Achaiern.
Liebte sie dich so herzlich, die heilige Pallas Athene,
Wie sie einst für Odysseus den Hochberühmten besorgt war
In dem troischen Lande, wo Not uns Achaier umdrängte
(Niemals sah ich so klar die Zeichen göttlicher Obhut,
Als sich Pallas Athene für ihren Geliebten erklärte!),
Liebte sie dich so herzlich und waltete deiner so sorgsam:
Mancher von jenen vergäße der hochzeitlichen Gedanken!
Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
Edler Greis, dies Wort wird schwerlich jemals vollendet,
Denn du sagtest zu viel! Erstaunen muß ich! O nimmer
Würde die Hoffnung erfüllt, wenn auch die Götter es wollten!
Drauf antwortete Zeus' blauäugichte Tochter Athene:
Welche Rede, o Jüngling, ist deinen Lippen entflohen!
Leicht bringt Gott, wenn er will, auch Fernverirrte zur Ruhe,
Und ich möchte doch lieber nach vielem Jammer und Elend
Spät zur Heimat kehren und schaun den Tag der Zurückkunft,
Als heimkehrend sterben am eigenen Herde, wie jener
Durch Aigisthos' Verrat und seines Weibes dahinsank.
Nur das gemeine Los des Todes können die Götter
Selbst nicht wenden, auch nicht von ihrem Geliebten, wenn jetzo
Ihn die finstere Stunde mit Todesschlummer umschattet.
Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
Mentor, rede nicht weiter davon, wie sehr wir auch trauern!
Jener wird nimmermehr heimkehren, sondern es weihten
Ihn die Unsterblichen längst dem schwarzen Todesverhängnis.
Jetzo will ich Nestorn um etwas anderes fragen,
Ihn, der vor allen Menschen Gerechtigkeit kennet und Weisheit.
Denn man saget, er hat drei Menschenalter beherrschet;
Darum scheinet er mir ein Bild der unsterblichen Götter.
Nestor, Neleus' Sohn, verkünde mir lautere Wahrheit!
Wie starb Atreus' Sohn, der große Held Agamemnon?
Wo war denn Menelaos? Und welchen listigen Anschlag
Fand der Meuchler Aigisthos, den stärkeren Mann zu ermorden?
War er etwa noch nicht im achaiischen Argos und irrte
Unter den Menschen umher, daß der sich des Mordes erkühnte?
Ihm antwortete drauf der Rossebändiger Nestor:
Gerne will ich, mein Sohn, dir lautere Wahrheit verkünden.
Siehe, du kannst es dir leicht vorstellen, wie es geschehn ist.
Hätt er Aigisthos noch lebendig im Hause gefunden,
Als er von Ilion kehrte, der Held Menelaos Atreides,
Niemand hätte den Toten mit lockerer Erde beschüttet,
Sondern ihn hätten die Hund' und die Vögel des Himmels gefressen,
Liegend fern von der Stadt auf wüstem Gefild, und es hätte
Keine Achaierin ihn, den Hochverräter, beweinet.
Während wir andern dort viel blutige Schlachten bestanden,
Saß er ruhig im Winkel der rossenährenden Argos
Und liebkoste dem Weib Agamemnons mit süßem Geschwätze.
Anfangs hörte sie zwar den argen Verführer mit Abscheu,
Klytämnestra, die edle, denn sie war gut und verständig.
Auch war ein Sänger bei ihr, dem Agamemnon besonders,
Als er gen Ilion fuhr, sein Weib zu bewahren vertraute.
Aber da sie die Götter in ihr Verderben bestrickten,
Führt' Aigisthos den Sänger auf eine verwilderte Insel,
Wo er ihn zur Beute dem Raubgevögel zurückließ;
Führte dann liebend das liebende Weib zu seinem Palaste,
Opferte Rinder und Schaf' auf der Götter geweihten Altären
Und behängte die Tempel mit Gold und feinem Gewebe,
Weil er das große Werk, das unverhoffte, vollendet.
Jetzo segelten wir zugleich von Ilions Küste,
Menelaos und ich, vereint durch innige Freundschaft.
Aber am attischen Ufer, bei Sunions heiliger Spitze,
Siehe, da ward der Pilot des menelaischen Schiffes
Von den sanften Geschossen Apollons plötzlich getötet,
Haltend in seinen Händen das Steuer des laufenden Schiffes:
Phrontis, Onetors Sohn, der vor allen Erdebewohnern
Durch der Orkane Tumult ein Schiff zu lenken berühmt war.
Also ward Menelaos, wie sehr er auch eilte, verzögert,
Um den Freund zu begraben und Totengeschenke zu opfern.
Aber da nun auch jener, die dunkeln Wogen durchsegelnd,
Seine gerüsteten Schiffe zum hohen Gebirge Maleia
Hatte geführt, da verhängte der Gott weithallender Donner
Ihm die traurigste Fahrt, sandt ihm lautbrausende Stürme,
Und hoch wogten wie Berge die ungeheuren Gewässer.
Plötzlich zerstreut' er die Schiffe, die meisten verschlug er gen Kreta,
Wo der Kydonen Volk des Jardanos Ufer umwohnet.
An der gordynischen Grenz', im dunkelwogenden Meere,
Türmt sich ein glatter Fels den drängenden Fluten entgegen,
Die der gewaltige Süd an das linke Gebirge vor Phaistos
Stürmt; und der kleine Fels hemmt große brandende Fluten.
Dorthin kamen die meisten, und kaum entflohn dem Verderben
Noch die Männer, die Schiffe zerschlug an den Klippen die Brandung.
Aber die übrigen fünfe der blaugeschnäbelten Schiffe
Wurden von Sturm und Woge zum Strom Aigyptos getrieben.
Allda fuhr Menelaos bei unverständlichen Völkern
Mit den Schiffen umher, viel Gold und Schätze gewinnend.
Unterdessen verübte zu Haus Aigisthos die Schandtat,
Bracht Agamemnon um und zwang das Volk zum Gehorsam.
Sieben Jahre beherrscht' er die schätzereiche Mykene,
Aber im achten kam zum Verderben der edle Orestes
Von Athenai zurück und nahm von dem Meuchler Aigisthos
Blutige Rache, der ihm den herrlichen Vater ermordet;
Brachte dann mit dem Volk ein Opfer bei dem Begräbnis
Seiner abscheulichen Mutter und ihres feigen Aigisthos.
Eben den Tag kam auch der Rufer im Streit Menelaos
Mit unendlichen Schätzen, so viel die Schiffe nur trugen.
Auch du, Lieber, irre nicht lange