Ruth Broucq

Kinder kann man sich nicht aussuchen


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       KINDER KANN MAN SICH NICHT AUSSUCHEN

       -zurückgeben aber auch nicht

      VON RUTH BROUCQ

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      Vorwort:

      Als dreifache Mutter- nun im Rentenalter- weiß ich genau wovon ich spreche, denn sie sind alle Drei- charakterlich völlig verschieden.

      Zwar liebt man, als Mutter, alle seine Kinder, denn die Verbindung entsteht ja im schon Mutterleib. Aber ob man mit ihnen auch übereinstimmt, und mit deren Verhalten glücklich und zufrieden ist, das ist die zweite Frage.

      Deshalb verstehe ich heutzutage auch warum es „Lieblingskinder“ gibt, und welche die halt da sind, man sie aber nicht unbedingt vermissen würde, wenn nicht.

      Auch ich habe ein „Lieblingskind“ und ich musste feststellen, dass ich die anderen beiden für mein Leben nicht unbedingt brauche.

      Hört sich gemein an, lieblos? Ja, das ist es wohl, aber warum und wessen Schuld das ist, bleibt dahin gestellt. Das überlasse ich der Beurteilung des Lesers dieser Geschichte.

      Deshalb bitte erst am Ende meiner Schilderung urteilen.

      Ich war erst sechzehneinhalb Jahre, als ich meine erste Tochter bekam. Zwar war es eine leichte, schnelle Geburt, die mir nicht viel Mühe bereitet hatte, aber dafür die ganze Schwangerschaft umso mehr.

      Ich kotzte mir monatelang die Seele aus dem Leib, obwohl ich nur ein kleines rundes Bäuchlein hatte, dem man bis zum sechsten Monat den Inhalt nicht ansah.

      Rücksicht auf den Quälgeist in mir nahm ich deshalb auch nicht die Bohne. Ich rauchte und tanzte, die wilden Rock n Roll –Tänze, schaukelte das ungewollte Produkt meiner Unwissenheit kräftig durch, was sie mir später gewaltig heimzahlen sollte. Nur Alkohol mied ich. Nicht nur weil mir diese Getränke eh nicht schmeckten, sondern hauptsächlich wegen dem Mitbeteiligten an meinem Zustand.

      Der Hauptschuldige meines Umstandes machte mir auch wenig Freude, er trampelte rücksichtslos auf meinen Gefühlen herum, denn er hatte das Ergebnis seines hemmungslosen Sexlebens absolut nicht gewollt. Ich auch nicht.

      Eigentlich war meine Mutter auch nicht ganz unschuldig an meinem Malheur, weil sie es versäumt hatte mich aufzuklären. Auf jede meiner Fragen, die um die geschlechtlichen Belange gingen, hatte ich immer nur die gleichbleibende Antwort erhalten: „Dafür bist du noch zu jung!“

      Das Ergebnis der praktischen Aufklärung durch Robert musste ich nun austragen, denn Schwangerschafts - Unterbrechungen gab es zu der Zeit noch nicht.

      Ganz abgesehen von seinem jugendlichen Leichtsinn, Robert war auch nur zwei Jahre älter als ich, widmete er sich am liebsten dem Alkohol. Täglich war Robert voll bis zur Halskrause, er hatte sich wohl vorgenommen, die Alkoholvernichtungs- Liga anzuführen.

      Dass ich ihn oft nach Hause bringen, und vorher von seiner eigenen Kotze befreien musste, obwohl ich eigentlich genug mit meinem eigenen miserablen Befinden zu tun hatte, war das kleinste Übel. Ich musste auch noch seiner ständigen Sexlust zur Verfügung stehen, weil ich sonst nicht hätte verhindern können, dass er sich anderweitig austobte. Denn Roberts Ambitionen zu anderen Weibern war meinen Argusaugen natürlich nicht entgangen. Lust auf seine Turnübungen hatte ich ganz bestimmt nicht, meine Stillhalte-Taktik diente lediglich der Beziehungs-Sicherung. So lernte ich schon früh die Verantwortung für meine Nachfahren zu übernehmen.

      Aber auch das verdankte ich meiner Mutter, die mir Verantwortungs- Bewusstsein vorgelebt hatte. Noch bis zu meinem achten Lebensjahr war sie die alleinige Ernährerin ihrer beiden Töchter, und ebenso ihrer eigenen Mutter gewesen, bis sie einen Mann gefunden und geheiratet hatte.

      Meine ältere Schwester und ich waren von dem neuen Mitbewohner absolut nicht begeistert, obwohl wir uns bald wohnlich verbesserten. Nachteilig war, dass die Oma nun nicht mehr bei uns war, sondern eine eigene Wohnung bezog.

      Natürlich waren meine Eltern alles andere als begeistert von der Tatsache Großeltern zu werden. Besonders mein Stiefvater, ein absoluter Ego-Muffel, drohte gleich damit mich hinauszuwerfen, weil er nicht auch noch einen „Schreihals“ mit ernähren wollte. Also musste ich hoffen, dass der Erzeuger meiner Leibesfrucht, uns beiden eine Lebensgarantie war.

      Zwar behauptete Robert, dass er sich seiner Verantwortung stellen und zu mir halten werde, was jedoch mit dem kleinen Hindernis verbunden war, dass er zur Bundeswehr einberufen wurde. Denn er hatte sich freiwillig für vier Jahre verpflichtet, was er nun als Vorteil hinstellte, weil der Bund für die Familien der Soldaten sorgte.

      Unsere Eltern brachten uns kein großes Vertrauen entgegen, weil sie uns für zu jung hielten eine Familie zu gründen, dennoch waren sie bereit uns Starthilfe zu geben. Roberts Eltern wollten für Wohnung und deren Möblierung sorgen, meine Mutter für die Baby-Ausstattung.

      Weil meine Schwester und ich uneheliche Kinder von zwei verschiedenen Männern waren, wollte meine Mutter mir dieses Schicksal wohl ersparen, deshalb bestärkte sie mich, bei meinen Heiratsplänen. Die zugesagten Unterstützungen machten mich zuversichtlich.

      Dass wir in unserem jungen Alter erst eine Genehmigung vom Vormundschafts – Gericht zur Eheschließung benötigten, wurde für uns zur unüberwindbaren Hürde. Die Beurteilung des Jugendamtes über unsere Ehefähigkeit fiel negativ aus, weil Robert zu unreif war. Also stand ich vor der Tatsache, bald nicht nur eine ledige junge Mutter zu sein, sondern auch noch eine obdachlose.

      Junge Mütter lieben anders

      Zwar hatte ich mich nicht gerade auf das Baby gefreut, sondern nur die Tatsache Mutter zu werden akzeptiert, aber wenn schon, so wollte ich zumindest einen Sohn zur Welt bringen. Das ich kleine Kinder mochte lag wohl an dem niedlichen kleinen Jungen, den ich in den letzten beiden Schuljahren, liebevoll betreut hatte. Gegen Roberts Albernheit „alle Babys heißen Peter“ widersprach ich energisch, bestimmte einfach, dass ich unseren Sohn Ralf nennen werde. Wenn schon die Vornamen beider Elternteile mit R begännen, müsse der Nachwuchs den gleichen Anfangsbuchstaben haben. Er widersprach nicht, denn es war ihm egal.

      Die Geburt, zwei Tage nach dem errechneten Termin, am 24. März, war zwar schmerzhaft aber schnell und demnach leicht, weil das Baby klein und untergewichtig war, es nur viereinhalb Pfund wog. Als die Hebamme mir anschließend zur Geburt einer gesunden Tochter gratulierte entgegnete ich enttäuscht: „Was, nur ein Mädchen? Ich wollte doch einen Jungen!“

      Die Hebamme schalt mich undankbar zu sein, ich solle froh sein, dass das Kind gesund