Walter Brendel

Die Macht der Geheimbünde


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Hieroglyphenschrift für sakrale Texte und das Demotische im Alltag verwendet. Die Kenntnis der Hieroglyphen wurde auf einen immer enger werdenden Kreis beschränkt, dennoch wurden ptolemäische Dekrete oft in Hieroglyphen geschrieben. So enthalten ptolemäische Dekrete die Bestimmung, dass sie „in Hieroglyphen, der Schrift der Briefe (d. h. Demotisch) und in griechischer Sprache“ veröffentlicht werden sollten. Gleichzeitig wurden die Zeichen auf mehrere Tausend vervielfacht, ohne dass das Schriftsystem als solches geändert wurde. In dieser Form begegneten interessierte Griechen und Römer dieser Schrift in der Spätantike. Sie übernahmen bruchstückhaft Anekdoten und Erklärungen für Lautwert und Bedeutung dieser geheimen Zeichen und gaben sie an ihre Landsleute weiter. Mit der Einführung des Christentums gerieten die Hieroglyphenendgültig in Vergessenheit, die letzte datierte Inschrift stammt von 394 n. Chr. Je nach Schreibmaterial und Verwendungszweck lassen sich verschiedene Untersysteme der ägyptischen Hieroglyphen unterscheiden, hauptsächlich die Hieroglyphen selbst und das Hieratische. Obwohl die Zeichen in ihnen unterschiedliche Formen annahmen, blieb das Funktionsprinzip der Hieroglyphenschrift gewahrt.

      Mysterienkult

      Als Mysterienkult oder Mysterienreligion wird ein Kult oder eine Religion bezeichnet, deren religiöse Lehren und Riten vor Außenstehenden geheim gehalten wurden. Die Aufnahme in eine solche Kultgemeinschaft erfolgt gewöhnlich durch spezielle Ini-tiationsriten.

      Das Wort Mysterium geht auf das griechische mysterion und dieses wiederum auf myein, „schließen“, zurück. Für Nichtinitiierte war der Mysterienkult „geschlossen“. Die initiierten Mitglieder wurden Mysten genannt.

      Sachlich ist eine Definition schwierig, weil die Mysterienkulte ihr Geheimnis weitgehend gewahrt haben. Ihre Mythen und Riten können meist nur mit einem großen Ungewissheitsfaktor und vielen Mutmaßungen anhand antiker Schriften und archäologischer Funde rekonstruiert werden.

      Die bekanntesten Mysterienkulte der antiken Welt sind die Mysterien von Eleusis, die samothrakischen Mysterien, der Dionysoskult, der Kult des Liber Pater in Rom und in Süditalien, der Mithraskult, der Kybele- und Attiskult, der Isis- und Osiriskult. Einige dieser Kulte stammen offensichtlich aus dem Orient; ob sie alle orientalischen Ursprünge sind, wie manchmal behauptet wird, ist jedoch unsicher. Die eleusinischen Mysterien, die samothrakischen Mysterien und der Dionysoskult gelten weithin eher als nationalgriechisch.

      Große Teile der griechischen und später der römischen Bevölkerung waren Anhänger von Mysterienkulten. Der übliche Ahnenkult (d. h. die fiktive Abstammung von antiken Göttern)reichte nicht mehr aus. In den Mysterienkulten waren die verehrten Gottheiten nicht von Geburt an göttlich; sie hatten wie ein Mensch Schmerz und Tod erfahren und diesen dann überwunden. Dadurch waren sie dem Menschen näher als die Götter der alten Polisreligion.

      Zum allgemeinen Wesen der Mysterienkulte gehören, schlagwortartig gesagt, der sterbende und auferstehende Gott, der Mutterkult, die Wiedergeburt zu irgendeiner Art von Unsterblichkeit. Man hat diese drei Phänomene in ein System gebracht, indem man den Mysteriengott als einen mit den Jahreszeitensterbenden und auferstehenden Vegetationsgott erklärt hat. Der Vegetationsgott ist natürlich mit der Mutter Erde eng verbunden, weniger einleuchtend dagegen ist die Auffassung, dass im Kreislauf des Daseins die Verheißung eines ewigen Lebens im Jenseits erkennbar sein soll. Gewiss ist jedenfalls, dass der sterbende und auferstehende Gott und die Große Mutter das im Kreise laufende Leben irgendwie geschaffen und in Gang ge-bracht haben.

      Sekte

      Sekte (lat. secta „Richtung“, von sequi, „folgen“, in der Bedeutung beeinflusst von secare, „schneiden, abtrennen“) ist eine ursprünglich wertneutrale Bezeichnung für eine philosophische, religiöse oder politische Gruppierung, die durch ihre Lehre oderihren Ritus im Konflikt mit herrschenden Überzeugungen steht. Insbesondere steht der Begriff für eine von einer Mutterreligion abgespaltenen religiösen Gemeinschaft. So ist beispielsweise das Christentum als Sekte aus dem Judentum hervorgegangen.

      Aufgrund seiner Geschichte und Prägung durch den kirchlichen Sprachgebrauch bekam der Ausdruck abwertenden Charakter und verbindet sich heute mit negativen Vorstellungen, wie der möglichen Gefährdung von etablierten religiösen Gemeinschaften oder Kirchen, Staaten oder Gesellschaften.

      Die moderne Religionswissenschaft hat das Wort Sekte durch neutrale Bezeichnungen wie religiöse Sondergemeinschaft oder neureligiöse Gemeinschaft ersetzt. In der Rechtswissenschaft findet der Begriff „Neue religiöse Bewegung“ Verwendung.

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      Aus dem illustrierten Sektenkatalog eines unbekannten Künstlers (um 1647)

      In der Antike wurden als „Sekte“ zunächst diejenigen bezeichnet, die den Anschauungen eines bestimmten Philosophen folgten. Die ersten Christen wurden als „Sekte der Nazarener“, eine Richtung des Judentums bezeichnet.

      Paulus verwendete das Wort α ἵ ρεσις (phon. „hairesis“, Streben,spätantik: philosophische Schule, Sekte, bzw. altgr. Verfehlung)in seinen Briefen für Spaltungen innerhalb der Gemeinde (z. B.1 Ko 11,19). Diese Spaltungen wurden von ihm negativ bewertet, ohne dass er dabei einer bestimmten Richtung unter ihnen den Vorzug gab.

      In der Alten Kirche wurde der Begriff hairesis immer mehr für Abweichungen von der gemeinsamen Lehre der miteinander in Kommunion stehenden christlichen Gemeinden verwendet und mit Beginn des fünften Jahrhunderts hatte er schließlich in der Westkirche die Bedeutung „Irrlehre“.

      Dieser Begriff wurde von der lateinischen Kirche des Mittelalters als secta, Sekte, übernommen. So wurden die Protestanten als secta lutherana bezeichnet und auch im deutschen Sprachgebrauch sprach die katholische Kirche bis ins 20. Jahrhundert in manchen Texten von „Sekten“, wenn sie die evangelischen Kirchen meinte.

      Im landläufigen Sprachgebrauch werden als Sekten oft religiöse Gruppen bezeichnet, die in irgendeiner Weise als gefährlich oder problematisch angesehen werden, oder die in orthodoxer theologischer Hinsicht als „Irrlehre“ angesehen werden. Dies umfasst auch lang bestehende christliche Gemeinschaften, die sich in Lehre und/oder Praxis vom Herkömmlichen unterscheiden, als auch neue Gruppen, insbesondere solche, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden sind und als „Jugendreligion“ bezeichnet werden, weil sie anfänglich viele junge Mitglieder hatten. „Sekte“ wird heute oftmals als Kampfbegriff gebraucht. So wird sogenannten Sekten häufig vorgeworfen, sie würden sich v. a. aus wirtschaftlichen Gründen als religiöse Glaubensgemeinschaften ausgeben, um den besonderen Schutz des Staates, größere Freiheiten und Rechte, sowie die Befreiung von Steuern zu genießen. Bekanntestes Beispiel dafür ist Scientology.

      Das Thema Sekten führt auch immer wieder zu Kontroversen. Dabei stehen sich zwei Lager gegenüber: auf der einen Seite vorwiegend die, die sich auf die Religionsfreiheit berufen und die wertende Einschränkung von religiösen Gruppen scharfverurteilen, mehrheitlich Vertreter von religiösen und weltanschaulichen Minderheitsgruppen und Verfechter der Religions-freiheit, unter den Akademikern mehrheitlich Religionswissenschaftler, einige Soziologen und Juristen. Auf der anderen Seite finden sich diejenigen, die neureligiöse Gruppen scharf verurteilen, weil sie die Freiheit von Individuen beschneiden würden oder nach unkontrollierter gesellschaftlicher Macht streben, darunter Vertreter der großen Kirchen, Mitarbeiter staatlicher Stellen sowie Initiativen von betroffenen Familienangehörigen oderehemaligen Mitgliedern, Psychologen, Soziologen, Politologen und Juristen.

      Im Einzelnen drehen sich die Kontroversen häufig um mutmaßliche oder tatsächliche…

      • Einschränkungen der Religionsfreiheit religiöser Randgruppen, etwa durch Kritik ihrer Praktiken und juristische Zwangsmaßnahmen

      • Einschränkungen der religiösen Freiheit durch unterschiedliche Grade der gesetzlichen Anerkennung

      • Einschränkungen der Meinungsfreiheit von Gruppenmitgliedern

      • Einschränkungen der Bewegungsfreiheit von Gruppenmitgliedern

      • wirtschaftliche Ausbeutung der Mitglieder durch lange Arbeitszeiten und minimales Gehalt

      • sexuelle Ausbeutung oder Fälle von sexuellem