Lucy McNial

Hostage Forever


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unter die Haut? Ich war kurz davor gewesen, ihr die drei Worte zu sagen, die alle meine Pläne zunichte machen konnten. Ich konnte – durfte – sie nicht wissen lassen was ich für sie empfand. Ich durfte es nicht einmal mir selbst eingestehen. Sie war ein wichtiges Werkzeug meiner Rache. Ich durfte mich nicht von dem ablenken lassen was ich zu tun hatte. Gefühle für sie zu haben war ein Hindernis, welches ich überwinden musste. Wenn ich meine Pläne durchziehen wollte, durfte ich keine Skrupel zeigen. Ich wandte den Blick von Valentina ab. Zum einen konnte ich die Verwirrung und den Schmerz in ihren Augen nicht ertragen, und zum anderen musste ich aufhören mehr in ihr zu sehen als eine Schachfigur auf meinem Spielbrett. Sie ging mir verdammt noch mal viel zu sehr unter die Haut. Mein Gewissen war mit meiner Schwester gestorben. Seitdem hatte ich nur für diesen Augenblick gelebt. Für die Rache. Doch Valentina ließ den verdammten Tresor in dem ich mein Gewissen gesperrt hatte bröckelig werden. Er bekam Risse, und wenn ich nicht sehr aufpasste, dann würde ich nicht in der Lage sein meinen Plan in die Tat umzusetzen.

      Du könntest deinen Plan anpassen. Du könntest Valentina behalten, drang eine kleine Stimme durch die Ritzen des Tresors.

      Ich schüttelte den Kopf, und trat einen Schritt zurück. Nein, ich war diesen Weg gedanklich schon hundert Mal gegangen, und war zu dem Ergebnis gekommen, dass es alles wofür ich all die Jahre gelebt und geplant hatte zunichte machen würde. Ohne Valentina anzusehen, verstaute ich meinen Schwanz wieder in meiner Hose und zog den Reißverschluss hoch. Aus den Augenwinkeln sah ich wie Valentina ebenfalls versuchte, ihre Kleidung zu richten.

      „Mateo?“ Ihre Stimme war nur ein Flüstern.

      Ich erwiderte nichts. Meine Zähne mahlten gegeneinander und meine Fäuste ballten sich, als ich meine eigenen dämlichen Emotionen bekämpfte.

      „Dies ist genau das was ich meinte, Mateo“, sagte Valentina bitter. „Ich weiß nicht, was oder wer ich bin, wenn du mich so herumschubst!“

      „Ich schubse dich nicht herum, Valentina“, knurrte ich ohne sie anzusehen.

      „Ach nein?!“ Sie schnaubte. „Du hast mehr verdammte Gefühlsschwankungen wie eine Frau in den Wechseljahren! Mal machst du mir klar, dass ich nur ein Werkzeug bin. Ein anderes Mal behandelst du mich als wenn du... als wenn da mehr zwischen uns ist als...“ Ihre Stimme zitterte, und sie brach ab. „Und dann wieder bist du so kalt wie eine verdammte Hundeschnauze!“ fügte sie anklagend hinzu.

      Ich verbannte meine Gefühle für sie bestimmt in den hintersten Winkel meines kalten Herzens, und wandte mich ihr zu. Meine Miene kalt und ohne Emotionen. Ich verhärtete mein Herz als ich sie bei meinem Anblick zusammen zucken sah. Ignorierte den Schmerz in ihren großen, dunklen Augen.

      „Du weißt nicht, was oder wer du bist?“ höhnte ich. „Du scheinst auch vergessen zu haben was und wer ICH bin, Valentina!“ Ich ergriff sie hart beim Arm und sie wimmerte als meine Finger sich schmerzhaft in ihr weiches Fleisch gruben. „Ich bin Mateo Moreno. Der Mann der dich entführt und gefoltert hat. Der Mann, der dich dazu benutzen wird, sich an deiner Familie und der deines Gatten zu rächen. Wenn du denkst ich hätte ein Herz oder eine Seele, ein Gewissen oder sonst irgendwelche noblen Züge, dann bist du eine Närrin. Was immer vielleicht an mir noch gut gewesen sein mag starb als dein Schwager mit Hilfe deines Mannes meine kleine Schwester entehrte. Folterte. Vergewaltigte. Und dann zum Sterben auf einer verfickte Müllhalde zurück ließ.“

      Tränen strömten über Valentinas Wangen. Furcht und Schmerz stand in ihren Blick geschrieben. Ihr ganzer Körper bebte, doch ich war zu sehr in meiner Wut und in meinem eigenen Schmerz versunken um das Monster in mir zu bändigen. Mit einem wütenden Knurren stieß ich sie von mir und sah emotionslos zu, wie sie mit einem Schrei inmitten der Stühle zu Boden ging. Sie schluchzte, und hielt sich den Arm wo ich sie so fest gehalten hatte dass meine Fingerabdrücke weiß von der ansonsten geröteten Haut hervor stachen. Es war mir egal ob ich ihr wehgetan hatte. Ihr verdammter Schwager hatte viel Schlimmeres mit Lucille angestellt. Ich mochte ein Monster sein, doch verglichen mit dem was Juan Rodrigo meiner Schwester angetan hatte, sah ich aus wie ein verfickter Heiliger.

      „Ich war willens dir zu helfen, meine und Sebastians Familie zu zerstören, Mateo“, sagte Valentina anklagend. „Es wäre nicht notwendig gewesen, mich so zu behandeln. Mir... mir mehr wehzutun als du ohnehin schon hast.“

      Sie hatte keine Ahnung. Es WAR notwendig. Doch nicht um sie dazu zu bringen zu tun was ich von ihr wollte. Nein. Es war notwendig, damit ICH den Plan durchführen konnte. ICH war derjenige, der dies brauchte. Den Abstand. Ich war schwach wenn es um sie ging. Es war besser wenn sie mich hasste. Wenn sie nicht versuchte mich dazu zu bringen, Dinge zu fühlen, die ich nicht fühlen durfte.

      „Was notwendig ist oder nicht, entscheide ich“, sagte ich kalt, und verließ den Raum.

       Valentina

      Heiße Tränen strömten über meine Wangen hinab als Mateo aus dem Raum stürmte.

      Dämlich! Dämlich! Dämlich! schalt ich mich selbst. Du bist so eine blöde Kuh. Was hast du gedacht? Dass er sich in dich verliebt, dich heiratet und ihr lebt glücklich bis ans Ende eurer Tage? Dies ist kein verdammtes Märchen und auch keine Liebesschnulze.

      Meine innere Stimme hatte Recht. Und ich wollte ja auch gar nicht den Rest meines Lebens als Kartellbraut verbringen. Ich wollte meine Freiheit, und vielleicht ein Leben in den Staaten. Ich könnte studieren, etwas aus meinem Leben machen, und der Gewalt und den kriminellen Machenschaften des Kartells den Rücken kehren. Das war was ich mit meinem Leben tun wollte. Mateo helfen, meine Freiheit erlangen, und von hier verschwinden. Ich hatte keine Gefühle für das sadistische Arschloch. Ich liebte ihn nicht.

       Warum tut es dann so weh? Was kümmert es mich, ob ich nur eine Schachfigur für Mateo bin oder ob er irgendwelche Gefühle für mich hegt?

      Es machte keinen Sinn. Er war ein brutaler Bastard. Ein Teufel mit dem Gesicht eines gefallenen Engels. Ja, der Sex mit ihm war gut. Okay – mehr als gut. Doch das hatte doch nichts mit tieferen Gefühlen zu tun. Der Kerl sah gut aus, hatte einen sexy Body, und wusste wie man eine Frau befriedigte. Es war rein körperlich. Eine normale Reaktion meines Körpers auf Stimulation. Nichts weiter!

      Entschlossen wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, und rappelte mich auf. Ich fühlte mich ein wenig besser. Ich würde mich von nun an emotional von Mateo distanzieren. Ich würde sein braves Pet spielen, und tun was er verlangte bis er seine Rache bekommen hatte. Doch dann würde ich all dem hier den Rücken kehren. Mit zittrigen Fingern richtete ich meine Kleidung und meine Haare so gut es ging. Dann holte ich ein paar Mal tief Luft. Mein Herz klopfte noch immer schnell, doch ich fühlte mich wieder einigermaßen unter Kontrolle. Genug, dass ich die Kraft und den Mut aufbringen konnte den Raum zu verlassen. Mein Blick fiel auf das Chaos auf dem Tisch welches von unserem heftigen Liebesspiel her rührte. Nein! Ficken, nicht Liebesspiel. Was wir taten hatte nichts mit Liebe zu tun. Es war Sex. Ficken! Ich musste das endlich in meinen dämlichen Schädel bekommen. Wenn ich das nicht verinnerlichen konnte, würde ich am Ende nur verletzt werden.

      Den Rest des Tages verbrachte ich in der Bibliothek. Ich wollte niemanden gegenüber treten. Nicht nach dem was beim Frühstück im Esszimmer geschehen war. Doch ich würde mich nicht für immer verstecken können. Mateo würde weiter an meiner „Erziehung“ arbeiten wollen, und wahrscheinlich würde er wieder einige seiner Männer anwesend haben. Vielleicht würde sogar Daniel wieder mitmischen. Der Gedanke ließ eine Gänsehaut über meinen Körper laufen. Verdammt! Was war nur los mit mir? Wie konnte mich der Gedanke nur erregen? Das war doch nicht normal. Hatte die Folter die Mateo angewandt hatte mehr Schaden angerichtet als ich gewahr war? Ich runzelte die Stirn als ich auf das Buch hinab sah, welches ich seit wenigstens einer Stunde zu lesen versuchte, wenn denn meine Gedanken endlich mal aufhören könnten zu kreisen. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich das verdammte Buch verkehrt herum hielt.

      „Du bist ein Wrack, Tina“, murmelte ich mit einem Kopfschütteln. „Reiß dich zusammen, oder du bist reif für die Klapse wenn du hier raus kommst.“

      Ich legte das Buch auf den kleinen Beistelltisch