Oliver Speier

Lykanta


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genau wissen. Ja, ab und an bin ich da draußen unterwegs und jage böse Köter. Doch die meiste Zeit verbringe ich damit unseren Jungspunden etwas Kampfsport beizubringen und wenn ich dann noch Zeit habe, gehe ich Angeln. Dabei kann man wunderbar entspannen. "

      Ich versuchte einen neutralen Gesichtsausdruck zu bewahren, als ich mir diesen Baum von Mann beim Angeln vorstellte, doch dann brach ein Prusten hervor. Tower fixierte mich mit stechendem Blick.

      " Da ist nichts komisches dabei. Angeln ist eine anerkannte Sportart, die sehr viel Können und Geduld erfordert, etwas was die wenigsten Vampire besitzen. "

      Statt von seinen Worten beeindruckt zu sein brach nun endgültig ein herzhaftes Lachen aus mir hervor. Tower verzog missmutig sein Gesicht und hämmerte wortlos Nägel in eins der Bretter. Er war wohl etwas eingeschnappt, da ich seine Einstellung zum Angelsport nicht teilte.

      Langsam beruhigte ich mich, musste jedoch ständig grinsen wenn ich zu Tower blickte. Irgendwie machte ihn das Angeln noch sympathischer. Er war momentan bei all dem Frust ein richtiger Anker für Frohsinn in meinem Leben. Der Gedanke an Susi und Stefan die heute Morgen knutschend im Flur standen, brachte erneut die Eifersucht in mir hoch. Ob die Aktion geplant gewesen war? Stefans Gesicht nach eher nicht. Beide waren wohl spontan ihrer Lust nachgegangen. Doch was die konnten, konnte ich auch, mit klopfendem Herzen sprach ich Tower an.

      " Tower, ich glaub ich würde gerne mit dir ficken! "

      Sein schmerzhafter Aufschrei ließ mich erschrocken zusammenzucken. Der Hammer fiel zu Boden und er schob sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Daumen in den Mund.

      Verdattert schaute ich ihn an.

      " Hast du dir etwa auf den Finger gehauen? "

      Er zog den Daumen aus dem Mund und blaffte mich an.

      " Ja ist das denn ein Wunder, nachdem was du da eben gesagt hast? "

      Verlegen starrte ich zu Boden und druckste herum.

      " Naja, aber du hast doch gesagt, ich könnte mich jederzeit bei dir melden wenn mir danach ist? "

      Beim Sprechen starrte ich auf seine Hand. Ein Hautfetzen stand vom Daumen ab und Blut tropfte auf den Boden hinunter. Erschrocken fasste ich nach ihr.

      " Tower, du blutest! "

      Ich hob seine Hand und begutachtete den Schaden. Die Wunde sah recht übel aus. Tower wiegelte jedoch ab.

      " Halb so schlimm, das ist ein besserer Kratzer. Pflaster drauf und gut ist. Morgen ist das verheilt. "

      Scheinbar hatte er recht, denn schon jetzt schien das Bluten nachzulassen. Ich hatte noch immer seine Hand in meiner und sah ihn fragend an. Tower war verstummt und starrte intensiv zurück. Meine Worte mussten ihn total überrumpelt haben, was ja verständlich war.

      Gestern hatte ich mich noch mit Händen und Füßen gewehrt, überhaupt auf seine schwachsinnige Wette einzugehen. Hatte ihm noch klar gemacht, dass da keine sexuellen Forderungen gestellt werden durften und heute bot ich ihm Sex an.

      Ich staunte über mich selbst. Bis jetzt hatte ich noch nie einem Mann angeboten, Sex mit ihm zu haben. Im Gegenteil, die wenigen mit denen ich es versucht hatte, mussten mich Wochenlang bearbeiten.

      Wieso also bot ich ihm jetzt freiwillig Sex an? Klar, da war eine Spur Neugierde auf sein bestes Stück. Ich konnte auch eine gewisse Faszination an seinem muskulösen Körper nicht verleugnen. Zudem war da ein nicht unbeträchtlicher Anteil an Sympathie, die ich für ihn empfand, weil er mich gegen die Blutsäufer verteidigt hatte. Doch auch alles zusammen hätte im Normalfall kaum ausgereicht, mich deshalb auf Sex mit ihm einzulassen. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, spielte ein großer Teil an Rachegefühl gegenüber Susi eine Rolle.

      Was sie konnte, konnte ich schon lange. Wahrscheinlich brauchte mein Ego die Bestätigung, dass ich begehrt wurde und da Tower momentan die einzig verfügbare Person war, die dafür in Frage kam, hatte ich mich deshalb wohl spontan für ihn entschieden. Zudem, hatte der Sex mit ihm, sollte es dazu kommen, einen entscheidenden Vorteil. Ich brauchte keine Angst zu haben, er würde danach mehr wollen.

      Alle diese Gedanken rasten mir innerhalb kürzester Zeit durch den Kopf. Ich führte mich gerade wie eine Schlampe auf und hatte keinen Plan wie es danach weitergehen sollte. Was ich hier machte war nicht geplant und schon gar nicht überlegt. Auch wenn Tower etwas anders reagiert hatte, als erwartet, war mir klar, dass ich jetzt nicht mehr zurück konnte.

      Ich sah wie er heftig atmete während sein Blick von meinem Gesicht abwärts über meinen Körper glitt. Leichte Gänsehaut überzog meinen Körper und mein Puls schlug hart und schnell.

      Wenn er wollte, konnte er mich hier und jetzt nehmen. Er war weit stärker als ich und körperlich hatte ich nicht die geringste Chance mich gegen ihn zu wehren. Statt deswegen beunruhigt zu sein, stieg Erregung in mir hoch. In Gedanken malte ich mir schon aus wie er mich mit meinen Klamotten knebelte und fesselte ehe er mich Zwang, ihm zu Diensten zu sein. Bilder meiner langen Onlinerecherchen tauchten vor meinen Augen auf und auch mein Atem wurde schwerer. Ehe ich recht wusste, was ich da tat, steckte ich mir seinen blutigen Daumen in den Mund und begann daran zu saugen. Keine Ahnung wie es weitergegangen wäre, doch im selben Moment hallte eine weibliche Stimme durch die Schießbahn.

      " Hallo, niemand da? "

      Ertappt ließ ich den Daumen aus meinem Mund rutschen. Mit sichtlicher Mühe, löste Tower seinen Blick von mir. Er musste zweimal schlucken ehe er antworten konnte.

      " Einen Moment, wir kommen gleich. "

      Mit einem Gesichtsausdruck, der zwischen Enttäuschung und Verärgerung schwankte, drehte er sich um und marschierte mit staksigem Gang davon. Ich stolperte etwas unbeholfen hinterher und versuchte mein aufgewühltes Seelenleben in den Griff zu bekommen. Am Ausgabefenster wartete eine blasse schlanke Vampirin. Sie blickte uns neugierig entgegen. Tower machte sich fluchend an der Tür zu schaffen, was mit seinem verletzten Daumen gar nicht so leicht war. Drinnen begab er sich erst mal auf die Suche nach einem Pflaster und so bediente ich die Frau. Beim Weggehen stockte sie und drehte sich nochmal zu mir um. Sie deutete an ihren Mundwinkel und meinte spöttisch.

      " Du hast gekleckert, da hängt noch was. "

      Hastig hob ich die Hand zum Mund und wischte verlegen darüber. Tatsächlich befand sich Blut daran, als ich sie zurückzog. Kichernd verschwand die Kundin und ich drehte mich beschämt zu Tower herum.

      " Scheiße, die denkt bestimmt, ich hab dich gebissen. Wieso muss immer mir so was peinliches passieren? "

      Tower stand an einem Tisch und versuchte erfolglos ein Pflaster aus der Hülle zu fummeln. Brummelnd schüttelte er den Kopf.

      " Das nennst du peinlich? Was soll dann erst ich sagen? "

      Er drehte sich zu mir um und präsentierte mir seine Frontansicht. Meine Augen wurden groß und ich konnte nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken. In seiner Lederhose zeichnete sich eine mächtige Beule ab. Jetzt war mir auch klar, warum er eben so komisch gelaufen war. Ich hatte ihn wohl ganz schön in Stimmung gebracht. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ihm das Pflaster entglitt und er zu fluchen anfing. Lächelnd eilte ich auf ihn zu.

      " Warte du großer ungeschickter Bär, ich helfe dir. "

      Ich bückte mich und hatte das Pflaster mit wenigen Handgriffen aus der Verpackung. Kunstvoll wickelte ich es um seinen Daumen und heftete zur Sicherheit eins dagegen. Zufrieden betrachtete ich meine Arbeit. Als ich aufblickte, bemerkte ich, wie mich Tower amüsiert angrinste. Irritiert kontrollierte ich noch einmal die angebrachten Pflaster, konnte jedoch nichts an ihnen entdecken, das Grund zur Belustigung geben konnte. Scheinbar lachte er über mich. Sofort wollte ich wissen, was denn so komisch war. Mit einem verschmitzten Grinsen tippte er mir auf die Lippen.

      " Du hast eben beim Anbringen der Pflaster auf deinen Lippen gekaut. Das sah zwar sehr sexy aus, aber ich würde dir empfehlen das nicht vor Menschen zu machen. "

      Erschrocken fuhr meine Hand zu Mund. Dieses blöde Kauen wollte ich mir schon seit Jahren abgewöhnen. Sogar in der Arbeit hatten sich meine Exkolleginnen darüber lustig gemacht. Dadurch