mal«, erwiderte Ri'naldus. »Zu meinem Chef natürlich. Ich muss sagen, für jemanden, der zählen kann, bist du ganz schön begriffsstutzig!«
Ich bat Ri'naldus, mich zum Bruder der Regentin zu bringen und kurz mit ihm reden zu lassen, bevor er mich zu seinem Herrn verfrachtete. Aber obwohl ich seine Dankbarkeit aufs Äußerste strapazierte, schaffte ich es nicht ganz, ihn zu überreden. »Da gibt es noch ein kleines Problem, ein kleines«, meinte er zögernd. »Mein Chef will nicht, dass jemand von draußen die Höhlen und Tunnel sieht.«
»Dann verbind mir doch die Augen«, schlug ich vor. Gut, dass ich nicht verraten hatte, dass ich zumindest teilweise als Sucher ausgebildet war!
Ri'naldus hielt das für eine gute Idee und schlang mir einen seiner Fangarme um den Kopf. Es war ein widerliches Gefühl, und mein Salamander floh von meiner Schulter bis hinunter zu meinem Handgelenk. Dann schwamm der Krake in rasender Geschwindigkeit los, zerrte mich durch verschlungene Unterwasserpfade, Tunnel und Höhlen. Nervös versuchte ich, mir jede Biegung, jede Veränderung des Wassers und Drucks einzuprägen, wie ich es gelernt hatte. Hoffentlich ließ mein Gedächtnis mich bei der Rückkehr nicht im Stich, sonst kam ich hier ohne Ri'naldus Hilfe nie wieder raus! Und sich auf einen Halbmenschen zu verlassen, der mit jemand anders verbündet war, schien mir ein gewagtes Spiel.
Schließlich durchbrachen wir die Wasseroberfläche. Ri'naldus ringelte endlich den Arm von meinem Kopf – wahrscheinlich würde es eine Weile dauern, bis das unschöne Muster von Saugnapfabdrücken auf meinem Gesicht verblasste.
Wir befanden uns in einer kleinen Höhle, die von oben bis unten mit beige-grauen, matt glänzenden Tropfsteinen durchwuchert war und nach feuchtem Stein und Fledermauskot roch. Zwischen zwei Tropfsteinen hing eine schäbige Hängematte – und darauf lag ein schlaksiger junger Mann. Misstrauisch richtete er sich auf, um zu sehen, wer da eingetroffen war. Er hatte rotblonde Haare, ein blasses, sommersprossiges Gesicht und abstehende Ohren.
Gequirlte Schnepfengalle, ich kannte dieses Gesicht!
Nach ein paar Momenten fiel mir auch ein, woher. Es war der junge Mann, den ich im letzten Winter vor den Skas gewarnt hatte und der mich durch seine Deutung auf die Idee gebracht hatte, Sucher zu werden. Janor hatte er sich genannt. »Wie – du bist der Sohn der Regentin?«, entfuhr es mir. »Ich denke, du bist Vorhersager?«
Janor wirkte genauso verblüfft. Er hatte mich offensichtlich auch erkannt. »Äh – bist du etwa der große Held, der mich angeblich retten soll? Oder ist dein Meister auch hier?«
»Was für ein Held?« Ich begriff gar nichts mehr.
Er kletterte umständlich aus der geknüpften Hängematte und reichte mir mit vorwurfsvoller Geste eine winzige Schriftrolle. Anscheinend war ein Salamander mit einer beruhigenden Nachricht zu ihm durchgekommen. Ich las sie schnell durch.
Hochverehrter Zweiter Regent,
wir haben einen der besten Sucher Dareshs mit Eurem Fall betraut. Er wird euch in Kürze befreien. Es ist also überflüssig, dass Ihr Euch Sorgen macht.
Hrkar, Kommandeur Farak-Alit
Brackwasser, war das peinlich. Die hatten wohl noch gedacht, sie würden Udiko überreden können. »Ich fürchte, wir müssen ohne Helden auskommen, aber ich werde trotzdem versuchen, dich, äh ...« schnellstmöglich freizukriegen, hatte ich sagen wollen, aber das war keine gute Idee, solange Ri'naldus zuhörte. Also fragte ich nur: »Bist du in Ordnung? Kannst du schwimmen?«
»Ich glaube schon«, antwortete Janor. Skeptisch blickte ich ihn an. Er war sehr blass und wirkte schwach, es war deutlich zu sehen, dass es ihm nicht gut ging. Trotzdem war da ein Funke Hoffnung in seinen Augen. »Vielleicht war es mein Schicksal, dich damals zu treffen, damit du Sucher werden konntest und mich jetzt retten kannst«, meinte er. »Man weiß ja nie.«
Das fand ich ein bisschen arg ichbezogen, aber ich sagte nichts dazu. Wir würden noch genug Zeit haben, uns zu unterhalten, wenn ich ihn aus den Schächten raus hatte.
Falls ich es überhaupt schaffen würde. Als Janor etwas von »retten« sagte, hörte ich, wie Ri'naldus sich hinter mir regte.
»Wisst ihr was, ich glaube, ich sage jetzt lieber mal meinem Chef Bescheid, meinem Chef«, verkündete er streng. »Ich glaube, ihr wollt fliehen, das findet er bestimmt nicht so gut.«
Erschrocken fuhr ich herum, wollte ihn aufhalten, ihn überreden, irgendwas, aber er war bereits verschwunden.
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