Ruth Broucq

Kinder kann man sich nicht aussuchen


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Er gab ihm eine Packung Zigaretten und verlangte, dass Rene so viele davon rauchte, bis es ihm schlecht würde. Ich war entsetzt, erklärte Robert für verrückt. Verhindern konnte ich die Strafe allerdings nicht. Allerdings hielt Rene, zum Glück, auch nicht sehr lange durch. Roberts drohende Schilderung des Strafablaufes hatte ihm wohl Angst gemacht.

      In dem Moment größter Not, wenn man glaubt alle Wege seien zu Ende oder verschlossen, öffnet sich meist eine neue Tür, sagt eine alte Weisheit.

      Tatsächlich wurde mir ein Lichtblick von völlig unerwarteter Seite gebracht, worüber ich mich noch heute wundere und gleichzeitig dankbar bin.

      Mit großem Staunen horchte ich auf, als sich der Anrufer mit Namen meldete. „Hallo Ruth, ich bin es, Norbert Fuchs, wie geht es dir? Du, ich wollte dich fragen, ob du momentan Zeit hast. Die Esther hat gesagt, dass du nicht arbeitest und hat mir deine Nummer gegeben. Weißt du, ich hab die Fleppe weg und die Elvira kann mich nicht fahren, die ist im Krankenhaus. Könntest du mich fahren? Natürlich werde ich mich erkenntlich zeigen. Du würdest mir wirklich aus der Patsche helfen. Na, was sagst du?“ redete Esthers ehemalige Affäre auf mich ein, dass es einem Wasserfall gleich kam.

      Ich hatte ihn lange nicht gesehen, was mir auch keineswegs gefehlt hatte, denn ich mochte den rothaarigen Vertreter absolut nicht. Was meine Freundin damals an dem hässlichen Zwerg gefunden hatte, war mir ein Rätsel geblieben. Aber eines musste ich dem Großkotz zugute halten, er war immer sehr erfolgreich und großzügig, er hatte nur den Nachteil, dass Kleptomane war, er klaute was nicht Niet-und Nagelfest war.

      Als er erstmals als Kunde kam, großspurig gleich den doppelten Preis für Esther bezahlte, um uns zu imponieren, fand ich ihn gleich zum Kotzen. Er hatte eine angeberische, aufdringliche Art an sich, die mir total widerstrebte. Zwar war er wirklich so erfolgreich und weltgewandt wie er sich gab, aber seine schleimig einschmeichelnde Art sich gleich als dazugehörig und zu Hause zu fühlen, lag mir einfach nicht.

      Als Vertreter eines großen Möbelunternehmens brachte ihm vermutlich seine direkte Vertraulichkeit seinen großen Erfolg ein, denn es klappte ja auch bei meiner Freundin. Esther bestellte die komplette Wohnungs-Einrichtung, für unsere neue Geschäfts-Adresse, bei ihm.

      Dass Norbert ab dem ersten Tag bei Esther ein- und ausging, also auch mir täglich über die Füße stolperte, war die Folge, die mir anfangs nur auf die Nerven ging. Als er aber später meinen Lover beklaute, während der bei mir im Bett lag, war er bei mir endgültig unten durch. Natürlich wurde ich ebenfalls verdächtigt, an dem Raub und der Beute beteiligt zu sein. Was wirklich nicht stimmte, denn ich hatte genauso ahnungslos im Bett gelegen, wie der Bestohlene selbst. Danach wendete sich mein damaliger Liebhaber natürlich von mir ab, sodass die Affäre beendet war.

      Dass nun ausgerechnet dieser Halunke mich um Hilfe bat, wunderte mich sehr. Allerdings war mir auch sofort klar, dass er mir damit eine Chance bot, Geld zu verdienen und vielleicht sogar einen neuen Job, in einer lukrativen Branche zu ergattern. Weil ich dringend Arbeit benötigte, überlegte ich nicht lange, sondern sagte spontan zu, als ich endlich zu Wort kam.

      Schon am ersten Arbeitstag, beim ersten Kunden, war mir klar, dass Norbert mir die neue Chance quasi auf dem Silbertablett serviert hatte, ohne es zu ahnen.

      Denn der Verkauf von „Fassaden-Verkleidungen“ war so leicht, und der Verdienst so saftig, dass ich unbedingt den Verkauf selbst machen wollte. Ich klaute die nächsten Wochen der Zusammenarbeit mit Augen und Ohren, nicht mit den Händen. Ich war sicher, was Norbert mir zeigte konnte ich auch.

      Der Chef des Unternehmens baggerte mich zwar an, wäre mir sicher gerne an die Wäsche gegangen, aber seine „guten Adressen“ wollte er nicht einer Frau überlassen. Weil er der Meinung war, Frauen hätten von der Materie keine Ahnung. Von meinem Körper hielt ich mir den hässlichen „Bazi“ zwar fern, jedoch fand ich die Möglichkeit in das Geschäft einzusteigen.

      Da Adressen knapp waren, offerierte ich ihm meine Idee, mehr interessierte Kunden durch „Direktwerbung“ zu finden. Dadurch war ich schon bald die fest angestellte „Werbeleiterin“ mit eigener „Werbedamen-Kolonne“ und Firmenwagen, des Fassadenbau-Unternehmens. Außerdem vermittelte ich meinem Ehemann den Job als „Leiter der Putzkolonne“. So waren wir beide sehr schnell in Lohn und Brot. Wir hatten beide eine leitende lukrative Arbeit.

      Auch mit den Kindern schien inzwischen alles in Ordnung zu sein, sodass wir normalerweise ein angenehmes geregeltes Leben hatten. Nun hatten wir die räumliche Möglichkeit den Kindern ihren heißesten Wunsch zu erfüllen, wir schafften uns einen Hund an, einen jungen Dalmatiner. Die Kinder waren glücklich.

      Zwar musste ich mal mit Renes Lehrerin ein ernstes Wort reden, weil sie den Jungen offensichtlich schikanierte. Dass er nicht gerne zur Schule ging, hatte ich anfangs nicht auf die Lehrerin bezogen, aber als er eines Morgens darauf bestand, dass ich sein Arbeitsblatt bügeln müsse, wurde ich hellhörig. Er weinte sogar, berichtete, dass er wieder in der Ecke stehen müsse, wenn er mit „Eselsohren“ in die Schule komme.

      Natürlich fuhr ich sofort mit meinem Sohn zur Schule und stellte die „Dame“ zur Rede, dabei informierte ich sie mal, in aller Höflichkeit, darüber, dass die „Asozialen“ auf der anderen Straßenseite wohnten, und mein Mann als Malermeister kaum dazu gehören könne. Ich bat sie, mein Kind genauso anständig und freundlich zu unterrichten, wie die Anderen und wie es ihre Aufgabe sei.

      Diese kleine Episode war meinem Ehemann nicht so wichtig, er hatte andere Interessen. Unser Familienleben hätte im gewohnten Rahmen weiter laufen können, wäre da nicht die Unruhe meines Ehemannes gewesen, der mit seinen Saufgelagen, und seiner sexuellen Gier nach Abwechslung, nach mehr als ich zu geben bereit war, alles kaputt gemacht hätte.

      Sexsucht

      Roberts Tick bei jeder passenden oder auch unpassenden Gelegenheit alles aus sexueller Sicht zu sehen, ging sogar so weit, dass er seine Witzchen über eine ganz normale mütterliche Vorsorge machte.

      Weil ich bei unserem Sohn gesehen hatte, dass sein Hodensack leer war, hatte unser Hausarzt mich für meine Aufmerksamkeit gelobt, und mir empfohlen, den Mangel im Auge zu behalten, und regelmäßig zu ertasten, ob eine Änderung eingetreten sei. Wenn nicht, müsse das auf jeden Fall, noch vor Schuleintritt des Jungen, hormonell behandelt werden um Unfruchtbarkeit zu verhindern.

      Ich nahm das natürlich sehr ernst, und kontrollierte den Stand immer wenn Rene aus der Badewanne kam.

      Roberts dumme Bemerkung dazu konnte ich gar nicht lustig finden: „Ach guck mal Ramona, die Mama spielt dem Kleinen mal wieder an den Eiern.“

      Angewidert dachte ich nur >Kann dieser Mann denn mal an etwas anderes denken, als an Sex<?

      Was oder wer meinen Mann auf diesen Unfug gebracht hatte, war mir nicht ganz klar, aber er bedrängte mich plötzlich ständig mit seinem speziellen Wunsch. Er wollte, dass ich ihn in einen „Pärchenclub“ begleite.

      Entsetzt lehnte ich dieses Ansinnen ab. Ich konnte absolut nicht verstehen, dass Robert mir eine solche Sache zumuten wollte, denn ein Versuch, mich zum „Partnertausch“ zu überreden, war Jahre zuvor mal eskaliert.

      Aus Wut, weil ich diese „Schweinerei“ abgelehnt hatte, zerschlug Robert damals im Alkoholrausch unseren Glastisch. Dass er dieses Erlebnis nicht mehr in Erinnerung hatte, konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen, ja glaubte er denn, ich hätte meine Einstellung geändert?

      Tatsächlich erklärte mir mein Ehemann, dass ich nicht mitmachen müsse, ich könne mich ja an die Bar setzen, schließlich bräuchte er mich nur als Begleitung, weil er alleine nicht rein komme.

      „Wie bitte? Ich soll mich an die Bar setzen und auf meinen Mann warten, bis der sich ausgepoppt hat? Sag mal, spinnst du? Welch eine Zumutung, pfui, dass du dich nicht schämst, kann ich kaum glauben. Das kommt ja überhaupt nicht in Frage!“ entschied ich konsequent.

      Bei einem Besuch kam dummerweise ausgerechnet meine Freundin Beate auf dieses Thema zu sprechen. So ganz nebenbei erzählte sie in amüsiertem Ton, dass sie als Begleitung mit einem Freier in einem Pärchenclub gewesen sei, und die Atmosphäre