Roman Koszalka

Schattenwald II


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war. An der Frontseite gab es einen Bücherschrank der vollgestopft war mit Büchern. Die Alte machte sich los von Einar und stapfte schlurfend zu dem Schrank und zog zielgenau ein dickes Buch heraus. Sie beschaute es von oben bis unten und warf es dann lässig mit einer Hand zu Einar. Der konnte das Buch gerade noch so fangen, es war verdammt schwer. Als er das Buch öffnete stellte er fest, dass die Seiten aus feinem Metall waren. Im Inneren erblickte er eine Reihe von Formeln mit Beispielen, angefüllt mit Zahlen. Er lass sich die Seiten kurz durch und sagte dann leise, „Das ist die Gaußsche Glockenkurve. Das ist schon sehr lang her, dass ich sowas gesehen habe.“

      „Zeig mir die Rechnung!“ die Alte war in der Zwischenzeit an die Tafel getreten und hatte ihm eine Aufgabe angeschrieben.

      „Nichts leichter als das“, Einar nahm ihr die Kreide ab und fing sofort an mit seiner Berechnung. Sie hingegen sah ihm zufrieden dabei zu. Und zog aus einer Ecke einen Stuhl, auf dem sie es sich gemütlich machte.

       5

      „Und das nennst du singen? Ich hoffe damit bist du nirgends aufgetreten. Mir klingen die Ohren ja immer noch.“ Mit in den Hüften gestemmten Armen stand Kiras Lehrerin nur einige Meter vor ihr und schüttelte den Kopf. „Kindchen, da müssen wir ja ganz weit ausholen.“ Kira standen bei diesen verbalen Ohrfeigen die Tränen in den Augen. Sie hatte jetzt schon den dritten Tag hintereinander, nur solche bedrückenden Aussagen von ihrer, sogenannten, Lehrerin bekommen. Diese traf mühelos jeden verdammten Ton und musterte das Können von Kira so herablassend, dass diese jetzt am Zweifeln war, ob sie jemals wirklich singen konnte oder ob sie sich das alles nur eingebildet hatte.

      „Denk an deine Atmung, die muss von hier kommen.“, dabei trat sie hinter Kira und drückte ihr sanft auf das Zwerchfell. „Und dann musst du denn Ton nicht nur singen, sondern auch fühlen.“

      ‚Als wenn ich nicht wüsste, wie man beim Singen atmet‘, dachte sich Kira. Das war so ziemlich das erste gewesen, was man ihr beigebracht hatte. Man musste stehen, den Ton aus tief unten hervor holen. Kira funkelte Ihre Lehrerin böse an, wenn diese dies wahrnahm, dann ignorierte sie es. Was Kiras Zorn nur noch weiter anstachelte. Schweigend nickte sie aber und ließ die Belehrung über sich ergehen.

      „Was kannst du denn noch gut. Ich glaube kaum, dass ich jemals die Leidenschaft aus dir heraus bekomme.“, so fing die Stichelei wieder an, „versuchen wir einmal ein ganz einfaches Kinderlied, vielleicht liegt dir das ja mehr!“. Kira zog nur scharf die Luft ein und zwang sich selbst zur Ruhe. Dieser eingebildeten, dürren Pute. Der würde sie es schon zeigen. Sie nahm das Notenblatt entgegen, was man ihr hinhielt. Es war tatsächlich eine Abwandlung des Kinderliedes ‚Bruder Jakob‘. „Ich habe gehört, dass erfreut sich bei euch Menschen großer Beliebtheit. Zumindest bei den ganz kleinen Kindern.“

      „Man kann es mir bestimmt einmal vorsingen, damit ich höre wie man es richtig singt, oder?“ Kiras zorniger Blick streifte ihre Lehrerin. Diese schaute sich das Notenblatt an und schüttelte nur leicht den Kopf. „Das Lied ist so einfach, dass sogar du es auf Anhieb singen solltest.“ Mit einer abwertenden Handbewegung teilte sie Kira dann mit, dass sie nun anfangen könne.

      Kleine Zornesandern traten an Kiras Hals hervor und über ihrem Auge konnte man ein leichtes Zucken sehen. Alles Anzeichen dafür, dass die sonst so fröhliche und gut gelaunte Sängerin einen Wutanfall bekommen würde. Im Innern wollte sie sich zur Ruhe und Disziplin zwingen, aber ihre Synapsen im Hirn waren deutlich schneller und so sprudelte, mit einer dunklen bösartigen Stimme, es aus Kira heraus.

      „Ich kann sehr wohl singen, diese Demütigung dieses Lied zu singen werde ich auf keinen Fall zulassen. Was sind sie überhaupt für eine Lehrerin? Wenn sie mich als Kind schon unterrichtet hätten, wäre ich vermutlich niemals zum Gesang gekommen.“

      „Vielleicht wäre das auch besser gewesen, nun belästigst du die Leute mit deinen schiefen Tönen.“ Konterte die hochgewachsene, unterkühlte Dame. Nun war es um Kira geschehen. Sie spürte wie ihr die röte ins Gesicht stieg und sie die Luft in ihrer Lunge zusammenzog. Mit einem Schrei, der ihrem innersten selbst entsprang, machte Kira sich Kira Luft. „Ich kann wohl singen!“ schmetterte sie, der personifizierten Eiskönigen entgegen. Ein Windhauch umspielte sie dabei, steigerte sich im gleichen Maß wie sich ihr Schrei steigerte und drückte ihre Gegenüber gegen die Zimmerwand. Überrascht von dem gerade Passierten, verstummten Kira. Sie blickte etwas furchtsam zu ihrer Lehrerin hin. „Was war das denn?“

      Ein glockenhelles Lachen drang nun an ihr Ohr. Ihr Opfer des Schreies, rappelte sich gut gelaunt wieder auf. „Das meine Liebe, war endlich deine Leidenschaft. Uns war Bewusst, dass du das Talent zur Magie besitzt.“ Sie drückte einmal ihren Rücken durch und trat dann direkt vor Kira. „Singen kannst du, dein Talent wurde gut gefördert. Jetzt wissen wir aber zusätzlich, dass wir dein Wirken verstärken können.“ Ein bösartiges Grinsen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, „Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit.“

      Kira stand immer noch verwirrt dort, „Magie? Ich?“

      „Ja du oder glaubst du hier ist ein Fenster auf und ein zufälliger Windstoß hat mich weggedrückt.“ Kira wurde in einen Arm genommen, „Aber nun darfst du dich erstmal ausruhen. Später wirst du mich noch mehr hassen. “ Das bösartige Grinsen war immer noch auf dem Gesicht ihrer Lehrerin. Kira ließ sich seufzend aus den Raum führen.

      „Könntest du nur etwas freundlicher zu mir sein?“

      „Verdien es dir.“

      Als die beiden hübschen Künstlerinnen den Raum, Seite an Seite, verließen. Um spielte sie ein Luftzug.

      6

      „Ich will noch Zwanzig sehen!“ Der Ruf von Karos Lehrer erfüllt den offenen Platz, auf dem sie trainierte. Lehrer war zu viel gesagt, jeder Ausbilder einer x-beliebigen Armee, wäre neidisch auf die Fähigkeiten dieses Lehrers. Karo hatte die gleichen schwarzen Militärsachen bekommen, die Chrissy häufig trug. Sie waren zwar praktisch und funktional, aber keinen weiblichen Wesen schmeichelten sie. Ihr Training bestand aus viel körperlicher Ertüchtigung, dann gab es Meditationseinheiten. Es war bereits der zweite Monat, indem sie hier geschunden wurde. Das gelbe Leuchten in ihrem Auge, war nun nicht mehr zu übersehen. Am Anfang, hätte man es als einen leichten Schleier abgetan und nicht weiter darauf geachtet, nun war es so markant wie bei Christoph. Obwohl sie auch weitere Veränderungen, besseres Sehen und Hören, an sich wahrnahm konnte, wollte sich noch keine Verwandlung einstellen. Jetzt im Moment, mühte sie sich wieder bei Liegestützen, welche erschwert waren durch einen Rucksack auf ihrem Rücken, ab. Der Schweiß lief ihr von der Stirn und bildete bereits einen kleinen See unter ihrem Gesicht. Nachdem, sie sich das letzte Mal hochgedrückt hatte, stand sie langsam auf und schaute ihrem Ausbilder an.

      „Sehr gut, das ist ganz stark von dir.“ Lobte er sie, „und zur Belohnung gibt es noch eine Runde Top Hundert.“ Er trat auf, die schwer atmende, Karo zu und hielt ihr ein Übungsschwert aus Holz hin. Diese ließ den Rucksack von ihrem Rücken fallen und nahm die Übungswaffe in die Hand. Es handelte sich dabei um ein Anderhalbhänder, ihre Parierstange war zwei Wölfen nachempfunden, mit weit aufgerissenen Mäulern.

      „Kurze Pause?“ schnaufte sie, benutzte dabei das Schwert wie ein Hirtenstab und stütze sich darauf ab.

      „Klar Prinzessin, darf es noch eine Fußmassage sein? “, ohne weiter auf sie einzugehen, nahm er sein Schwert in die Hand und vollführend einen kraftvollen Schlag von oben, auf ihren Kopf zielend. Dank des Trainings waren ihre Reflexe nun schnell genug um den Block auszuführen. Dazu kniete sie ein Bein ab und hielt ihr Schwert mit der flachen Seite nach oben.

      „Guter Block und wie geht es nun weiter?“, die muskulöse Glatze, gab Karo eine Sekunde Bedenkzeit, danach zog er sein Knie hoch und schlug es ihr brutal ins Gesicht, „immer mitdenken. Erster Treffer. Eins zu Null. Komm, mach es mir heute nicht wieder so einfach.“

      Mit einer Hand umschloss Karo, jenes Knie in ihrem Gesicht und riss es zur Seite, umso ihren Gegner aus dem Gleichgewicht zu stoßen. Dabei katapultierte sie sich in luftige Höhe, beim Sprung schlug sie dabei mit aller Kraft, ihr Schwert von unten nach oben, gegen ihren Ausbilder. Der bekam ihr Schwert quer über den Rücken und gegen ihre Schulter zu spüren.

      Schmerzerfüllt drehte er sich schnell wieder Karolin zu und