Angelika Nickel

Der Muffler


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umzuziehen, legte er sich ins Bett und deckte sich mit der Bettdecke zu.

      Dabei dachte er noch lange darüber nach, woher der ungebetene Besuch, der Polizist, überhaupt gekommen war. Und wer ihn überhaupt in seine Wohnung gelassen hatte.

      Was für eine Kacknacht, dachte er noch, bevor er einschlief.

      Im Wohnzimmer unterdessen verwandelte sich der Polizist in die Hexe Hoxa zurück. Auch das Blaulicht hatte aufgehört, zu blinken. Es war ohnehin nur in Mufflers Wohnung zu sehen gewesen, doch das wusste Herrmann Schreien nicht.

      Es war nichts weiter gewesen, als das Werk der Hexen.

      Den Strafzettel jedoch, den ließen sie liegen. Sollte er ihn doch bezahlen! Die Bankverbindung war ohnehin die, einer wohltätigen Organisation. Und durch einen Hexenzauber in der Art geschrieben, dass der Muffler zwar lesen würde, dass der Betrag dem Staat gutgeschrieben werden, in Wahrheit jedoch einer wohltätigen Organisation zugute kommen würde.

      Brunhilde machte Hoxa Zeichen.

      Gemeinsam verließen sie, mit den beiden Kindern, den Besen, wie auch dem Besen des Mufflers, die Wohnung. Sie flogen die Kinder zurück in ihr Zimmer, danach verließen sie sie.

      »Wir sehen uns bald wieder!«, versprachen die Hexen, und waren im nächsten Augenblick durchs Fenster hinaus, in die Nacht hinein verschwunden.

      Mufflers Besen jedoch, der stand jetzt neben dem, den Besen-Fritze den Kindern erst nachmittags geschenkt hatte.

      9 - Echt toll

      Gisela und Lothar brauchten lange, bis sie endlich einschliefen. Fast die ganze Nacht hindurch, erzählten sie sich nochmals und immer wieder aufs Neue, ihr nächtliches Abenteuer.

      Die beiden Besen jedoch, hatten sie zuvor unter Lothars Bett gelegt. Sicher war sicher. Immerhin, wer konnte schon von sich behaupten, Besen zu besitzen, die in der Lage waren, zu fliegen. Wohl kaum jemand, … außer Hexen natürlich. Hexen mussten fliegende Besen haben, wie sonst wollten sie von der Stelle kommen und sich fortbewegen, ging es den Kindern durch den Kopf.

      Aufgeregt waren die beiden, als sie ihr nächtliches Erlebnis, sich wieder und wieder gegenseitig erzählten. Sie erzählten davon, wie sie mit leuchtenden Augen und vor Staunen offen stehenden Mündern, dem Treiben zugeschaut hatten, und wie der Muffler vor Angst schlotternd vor ihnen gestanden hatte; auch wenn er weder gewusst hatte, dass die beiden da waren noch, dass sie zudem auch noch unsichtbar gewesen sind.

      Wie überrascht sie gewesen waren, als die Hexe sich verwandelt und den Polizisten gegeben und den Muffler dermaßen verwirrt hatte, dass er am Ende schon gar nicht mehr gewusst hatte, wie ihm geschah.

      Sicherlich würde er morgen früh aufwachen und glauben, das Ganze geträumt zu haben.

      Würde vielleicht sogar auch klappen, wäre da nicht der Strafzettel, den die Hexen bewusst dort zurückgelassen hatten.

      Kichernd fielen sich die Kinder in die Arme.

      »Das war so toll, Gisela«, schwärmte Lothar, immer wieder von Neuem.

      »Ja, Kleiner. Das war es wirklich.« Sie strich ihm über den Rücken. »Echt toll, sogar.«

      Die ersten Vögel zwitscherten bereits, als die Geschwister endlich in den Schlaf fanden und einschliefen. Sie träumten beide denselben Traum, in welchem es von Hexen und Zauberern nur so wimmelte. Und zwischen ihnen tanzten lustige Reisigbesen, Kehrbesen, Staubwedel und sogar Putzlappen einher.

      Die Krönung des Ganzen jedoch waren die beiden Geschwister selbst: Sie saßen auf einem Thronsessel, der breit genug für sie beide war.

      Der blaue Samt des Sessels stach von ihren eigenen Kleidern farblich ab.

      Lothar war gekleidet in einen Anzug aus reinster silberfarbiger Seide, während Giselas Kleid golden war. Auf ihrem Kopf trug sie eine Krone mit lauter funkelnden Steinen. Und das Zepter in ihrer Hand, war ein Basilisk. Eine Schlange, die sich um den Arm des Mädchens schlängelte und gefährlich weit das Maul aufriss, sowie sich ihr jemand näherte.

      Musik erklang. Trommelwirbel wurde laut.

      Die Tür des Ballsaals wurde aufgerissen und herein kam der Hexennarr. Der Diener, der ihn eingelassen hatte, stand vor den Geschwistern vor dem Thron, und rief laut: »Ihre Hexenschaften, der Hexennarr, der Euch heute seine Aufwartung machen will!«

      Die beiden schauten auf den Narren, der zu ihnen heran tänzelte. Auf dem Kopf trug er eine Narrenkappe. Keinen Hut, wie sonst. Nein, eine Narrenkappe.

      Als die Kinder ihm ins Gesicht schauten, hielten sie erschrocken die Hand vor den Mund. Denn der Narr war niemand anderes als der Muffler. Ihr stets nörgelnder Nachbar.

      Und der Muffler-Narr tanzte und tanzte die ganze Nacht hindurch.

      Zwischen ihm hindurch und mit ihm mit, tanzten Besen über Besen. Sie tanzten ihm in den Weg, so dass er oftmals ins Straucheln geriet. Wieder andere hüpften ihm auf die Füße, und rauf und runter, immer wieder, solange, bis er Hühneraugen und Blasen an Füßen und Zehen hatte, und ihm das Tanzen immer schwerer fiel. Doch das störte die tanzenden Besen nicht. Im Gegenteil. Es stachelte sie nur noch mehr in ihrem Unterfangen an.

      Und der Muffler, der im Traum von Lothar und Gisela war, versuchte, sich vergeblich gegen die aufdringlichen Besen zur Wehr zu setzen, und dabei machte er Verrenkungen, die die beiden Kinder, die auf dem Thron saßen, zum Lachen brachten.

      Lothar und Gisela, sie beide lachten in ihrem Traum über den Muffler, aus vollem Herzen.

      Dennoch, wieso war der Muffler gemeinsam mit ihnen in einem Traum?

      Und wie kam er dahinein? Was hatte er in ihrem Traum zu suchen?

      Es war doch ihr Traum! Nicht aber seiner.

      Der Traum von Lothar und Gisela. Da hatte der Muffler doch gar nichts drin zu suchen. Oder etwa doch?

      Vielleicht war alles gar kein Traum, sondern ein neuerliches Werk der Hexen Brunhilde und Hoxa.

      Und statt zu schlafen, erlebten die beiden dies möglicherweise alles tatsächlich; und der Muffler sogar auch.

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