Ruth Broucq

Besserwisser


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mich von der geistigen Anwesenheit meiner Mutter.

      Aber Nina maulte, sie war beleidigt. Das war mal wieder typisch für sie. Dabei wusste jeder, der sie kannte, dass Ninas vordringlichstes Problem war, einen Mann zu finden. Ihre ständige unbefriedigte Geilheit kompensierte sie mit dem massenhaften Verzehr von Süßigkeiten jeder Art, was dazu führte, dass sie zur Fettleibigkeit neigte. Diese bekämpfte sie dann mit Diäten. Kaum hatte sie ein paar Pfund abgenommen, stopfte sie sich wieder derartig voll, dass ihre Taille sich wieder den mächtigen Brüsten anglich.

      Nina war in allen Dingen gefräßig, beim Essen wie im Sex. Hatte sie dann mal ein männliches „Opfer“ erwischt, lief er ihr ganz schnell wieder davon, weil „Frau Immergeil“ jeden Mann überforderte.

      Ohne ihre Gier wäre Nina eigentlich ein „Schuss“ gewesen. Denn sie war eine gepflegte junge Frau, hatte ein hübsches, ebenmäßiges Gesicht mit strahlend blauen Augen, von mittelblonder langer Haarmähne umgeben. In ihrer „schlanke Phase“ entsprach sie durchaus dem männlichen Traumbild einer vollbusigen Blondine. Leider waren ihre beiden Charakterschwächen unübersehbar.

      Weil die Kommunikation für den Geist eines kürzlich verstorbenen Menschen noch etwas schwierig sei, fand Gabi es sinnvoller ihren gewohnten Geist zu rufen. Nina stimmte begeistert zu. Sah sie doch darin ihre Chance, endlich Antworten auf ihre dringlichen Fragen zu bekommen.

      https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%A9ance

       (Spiritistische Seancen finden meist unter Anleitung eines „Mediums“ statt, das behauptet mit Geistern oder Dämonen in Kontakt treten zu können, oder Nachrichten von Verstorbenen aus dem „Jenseits“ empfangen zu können.

       Als sichtbares Zeichen des Kontaktes mit dem Jenseits, werden das „automatische Schreiben“, auch durch schwebende Gegenstände, wie zum Beispiel Gläser, genannt.

       Das Medium ist ein Mensch mit einer besonderen Eignung, zum Beispiel in „Trance“ zu fallen, um dann mit Toten Kontakt aufnehmen zu können. Diese spiritistischen Sitzungen finden meist bei Kerzenlicht oder absoluter Dunkelheit statt.

       Manche Leute bezeichnen eine solche „Seance“ als wirtschaftlich motivierte Ilusions-Veranstaltung, zumindest wenn die Teilnehmer dieser Sitzung dafür bezahlen, wenn das „Medium“ Kontakt mit dem Jenseits aufnimmt.

       Die Blütezeit der Seancen und „spiritistischen Zirkel“ war um 1850 -1890, allerdings gibt es die bist heute noch.

       In der amerikanischen Horrorfilm- Reihe „Poltergeist“ wurde über dieses Phänomen verewigt.

      „Geisterbeschwörung hat eine Jahrtausende alte Tradition bei vielen Kulturen. So zum Beispiel bei den „tungisischen Schamanen“ aus Sibirien, entsteht der Eindruck einer „Seelenreise“ ins von Geistern bevölkerte Jenseits.

       Neuropsychologisch gesehen handelt es sich bei solchen „Seelenreisen“ um verschiedene Formen „erweiterter Bewusstseinszustände“, vor allem um „Trance und /oder Ekstase.“)

      Manipulation?

      Ob es Ingos wissendes Nicken oder unser gläubiges Staunen war, was auch immer Holger veranlasste, konnte er sich dann nicht mehr verkneifen: „Red doch nicht so´nen Quatsch, Gabi. Ihr Weiber seid doch alle gleich blöd! Wie kann man nur so´nen Unfug glauben. Also von dir bin ich ja enttäuscht, Ruth. Ich hab dich immer für ne intelligente und realistische Frau gehalten. Dass du allen Ernstes glaubst, vorhin hätte deine Mutter geantwortet, wirft meine Ansicht über dich total um. So ein Blödsinn, ich fass es ja nicht!“

      „Und wie soll sich das Glas bewegen? Von alleine?“ konterte Gabi empört.

      Verächtlich behauptete Holger: „Na wie schon? Du wirst es geschoben haben! Ich weiß ja nicht, wozu du diese Schau hier abziehst, bei der Ingo dich auch noch unterstützt, aber das ist mir auch egal. Den beiden „Hühnern“ kannst du das ja verklickern, ihr Weiber spinnt sowieso alle, aber mir nicht.“

      „Gut, wenn du das glaubst, halte ich meine Hand jetzt fern von dem Glas. Pass mal auf, Holger, du wirst sehen, was dann passiert.“ Versprach Gabi voller Überzeugung.

      Holger verzog verächtlich das Gesicht, blieb aber sitzen. Wir Anderen warteten gespannt was nun passieren würde.

      Gabi, die ihren ständigen Kontakt mit dem toten Vater ihres Lebensgefährten demonstrierte, hielt ihre Hände im Schoß verschränkt, während sie rief: „Kurt Weiß, ich rufe dich!“

      „Kurt Weiß, bist du da?“ „Wenn du da bist, dann gib mir ein Zeichen!“

      Auch ohne Gabis Berührung rutschte das Glas zügig, wie von unsichtbarer Kraft getrieben, zielsicher auf „Ja.“

      „Willst du uns ein paar Fragen beantworten, Kurt?“ fragte Gabi.

      Zu unser aller Erstaunen glitt das Glas schnell auf „Nein!“

      Unbekümmert fragte Gabi. „Stört dich etwas, Kurt?“

      Nach der bejahenden Antwort hakte Gabi nach: „Was stört dich denn, Kurt?“

      Nina buchstabierte die Bewegung des Glases laut mit: „H-O-L-G-E-R.“

      Während Nina erschrocken auf Holgers Reaktion wartete, warf Gabi mir einen Blick zu, dessen Bedeutung ich nicht verstand. Was hatte das mit mir zu tun?

      Bevor ich mich von meiner Überraschung erholen konnte, schoss Gabi ihre nächste Frage wie einen Giftpfeil ab: „Warum stört dich der Holger?“

      Die Spannung flimmerte in der Luft als wir nun alle den Lauf des Glases verfolgten. Es schrieb: „B-O-E-S-E.

      Geschockt starrten wir Holger an. Dieser sprang wütend auf und schimpfte: „Jetzt hab ich aber genug von eurem Scheiß! Das sehe ich mir nicht länger an! Tschüss!“ Polternd krachte die Tür hinter ihm zu.

      Niemand war traurig, im Gegenteil! Besonders Gabi war froh, den Skeptiker los zu sein, denn sie konnte Holger für den Tod nicht ausstehen, das war mir durchaus bekannt. Auch dass Gabi ihre Abneigung nicht offen äußern durfte, denn Holger war einer der „Kumpels“ ihres Loddels.

      Der Störfaktor war weg und die bedrückte Stimmung verwandelte sich fühlbar zur positiven Erleichterung.

      Danach bewegte sich das Glas so schnell und sicher von einem Buchstaben zum nächsten, bildete so präzise Antworten, dass ich endgültig von der Anwesenheit unsichtbarer Kräfte überzeugt war.

      Als Gabi mir anbot jetzt auch mal meine Fragen zu stellen gab ich mir entschlossen einen Ruck und begann: „Kurt, habe ich Feinde?“ ´Ja‚

      „Kurt, droht mir Gefahr?“ ´Nein‚

      „Kurt, sag mir die Namen meiner Feinde.“

      Nichts rührte sich.

      Gabi griff ein, sie berichtigte: „Kurt, wer ist denn Ruth´s Feind? Sag uns seinen Namen!“

      Die Antwort erstaunte mich sehr. H-O-L-G-E-R

      “Aber Kurt, der Holger ist doch mein Freund!” protestierte ich verwundert.

      Im Schnelltempo rutschte das Glas auf ´Nein‚.

      Sekundenlang herrschte betretenes Schweigen im Raum, dann wollte ich genaueres wissen: „Kurt, wer ist denn mein Freund?“

      ´I-N-G-O‚ war die spontane Antwort.

      Der ungewöhnliche Verlauf dieser Befragung machte mich nachdenklich, dass ich eigentlich keine Fragen mehr hatte stellen wollen. Doch Gabi drängte, die Gelegenheit zu nutzen: „Ruth, frag alles, was dir auf dem Herzen liegt, jetzt hast du einmal die Möglichkeit.“ Ermunterte sie mich.

      „Also gut, Kurt, soll ich einen Geschäftspartner nehmen?“ fragte ich, obwohl ich das selbst längst wusste. ´Ja‚

      „Ok. Kurt, sind die Leute an die ich denke,