beiden Hexen ließen die Besen noch eine Weile sich austollen, solange, bis beide Kinder so weit waren, den Ausritt auch sichtlich zu genießen.
»Schluss jetzt!«, befahl Hoxa, die dem Treiben nach einiger Zeit des Ausgelassen seins, Einhalt gebot. »Fürs Erste haben wir genug Spaß gehabt. Und du«, sie wandte sich an Gisela, »glaubst nun hoffentlich auch, dass du nicht träumst, sondern, das alles auch erlebst.«
»Ja«, hauchte das Mädchen, und konnte es eigentlich immer noch nicht glauben, dass sie mit ihrem Bruder, zwei Hexen und zwei Besen, durch die Lüfte rauschte.
»Gut so«, sagte Brunhilde. »Ist auch Zeit geworden. Immerhin wollen wir den Muffler ja besuchen, solange er noch schläft.«
»Was wollen wir denn bei dem Muffler?«, fragte Lothar neugierig. »Wollen wir dem ein bisschen Angst machen? Bis ihm die Beine schlottern und er uns in Zukunft in Ruhe lässt?« Ein Hoffnungsschleier legte sich über sein Gesicht.
»Etwas in der Art«, antwortete Hoxa.
»Allerdings geht das nicht in einer Nacht. Dazu brauchen wir länger«, dämmte Brunhilde die Freude der Kinder.
»Heißt das, dass ihr uns jetzt jede Nacht besuchen kommt?« In Lothars Augen verstärkte sich das Leuchten.
Na, das is‘ es doch. Jede Nacht solch ein Abenteuer. Pfundig, wundig!, freute er sich.
»Ja. Vielleicht nicht unbedingt und notwendigerweise, jede Nacht, aber wir werden auf jeden Fall noch öfter kommen müssen, bis der Kerl soweit ist, dass er die Leute ein für alle Mal in Ruhe lässt.« Brunhilde krauste die Stirn. »Und außerdem müssen Hoxa und ich, uns hierfür auch erst noch etwas einfallen lassen. Für heute Nacht, belassen wir es erst einmal mit einem Schrecken.« Sie wandte sich an alle drei. »Seid ihr soweit? Kann’s losgehen?«
»Ja!« Alle nickten.
Brunhilde pfiff leise durch die Zähne und beide Besen blieben auf der Stelle in der Luft stehen.
»Eins, zwei, drei. Besen herbei. Besen rauf und runter. Zum Muffler, es sei!«, beschwor Brunhilde die Besen.
Bereits im nächsten Moment flogen sie am Fenster des Mufflers vorbei.
»Wir haben Glück. Das Fenster ist dort drüben nur gekippt«, flüsterte Hoxa und zeigte zum Fenster hin, welches eingekippt war.
»Dann nichts wie los!«, antwortete Brunhilde, und die Besen flogen zum gekippten Fenster hin. Sie stoben rauf und runter, solange, bis sie den richtigen Winkel hatten, um hinter das Fenster, ins Innere des Zimmers zu gelangen.
8 - Ungebetener Besuch
Kaum dass sie drinnen waren, öffnete Brunhilde das Fenster gänzlich. Hierzu bedurfte es lediglich einem Zauberspruch von ihr. Dafür musste sie weder vom Besen steigen, noch sonst etwas tun. Nur eben den richtigen Zauberspruch vor sich hinsagen.
Anschließend suchten sie das Wohnzimmer auf.
Herrmann Schreien, der Muffler, war wieder einmal vorm Fernseher eingeschlafen.
»Da liegt er, der alte Schnarchsack«, flüsterte Hoxa und grinste dabei die beiden Kinder an.
»Was ist, wenn er uns entdeckt?«, fragte Gisela ängstlich.
»Keine Bange, das wird er nicht. Wir alle sind unsichtbar.« Brunhilde konnte sich ein belustigtes Grinsen nicht verkneifen.
»Unsichtbar«, staunte Lothar, nicht schlecht, der gar nicht glauben konnte, dass die Hexen sie auch unsichtbar werden lassen konnten.
»Sicher doch. Immerhin wollen wir doch nicht, dass er uns entdeckt«, flüsterte Hoxa nun auch, und stimmte Brunhilde zu.
Sofort nutzte Brunhilde die Gelegenheit und strich allen über die Köpfe und ihren Besen über die Stiele. Fortan waren allesamt auf der Stelle unsichtbar.
»Sind wir schon unsichtbar?«, wollte Gisela wissen, da sie alle immer noch sehen konnte.
»Ja«, war Hoxas Antwort.
»Ich kann uns aber noch sehen«, sagte nun auch Lothar, sehr enttäuscht.
»Sicher doch. Wir können uns nach wie vor gegenseitig sehen; nur der dort vorne«, Brunhilde deutete auf den immer noch schlafenden Muffler, »der kann uns weder sehen noch hören.«
»Echt nicht?« Gisela war wieder einmal sprach- und fassungslos.
»Sicher, sicher!«, lachte Hoxa.
»Und jetzt lasst uns loslegen«, lachte Brunhilde und pfiff durch die Zähne, wieder einmal. Bereits im gleichen Augenblick ging die Lautstärke des Fernsehers nach oben, so dass der Muffler erschrocken aus dem Sessel hochfuhr.
»Mist, verdammter. Dass diese Dinger auch einfach von sich aus lauter werden«, meckerte er, lautstark, vor sich hin. Er suchte nach der Fernbedienung. Dummerweise lag sie auf dem Fernsehtisch.
»Wann hab‘ ich die denn dort hingelegt?«, wunderte er sich und lief zum Fernseher, nahm die Fernbedienung und schaltete die Lautstärke zurück.
Hoxa glitt von ihrem Besen und flüsterte ihm dabei etwas zwischen die Borsten.
Der Besen wieherte. Tatsächlich, er wieherte! Und da Hoxa wollte, dass es auch der Muffler hörte, schaute der Muffler sich suchend nach dem Geräusch um.
»Los jetzt!«, rief Hoxa dem Besen zu. Der Besen gehorchte aufs Wort. Sofort hub er auf den Boden ein, so dass es dem Muffler vorkam, als würde von unten gegen die Decke geschlagen werden.
»Is‘ ja gut. Kann ich ‘was dafür, dass der Kasten von alleine lauter geworden ist«, maulte er.
Doch das Hämmern hörte nicht auf. Immer lauter wurde es. So laut, dass sich Herrmann Schreien eine Zeit lang die Ohren zuhielt.
Als das Klopfen überhaupt nicht mehr aufhörte, stapfte er in die Küche und holte seinen Besen. Sowie er im Wohnzimmer zurück war, stieß er wütend mit dem Besenstiel gegen den Boden. »Wenn da unten jetzt bald Ruhe ist!«, schrie er dabei, völlig aufgebracht darüber, dass ihm, ausgerechnet ihm, geklopft wurde.
Doch statt, dass von unten jetzt Ruhe eingekehrt wäre, klopfte es nun auch noch von der Decke zu ihm herunter.
Brunhilde hatte ebenfalls ihrem Besen Zeichen gegeben und ihm befohlen, mit zu poltern, allerdings gegen die Decke.
Je mehr die Hexenbesen hämmerten und polterten, desto wütender wurde der Muffler. Immer heftiger schlug er gegen Decke und Boden, und immer lauter war das Echo, das zu ihm zurück kam.
Hoxa verdrehte lachend die Augen. Gleich darauf ertönte ein Martinshorn und Blaulicht flackerte durch Mufflers Fenster herein.
»Oh, kacke. Die Polizei.« Eilig nahm der Muffler den Besen und versteckte ihn im Schlafzimmer unterm Bett.
Als er wieder ins Wohnzimmer zurück ging, stand ein Polizist mitten im Zimmer.
»Wie …, wie kommen Sie denn hier herein?«, stotterte Herrmann Schreien, und warf dabei einen hastigen Blick über seine Schulter, hin zur Abschlusstür. Doch die war zu.
»Na wie schon!«, antwortete der Polizist. »Kann es sein, dass Sie bereits seit einiger Zeit Ihre Nachbarn mit Lärm belästigen? Lauter Fernseher, dacht‘ ich’s mir doch«, sagte er und blickte zum Fernseher hin.
»Der ist von alleine laut geworden. War eingeschlafen«, versuchte der Muffler, dem Polizisten, die nächtliche Störung zu erklären.
»Das mag ein Grund, aber keine Entschuldigung sein.« Der Polizist lief im Zimmer auf und ab. Suchend schaute er sich um. »Wo haben Sie das Ding versteckt?«, fragte er, dabei schoben sich seine Augenbrauen dicht zusammen.
»Versteckt? Wen?« Schreien schluckte.
»Ihren Radaumacher, mit dem Sie andauernd Ihre Nachbarn belästigen«, sagte der Polizist in gefährlich ruhigem Ton.
»Ich