Ruth Broucq

Besserwisser


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seinem Anwesen.

      Die riesige Empfangshalle war dunkel getäfelt, antike Schränke und große Ölgemälde zierten den Raum. Sein geräumiges „Büro“ war eher eine Bibliothek mit vielen voll beladenen Bücherregalen, edlen Ledersofas und einem mächtigen antiken Schreibtisch eingerichtet. Vor dem hohen Fenster hingen schwere dunkelgrüne Brokatvorhänge, die wenig Licht durch ließen. Mehrere Telefone, auf dem Schreibtisch klingelten ständig.

      Er war ein kleiner, schmächtiger Mann, mit schütterem ergrautem Haar, nannte sich selbst „Lebensberater“ und machte einen nervösen, fast gehetzten Eindruck. Auf Anhieb fand ich ihn unsympathisch.

      Außer der Angabe meines Geburtsdatums benötigte er keinerlei Hilfen. Während der teuren „Beratung“ war er mehr mit Telefonaten als mit mir beschäftigt, so dass kaum ein Gespräch zustande kam und ich nach der „Sitzung“ nicht wusste wofür er dreihundert Mark (natürlich vorher) verlangt hatte.

      Das einzige Ergebnis seiner Vorhersehung war, dass ich in Kürze geschäftliche Schwierigkeiten mit dem Inhaber oder Partner meines Geschäftes bekäme, ich deshalb vorsichtig sein solle. Ich ärgerte mich über die unnötige Geldausgabe und lachte über seine Warnung, denn der offizielle Inhaber meines Geschäftes war mein Vater. Wie hätte ich da Probleme bekommen können?

      Einige Monate später verweigerte die zuständige Behörde meinem Vater die Verlängerung seiner Genehmigung für unser Spielkasino. Ich musste mein Geschäft schließen. Die Voraussage hatte sich erfüllt.

      Woran es läge, dass ich Schwierigkeiten bekäme, hatte der „Lebensberater“ allerdings nicht voraus sehen können, sodass ich bei genauer Überlegung wieder Zweifel daran bekam, dass es wirklich Menschen mit „übersinnlichen Fähigkeiten gab.

      Richtig war nämlich, dass ich eine Umschreibung der Genehmigung veranlasst hatte, und die Wahl des neuen Konzessionärs ein Missgriff war, den ich mir selbst zuschreiben musste. Denn ich hätte mir eigentlich denken müssen, dass Ramonas Ehemann der Falsche Kandidat war. Letztlich stellte sich heraus, dass er mir eine Vorstrafe verschwiegen hatte, und deshalb abgelehnt wurde.

      Zu allem Überfluss hatte mein Vater dann auch noch den Fehler gemacht hatte, indirekt zuzugeben, dass er nur mein „Strohmann“ war.

      Denn er hatte gesagt, dass ich seine Tochter sei. Dennoch hätte ich die Warnung berücksichtigt, wichtige Details intensiver geprüft, wäre das Fiasko zu verhindern gewesen. Zwar fand ich relativ schnell eine „saubere“ Konzessionärin, aber den Geschäftsverlust durch die sechs Wochen „Zwangspause“ hätte ich vermeiden können.

      Jahre später hörte ich, dass dieser „Lebensberater“ sich ins Ausland abgesetzt hatte, weil er wegen mehrfachen Betruges polizeilich gesucht wurde.

      Noch zwei Mal ging ich so sogenannten Wahrsagerinnen, die aber so allgemeine Dinge von sich gaben, dass ich es als Scharlatanerie abhakte. Zwar waren es immer „kleine Honorare“ die ich dafür bezahlte, aber es waren unnötige Wege, mit unnötig zerstörten Hoffnungen. Deshalb schwankte ich also weiterhin zwischen Glauben und Zweifel an übersinnliche Kräfte hin und her, jedoch der Zweifel war stärker.

       (Auch der „Seher“ benutzte keinerlei „Hilfsmittel“, also waren seine Weissagen wohl intuitive Prophetie?)

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