Oliver Speier

Lykanta


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lehnte ich immer ab, um möglichen Komplikationen aus dem Weg zu gehen. Hier lag der Fall jedoch anders. Ich hatte Tower ja gleich zu Anfang gesagt, dass ich nicht auf Männer stand. Im Nachhinein spürte ich, um wie viel einfacher meine Ehrlichkeit den Umgang mit ihm machte. Wieso hatte ich nicht schon viel früher zu meiner Neigung gestanden. Jahrelang hatte ich sie geheim gehalten und mir selbst damit das Leben unnötig schwer gemacht.

      Tower wirkte etwas überrascht über meine Zustimmung, doch nach kurzem Zögern öffnete er die Tür und bedeutete mir, ihm zu folgen.

      Entenbrust und Kaugummi

      Als wir Richtung Restaurant schlenderten, musste ich bei dem Gedanken, mit einem Mann wie Tower essen zu gehen, lächeln. Dieser bemerkte es und schaute mich fragend an. Ich schüttelte nur den Kopf und ging nicht näher darauf ein. Ihm zu erklären wie seltsam sich das anfühlte würde er wohl nicht verstehen.

      Kaum hatten wir das Restaurant betreten, erspähte mich Pierre und kam uns freudestrahlend entgegen. Ich dachte er würde mir um den Hals fallen, doch als er Tower erblickte, bremste er abrupt ab. Mit einem unsicheren Blick zu diesem, nahm er meine Hände in seine.

      " Lykanta, es ist mir eine Freude sie erneut bei uns begrüßen zu dürfen. Nach dem Vorfall gestern hatte ich schon Sorge, sie würden uns in nächster Zeit nicht mehr besuchen."

      Ich ignorierte Towers neugierigen Blick und antwortete gutgelaunt.

      " Wie schon gesagt, es war meine Schuld. Daher sollte ich eher froh sein, dass ich hier noch herein darf. "

      Tower wirkte immer interessierter, doch auch Pierre ließ ihn durch seine Antwort im Dunkeln stehen.

      " Madame, solange ich hier das Sagen habe steht dieses Lokal immer für sie offen. Ich vermute mal, ein Tisch für zwei Personen? ", dabei schweifte sein Blick fragend zwischen mir und Tower hin und her.

      Dieser nickte nur stumm und Pierre beeilte sich, uns zu einem der Tische zu führen. Nachdem Pierre mir den Stuhl zurechtgerückt hatte, setzte sich Tower gegenüber hin. Wie aus dem Nichts erschien ein Kellner und reichte uns Karten. Sowohl ich, als auch Tower gaben sie ihm kopfschüttelnd zurück. Mein Blick glitt zu Pierre und dieser hob zufrieden seinen Kopf. Mit einem Lächeln im Gesicht rasselte er eine Bestellung herunter. Der Kellner nickte und wirkte hoch konzentriert, schrieb zu meiner Verblüffung jedoch nichts mit. Pierre schien seine Untergebenen extrem gedrillt zu haben.

      Nachdem er meine Bestellung aufgegeben hatte, wandte er sich Tower zu. Dieser gammelte entspannt auf dem Stuhl herum. Ich machte mir extreme Sorgen um das gute Stück, da dieses unter seinem muskulösen Körper klein und zerbrechlich wirkte.

      " Für mich ein Bier mit Schnitzel und Pommes. "

      Pierre ließ sich nichts anmerken, doch ich vermutete, innerlich schüttelte es ihn bei dieser banalen Bestellung vor Ärger. Statt dessen verabschiedete er sich mit einem freundlichen Nicken von uns und begleitete den Kellner zur Küche. Tower blickte ihnen kopfschüttelnd nach und grinste vor sich hin. Dadurch sah ich mich gezwungen zu reagieren.

      " Was? "

      Er zwinkerte mir übertrieben zu.

      " Den hast du ja schön um den Finger gewickelt. Der frisst dir ja förmlich aus der Hand! "

      Ich stöhnte theatralisch auf.

      " Ach nee, jetzt fang nicht du auch noch an. Es reicht schon, wenn Sannur das denkt. "

      Neugierig beugte er sich in meine Richtung.

      " Ihr kennt euch? "

      Ich zuckte die Schultern.

      " Naja kennen wäre übertrieben, Sannur hat mir ein-, zweimal geholfen und angeboten mir beim Umgang mit den Waffen etwas unter die Arme zu greifen. Er ist jedoch definitiv einer der netten Vampire hier und ich sehe ihn als Freund. "

      Tower lehnte sich zufrieden zurück.

      " Richtig erkannt Kleine und eine gute Wahl. "

      Erfreut über seine Meinung zu Sannur, sprachen wir noch einige Zeit über die anderen Clans. Das servierte Essen brachte unsere Unterhaltung schließlich zum Erliegen. Mir war der Vorgang etwas peinlich. Zwar hatte Tower die größere Portion, doch meine Speisen waren auf so viel Teller verteilt, dass ich fast den ganzen Tisch damit in Beschlag nahm.

      Pierre erklärte bei jedem abgestellten Gericht, lang und ausführlich, worum es sich handelte. So sah ich mich gezwungen seine Erklärungen mit vielen " Oh´s" und " Ah´s" zu begleiten. Tower warf mir dabei manch schrägen Blick zu und einmal, als Pierre abgelenkt war, verdrehte er sogar genervt die Augen. Dabei machte er so eine bescheuerte Grimasse, dass sogar ich Mühe hatte mir ein Lachen zu verkneifen, um Pierre nicht zu brüskieren.

      Trotzdem schmeckte das Essen wieder mal vorzüglich. Vor allem die Entenbrust mit einer genialen Soße, entlockte mir Laute der Verzückung. Tower zog mich damit auf und so spießte ich ein Stück auf die Gabel und reichte es ihm zum Probieren über den Tisch.

      " Hier, versuch mal. So was geniales hast du noch nie gegessen! "

      Er verharrte mit seiner Gabel voller Pommes und blickte mich überrascht an. Erst auf meine erneute Aufforderung hin, beugte er sich vor und ließ sich den Happen in den Mund schieben. Mit nachdenklichem Blick kaute er darauf herum, ehe er sich wieder seinem Essen zuwandte.

      So kam er mir nicht davon. Neugierig bohrte ich nach.

      " Und? Genial! Oder? "

      Er schob sich einen großen Bissen seines Schnitzels in den Mund und zuckte mit den Schultern. Genervt hob ich die Hände in die Luft.

      " Mensch Tower, das Fleisch ist richtig zart und die Soße ist ja wohl der Clou. Sie schmeckt so richtig lecker nach... "

      Er hatte heruntergeschluckt und beendete meinen Satz.

      " ... nach Kaugummi! "

      Verdattert blickte ich ihn an.

      " Was? Nein, sie schmeckt nach Minze! "

      Bestätigend nickte er.

      " Sag ich doch, sie schmeckt nach Kaugummi. "

      Ich schwieg und säbelte beleidigt an meinem Fleisch. Tower schien das nicht weiter zu stören. Mit einem Grinsen schob er sich genüsslich eine weitere Wagenladung Pommes in den Mund.

      Ich konnte mir ein " Banause! " nicht verkneifen, was ihn endgültig in ein lautes Lachen ausbrechen ließ. Ich wollte ihn böse anblicken, doch seine gute Laune brachte mich gegen meinen Willen selbst zum Lachen. Der Rest des Essens verlief in entspannter Atmosphäre. Irgendwann hielt mir Tower ein Pommes an der Gabel hin und ahmte meinen Tonfall nach.

      " Hier, versuch mal. So was geniales hast du noch nie gegessen! "

      Ich schnappte mir den Pommes und kaute darauf herum. Dabei überlegte ich mir irgend eine freche Antwort, doch zu meiner Überraschung, war das Teil wirklich lecker. Außen würzig und cross, innen weich und zart. Trotz meiner reichhaltigen Bestellung, erwischte ich mich danach, wie ich ein ums andermal zu seinem Teller langte, um mir ein Pommes zu stibitzen. Tower verfolgte mein Vorgehen belustigt, doch ich ignorierte ihn gekonnt. Als Pierre erneut am Tisch auftauchte und das Abtragen beaufsichtigte, fragte er, wie es mir geschmeckt hatte. Ich lobte die Küche und seine Speiseauswahl in höchsten Tönen. Besonders hob ich dabei die Entenbrust hervor. Tower der eben sein Bierglas zum Mund führte, meinte belustigt.

      " Vergiss nicht das Kaugummi lobend zu erwähnen. "

      Pierres Blick schweifte irritiert zu ihm und ich konnte mir nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen. Zur Strafe für sein freches Mundwerk rammte ich Tower meinen Schuhabsatz auf den Fuß, was durch das lange Tischtuch hervorragend verdeckt wurde. Tower verschluckte sich an seinem Bier und setzte es mit schmerzverzerrter Miene ab. Scheinheilig hielt ich ihm meine Serviette entgegen und fragte unschuldig.

      " Verschluckt? "

      Er funkelte mich böse an, meinte jedoch im lockeren Tonfall.

      "