Roman Koszalka

Schattenwald II


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ich, dass alles umsonst war. Und wir werden ja wohl nicht Gott enttäuschen oder?“ Die letzten Worte hatte er laut gerufen und überraschend hatten alle mit einem einstimmigen Geheul geantwortet. „Das wollte ich hören Brüder.“ Er machte eine kleine Pause und positionierte sich wieder vor der Gruppe. „Mir ist klar, dass nicht alle, alle Gaben besitzen. Solltet ihr auf einen dieser verfluchten Clanangehörigen stoßen. Dann erwarte ich, dass ihr mich ruft. Ich hätte mir selbst gewünscht, dass Nox heute hier wäre. Aber wünschen ist was, für die Träume nach der Schlacht.“

      Sämtliche Werwölfe hatten mittlerweile eine kleine Glasampulle hervor geholt und schüttelten nun den Inhalt in den Mund.

      „Zeigt keine Gnade, diese Menschen verehren die zwölf Clans. Sie wissen gar nicht wie sie ihnen dienen, aber sie tun es. Macht sie nieder und verschont keinen.“ Entschlossen blickte er in sein Rudel, welche ihm zustimmend zunickten.

      „Ist es denn dann gerecht, sie abzuschlachten? `Wenn sie nicht mal wissen, was sie falsch machen?“ eine kühle Stimme durchbrach, das traute Zusammen sein. Eine Dunkelheit selbst, bewegte sich auf sie zu, verschwand und ließ den Blick auf einen weiteren Werwolf zu. „Ne Spaß, lasst sie uns abschlachten.“ Dröhnte es nun lachend, von dem gerade aufgetauchten Werwolf.

      „Nox!“ rief das Alpha freudig „Mein Bruder, wie kommt es das du hier bist?“ er ging auf ihn zu und schloss ihn in den Arm.

      „Du musst es dir gewünscht haben.“ Nox ließ sich vom Alpha kurz anheben. Die restlichen Werwölfe fingen euphorisch an zu heulen, einige begannen sogar mit ihrer Verwandlung in ihre wölfische Gestalt.

      Chris hatte das alles faszinierend beobachtet. Dieser neue Werwolf mit seiner eigenen Fähigkeit, war nun wirklich eine große Überraschung für ihn gewesen. Er stapfte auf ihn zu und sah, dass dieser im Gegensatz zu ihm, ein leuchtendes gelbes Auge und ein tief rotes Auges besaß, was ihn überraschte. Sie glichen sie von der Statur her sehr, Nox hatte aber bedeutend längere Haare, die ihm sein halbes Gesicht verdeckten.

      „Wie dem auch sei, dass du hier bist ist wunderbar. Das wird die Sache erleichtern.“ Alpha sprach wieder zum Rudel „Also sollte ein Clanangehöriger dabei sein, ruft ihr Nox oder mich, verstanden?“ Ein zustimmendes Bellen war zu vernehmen. Nur noch Alpha und Nox waren unverwandelt. Beide zogen nun ihre Ampulle heraus und tranken sie gemeinsam. Danach begann die Verwandlung, der letzten Wölfe.

      Chris schaute sich interessiert den verwandelten Alpha an, er war ein typischer eurasischer Wolf, grau und braun Töne waren vorwiegend vertreten. Bis auf die unnatürliche Größe hätte er als normaler Wolf durchgehen können. Nox hingegen sah aus wie er selbst, ein tief schwarzer Wolf.

      Alpha ging einen Schritt auf die Düne vor. Damit er, auf das dort unwissende Heer schauen konnte. Neben ihn schob Nox seinen Schädel vor und beleckte sich die Zähne. Die restlichen Wölfe, nahmen neben ihnen Aufstellung.

      Chris beobachtete Alpha. Der, so schien es, einmal durchatmete und dann mit einem Geheul begann, welches durch Mark und Bein ging. Die anderen Wölfe stimmten mit ein und schon sehr bald hatten sie die Aufmerksamkeit, der dort unten lagernden Ägyptern. Dann eröffneten sie ihren Angriff und stürmten die Düne hinunter.

      Chris ging wieder ein Schauer über den Rücken, als er mit ansah, was das Rudel dort machte. Es waren insgesamt dreiundzwanzig gigantische Wölfe, welche nun mit einer höher werdenden Geschwindigkeit, in das Lager eindrangen und dort furchtbar wütenden. Die Soldaten versuchten die lang antrainierten Formationen einzunehmen und attackierten diese ungewöhnlichen Gegner mit langen Stangenwaffen. Es war ein ungleicher Kampf. Egal wo ein Wolf einen Menschen packte und ihn mit wenigen Bissen tötete, wurde die Lücke kurz darauf wieder geschlossen. Auf der anderen Seite war es ein mühseliger Kampf. Immer wenn die Soldaten, einen Wolf erfolgreich verletzt hatten. Sprang dieser einige Meter zurück und vor ihren Augen, schlossen sich ihre Wunden. Die Reihen der Soldaten wurden nur sehr langsam lichter.

      Ein lautes und anhaltendes Heulen, durchbrach das Schlachtengetümmel. Chris sah sich um, diese war ein Zeichen, was es noch bis heute bei den Werwölfen gab. Es war durchdringend und hieß ‚Hilfe‘. Er fand auch den Wolf, der um Unterstützung anrief. Vor diesem hatten sich sieben Männer in aufrecht stehende Löwen verwandelt und bedrängten nun den Wolf.

      „Leoniden, wie ich sie hasse.“ Chris Stimme, war zu einer leisen vor Grausamkeit triefenden Stimme mutiert. Thomas schaute ihn nur wissen an und gewährte ihm, dies emotionale abdriften.

      Die Leoniden brachten den Wolf in arger Bedrängnis, ihre Waffen schien Wunden zu schlagen, welche nicht so einfach regeneriert werden konnten. Er hinkte bereits als sich neben ihm eine Schwärze manifestierte, diese ließ seine Angreifer zurückschrecken. Wie zu erwarten war, stand nun Nox vor ihnen und er schien mit ihnen spielen zu wollen. Er stellte sich schützend vor den angeschlagenen Wolf, dieser zog sich langsam auf die Düne zurück. Dabei beobachtete er genau, das Verhalten der Leoniden und die ihrerseits die des schwarzen Wolfes. Dieser ruckte immer wieder etwas vor und schien sich köstlich zu amüsieren, als er sah, wie die Löwen immer zurückschreckten. Er begann seinen Angriff unerwartet. Ein Sprung hoch in die Luft, um sich auf die Gegner zu stürzen war der Anfang, gleich bei seiner ersten Attacke bekam er einen von ihnen zu fassen. Triumphierend fasste er mit der Schnauze nach und ließ den Leoniden laut aufschreien. Mit seinem Opfer im Maul, drehte er sich den anderen zu. Vor ihren Augen, schien es so, als würde ihr Gefährte ausgesaugt werden. Bis nur noch ein ledriger Knochensack vor ihnen hing. Die Schreie, die der Leonid dabei von sich gegeben hatte, waren selbst für seine Leute zu schlimm gewesen. Mit vor Schreck geweiteten Augen, standen sie vor dem schwarzen Ungetüm. Dieser warf nun seine Beute achtlos zur Seite und machte einen Schritt auf sie zu. Die Leoniden wollten flüchten und drehten sich um. Dort stand bereits Alpha, auch er war dem Hilfegesuch nachgekommen. Neben ihm standen noch zwei weitere Wölfe.

      Es war ein schneller Kampf. Die beiden anderen Wölfe, stürzen sich danach, wieder in das Kampfgetümmel. Unter Alphas Pranke winselte der letzte der Leoniden, unfähig sich zu befreien.

      „Wo ist der Welpe hin?“ selbst in dieser Gestalt war die Stimme von Alpha nicht zu verwechseln.

      „Ich habe ihn wieder hoch geschickt. Die Bastarde, haben ihn übel zugerichtet.“

      „Gut, bring ihm diesen hier. Es wird Zeit, dass auch er den Fluchbrecher bekommt.“ Mit einem Prankenhieb schleuderte er den sich krümmenden Leoniden zu Nox. Dieser biss in die Schulter und schleifte ihn, den Hügel hoch.

      Chris stand immer noch, vollkommen überwältigt, zwischen den Leichen und versuchte dies alles zu begreifen. Am Himmel, ging bereits langsam die Sonne auf und die Feuerwand verschwand. Augenblicklich begannen die Ägypter mit der Flucht, später würde es heißen, mit der Verfolgung.

      Das Alpha trat an die Seite von Christoph und schaute, als wenn er es gewollt hätte, mit ihm den flüchtenden Kutschen nach.

      „Nun zu dir, wer bist du und weshalb wolltest du das sehen?“ die Augen des Alphas fixierten Chris an, dann schweiften sie zu Thomas rüber. „Und du Nebelwesen, dies ist nichts, was ich mit dir besprechen will. Geh und führe den Unterricht später fort.“ Den Blick, den er dabei auf, den etwas fülligen, Lehrer warf, duldete keine Wiederworte. Hinter Thomas, öffnete sich eine Tür und er trat hinaus.

       8

      Als die Tür sich vollständig geschlossen hatte, wandelte sich der Raum erneut. Nun stand Chris mit Alpha in einem Bibliothekszimmer, an den Wänden zogen sich Bücherregale entlang. Die schwer durchwogen, mit den offenkundigen dicken Wälzern da drin. Ein wuchtiger, alter und großer Schreibtisch aus Holz, dominierte den Raum. Auf ihm war ein eine Tischlampe mit grünem Schirm gestellt, welche den Raum in ein behagliches Licht tauchte. Dahinter stand ein ebenso wuchtiger grüner Ohrensessel und vor dem Schreibtisch stand ein gemütlich dreinblickender Stuhl, mit gepolsterten Lehnen aus braunen Leder. Das Alpha war auch nicht mehr nackt, sondern trug ein dunkelrotes Leinenhemd und eine dunkle Hose. Mehr konnte Chris auch nicht erkennen da er bereits hinter den Schreibtisch hergegangen war und sich nun auf den Sessel niederließ. Mit einer einladenden Geste forderte er, den überrumpelten Chris nun auf sich auf den Stuhl zu setzten. In aller Ruhe, nahm er aus einer Schublade eine Tabakpfeife zur Hand und fing an sie zu stopfen. Nach dieser Prozedur, zündete er sie an und fixierte, den nun sitzenden,