Listen des Kriegs, dein Vater, woferne du wirklich
Seines Geschlechtes bist. – Mit Staunen erfüllt mich der Anblick!
Auch dein Reden gleichet ihm ganz; man sollte nicht glauben,
Daß ein jüngerer Mann so gut zu reden verstünde!
Damals sprachen wir nie, ich und der edle Odysseus,
Weder im Rat verschieden noch in des Volkes Versammlung,
Sondern eines Sinns ratschlagten wir beide mit Klugheit
Und mit Bedacht, wie am besten das Wohl der Achaier gediehe.
Als wir die hohe Stadt des Priamos endlich zerstöret,
Gingen wir wieder zu Schiff; allein Gott trennte die Griechen.
Damals beschloß Kronion im Herzen die traurigste Heimfahrt
Für das argeiische Heer, denn sie waren nicht alle verständig
Noch gerecht; drum traf so viele das Schreckenverhängnis.
Siehe, des mächtigen Zeus' blauäugichte Tochter entzweite,
Zürnender Rache voll, die beiden Söhne von Atreus.
Diese beriefen das Heer zur allgemeinen Versammlung,
Aber verkehrt, nicht der Ordnung gemäß, da die Sonne sich neigte;
Und es kamen, vom Weine berauscht, die Söhne der Griechen.
Jetzo trugen sie vor, warum sie die Völker versammelt.
Menelaos ermahnte das ganze Heer der Achaier,
Über den weiten Rücken des Meers nach Hause zu schiffen.
Aber sein Rat mißfiel Agamemnon gänzlich, er wünschte
Dort das Volk zu behalten und Hekatomben zu opfern,
Daß er den schrecklichen Zorn der beleidigten Göttin versöhnte.
Tor! er wußte nicht, daß sein Beginnen umsonst war!
Denn nicht schnell ist der Zorn der ewigen Götter zu wandeln.
Also standen sie beid und wechselten heftige Worte,
Und es erhuben sich die schöngeharnischten Griechen
Mit unendlichem Lärm, geteilt durch zwiefache Meinung.
Beide ruhten die Nacht, voll schadenbrütenden Grolles;
Denn es bereitete Zeus den Achaiern die Strafe des Unfugs.
Frühe zogen wir Hälfte die Schiff' in die heilige Meersflut,
Brachten die Güter hinein und die schöngegürteten Weiber.
Aber die andere Hälfte der Heerschar blieb am Gestade,
Dort, bei Atreus' Sohn Agamemnon, dem Hirten der Völker.
Wir indes in den Schiffen entruderten eilig von dannen,
Und ein Himmlischer bähnte das ungeheure Gewässer.
Als wir gen Tenedos kamen, da opferten alle den Göttern,
Heimverlangend, allein noch hinderte Zeus die Heimfahrt;
Denn der Zürnende sandte von neuem verderbliche Zwietracht.
Einige lenkten zurück die gleichberuderten Schiffe,
Angeführt von dem tapfern erfindungsreichen Odysseus,
Daß sie sich Atreus' Sohn Agamemnon gefällig erwiesen.
Aber ich flohe voraus mit dem Schiffsheer, welches mir folgte;
Denn es ahndete mir, daß ein Himmlischer Böses verhängte.
Tydeus' kriegrischer Sohn floh auch und trieb die Gefährten.
Endlich kam auch zu uns Menelaos der bräunlichgelockte,
Als wir in Lesbos noch ratschlagten wegen der Laufbahn,
Ob wir oberhalb der bergichten Chios die Heimfahrt
Lenkten auf Psyria zu und jene zur Linken behielten,
Oder unter Chios, am Fuße des stürmischen Mimas.
Und wir baten den Gott, uns ein Zeichen zu geben, und dieser
Deutete uns und befahl, gerade durchs Meer nach Euböa
Hinzusteuern, damit wir nur schnell dem Verderben entflöhen.
Jetzo blies ein säuselnder Wind in die Segel der Schiffe,
Und sie durchliefen in Eile die Pfade der Fische und kamen
Nachts vor Geraistos an. Hier brannten wir Poseidaon
Viele Lenden der Stiere zum Dank für die glückliche Meerfahrt.
Jetzt war der vierte Tag, als in Argos mit seinen Genossen
Landete Tydeus' Sohn, Diomedes, der Rossebezähmer.
Aber ich setzte den Lauf nach Pylos fort, und der Fahrwind
Hörte nicht auf zu wehn, den uns der Himmlische sandte.
Also kam ich, mein Sohn, ohn' alle Kundschaft und weiß nicht,
Welche von den Achaiern gestorben sind oder noch leben.
Aber soviel ich hier im Hause sitzend erkundet,
Will ich, wie sich's gebührt, anzeigen und nichts dir verhehlen.
Glücklich kamen, wie's heißt, die streitbaren Myrmidonen,
Angeführt von dem trefflichen Sohne des großen Achilleus;
Glücklich auch Philoktetes, der glänzende Sohn des Pöas.
Auch Idomeneus brachte gen Kreta alle Genossen,
Welche dem Krieg entflohn, und keinen raubte das Meer ihm.
Endlich von des Atreiden Zurückkunft habt ihr Entfernten
Selber gehört, wie Aigisthos den traurigsten Tod ihm bereitet.
Aber wahrlich, er hat ihn mit schrecklicher Rache gebüßet!
O wie schön, wenn ein Sohn von einem erschlagenen Manne
Nachbleibt! Also hat jener am Meuchelmörder Aigisthos
Rache geübt, der ihm den herrlichen Vater ermordet!
Auch du, Lieber, denn groß und stattlich bist du von Ansehn,
Halte dich wohl, daß einst die spätesten Enkel dich preisen!
Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
Nestor, Neleus' Sohn, du großer Ruhm der Achaier,
Schreckliche Rache hat jener geübt und weit in Achaia
Wird erschallen sein Ruhm, ein Gesang der spätesten Enkel.
O beschieden auch mir so viele Stärke die Götter,
Daß ich den Übermut der rasenden Freier bestrafte,
Welche mir immer zum Trotz die schändlichsten Greuel ersinnen!
Aber versagt ward mir ein solches Glück von den Göttern,
Meinem Vater und mir! Nun gilt nichts weiter, als dulden!
Ihm antwortete drauf der Rossebändiger Nestor:
Lieber, weil du mich doch an jenes erinnerst; man sagt ja,
Daß um deine Mutter ein großer Haufe von Freiern
Dir zum Trotz im Palaste so viel Unarten beginne.
Sprich, erträgst du das Joch freiwillig, oder verabscheun
Dich die Völker des Landes, gewarnt durch göttlichen Ausspruch?
Aber wer weiß, ob jener nicht einst, ein Rächer des Aufruhrs,