Homer

Odyssee


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und hätt er im Busen ein Herz von Eisen getragen!

      Aber lasset uns nun zu Bette gehen, damit uns

      Jetzo auch die Ruhe des süßen Schlafes erquicke.

      Als er dieses gesagt, rief Helena eilend den Mägden,

      Unter die Halle ein Bette zu setzen, unten von Purpur

      Prächtige Polster zu legen und Teppiche drüber zu breiten,

      Hierauf wollige Mäntel zur Oberdecke zu legen.

      Und sie enteilten dem Saal, in den Händen die leuchtende Fackel,

      Und bereiteten schnell das Lager. Aber ein Herold

      Führte Telemachos hin, samt Nestors glänzendem Sohne.

      Also ruhten sie dort in der Halle vor dem Palaste.

      Und der Atreide schlief im Innern des hohen Palastes,

      Helena ruhte bei ihm, die schönste unter den Weibern.

      Als die dämmernde Frühe mit Rosenfingern erwachte,

      Sprang er vom Lager empor, der Rufer im Streit Menelaos,

      Legte die Kleider an und hing das Schwert um die Schulter,

      Band die schönen Sohlen sich unter die zierlichen Füße,

      Trat aus der Kammer hervor, geschmückt mit göttlicher Hoheit,

      Ging und setzte sich neben Telemachos nieder und sagte:

      Welches Geschäft, o edler Telemachos, führte dich hieher

      Über das weite Meer zur göttlichen Stadt Lakedaimon?

      Deines oder des Volks? Verkünde mir lautere Wahrheit!

      Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:

      Atreus' Sohn Menelaos, du göttlicher Führer des Volkes,

      Darum kam ich zu dir, um Kunde vom Vater zu hören.

      Ausgezehrt wird mein Haus und Hof und Äcker verwüstet;

      Denn feindselige Männer erfüllen die Wohnung und schlachten

      Meine Ziegen und Schlaf' und mein schwerwandelndes Hornvieh,

      Freier meiner Mutter voll übermütigen Trotzes.

      Darum flehe ich dir jetzo, die Knie umfassend du wollest

      Seinen traurigen Tod mir verkündigen; ob du ihn selber

      Ansahst oder vielleicht von einem irrenden Wandrer

      Ihn erfuhrst: denn ach! zum Leiden gebar ihn die Mutter!

      Aber schmeichle mir nicht aus Schonung oder aus Mitleid,

      Sondern erzähle mir treulich, was deine Augen gesehen.

      Flehend beschwör ich dich: hat je mein Vater Odysseus

      Einen Wunsch dir gewährt mit Worten oder mit Taten

      In dem troischen Lande, wo Not euch Achaier umdrängte:

      Daß du, dessen gedenkend, mir jetzo Wahrheit verkündest!

      Voll Unwillens begann Menelaos der bräunlichgelockte:

      O ihr Götter, ins Lager des übergewaltigen Mannes

      Wollten jene sich legen, die feigen verworfenen Menschen!

      Aber wie wenn in den Dickicht des starken Löwen die Hirschkuh

      Ihre saugenden Jungen, die neugeborenen, hinlegt,

      Dann auf den Bergen umher und kräuterbewachsenen Tälern

      Weide sucht, und jener darauf in sein Lager zurückkehrt

      Und den Zwillingen beiden ein schreckliches Ende bereitet:

      So wird jenen Odysseus ein schreckliches Ende bereiten!

      Wenn er, o Vater Zeus, Athene und Phöbos Apollon,

      Doch in jener Gestalt, wie er einst in der fruchtbaren Lesbos

      Sich mit Philomeleides zum Wetteringen emporhub

      Und auf den Boden ihn warf, daß alle Achaier sich freuten:

      Wenn doch in jener Gestalt Odysseus den Freiern erschiene!

      Bald wär ihr Leben gekürzt und ihnen die Heirat verbittert!

      Aber warum du mich fragst und bittest, das will ich geradaus

      Ohn Umschweife dir sagen und nicht durch Lügen dich täuschen;

      Sondern was mir der wahrhafte Greis des Meeres geweissagt,

      Davon will ich kein Wort dir bergen oder verhehlen.

      Noch in Aigyptos hielten, wie sehr ich nach Hause verlangte,

      Mich die Unsterblichen auf, denn ich versäumte die Opfer;

      Und wir sollen nimmer der Götter Gebote vergessen.

      Eine der Inseln liegt im wogenstürmenden Meere

      Vor des Aigyptos Strome (die Menschen nennen sie Pharos),

      Von dem Strome so weit, als wohlgerüstete Schiffe

      Tages fahren, wenn rauschend der Wind die Segel erfüllet.

      Dort ist ein sicherer Hafen, allwo die Schiffer gewöhnlich

      Frisches Wasser sich schöpfen und weiter die Wogen durchsegeln.

      Allda hielten die Götter mich zwanzig Tage; denn niemals

      Wehten günstige Wind' in die See hinüber, die Schiffe

      Über den breiten Rücken des Meeres hinzugeleiten,

      Und bald wäre die Speis und der Mut der Männer geschwunden,

      Hätte mich nicht erbarmend der Himmlischen eine gerettet.

      Aber Eidothea, des grauen Wogenbeherrschers

      Proteus Tochter, bemerkt' es und fühlte herzliches Mitleid.

      Diese begegnete mir, da ich fern von den Freunden umherging;

      Denn sie streiften beständig, vom nagenden Hunger gefoltert,

      Durch die Insel, um Fische mit krummer Angel zu fangen.

      Und sie nahte sich mir und sprach mit freundlicher Stimme:

      Fremdling, bist du so gar einfältig oder so träge?

      Oder zauderst du gern und findest Vergnügen am Elend,

      Daß du so lang auf der Insel verweilst? Ist nirgends ein Ausweg

      Aus dem Jammer zu sehn, da das Herz den Genossen entschwindet?

      Also sprach sie, und ich antwortete wieder und sagte:

      Ich verkündige dir, o Göttin, wie du auch heißest,

      Daß ich mitnichten gerne verweile; sondern gesündigt

      Hab ich vielleicht an den Göttern, des weiten Himmels Bewohnern.

      Aber sage mir doch, die Götter wissen ja alles!

      Wer der Unsterblichen hält mich hier auf und hindert die Reise?

      Und wie gelang ich heim auf dem fischdurchwimmelten Meere?

      Also sprach ich; mir gab die hohe Göttin zur Antwort:

      Gerne will ich, o Fremdling, dir lautere Wahrheit verkünden.

      Hier am Gestade schaltet ein grauer Bewohner des Meeres,

      Proteus, der wahrhafte Gott aus Aigyptos, welcher des Meeres

      Dunkle Tiefen kennt, ein treuer Diener Poseidons.

      Dieser ist, wie man sagt, mein Vater, der mich gezeuget.

      Wüßtest du diesen nur durch