Edda Blesgen

Nächtliche Besuche bei Stefan Sternenstaub


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      Edda Blesgen

      Nächtliche Besuche bei Stefan Sternenstaub

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Ein Gespenstchen geht auf Reisen

       Quirin Qantler-Binder, der Bastler und Erfinder

       Der kleine Pirat und der Spinat

       Caroline

       Die Geschichte von Fünfkopf, dem Drachen

       Lisa

       Der Schokoladen-Eier-Osterhase

       Das Faulfieber bricht aus

       Eine unglaubliche Flaschengeschichte

       Von dem Seehund, der nicht schwimmen, dem Papagei, der nicht fliegen und dem Zauberer, der nicht zaubern konnte

       Hexen – gibt’s die?

       Gevatter Natter

       Warum die Sahara eine Wüste ist

       Eselpotanien

       Der Briefträger von Kleinmeindorf

       Tschüss

       Impressum neobooks

      Ein Gespenstchen geht auf Reisen

      Die Einwohner von Kleinmeindorf glauben, ihr Ort habe genau dreihundertsiebenundneunzig Einwohner. Aber da lebt noch ein dreihundertachtundneunzigster Bürger: Es ist ein Gespenstchen, das tagsüber auf den verschiedensten Dachböden, in Kellern, alten Schuppen, Gartenhäuschen und Garagen schläft. Immer wieder wechselt es sein Quartier, um nicht entdeckt zu werden. Erst bei Dunkelheit, wenn die anderen in ihren Betten liegen, schwebt es durch die Straßen. Manchmal spukt es nachts ein wenig. Dabei wurde das Gespenst schon von einigen Kleinmeindorfern gesehen, doch da heutzutage niemand mehr an Geister glaubt, haben sie es für ein Traumgebilde gehalten - außer Stefan Sternenstaub.

      Stefan Sternenstaub ist Nachtwächter der Plüschtier-Fabrik, die am Dorfausgang an der Straße nach Großkloßmoos liegt. Zuweilen spielt er mit dem Gespenst Mensch-ärgere-dich-nicht. Zwischendurch öffnet er ab und zu das Fenster, um die Sterne zu betrachten, zeigt dem Nebelgeistchen am Himmel den großen Wagen, die Kassiopeia und den Orion, und so ganz nebenbei schaut er dabei pflichtgemäß über das Werksgelände, ob kein Einbrecher umherschleicht. Manchmal dreht er zwischen zwei Spielen sogar eine Runde durch die Fabrikhallen, in denen tagsüber Teddybären, Plüschelefanten, Schmusekrokodile, Kuscheltiger und Streicheligel genäht werden, und weil der Direktor Balthasar Dromedar heißt, werden ganz besonders viele Dromedare angefertigt. Der Nachtwächter wirft einen Blick unter die Tische mit den Nähmaschinen, öffnet Schränke und Spinde, richtet den Strahl seiner Taschenlampe in sämtliche Ecken und schlurft spähend durch den Lagerraum. Von den Regalen sehen ihn die Plüschtiere mit glänzenden Knopfaugen an.

      „Alles in Ordnung! Nirgendwo versteckt sich ein Dieb. Die Bösewichter wissen eben, Stefan Sternenstaub ist wachsam“, sagt er und geht zufrieden mit sich in die gemütliche Wohnung zurück.

      „Puh, ist das kalt“, sagt er an einem Winterabend beim Eintreten. „Ich werde mir ein Glas Glühwein machen, um mich aufzuwärmen.“ Da Geister weder Speisen noch Getränke benötigen, bietet er ihm nichts an.

      Das Gespenstchen schaut eine Weile zu, dann fragt es zaghaft: „Würdest du mir auch so ein Glas mit Glühwein geben? Er sieht so herrlich rot aus.“

      Nichts liebt das Spuknebelchen nämlich mehr als leuchtende Farben. Nachts in den einsamen Straßen sieht alles grau und schwarz aus. Nur hier in der hellen Stube oder im Schein der Taschenlampe, wenn es den Nachtwächter auf seinem Rundgang begleitet, gibt es bunte Gegenstände. Im Frühjahr kann das Gespenst sich nicht satt sehen am saftigen Grün des Rasens zwischen den Fabrikhallen. Immer wieder bittet es den Nachtwächter, das Gras anzustrahlen oder die sonnengelben Abfallbehälter und knallroten Bänke, die die Frauen und Männer in der Mittagspause zum Ausruhen einladen.

      „Glühwein?“ zögert Stefan Sternenstaub, „du bist ihn nicht gewohnt und könntest übermütig und beschwipst davon werden. Was hältst du von Himbeersaft?“

      „Himbeersaft? Kenne ich nicht! Ist der auch rot?“

      „O ja.“

      Der Nachtwächter holt ein Glas und stellt es auf den Tisch. Das Gespenstchen betrachtet das Getränk begeistert. „Wie schön, wie rot - eigentlich viel zu schade zum Trinken.“ Dann nippt es doch daran. „Hmm, das schmeckt ja fast noch besser als es aussieht.“ Noch ein Schlückchen, noch eins, und dann ist das Glas leer.

      Stefan Sternenstaub kramt das Mensch-ärgere-dich-nicht-Brett hervor. „Wären wir nur zu dritt“, sagt er, „dann könnten wir zur Abwechslung auch einmal Schwarzer Peter spielen.“

      „Miau“, macht es draußen vor dem Fenster. Die beiden achten nicht darauf.

      Nach einer Weile, diesmal dringlicher, ertönt es wieder „Miiauau.“

      Ein kohlrabenschwarzes Etwas mit zwei leuchtenden Augenpunkten will eingelassen werden.

      „Der Schwarze Peter persönlich“, lacht das Gespenst.

      Stefan Sternenstaub steht auf und öffnet das Fenster. Eine Katze, die eine grüne Mütze mit roter Troddel auf dem Kopf trägt, kommt hereinstolziert.

      „Mein Name ist Mützenkater“, stellt sie sich vor. „Darf ich ein wenig bei euch bleiben?

      Anscheinend scheuen sämtliche Katzendamen die Kälte. Sie sind alle zu Hause und ich langweile mich.“

      „Wir freuen uns, wenn du uns ein wenig Gesellschaft leistest“, sagt der Nachtwächter.

      Das Gespenst kommt aus dem Staunen nicht heraus. „Dich habe ich noch nie gesehen. Bist du neu hinzugezogen?“

      „So ist es“, bestätigt das Tierchen.

      „Eine Katze, die eine grüne Mütze mit roter Troddel trägt“, wundert das Spuknebelchen sich weiter. „Eine Katze, welche die menschliche Sprache beherrscht! Wo und bei wem wohnst du?“

      „Ich gehöre zu keinem Menschen und bin stolz darauf, frei und unabhängig zu sein. Es ist unter meiner Würde, um Milch und Katzenfutter zu betteln.“

      „Wovon