Thomas Ostwald

MAGAZIN für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur


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objektive Darstellung von Indianerschlachten. Nach dem Erfolg der „Winnetou“-Serie, die bald ein verbessertes Umschlagbild erhielt, ging man dazu über, auch die „Wüsten-Abenteuer“ als Comics zu bringen, diesmal unter dem Titel „Karl May. Kara ben Nemsi“. Waren vorher in den Heften meistens zwei Geschichten nach Karl May und eine andere „Wild-West-Geschichte“ enthalten, so wurde in dieser neuen Serie noch ein Textteil mit Karl-May-Szenen (z.B. aus „Kapitän Kaiman“) angefügt. Zu Beginn der siebziger Jahre stellte der Verlag jedoch seine Tätigkeit ein, nachdem das Winnetou-Heft eine Zeitlang wieder allein erschienen war und ein im Mittelteil gestalteter ausführlicher Bericht über Indianerstämme zahlreiche neue Leser gewinnen sollte.

      Eine Zeitlang wurde es still um die Karl-May-Comics, das Interesse war wieder abgeflaut, neue Serien mit anderen Themen und Gestalten kamen auf den Markt und zogen die jugendlichen Leser an. Aufwendigere Bild und Textgestaltung, informative Berichte über Technik und Naturwissenschaft, sowie Rennfahrer-Comics (wie Michael Vaillant) lösten die Karl-May-Geschichten ab. 1973 unternahm jedoch der Moewig/PabelVerlag, der 1961 mit den Karl-May-Heftromanen hervorgetreten war, wieder einen neuen Anlauf. Es erschienen jedoch nur zwei Karl-May-Comics in der Reihe „Super“: „Der Sohn des Bärenjägers“ und „Der Geist des Llano Estacado“. Juan Arranz’ Zeichnungen entsprachen der inzwischen üblich gewordenen Darstellung der Western Comics, grellbunte Farben, wilde Kampf und Verfolgungsszenen, die in jeden 08/15-Western gepasst hätten und mit Karl Mays Werken nur noch wenig gemeinsam hatten. Inzwischen ist dieser Zeichner, der auch zugleich die Texte gestaltete, wieder aktiv geworden. Seit Januar 1975 erscheint eine neue Taschenbuchreihe im Gevacur-Verlag, „Karl May extra“.

      Ab Mitte 1973 begann auch der Bastei-Verlag mit Serien wie „Buffalo Bill“, „Lasso“, „Marco Polo“ und reinen Kinderserien wie „Felix“ schon eine ganze Zeit auf dem Comic-Markt tätig, Karl-May-Episoden als Comics herauszubringen. Innerhalb der Taschenbuchreihe „Das fröhliche Feuerwerk“ erschienen Szenen aus den Bänden 1 bis 6 (Wüste-Schut), Winnetou I und II sowie Old Surehand I und II. Auch diese Comics sind anspruchslos und oft ohne rechten Zusammenhalt. Die Bilder sind, wie auch in „Karl-May-extra“ praktisch einfarbig, wenn auch in einem rötlich-orange gefärbten Bild. In dieser Aufzählung sollten auch nicht die kleinen Heftchen des Pestalozzi-Verlages fehlen, die dieser gemeinsam mit dem Karl-May-Verlag, Bamberg, unter dem Titel „Karl May in Wort und Bild“ herausbrachte. Es handelte sich dabei jedoch nicht um Comics, sondern in der gleichen Art wie in den Zigarettenalben, um kurzgefasste May-Texte und einige Bilder von H. Osthoff.

      Im Grunde genommen müssen die Comic-Hersteller mit den gleichen Schwierigkeiten kämpfen, wie die Hörspiel-Autoren der Karl-May-Schallplatten. Gefordert werden spannende, gut verkäufliche Texte auf einem Minimum an Raum. Dass dies nicht immer möglich ist und dabei das Originalwerk leiden muss, ist eigentlich verständlich, aber nicht immer notwendig. Der Lehning Verlag bewies, dass gute Karl-May-Comics durchaus „machbar“ sind, während die neuen May-Serien kaum mehr verdienen, den Namen des Autors zu tragen. Die Zeichner liefern billige Dutzendware, stoppeln lustlos einen Text zusammen, der ebenso gut aus jedem anderen sogenannten „Western“ stammen könnte, und setzen Karl Mays zugkräftigen Namen darunter. Nun wird vielleicht der Leser einwenden, dass diese Comics nur von Kindern gelesen werden, die kurzfristige Unterhaltung wünschen. Das mag wohl stimmen, aber dennoch nicht den Kern der Sache treffen. Früher hatte man angenommen, dass Kinder, die Comics lesen, nie oder kaum einmal ein Buch in die Hand nehmen. Inzwischen weiß man, dass das nicht zutrifft, und spätestens seit Asterix’ Auftreten in Deutschland geben auch Erwachsene zu, dass sie hin und wieder einen Comic lesen. Deshalb ist es gut denkbar, dass Kinder und Jugendliche eine völlig falsche Vorstellung von Karl Mays Werken bekommen, wenn sie zuerst die Comic Fassung kennenlernen. Es ist in meiner buchhändlerischen Praxis tatsächlich vorgekommen, dass solche Kinder die „grünen Bände“ enttäuscht nach Bildern durchsucht haben oder nach kurzem Anlesen mir etwas von „langweilig“ vorbrummelten und davongingen. Keineswegs will ich damit eine Abwertung des Comics allgemein aussprechen, sondern sagen, dass ich es für wünschenswert halte, wenn die Comics allgemein und die Karl-May-Comics im Besonderen besser durchgestaltet werden. Die „Illustrierten Klassiker“, in den 60er Jahren erschienen, bewiesen, dass es durchaus möglich ist, „klassische Texte“, wie z.B. den „Hamlet“ oder den „Faust“ oder was auch immer, Comic- und kindgerecht zu produzieren. Das Magazin „Zack“ beweist, dass es durchaus gut gemachte Abenteuer-Serien gibt, die auch manchen Erwachsenen ansprechen.

      Die verschiedenen Bild- und Comic-Ausgaben der Werke Karl Mays sind jedoch so zahlreich, dass wir hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können. Oft erschienen in illustrierten Zeitschriften und Magazinen Film-Foto-Serien, die auf Grund der Fernsehwiederholungen der letzten Zeit teilweise eine Renaissance erlebten. So brachte der Eikon-Verlag Bildserien aus dem „Ölprinz-“ und dem „Kurdistan-“Film in „Wundertüten“ (weil man beim Kauf nicht sehen konnte, welche Bilder sie enthielten), unter dem Titel „Auf Leben und Tod. Auf den Spuren Karl Mays“, heraus. In der Art der bereits bewährten Zigaretten- und Margarine-Bilder gemacht, konnten diese Serien gesammelt und in ein entsprechendes Album mit Kurztext eingeklebt werden. Ebenfalls noch zu erwähnen ist die Romanheft-Serie „Karl May Abenteuer“ aus dem Weiden-Verlag, die ähnlich wie die Reihe aus dem Moewig-Verlag regelmäßig erschien und sich von der Aufmachung her kaum von den üblichen „Wild-West-Romanen“ unterschied.

      Zusammenfassend darf man wohl sagen: Auf dem Comic- und Heftroman-Markt wenig Interessantes für den Karl-May-Freund, wenn man einmal von der Serie des Lehning-Verlages absieht. Es ergab sich wohl bei den Herausgebern fast von selbst, dass nur die bekanntesten Erzählungen Mays „herhalten“ mussten, wie etwa „Der Schatz im Silbersee“, „Der Ölprinz“, die Winnetou Erzählungen und die ersten sechs Bände der Gesammelten Werke. Man versprach sich von diesen Titeln wohl einen größeren Absatz, denn sie waren doch den meisten Kindern und Jugendlichen (zumindest vom Titel oder den „Haupthelden“ Winnetou und Old Shatterhand her) vertraut. Dazu kam, dass die bekanntesten May-Figuren in ihnen auftraten, lange zusätzliche Erklärungen konnte man sich also sparen. Bedauerlich eben nur, dass – besonders bei den meisten Comics – so wenig „Karl May“ übriggeblieben ist und so viel „Action“ wie möglich hineingedrängt wurde.

      Bleibt abzuwarten, wie lange sich die neue Taschenbuchreihe „Karl May Extra“ auf dem Markt halten wird.

      Werner G. Schmidtke

      Dieser Tage (Oktober 1975) erschienen im Lentz-Verlag, München, als Nachdruck-Sammelband die eisten fünf Hefte der alten Rolf-Torring-Serie; vielleicht Grund zu einigen Gedanken über diese deutsche Heftroman-Figur, die zweifellos über lange Jahre hinweg zu den markantesten Gestalten unter den Kiosk-Abenteuern zählte.

      Angefangen hatte es einst im Jahre 1930, als das Berliner ‚Neue Verlagshaus für Volksliteratur‘ eine Heft-Reihe begann, die sich ‚Rolf Torrings Abenteuer‘ nannte, und die den Leser – im Unterschied zum herkömmlichen Kriminal- oder Wildwestheft – in Regionen führte, die ob ihrer damals nur halbbekannten Eigentümlichkeiten am ehesten Symbolbegriff für abenteuerliche Geschehnisse, für geheimnisvolle Begebenheiten unter Wildnis-Vorzeichen werden konnten. Die neue Serie jedenfalls brachte ihre wohl meist jugendlichen Freunde ins Innere Schwarzafrikas, nach Südamerika, in die Südsee und die Inselwelt von Niederländisch-Indien, nach Australien wie den US-amerikanischen Westen. Phantasiestimulierend war sicher auch die in den ersten Erscheinungsjahren auf der Umschlagrückseite der 64seitigen Hefte gebrachte ‚Reiseroute‘, die zum gedanklichen Nachvollzug des Weges einlud, den die Helden für ihr Publikum durch die Unwirtlichkeit zogen.

      Die ‚Helden‘, das waren laut Verlagsaussage die ehemaligen Kampfflieger Rolf Torring und Hans Warren (der als freundschaftlicher Biograph in der ‚Ich‘-Form erzählte), sowie deren schwarzer Begleiter ‚Pongo‘, der durch überragende Kräfte und nimmermüden Optimismus (‚Massa ganz ruhig sein, Pongo schon