Homer

Odyssee


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weissagte dir wohl den Weg und die Mittel der Reise,

      Und wie du heimgelangst auf dem fischdurchwimmelten Meere.

      Auch verkündigt' er dir, Zeus' Liebling, wenn du es wolltest,

      Was dir Böses und Gutes in deinem Hause geschehn sei,

      Weil du ferne warst auf der weiten, gefährlichen Reise.

      Also sprach sie, und ich antwortete wieder und sagte:

      Nun verkünde mir selber, wie fang ich den göttlichen Meergreis,

      Daß er mir nicht entfliehe, mich sehend oder auch ahndend?

      Wahrlich, schwer wird ein Gott vom sterblichen Manne bezwungen!

      Also sprach ich; mir gab die hohe Göttin zur Antwort:

      Gerne will ich, o Fremdling, dir lautere Wahrheit verkünden.

      Wann die Mittagssonne den hohen Himmel besteiget,

      Siehe, dann kommt aus der Flut der graue untrügliche Meergott,

      Unter dem Wehn des Westes, umhüllt vom schwarzen Gekräusel,

      Legt sich hin zum Schlummer in überhangende Grotten,

      Und floßfüßige Robben der lieblichen Halosydne

      Ruhn in Scharen um ihn, dem grauen Gewässer entstiegen,

      Und verbreiten umher des Meeres herbe Gerüche.

      Dorthin will ich dich führen, sobald der Morgen sich rötet,

      Und in die Reihe dich legen. Du aber wähle mit Vorsicht

      Drei von den kühnsten Genossen der schöngebordeten Schiffe.

      Alle furchtbaren Künste des Greises will ich dir nennen.

      Erstlich geht er umher und zählt die liegenden Robben,

      Und nachdem er sie alle bei fünfen gezählt und betrachtet,

      Legt er sich mitten hinein, wie ein Schäfer zwischen die Herde.

      Aber sobald ihr seht, daß er zum Schlummer sich hinlegt,

      Dann erhebet euch mutig und übet Gewalt und Stärke,

      Haltet den Sträubenden fest, wie sehr er auch ringt zu entfliehen!

      Denn der Zauberer wird sich in alle Dinge verwandeln,

      Was auf der Erde lebt, in Wasser und loderndes Feuer.

      Aber greift unerschrocken ihn an und haltet noch fester!

      Wenn er nun endlich selbst euch anzureden beginnet,

      In der Gestalt, worin ihr ihn saht zum Schlummer sich legen,

      Dann laß ab von deiner Gewalt und löse den Meergreis,

      Edler Held, und frag ihn, wer unter den Göttern dir zürne

      Und wie du heimgelangst auf dem fischdurchwimmelten Meere.

      Also sprach sie und sprang in die hochaufwallende Woge.

      Aber ich ging zu den Schiffen, wo sie im Sande des Ufers

      Standen, und viele Gedanken bewegten des Gehenden Seele.

      Als ich jetzo mein Schiff und des Meeres Ufer erreichte,

      Da bereiteten wir das Mahl. Die ambrosische Nacht kam,

      Und wir lagerten uns am rauschenden Ufer des Meeres.

      Als die heilige Frühe mit Rosenfingern erwachte,

      Ging ich längs dem Gestade des weithinflutenden Meeres

      Fort und betete viel zu den Himmlischen. Von den Genossen

      Folgten mir drei, bewährt vor allen an Kühnheit und Stärke.

      Aber indessen fuhr Eidothea tief in des Meeres

      Weiten Busen und trug vier Robbenfelle von dannen,

      Welche sie frisch abzog, und entwarf die Täuschung des Vaters.

      Jedem höhlete sie ein Lager im Sande des Meeres,

      Saß und erwartete uns. Sobald wir die Göttin erreichten,

      Legte sie uns nach der Reih und hüllte jedem ein Fell um.

      Wahrlich, die Lauer bekam uns fürchterlich! Bis zum Ersticken

      Quält' uns der tranichte Dunst der meergemästeten Robben.

      Denn wer ruhte wohl gerne bei Ungeheuern des Meeres?

      Aber die Göttin ersann zu unserer Rettung ein Labsal:

      Denn sie strich uns allen Ambrosia unter die Nasen,

      Dessen lieblicher Duft des Tranes Gerüche vertilgte.

      Also lauerten wir den ganzen Morgen geduldig.

      Scharweis kamen die Robben nun aus dem Wasser und legten

      Nach der Reihe sich hin am rauschenden Ufer des Meeres.

      Aber am Mittag kam der göttliche Greis aus dem Wasser,

      Ging bei den feisten Robben umher und zählte sie alle.

      Also zählt' er auch uns für Ungeheuer und dachte

      Gar an keinen Betrug; dann legt' er sich selber zu ihnen.

      Plötzlich fuhren wir auf mit Geschrei und schlangen die Hände

      Schnell um den Greis, doch dieser vergaß der betrüglichen Kunst nicht.

      Erstlich ward er ein Leu mit fürchterlich wallender Mähne,

      Drauf ein Pardel, ein bläulicher Drach und ein zürnender Eber,

      Floß dann als Wasser dahin und rauscht' als Baum in den Wolken.

      Aber wir hielten ihn fest mit unerschrockener Seele.

      Als nun der zaubernde Greis ermüdete sich zu verwandeln,

      Da begann er selber mich anzureden und fragte:

      Welcher unter den Göttern, Atreide, gab dir den Anschlag,

      Daß du mit Hinterlist mich Fliehenden fängst? Was bedarfst du?

      Also sprach er; und ich antwortete wieder und sagte:

      Alter, du weißt es (warum verstellst du dich, dieses zu fragen?),

      Daß ich so lang auf der Insel verweil und nirgends ein Ausweg

      Aus dem Jammer sich zeigt, da das Herz den Genossen entschwindet!

      Drum verkündige mir, die Götter wissen ja alles!

      Wer der Unsterblichen hält mich hier auf und hindert die Reise?

      Und wie gelang ich heim auf dem fischdurchwimmelten Meere?

      Also sprach ich; der Greis antwortete wieder und sagte:

      Aber du solltest auch Zeus und den andern unsterblichen Göttern

      Opfern, als du die Schiffe bestiegst, damit du geschwinder

      Deine Heimat erreichtest, die dunkle Woge durchsteuernd!

      Denn dir verbeut das Schicksal, die Deinigen wiederzusehen

      Und dein prächtiges Haus und deiner Väter Gefilde,

      Bis du wieder zurück zu des himmelernährten Aigyptos'

      Wassern segelst und dort mit heiligen Hekatomben

      Sühnst der Unsterblichen Zorn, die den weiten Himmel bewohnen:

      Dann verleihn dir die Götter die Heimfahrt, welche du wünschest.

      Also sagte der Greis. Mir brach das Herz von Betrübnis,

      Weil er mir wieder befahl, auf dem dunkelwogenden Meere

      Nach dem Aigyptos zu schiffen, die weite gefährliche Reise.

      Aber