der intelligiblen Welt zu gleiten. Und dann singt Plotin das Hohelied auf die Kunst der Dialektik, die für ihn so etwas wie die Königin aller philosophischen Methoden ist. Übrigens fasst Plotin auch die Syllogistik von Aristoteles mit unter Dialektik.
Keywords: Dialektik, das Gute, die Höhe der intelligiblen Welt, Musiker, Philosoph, Liebender, Schlussregeln, philosophische Methode
Anmerkungen zu Schrift I.4
Die 4. Schrift der I. Enneade ist überschrieben mit „Über die Glückseligkeit“…
In dem etwas längeren Text geht es um die Frage nach dem Glück bzw. der Glückseligkeit. Glück oder Glückseligkeit ist das höchste Gut. Der Mensch strebt nach dem Glück allein. Dabei ist das Glück als das höchste Gut nicht zu verwechseln mit dem Guten an sich… Das ist jedenfalls meine Meinung… Ein Mensch, der ausschließlich Gutes tut, muss deshalb noch nicht glücklich sein, und einer, der immer nur böses tut, ist vielleicht viel glücklicher als ich… Glück ist für Plotin eine Empfindung der Lust, eine Lust, die uns Genuss bereitet… Sie ist, könnte man sagen, die Erfüllung der höchsten Lebensqualität… Zum Glück allein strebt der Mensch... Ich sagte es bereist…
Zum Glück dazu gehört unmittelbar auch das Vermeiden von Unglück und Schmerz…Darum ist der Mensch auch im Schlafe nicht unglücklich, weil er dann praktisch kein Leid empfindet.
Keywords: Glück, Glückseligkeit, höchstes Gut, das Gute, Tugenden, Schmerz, Leid, Unglück, das Schlechte, Tod
Anmerkungen zu Schrift I.5
Die 5. Schrift der I. Enneade ist überschrieben mit „Ob die Glückseligkeit in der Länge der Zeit bestehe oder ob die Glückseligkeit einen Zuwachs durch die Zeit erhalte“…
Trotz der Überlänge des Titels handelt es ich nur um einen der kürzeren Texte. Plotins Thema ist hier äußerst komplex und auch äußerst subtil… Er selbst beantwortet die Frage dahingehend, dass lang andauerndes Unglück ein Mehr an Unglück bedeutet, dauerhaftes Glück aber kein Mehr an Glück… Nur die Steigerung des Glücks könne ein Mehr an Glück bedeuten, denn zum Glück allein streben wir… Und dieses Glück besteht in der Tätigkeit der Seele, im Denken… Allein wahre Erkenntnis kann und am Glück teilhaben lassen… Das ist grundsätzlich auch meine eigene Ansicht…
Keywords: Glück, Unglück, Länge der Zeit, Steigerung, Zeit, Ewigkeit, zeitliche Dauer, ewige Dauer
Anmerkungen zu Schrift I.6
Die 6. Schrift der I. Enneade ist überschrieben mit "Über das Schöne"...
Die 6. Schrift beginnt mit folgenden Worten: "Das Schöne beruht größtenteils auf den Wahrnehmungen des Gesichts, es beruht aber auch auf denen des Gehörs, wie bei den Zusammenstellungen von Wörtern und in der gesamten Musik. Denn auch Melodien und Rhythmen sind schön. Steigen wir von der sinnlichen Wahrnehmung weiter aufwärts, so gibt es auch schöne Einrichtungen, Taten, Zustände, Wissenschaften, endlich eine Schönheit der Tugend. Ob noch eine höhere Schönheit, wird sich im weiteren Verlauf zeigen."
Und nun fragt Plotin: "Was ist nun aber die bewirkende Ursache davon, dass Körper als schön erschaut werden, dass das Gehör den Tönen als schönen seine Zustimmung gibt?" Plotin fragt also danach, was es ist, das in uns die "Empfindung" der Schönheit erzeugt... Was ist es, das macht, dass uns etwas gefällt? Es ist erstaunlich, aber Plotin fragt das wirklich. Plotin hat wirklich einen Begriff von Schönheit im Sinne dessen, was uns gefällt... Leider sieht er selbst die Qualität dieses Gedankens nicht, er will tiefer gehen und danach fragen, „was“ es denn ist, das uns gefällt... Zunächst macht er es an einer bestimmten Harmonie fest, und zwar an der Symmetrie der Teile zum Ganzen... Aber dann verwirft er diesen Gedanken, weil man ja auch die Tugend für schön hält, und die sei eben unteilbar... Der Grund, warum wir etwa einen Körper, überhaupt etwas Diesseitiges für schön halten, sei, so Plotin, seine Teilhabe an den göttlichen Ideen... Und nun führt Plotin diesen Gedanken bis ins Detail aus. Unabhängig von diesen Ausführungen möchte ich dem eine andere Idee der Ursachen des Schönen gegenüberstellen... Letztendlich ist es unsere Seele, die Gefallen an etwas findet, die etwas für schön hält... Aber was spricht die Seele da an? Wenn man ein Bild sieht, mag es dem einen gefallen und dem anderen nicht... Es muss also in demjenigen, dem das Bild gefällt, etwas angesprochen haben, etwas "zum schwingen" gebracht haben, was ihm selbst, seinem inneren Wesen entspricht... Und die inneren Wesen sind eben verschieden, und daher ist das Schöne auch rein subjektiv... Als schön empfinden wir nur etwas, das in unserem eigenen Inneren etwas anspricht, das ganz unserem eigentlichen Wesen entspricht.... Eben diese Ähnlichkeit lässt uns an einer Sache Gefallen finden... Aber auch das genaue Gegenteil empfinden wir als Schön... Gegensätze zeihen sich bekanntlich an, so der Volksmund... Eigentlich jedem Menschen ist dieses Phänomen bekannt, wenn er nur aufmerksam genug ist...
Höchste Schönheit erreichen wir hingegen in den spirituellen Mysterien, an die Plotin fest glaubt... So sagt er den berühmten Satz, den man üblicher Weise nur mit Goethe in Verbindung bringt: "Nie hätte das Auge jemals die Sonne gesehen, wenn es nicht selber sonnenhaft wäre; so kann auch eine Seele das Schöne nicht sehen, wenn sie nicht selbst schön ist." Ein gutes Schlusswort...
Keywords: Das Schöne, Schönheit, sinnliche Wahrnehmung, Tugend, Tugenden, Seele, Empfindung
Anmerkungen zu Schrift I.7
Die 7. Schrift der 1. Enneade ist überschrieben mit: "Über das erste Gut und die anderen Güter oder über das erste Gut und die Glückseligkeit"
Trotz der Länge des Titels, der übrigens irreführend ist, weil von Glückseligkeit gar nicht die Rede ist, ist diese Schrift einer der kürzesten Texte überhaupt...
Das erste (höchste) Gut ist das, wonach alles sich ausrichtet, zu dem alles hinstrebt... Dieses Gute ruht ganz in sich selbst. Es ist jenseits allen Seins, allen Geistes und allen Denkens...Alle Dinge haben am Guten teil, wie sie am Sein teilhaben und an der Form. Gut ist für das Leben das Leben und für den Geist der Geist. Die Tugend aber lässt uns in ganz besonderer Weise am Guten teilhaben
Keywords: Das erste (höchste) Gut, Tugend, Leben, Geist, Denken
Anmerkungen zu Schrift I.8
Die 8. Schrift der I. Enneade ist überschrieben mit „Was und woher das Böse sei“.
Die Schrift beginnt mit folgenden Worten: „Die Untersuchung, woher das Böse in das Seiende überhaupt oder in eine bestimmte Art des Seienden gekommen, dürfte passend mit der Frage beginnen, was eigentlich das Böse und die Natur des Bösen sei. Dann folgen allerlei Sophistereien, etwa, dass man das Böse nur bestimmen könne, wenn man zuvor das Gute bestimmt, dann folgen Sophistereien zur Bestimmung des Guten, und dann eben Sophistereien zur Bestimmung des Bösen… Plotin stellt dann am Anfang des 4. Absatzes dies fest: „Die Natur der Körper also, soweit sie an der Materie Teil hat, ist böse. Die Seele hingegen ist nicht per se Böse, kann es aber sein, etwa durch die Aufnahme von Untugenden… Dabei vertritt Plotin ganz klar die Tugendlehre von Platon (Politeia). Plotin bestimmt das Böse nun als einen Mangel des Guten, und so läuft alles darauf hinaus, dass Gott, er Vater, das Gute ist, und das Böse durch einen Abfall von Gott entsteht… Und so ist wiederum klar, dass die Materie für Plotin schlechthin böse ist. Ein zugegeben etwas eigenartige Vorstellung, aber im Sinne Plotins ist sie absolut stimmig und kohärent…Mir selbst ist diese ganze Art zu denken sehr sympathisch, und ich hatte die längste Zeit die gleichen Gedanken… Übrigens, Plotin weist ganz am Anfang der Schrift auf den Satz vom zureichenden Grund hin… Der war also in der Antike schon bekannt, und nicht erst bei Leibniz… Ob aber Aristoteles den Satz schon ausspricht, weiß ich nicht…In jedem Fall aber gibt es in der Schrift eine Menge Anspielungen an die Metaphysik des Aristoteles…
In der 8. Schrift der I. Enneade