Sarah Glicker

Love and Crime


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sicher bin, dass ich eh keine Antwort bekommen werde, wenn er das nicht will.

      3

      Die letzten Tage gingen schnell herum. Wir haben Kartons gepackt und die Wohnung von Zane ausgemistet. Wie sich herausgestellt hat, hatte er einige Dinge in den Schränken vergraben, von denen er noch nicht einmal wusste, dass er sie überhaupt noch besitzt. Dabei konnte ich es mir jedes Mal gerade noch verkneifen, die Augen zu verdrehen.

      Außerdem habe ich noch ein paar Mal versucht das Thema auf die Möbel zu lenken, schließlich haben wir noch immer keine. Doch Zane hat immer nur abgewunken und mir gesagt, dass ich mir keine Sorgen deswegen machen soll.

      Mir ist bewusst, dass er mir auf diese Weise nur ausweichen wollte. Allerdings habe ich auch keine Ahnung, was ich dagegen hätte machen können.

      Zwischendurch habe ich sogar darüber nachgedacht, ob ich nicht einfach in ein Möbelhaus fahren und welche besorgen soll. Doch das wollte ich auch wieder nicht. Schließlich habe ich keine Ahnung, ob sie ihm gefallen und das sollten sie ja schon. Er muss sie ja auch jeden Tag sehen.

      Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass wir uns nach unserem Umzug dringend auf die Suche nach Möbeln machen müssen.

       Wir können ja nicht ewig auf dem Boden liegen.

      „Zane“, beginne ich also, nachdem ich das Schlafzimmer betreten habe.

      Einige Sekunden stand ich im Türrahmen und habe ihn einfach nur beobachtet. Diesem Gespräch können wir aber nicht ewig aus dem Weg gehen, daher bringe ich es lieber direkt hinter mir.

      Es dauert einen kurzen Moment, doch dann hebt Zane seinen Kopf und sieht mich abwartend an, als würde er darauf warten, dass ich weiter spreche. Genau das mache ich nicht. Stattdessen gehe ich noch einen Schritt auf ihn zu und stelle dabei einen Karton auf einen anderen, den ich gerade vom Bett genommen habe.

      „Vielleicht hättest du mal eher einen Blick in deine Schränke werfen sollen.“

      Niemals hätte ich gedacht, dass sich wirklich so viel in dieser kleinen Wohnung befindet. Und ja, nun muss ich Zane zustimmen. Würden meine Sachen sich auch noch in der Wohnung befinden, wäre sie eindeutig zu klein.

      Sein Lachen dringt an meine Ohren. Es sorgt dafür, dass sich eine Gänsehaut auf meinem Körper bildet. Allerdings ignoriere ich die.

      „Ich bin mir sicher, dass du nicht hier bist, weil du dich mit mir über den Inhalt der Schränke unterhalten willst.“

      Es ist nicht das erste Mal, dass er mir beweist, dass er genau weiß, was in meinem Kopf vor sich geht.

      „Also, was ist los?“

      Neugierig sieht er mich an, während er einen Karton schließt und ihn zu den anderen stellt.

      „Wir müssen deine Möbel mitnehmen“, seufze ich, da ich weiß, dass ich um dieses Thema nicht drum herumkomme. „Und dabei meine ich alle, nicht nur die, die du mitnehmen willst. Wir haben kein Bett und keinen Tisch. Wir haben nicht einmal Stühle.“

      Da ich ihn nicht aus den Augen lasse, entgeht mir auch nicht, dass er mich überrascht ansieht. Dann überbrückt er die restlichen Meter, die sich zwischen uns befinden und bleibt schließlich dicht vor mir stehen, sodass ich meinen Kopf ein wenig in den Nacken legen muss, um ihn ansehen zu können.

      „Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du dir nicht deswegen den Kopf zerbrechen musst. Es ist alles unter Kontrolle.“

      Mit diesen Worten drückt er mir einen Kuss auf die Lippen und geht dann an mir vorbei, bevor ich noch etwas zu diesem Thema von mir geben kann.

      Ich kann nicht verhindern, dass sich leichte Panik in mir breit macht. Doch das würde wahrscheinlich allen so gehen, wenn sie die Aussicht darauf haben, in ein leeres Haus zu ziehen und keine Ahnung, wann sie Möbel bekommen werden.

      Kurz überlege ich, ob ich ihm folgen soll, um ihn weiter damit zu nerven, doch das mache ich nicht. Zum einen liegt es daran, weil ich mich heute sicherlich nicht mit ihm streiten will und zum anderen wird er mir nur wieder aus dem Weg gehen.

      Stattdessen lasse ich mich seufzend auf die Matratze sinken. Doch kaum hat mein Hintern den weichen Stoff berührt, höre ich, wie die Wohnungstür geöffnet wird, bevor die Stimme meines Vaters ertönt.

      „Wir haben ein Problem“, verkündet dieser mit aufgebrachter Stimme.

      Ich kann nicht verhindern, dass sich ein ungutes Gefühl in mir breit macht. Zum einen liegt es daran, dass ich mir im Vorfeld bereits gedacht habe, dass es irgendwelche Katastrophen geben wird. Es wäre unnormal, wenn genau das nicht passiert wäre. Und auf der anderen Seite ist es der Gesichtsausdruck meines Vaters, den er aufgesetzt hat, als ich in das kleine und viel zu voll gestellte Wohnzimmer komme.

      Diesen kenne ich nämlich sehr gut und lässt nichts Gutes erahnen.

      „Was ist passiert?“, frage ich ihn, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich das eigentlich wissen will.

      Allerdings muss ich erfahren, was geschehen ist. Nur so habe ich nämlich die Gelegenheit, es wenigstens ansatzweise unter Kontrolle zu bekommen. Auch wenn ich zugeben muss, dass die Chance dafür eher gering ist.

      „Der LKW hat einen platten Reifen. Wir müssen warten, bis der Pannendienst hier war und ihn getauscht hat.“

      „Wie konnte das denn passieren?“

      Zane, der gerade dabei ist, mit einem Kollegen den Wohnzimmerschrank in seine Einzelteile zu zerlegen, dreht sich in die Richtung meines Vaters.

      „Ich habe keine Ahnung. Er hat zur Seite gezogen und nachdem ich unten stehen geblieben bin, habe ich gesehen, dass der Reifen platt ist.“

      Im ersten Moment kommt es mir so vor, als würde er einen Scherz machen. Irgendwie hoffe ich das auch. Doch ich brauche nur einen Blick in sein Gesicht zu werfen, um zu wissen, dass es nicht so ist. Nein, er meint es ehrlich.

      „Der Pannendienst? Das Teil ist ein LKW. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der mal eben gewechselt werden kann.“

      „Doch, das ist überhaupt kein Problem.“

      Mein Vater sieht mich beschwörend an, doch so wirklich konzentriere ich mich überhaupt nicht mehr auf ihn.

      „Entschuldigt, dass ich jetzt erst komme. Aber ich bin nicht von der Arbeit weggekommen“, verkündet nun Katie mit guter Laune, als sie ebenfalls in die Wohnung kommt.

      Es dauert einen Moment, doch schließlich sieht sie uns alle fragend an.

      „Ist etwas passiert?“

      „Wir müssen auf den Pannendienst warten“, erkläre ich.

      Keine Möbel, kein LKW und wahrscheinlich heute auch kein Umzug. Ich kann nicht für mich behalten, dass ich nicht sehr davon begeistert bin, da ich mir das eindeutig anders vorgestellt habe.

      „Das ist aber überhaupt kein Problem. Schließlich können wir die Möbel schon nach unten bringen und sobald der Reifen fertig ist, laden wir alles ein.“

      Ich wünschte, ich hätte gerade die gleiche Zuversicht wie mein Vater. Die habe ich jedoch nicht. Mein Verstand sagt mir nämlich, dass sich alles ein wenig in die Länge ziehen wird.

      Dennoch nicke ich, da mir gerade nichts anderes übrig bleibt.

      „Ich habe morgen frei, kann also bis zum bitteren Ende bleiben“, erklärt mir Katie, nachdem die Männer angefangen haben, den Kühlschrank nach unten zu bringen.

      Ich will gerade den Mund aufmachen und etwas von mir geben, als ein lauter Knall an meine Ohren dringt. Augenblicklich renne ich zum Fenster und sehe hinaus. Das, was ich dort erblicke, sorgt dafür, dass ich scharf die Luft einziehe.

      „Scheiße“, entfährt es mir, als ich erkenne, was passiert ist.

      Der Kühlschrank liegt mitten auf dem Gehweg. Die rechte Tür hängt nur noch halb