandlung aufgefallen war, löste mein Dasein allerhand Gefrotzel aus. Dieses heizte ich mit meinem frechen Mundwerk zum Teil auch noch an. Die Arbeit machte mir richtig Spaß und so war ich total erstaunt, als mir Tower auf die Schulter tippte und auf die Uhr an der Wand deutete.

      " So Mädel, Du hast dir eine Pause redlich verdient. "

      Ich konnte kaum glauben, wie schnell die Zeit vergangen war. Bei Ivan hatte der Tag ewig gedauert, doch hier waren die Stunden nur so an mir vorbeigeflogen. Tower griff mit seiner Pranke an mir vorbei und verschloss das Ausgabefenster. In beiläufigem Tonfall meinte er.

      " Jetzt ist erst mal für eine Stunde Ruhezeit. Ich geh jetzt essen Lyk, hast du Lust mitzukommen? "

      Ich brauchte nicht groß nachdenken. Mein Magen hatte schon mehrmals geknurrt und so zögerte ich nicht lange