Ruth Broucq

Zweiter Sieger


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Schaden müssen die Fahrer bezahlen.

      „Was?“ stöhnte ich entsetzt? „Wie viel muss mein Mann denn bezahlen?“

      „Das weiß ich nicht, Frau Woods. Das sollten Sie Ihren Mann fragen, oder die Frau Schwerte. Aber das hätte ich Ihnen vielleicht besser nicht erzählt. Tja, tut mir leid!“ Echtes Bedauern klang aus seinen Worten.

      An diesem Abend kam mein Mann so spät und so betrunken nach Hause, dass ich ihn nicht fragen konnte.

      Erst am nächsten Abend hatte ich die Gelegenheit meinen Mann auf den Unfall anzusprechen. „Sag mal, was musst du denn für das kaputte Taxi bezahlen? Und wann wolltest du mir das denn mal sagen, was du für eine Scheiße gebaut hast?“

      Robert reagierte genervt: „Das geht dich nichts an, kümmere dich um deine Kinder. Ich regle das schon selbst.“ Mit diesen abweisenden Worten glaubte er mich beruhigt zu haben.

      „Wie soll ich das denn verstehen? Wenn du einen Schaden bezahlen musst, den du verschuldet hast, geht mich das nichts an? Von welchem Geld willst du das denn bezahlen? Hast du eigenes Geld, von dem ich nichts weiß? Oder nichts wissen darf, weil du mich hintergehst? Das wird ja immer schöner!“ ging ich in die Luft, wie eine Rakete.

      Mit erhobener Hand kam Robert auf mich zu, dabei drohte er: „Halt dein Maul oder ich hau dir drauf! Ich verdiene die Kohle während du dir den Arsch wärmst. Also bestimme ich auch was mit dem Geld passiert! Klar?“

      „Papa, was machst du? Willst du die Mama hauen?“ fragte unsere Tochter mit entsetztem Tonfall hinter uns, die in diesem Moment ins Zimmer kam.

      Wie aus einem Traum erwacht fuhr mein Mann herum, wobei er die Hand sinken ließ. „Nein Mona, das sah nur so aus.“ Log er und ging schnell aus dem Zimmer.

      Hoffnung, dachte ich im Stillen, wo bist du geblieben?

      charmanter Trost

      Unsere Ehe war in einer tiefen Krise und ich wusste nicht, wer mir raten oder gar beistehen konnte.

      Robert kam nun jeden Tag betrunken und sehr spät nach Hause, und immer fuhr er unser Auto selbst. Einige Versuche mit ihm darüber zu reden blockte er bösartig ab, sodass ich es schließlich aufgab. Das ging einige Wochen so weiter. Erst als meine Schwiegereltern mitbekamen, wie ihr Sohn gegen jegliche Regeln verstieß, gab es die erste Hilfestellung für mich.

      Als Robert eines vormittags lange ausgeschlafen hatte, weil er die Nacht zuvor volltrunken gewesen war, stoppte ihn seine Mutter, als er aus dem Haus gehen wollte, und rief ihn rein. Ich konnte nicht mitbekommen was sie ihm sagte, aber es musste wohl eine gründliche Kopfwäsche gewesen sein, denn ab diesem Tag besserte sich das Verhalten meines Mannes.

      Er kam wieder zu halbwegs normalen Zeiten nach Hause, roch zwar nach Alkohol, aber war nicht wirklich betrunken, und er suchte das Gespräch mit mir. Eine richtige Entschuldigung kam ihm zwar nicht über die Lippen, aber zumindest fragte er nach Ramonas schulischen Leistungen und nach Renes Fortschritten mit der Krankengymnastik.

      Auch wurde mein Leben wieder abwechslungsreicher, denn wir gingen des Öfteren am Wochenende aus. Zwar immer in die gleiche Kneipe, auch immer in Ralfs Gesellschaft, aber gerade der war für mich ein Lichtblick. Ralf war charmant, lustig, spendabel und hofierte mich ganz deutlich. Solche Sprüche wie: Was so eine schöne Frau mit dir Trottel will, Robert, werde ich nie verstehen. Oder: Warum lässt du dich nicht einfach scheiden und heiratest mich, Ruth? Bei mir hättest du es viel besser. Ich würde dich auf Händen tragen!

      Derartige Redensarten sagte Ralf mit schelmischem Lachen aber seine Augen sagten mir, dass er es ernst meinte.

      Meinen Mann schien das weder zu beeindrucken noch zu stören, Robert lachte nur darüber und flachste manchmal: Ja, nimm sie doch, ich überlass sie dir gerne.

      Ralfs Art schmeichelte mir, aber mir wäre es nie in den Sinn gekommen, mich für einen Mann seines Alters ernsthaft zu interessieren und für einen Verwandten meines Mannes schon mal gar nicht, deshalb maß ich Ralfs Werben keine Bedeutung bei. Es amüsierte mich.

      Inzwischen hatte Robert wieder einige Nachhilfestunden in Buchhaltung hinter sich gebracht und der nächste Termin des kaufmännischen Prüfungs-Teiles rückte näher. Zeitgleich wurden auch Ralfs Lackieraufträge weniger, sodass Robert mir erklärte: „Wenn ich den Meisterbrief habe mache ich mich selbständig!

      „Wie? Und was ist mit dem Ralf und seinen Lackierarbeiten?“ fragte ich verwundert.

      Robert winkte ab: „Der Ralf wird die Tankstelle sowieso bald abgeben, das ist kein Dauerzustand da. Nur der Benzinverkauf reicht nicht um ohne Nebenarbeiten zum leben. Aufträge gibt es doch nicht mehr viel, und die paar Autos lackier ich am Wochenende mal eben nebenbei. Nee, die Zeit ist vorbei. Als Maler selbständig sein, das bringt die dicke Kohle, glaub mir!“

      Ungläubig fragte ich weiter: „Wie soll das gehen, so einfach mal? Brauchst du dafür nicht Geld und auch ein anderes Auto? In den Käfer kriegst du doch kaum Farbeimer rein, aber schon gar keine Leitern und größere Materialien. Du stellst dir das so einfach vor.“

      Robert erklärte in herablassendem Ton: „Dummchen! Hab ich alles schon längst geklärt! Ich tausche doch den Käfer gegen den blauen VW-Bus, den wir gerade reingekriegt haben. Wozu sitze ich denn beim Ralf an der Quelle? Und das Startkapital krieg ich von der Mami. Die hat doch den Prozess gewonnen. Das Geld wird in den nächsten Tagen frei gegeben. Zehn Mille krieg ich davon. Ja, da staunste? Watt?“

      „Was? Das Geld von Onkel Karls Erbe? Kriegt sie? Toll! Aber wieso gibt die dir denn so viel Geld ab? Das glaub ich nicht! Du willst dir doch nicht so viel Geld leihen? Da möchte ich aber auch gefragt werden!“ protestierte ich, denn die Sache war mir nicht geheuer.

      „Quatsch! Nix geliehen! Das ist mein Anteil von dem Erbe! Wenn der Mami das nicht zugestanden hätte, wäre ich der nächste Erbe gewesen, so steht es nämlich in Onkel Karls Gemeinschafts- Testament mit der Tante Emmi. Der Onkel Karl durfte das weder an seine zweite Ehefrau noch irgendjemand Anders vererben, ich war der nächste rechtmäßige Erbe. So, nun weißt du es. Aber davon hast du natürlich keine Ahnung, denn bei deiner Familie gibt es ja nix zu erben. Die sind alle zu arm! Ha, ha, ha!“ Hielt mein Mann sich den Bauch vor Lachen.

      Ich stutzte, überlegte einen Moment, dann wollte ich wissen:

      „Und wieso hat dann doch deine Mutter das Geld gekriegt? Oder war der Passus in dem Testament nicht genauso wie bei deinem Opa und deiner Oma? Vermutlich hatten die den gleichen Notar und auch den gleichen Wortlaut genommen, oder? Dann hättest du ja alles kriegen müssen, und deine Mutter nichts mehr. Die hatte sich ja schon als abgefunden erklärt, als der Onkel Karl wieder geheiratet hat.“

      Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, ich ahnte eine Hinterlistigkeit!

      „Ich hatte ihr ja unterschrieben, dass ich ihr die Vollmacht gebe“, erwiderte Robert.

      Nun war ich hellwach, die Hinterlist lag so klar auf der Hand: „Welche Vollmacht? Dass sie für dich bei Gericht handeln darf, oder dass du deine Ansprüche an deine Mutter abtritts, Robert?“

      Ihm war wohl unter meinem prüfenden Blick unbehaglich in seiner Haut, er trat einen Schritt zurück und zischte: „Was willst du eigentlich? Sind Zehn Mille nicht genug? Kriegst den Hals nicht voll? Kommst aus den ärmsten Verhältnissen und willst jetzt die Riesenknete? Guck mal erst, dass du überhaupt was lernst, hast ja nicht mal nen Beruf. Blödes Frauenzimmer!“

      Dann drehte er sich rum und rannte zur Tür hinaus.

      Spät in der Nacht kam mein Mann volltrunken nach Hause.

      Die ganze Nacht hatte ich wach gelegen, konnte die ketzerischen Gedanken einfach nicht abschalten. Was war das nur für eine Mutter? Betrog ihren eigenen Sohn um sein Erbe. Bei ihrem ersten Versuch hatte ich das ja gerade noch verhindern können, als es um Opas Vermächtnis gegangen war. Damals hatte sie die Grundstücks-Überschreibung auf meinen Mann mit dem Märchen verhindert, es stünde im Testament, dass er erst seinen Meister machen müsse.

      Okay,