Sinaf, Wassinsanaff, Waßmangalif oder Snvi, Snsnvi, Smnglf oder Synaw, Sansynaw, Semangalof oder Sanui, Sansanui, Samnaglaf oder Sanvi, Sansanvi und Semangelaf oder auch Sione, Somnus, Cingala. Wenn man dann noch tiefer geht, und beginnt Fragmente des Hebräischen zu übersetzen, findet man sich sehr schnell im Mittelalter wieder, wo es üblich war, dass man sich Amulette erschuf, um geschützt zu sein. Die Abbildung der linken Seite, wo schon einige Sigillen in Form der Malachim-Buchstaben bzw. von sog. Brillenbuchstaben auftauchen, findet man die Übersetzungen „Für Gnade und Gunst“ und „Um einen Mann gegen alle Waffen zu schützen“, was zeigt, dass man hier in der klassischen, rituellen Magie ist, die sich stark auf die Kabbalah bezieht. Interessant wird es dann aber, wenn man versucht zu rekonstruieren, warum die Magier diese ominösen „Brillensymbole“ verwendet haben. Sicher, es heißt, dass Agrippa von Nettesheim hier ein Alphabet erschuf, doch es heißt auch, dass diese Symbole, auf jüdischen Amuletten weit verbreitet waren und dass man hier „gerade und gekrümmte Linien“ finden konnte, die mit Kreisen kombiniert waren. Also geometrische Figuren, die etwas bewirken sollten. Ferner sollen sie auch auf aramäischen Amuletten auftauchen, was sich jedoch nicht klar beweisen lässt.
Wenn man will, kann man die phönizische und aramäische Schrift als Ursprung der Brillenbuchstaben sehen, man müsste diese nur noch mit kleinen Kreisen versehen und man könnte hier und da Übereinstimmungen finden – würde aber auch mit henochischen Buchstaben funktionieren:
Dies ist also kein echter Beweis, sodass man den ursprünglichen Zweck oder auch die „eigentliche Natur“ dieser Symbole nicht deutlich und einwandfrei bestimmen kann. Und wenn man sie „nur“ auf das Mittelalter münzen will, dann sind es wieder die üblichen Gottesnamen, die neu verpackt wurden – also „neuer Wein, in alten Schläuchen!“ So kommt man also nicht weiter! Was ist denn aber mit dieser Bezeichnung „Brillenbuchstaben“?
Nun, diese sogenannten Brillenbuchstaben, sind auch wieder Hilfsmittel für Sigillen – man kann sie so einfacher erstellen, da man sie besser kombinieren kann – tauchen in antiken oder altorientalisch-magischen Inschriften auf – so zumindest Aussagen von mittelalterlichen Magiern. Stimmt dies denn? Ja! Es stimmt! Denn Anthropologen und Archäologen haben verschiedene Amulette, Stelen oder auch andere Tafeln / Aufzeichnungen gefunden, die sehr deutliche Abbildungen zeigen. Man kann zwar sagen, dass Agrippa von Nettesheim diese Brillenbuchstaben zu einem Malachim-Alphabet zusammengefasst hat, man kann aber nicht sagen, dass er diese einfach erfunden hat. Ob man die Symbole wirklich mit Buchstaben vergleichen kann bzw. sie als Buchstaben versehen muss, ist fraglich. Fakt ist aber, es sind keine primären Erfindungen aus der Feder der mittelalterlichen Magier, da sie in den unterschiedlichsten Formen und Darstellungen in altgriechischen und lateinischen Bereichen vorkamen. Primär findet man sie in der Zeit der Spätantike (dies ist der Zeitraum 300-600 n.Chr.), wo sie auf „magischen Geständen“ wie Amuletten oder Schalen zu sehen sind. Interessant wird es aber, wenn man sich die jeweiligen Amulette anschaut und erkennt, dass es sich hierbei um Schutzamulette handelt, die sich auf Wesen beziehen, die deutlich vor der Spätantike bekannt waren. Zu nennen ist hier das Prinzip „Antaura“ bzw. „Abyzou“, welches als „weiblicher Dämon“ beschrieben wurde. Dieses Prinzip war dann wieder für Fehlgeburten und einer hohen Kindersterblichkeit verantwortlich. Hier ein entsprechendes Schutzamulett aus der Spätantike:
Natürlich knüpft man hierdurch sofort zum Prinzip „Lilith“ eine Verbindung, da dieser Energie bzw. der Göttin Lilith exakt die gleichen Untaten (von Männern) zugeordnet wurden, wie dem Prinzip „Antaura“ bzw. „Abyzou“. Wie man im Auszug des Sepher Raziel HaMalach gesehen hat, tauchten auch hier Brillenbuchstaben auf, die sich auf Schutzsymbole bezogen. Lilith ist jedoch nicht in der Spätantike beheimatet, da sie im Grunde aus dem sumerischen Pantheon stammt, in die babylonische Kultur jedoch integriert wurde – sodass sie dann in die Welt der Hebräer exportiert werden konnte. Hier wird sie dann auch als ein weiblicher Dämon beschrieben und erhält die Zusatzbezeichnung „die Nächtliche“. Doch Lilith hat etymologisch noch weitere Bedeutungen. So deutet die sumerische Silbe „Lil“, im Wort „Lillu“, auf den Vogel „Tölpel“ hin.
Der Grund dieses Namens könnte sich darauf beziehen, dass große Seevögel (ein Tölpel kann bis zu 100cm groß werden und wiegt dann ca. 3,6 kg) sich nur unbeholfen auf Land fortbewegen konnten. Gleichzeitig ist die sumerische Silbe „Lil“ der „Wind“ und zeigt, dass die Göttin Lillu die Charakteristiken einer Luftgottheit besitzt. Eine eindeutige Übersetzung ist aber schwierig, da noch weitere Göttinnen des sumerischen Pantheons die Silbe „Lil“ besaßen. So werden die beiden Göttinnen Lilum und Leelluum als Göttinnen gesehen, die ein „nächtlicher Schutzwind“ sind. Daher kann man nur sagen, dass Luftwesen direkte Nachkommen von Mutter- und Schöpfungsgottheiten waren. So wird Lillu bzw. Lilith mit Bedeutungen wie „Windhauch“, „Hüterin des Windes“, „Tölpel“ oder „Nachtwind“ verbunden. Lilith (babylonisch Lilitu, sumerisch Lil Lu) hat jedoch nicht nur negative Aspekte. Ihr wurde die Eule zugeordnet, was auf einen Weisheitsaspekt deutet. Da die Eule meist in der Nacht aktiv ist und u. a. auch auf Bäumen sitzt, ist es nicht verwunderlich, dass Lilith, in der mittelalterlichen Mythologie, als ein lauerndes Gespenst beschrieben wird, das auf Bäumen hockt, von deren Zweigen Blut tropft. Im Rahmen der Energie Lilith will ich noch kurz auf die Energie Lamastu eingehen, welche die „Gegnerin“ von Pazuzu ist. Lamastu war eine Kraft, die Krankheit und Tod verursachte, um eine Überbevölkerung zu verhindern. Sie war somit keine Kraft des „Bösen“, sondern ein Prinzip der Natur! Da sie aber auch des Nachts agiert und manchmal auch „Dämonin des Kindbettfiebers“ betitelt wird, da sie „gern“ Schwangere oder Säuglinge attackierte, manchmal aber auch Männer, wird sie mit Lilith oft gleich gesetzt.
Man sieht also, dass diese Brillenbuchstaben offensichtlich doch ein „paar Tage“ älter als das Mittelalter sind. Man muss selbst entscheiden, ob man für sich und den eigenen Intellekt eine lückenlose Aufschlüsselung braucht, woher die Buchstaben kommen, wer sie erfunden hat oder ob man es akzeptieren kann, dass es historische Begebenheiten sind, die seit Jahrhunderten von Menschen immer wieder zum magischen Zwecke verwendet werden. Es mag sein, dass die Buchstaben von den Göttern, Engeln und Malachim persönlich übergeben wurden. Es mag sein, dass es einfach nur Fantasiesymbole eines verirrten Menschen sind, die sich zufällig über die Jahrhunderte gehalten haben. Da es hierbei um eine Selbstprogrammierung und um eine magische Verwendung geht, ist dies jedoch absolut irrelevant. Wenn man alles mit seinem Intellekt haarklein aufschlüsseln will, warum, wie und was passiert, wird man in der Magie irgendwann seinen Verstand verlieren, und wie ein Hamster in einem Hamsterrad agieren. Man rennt und rennt, kommt aber niemals ans Ziel, bis man vor Erschöpfung aufgibt! So soll es in der Magie nicht sein. Durch einen festen Willen kann man auf seine Grundenergien zugreifen, und wenn man für sich die Buchstaben bzw. Symbole verwenden will, sind die intellektuellen Beweisführungen eher als Zeitvertreib und als Neugierbefriedigung zu sehen, nicht aber als essenzielle Fundamentstücke, ohne die die Wirkung niemals eintreten wird. Ein weiteres Stück aus der Spätantike, welches im Jahr 1899 bei archäologischen Ausgrabungen in der türkischen Stadt „Pergamon“ gefunden wurde, zeigt erneut entsprechende Buchstaben bzw. Symbole. Hier einmal die entsprechende Abbildung von der „Divinations-Scheibe aus Pergamon“:
Gut, man kann also wirklich davon ausgehen, dass Agrippa von Nettesheim die Symbole NICHT erfunden hat. Maximal kann man davon ausgehen, dass er diese einfach den hebräischen Buchstaben zugeordnet hat, wobei es auch hier verschiedene Überlieferungen gibt.
Hier einmal die Tabellen, die die lateinischen und hebräischen Buchstaben mit den Buchstaben des Malachim-Alphabets vergleichen – wobei es nur um eine grobe ZUORDNUNG geht, auch in Bezug auf eine Transkription der Buchstaben, wenn Textpassagen in einem entsprechenden Stil bzw. Font verfasst sind: