sie.
Ich versprach sie später bei meiner Mutter abzuholen, und war froh, als ich alleine war, um mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Ein Kölner Auto stand vor dem Haus, aber Robert schien noch nicht zu Hause zu sein. Weil ich zur Klärung der Sache aber seine Anwesenheit brauchte, entschloss ich mich den privaten Vordereingang, zur Wohnung meiner Schwiegereltern, zu nehmen.
Als meine Schwiegermutter mir öffnete, fragte sich überrascht: „Ruth, du? Was willst du denn hier? Hast du dich verlaufen?“
Innerlich amüsierte mich ihre Reaktion, aber ich erwiderte freundlich, wenn auch neutral: „Nein, eigentlich wollte ich zu deinem Sohn, aber der ist ja noch nicht zu Hause. Da ich keinen Schlüssel mehr habe, dachte ich, ich könnte bei dir warten. Oder darf ich nicht mehr reinkommen?“
Sie reagierte verlegen, gab aber sofort den Eingang frei und machte eine einladende Handbewegung: „Doch natürlich. Komm doch rein. Es ist nur momentan etwas ungünstig. Nicht bei mir, sondern bei Robert, der hat nämlich Besuch. Ob das jetzt der richtige Zeitpunkt ist, ihn zu besuchen, weiß ich nicht.“
„Ja, ich weiß wer oben in meiner Wohnung ist. Deshalb bin ich ja hier. Es wird Zeit mal für Ordnung zu sorgen.“ Erklärte ich ernst.
Entsetzt fragte sie vorwurfsvoll: „Das willst du wirklich tun? Du willst ihm das kaputt machen, was ihm endlich Ruhe und Glück gebracht hat? Findest du das fair? Du hast ihn doch verlassen, ihn mit den Kindern alleine gelassen. Jetzt wo er sich ein neues ruhiges Familienleben aufbauen will, da kommst du und willst es zerstören? Dass du so gemein sein kannst, hätte ich nicht von dir gedacht. Bitte, überlege dir das noch einmal.“
Ich holte tief Luft, denn ausgerechnet Roberts Mutter hatte immer auf meiner Seite gestanden, weil sie ebenfalls die ganzen Eskapaden ihres Sohnes verurteilt hatte, und mir immer Mut gemacht hatte, für Roberts Fehler zu arbeiten. Sicher war Hauptsächlich eigenes Interesse der Grund gewesen, weil sie um ihre Mieteinnahme und den guten Ruf der Familie besorgt war. Deshalb hatte sie mich sogar dabei unterstützt meine geschäftlichen Aktivitäten im horizontalen Gewerbe zu betreiben. Die Vermutung, dass ich selbst diese Tätigkeit ausübte hatte sie nie aufkommen lassen, sondern sich immer an den Glauben geklammert, dass ich meine „Damen“ dafür beschäftige.
Was nicht immer richtig war, aber das Thema war in der ganzen Zeit nie aufgekommen.
Das war typisch für Roberts Mutter, die „Kopf in den Sand-steck- Taktik“ oder die drei englischen Affen „nicht- hören-sehen-sprechen“ waren die einfachsten Methoden sauber zu sein und zu bleiben. Zumindest nach außen hin.
Ganz ruhig und bedächtig erwiderte ich: „Es gibt nichts zu überlegen, nur etwas zu klären. Denn dein Sohn tanzt seit Wochen auf zwei Hochzeiten. In der Woche fühlt er sich bei mir im Bett sehr wohl, sagt, dass er nur mich liebt, und dass diese Frau nur ein Notstopfen war, die ihm eigentlich gar nicht gefällt. Verspricht mir, das lästige Verhältnis zu beenden, aber er weiß nicht wie er es ihr schonend beibringen soll. Dann muss ich das tun. Oder zumindest ihn zu einer Entscheidung zwingen.“
Zuerst war sie sehr erstaunt, aber am Ende meiner Erklärung aber voll auf meiner Seite: „Ach so, ja dann hast du völlig Recht. Ach da kommt er ja, warte kurz, ich rufe ihn mal rein!“
Sie ging zur Flurtür und rief: „Robert, kommst du bitte mal kurz rein?“
„Was machst du denn hier?“ entfuhr es meinem Mann voller Entsetzen, als er mich im Wohnzimmer seiner Mutter vorfand.
„Für reinen Tisch sorgen!“ antwortete ich ruhig.
Fast gleichzeitig klopfte Jemand und eine dunkelhaarige, mollige Frau stand plötzlich im Rahmen. Sie starrte mich an, sah von einer Person zur anderen und fand vor Entsetzen keine Worte.
Robert versuchte die Situation zu retten, indem er der Frau befahl: „Geh bitte nach oben, Amanda, ich komme gleich. Ich muss hier noch etwas besprechen. Geh bitte!“
Ruckartig stand ich auf, widersprach kämpferisch: „Nein, mein Lieber, so einfach wollen wir es dir nicht machen. Entweder wir besprechen das hier, in Gegenwart der Dame, oder ich gehe mit hinauf, denn das da oben ist meine Wohnung. Für die habe ich gearbeitet, und wer sich in meinem Bett niederlässt habe ich mit zu entscheiden. Das wollen wir gleich mal klarstellen! Du kannst mir aber auch gleich hier sagen, wenn du deine Meinung plötzlich wieder geändert hast und doch nicht wieder mit mir leben möchtest. Dann gehe ich auf der Stelle, für immer! Also, sprich!“
Mit weinerlicher Stimme meldete sich die Störende zu Wort: „Sag mir, dass das nicht wahr ist, Robert! Aber ich dachte, du liebst mich und ich soll doch zu dir ziehen? Hast du mich belogen und mit deiner Frau betrogen? Das kann ich nicht glauben! Bitte sag mir dass das nicht stimmt!“
Robert drehte sich wie ein Fisch auf dem Trocknen, er stotterte: „Also weißt du, Amanda, das ist alles nicht so einfach. Schließlich geht es auch um unsere Kinder, und deren Mutter ist nun mal noch immer meine Frau. Ich kann ihr doch nicht ihre Kinder vorenthalten, das musst du einsehen. Du würdest es auch nicht wollen, dass man dir deine Tochter wegnimmt. Tja, also, was soll ich denn sagen?“
„Nichts!“ mischte ich mich ein. „Nehmen Sie einfach ihre Tochter und gehen Sie. Das Abenteuer hat sich hier für Sie erledigt!“ sagte ich hart.
Sie lief weinend hinaus und Robert meinte mitleidig: „Musst du immer gleich so grob sein? Nicht jeder hat deine Mentalität, das verträgt nicht jeder!“
Ironisch fragte ich: „Soll ich die Olle vielleicht ins Ärmchen nehmen und streicheln? Hallo, spinnst du? Die hat es sich in meinem Nest bequem gemacht, das war ein Kuckucksei! Also bitte, du hattest doch selbst keine Lust mehr drauf. Dir war sie doch zu hausbacken, vergessen?“
Als ich, mitsamt meinen Sachen, und einigen mehr, wieder einzog war nur Ramona sehr zurückhaltend, was wir aber als vorübergehend ansahen.
Dass mir meine eigene Tochter zur Feindin wurde, hätte ich zu der Zeit nie geglaubt.
Umzug
Meine Freundinnen hatten mir prophezeit, dass meine Rückkehr nicht gut gehen werde, was mich jedoch keineswegs beeindruckte.
Ich gab mir Mühe einfach zur Normalität zurückzukehren. Morgens versorgte ich die Kinder, wenn Ramona in der Schule und Rene im Kindergarten war, konnte ich arbeiten gehen. Da auch Ramona nach der Schule in den Kinderhort ging, hatte ich eine normale Arbeitszeit.
Zwar gab es schon mal kleinere Probleme mit meinen „Damen“, weil ich nicht immer aufpassen konnte, aber das hielt sich in Grenzen, sodass meine Einnahmen noch reichten um die Kosten beider Haushalte zu decken. Es war so in Ordnung.
Nur ganz kurze Zeit war eitel Glück und Sonnenschein, weil Robert in seinen alten Rhythmus zurück fiel. Er arbeitete zwar, aber in gemächlicher Weise, die nicht wirklich viel einbrachte, weil er ein schlechter Kaufmann war. Seine Geschäftsführung beschränkte sich auf zu geringe Berechnungen der Angebote, und mangelnde Aufsicht seiner beiden Mitarbeiter. Er ließ sie alleine und saß gemütlich bei seinem Freund, auf dessen Tankstelle.
Robert ging weiterhin regelmäßig zum Kegeln, blieb auch zwischendurch mal abends an irgendeiner Theke hängen, bis er Oberkante-Unterlippe voll war, und sein kleiner Bruder war sein allabendlicher Kellerbar-Kumpel, mit dem er am liebsten seine Freizeit verbrachte. Ich saß meist allein vor dem Fernseher.
Zu Hause war Robert selten wie ein Gast, wenn er mal zum Essen da war, meckerte er nur an Allem. Familienleben war das nicht.
Sehr schwer war es Robert zu Sonntäglichen Familienausflügen zu bewegen. Ganz im Gegenteil zu seiner „Oma-Strickstrumpf-Zeit“, als er das jedes Wochenende gemacht hatte. Und auch unsere Streitigkeiten drehten sich immer wieder um das Gleiche: Geld und seine Verschwendungssucht. Und die Kräche häuften sich wieder.
Auch in Bezug auf die Kinder änderte er nichts. Wie gehabt bevorzugte Robert unseren Sohn, nahm er Rene mit zum Angeln und zum Autorennen-Wochenende, aber Ramona ließ er links liegen. Dass Robert seine