Oliver Speier

Lykanta


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weht der Wind. "

      Erneut starrte er vor sich hin und ich wartete mit angehaltenem Atem, doch nach einiger Zeit schüttelte er den Kopf.

      " Tut mir leid, aber auf die Schnelle fällt mir echt nichts Sinnvolles ein. "

      Er bemerkte wohl wie enttäuscht ich war und klopfte mir sanft auf die Schulter.

      " Aber weißt du was? Ich werde nachher einen Anruf tätigen, damit du zumindest Morgen noch hier arbeiten kannst, aber diesmal gibts kein Kneifen bei der Wette, Deal? "

      Er hielt mir seine Pranke hin. Mit trockenem Mund und leichtem Zittern in den Knien streckte ich meine Hand aus und schlug ein.

      " Deal! ", kam es etwas piepsig über meine Lippen.

      Ich starrte wie gebannt auf unsere Hände und konnte nicht recht glauben, was ich da eben gemacht hatte. Ich würde einem fremdem Mann meine Brüste zeigen.

      Lachend ließ er los und klopfte mir erneut auf die Schulter.

      " Klasse Lyk, ich freue mich darauf. "

      Mein Lächeln fiel etwas gequält aus. Ich fragte mich auf was ich mich da eben eingelassen hatte? Jetzt war es sowieso zu spät. Der restliche Arbeitstag verlief recht gemütlich. Da sich die ganze Sache um einen Tag verschob, wurde ich auch wieder etwas ruhiger und entspannter. Was zu einem großen Teil auch an Tower lag, der mich zu meiner Überraschung nicht anders behandelte als sonst. Er machte weder schlüpfrige Andeutungen, noch nahm er sich sonstige Freiheiten heraus. Zum Feierabend verabschiedete er sich mit einem kleinen Geschenk. Er kam mit einem Schulterhalfter an und erklärte mir beim Anprobieren, wie ich ihn richtig anlegen musste. Ich bedankte mich mehrmals, doch er hob abwehrend die Hand und tat es mit einem lockeren Spruch ab, dann trennten sich unsere Wege.

      Ich beschloss gleich zum Restaurant zu gehen. Leider war Pierre heute nicht da. An seiner Stelle stand ein jüngerer Kerl. Besorgt fragte ich nach, ob mit Pierre etwas wäre, doch ich wurde beruhigt. Dieser hatte nur seinen freien Tag. Er hatte es sich jedoch nicht nehmen lassen, den Leuten im Falle meines Auftauchens genaue Instruktionen zu erteilen, was man mir auftischen sollte und so gestaltete sich mein Abendessen genauso problemlos wie sonst. So saß ich alleine an meinem Tisch und machte mir meine Gedanken zu der Wette. Zwar hatte ich leichtes Magenflattern, doch es war auch eine Spur kitzelnder Erregung dabei. Was ich da vor hatte, war in meinen Augen ganz schön gewagt. Irgendwie gab mir die Sache jedoch auch einen Kick. Im Vergleich zu meinem Leben vor der Wandlung, erlebte ich jetzt allerhand spannender Dinge. Zu meiner Verwunderung gefiel mir das trotz all der Gefahren. Ich musste über mich lächeln und verbrachte das restliche Mahl in guter Stimmung.

      Danach marschierte ich recht zufrieden zu meiner Wohnung. Beim Einbiegen in Stefans Gang, der ruhig und verlassen da lag, erfasste mich erneut leichte Sorge den beiden zu begegnen. Zuerst wollte ich einfach nur schnell an seiner Türe vorbeilaufen, doch dann packte mich die Neugierde und nach einem kurzen Kontrollblick über die Schulter, drückte ich meinen Kopf an die Zimmertür und lauschte. Drinnen war alles ruhig, ich zog den Kopf zurück und fühlte mich wie eine Spionin.

      Besorgt blickte ich mich nochmals um, ob mich wirklich keiner beim Lauschen erwischt hatte, dass wäre mir schrecklich peinlich gewesen, doch zum Glück war ich noch immer alleine im Gang. Ich beeilte mich weiter zu gehen, dabei lief mein Hirn jedoch auf Hochtouren.

      Statt froh zu sein, nichts gehört zu haben, machte ich mir allerlei Gedanken warum es im Zimmer eben so still gewesen war. Vielleicht waren sie am Schmusen oder vielleicht sogar beim Sex unter der Dusche. Noch schlimmer, Susanne hatte Stefan vielleicht in ihr Zimmer genommen.

      Eifersucht kroch in mir hoch. Mich hatte sie nie zu sich eingeladen. Ich wusste nicht mal, ob sie eine Wohnung im Gebäude hatte oder auswärts wohnte. Vielleicht stellte sie Stefan sogar eben ihrem Vater vor. Je länger ich darüber nachdachte, desto haarsträubendere Dinge fielen mir ein.

      Um mich abzulenken duschte ich und räumte nochmals meinen Schrank aus und ein. Ich überlegte, was ich morgen tragen sollte, wenn es wirklich zur Einlösung der Wette kommen sollte. Letztendlich beließ ich es bei meinen momentanen Klamotten. Der Pulli war wohl die beste Wahl bei so was. Ihn konnte ich schnell hoch heben und wieder runter lassen. Erneut verspürte ich ein Kribbeln im Bauch, wenn ich daran dachte auf was ich mich da eingelassen hatte. Das Gefühl war beängstigend und erregend zugleich.

      Nachdem ich alles für morgen hergerichtet hatte, legte ich mich ins Bett. Der Tag zog nochmal an mir Revue. Towers Angeberei mit seiner Schwanzgröße, die grausame Geschichte seiner Ex-Freundin, unsere blödsinnige Wette und mein peinliches Lauschen an Stefans Tür. Irgendwann dämmerte ich weg.

      Hier und Jetzt...

      Ich träumte recht wirres Zeug. Mitunter machte ich bei einem Modelwettbewerb mit. Dabei stand ich, in einem knappen Spagettiträgerkleid, zwischen lauter jungen Mädchen und wartete darauf aufgerufen zu werden. Unsere blonde vorzeige Deutsche saß in der Jury. Zwei Plätzen neben ihr blickte mir unser Oberfiesling von der Nordseeküste entgegen. Dazwischen thronte zu meinem großen Erstaunen, Tower.

      Nacheinander mussten meine Mitbewerberinnen vor und wurden gecastet. Als ich dran war, trat ich vor die Drei und blieb nervös stehen. Heidi schüttelte sofort den Kopf und meinte mit ihrer nervigen Stimme.

      " Das geht gar nicht, als Model taugst du nichts. Du hast einfach zu viel Arsch und Titten. Von mir bekommst du ein klares Nein! "

      Das Publikum buhte und machte allerhand blöde Bemerkungen. Als nächstes meldete sich Dieter zu Wort.

      " Das sehe ich etwas anders als meine Kollegin. Arsch und Titten gehen voll in Ordnung, aber kannst du auch singen? "

      Ich versuchte mich krampfhaft an einen Liedtext zu erinnern und zupfte nervös an meinem Kleid herum. Dabei rissen die Träger mit einem lauten Geräusch und ich stand nur noch in BH und Unterhöschen bekleidet vor ihnen. Das Publikum brach in schallendes Gelächter aus. Panisch bückte ich mich, um das Kleid wieder hochzuziehen, doch es war verschwunden. Statt dessen sprang Tower auf und brüllte.

      " Ha, ich wusste es! Sie hat sich Melonen rein gestopft um uns zu täuschen. "

      Verstört blickte ich an mir herab und tatsächlich befanden sich statt meiner Brüste, Melonen in meinem BH. Tower der immer noch stand, knöpfte seine Hose auf. Das Publikum grölte und feuerte ihn an. Als er die Hose nach unten zog, fiel nicht etwa sein Penis, sondern ein Feuerwehrschlauch heraus. Dieser rollte sich unter tosendem Applaus des Publikums um uns herum ab. Währenddessen versuchte ich hektisch die Melonen aus meinem BH zu ziehen, doch sie schienen an mir festgewachsen zu sein. Dieter hatte plötzlich ein riesiges Messer in der Hand und meinte.

      " Warte Schnucki, das haben wir gleich. Wer vom Publikum hat Lust auf Melone? "

      Alle brüllten ihre Zustimmung und er stand auf, um langsam auf mich zuzukommen. Entsetzt sprang ich zurück und wollte davon rennen, doch meine Mitbewerberinnen, welche sich hinten auf der Bühne befanden, stießen mich immer wieder nach vorne und kreischten dabei begeistert.

      " Abschneiden! Abschneiden! "

      Während ich total panisch die Bühne auf und ab lief und den Messer schwingenden Dieter dicht im Nacken hatte, schrie Heidi mit ihrer quäkenden Stimme.

      " Bring mir auch ein großes Stück Melone! "

      Tower hingegen hatte sich zum Publikum gedreht und brüllte immer wieder.

      " Und, ist das nicht der Längste, den ihr je gesehen habt? "

      Gerade als mich Dieter erreicht hatte und mit dem Messer auf mich einstach, wachte ich schweißgebadet auf. Mein Herz klopfte wie wild und es dauerte einige Zeit, ehe ich mich beruhigt hatte.

      Die Wette mit Tower beschäftigte mich im Unterbewusstsein wohl mehr, als ich gedacht hatte. Zwar schlief ich danach relativ schnell wieder ein, doch als der Wecker am nächsten Morgen ging, fühlte ich mich unausgeruht und schlapp. Müde schleppte ich mich ins Bad, um mich zu richten. Zu meiner Verwunderung sah ich heute weit erholter aus als gestern, dabei fühlte ich mich recht zerknautscht. Da mein Aussehen kein Grund