kommt heran,
Meines Weibes Kuss sollt ihr empfahn.
Thut Ihr ein Gleiches, Herr Gaschier.«
Auch Heutegern den Schotten zier
5Bat er sie küssen an den Mund;
Der war von seiner Tjost noch wund.
Sich zu setzen, bat er Jeden;
Er stand zu sinnigen Reden.
»Ich säh auch gern den Neffen mein,
10Könnt es mit dessen Hulden sein,
Der ihn hier gefangen hat.
Die Sippe giebt mir keinen Rath
Als schnell ihn frei zu machen.«
Belakanen sah man lachen:
15Sie befahl ihn herzubringen.
Dort eilte vorzudringen
Der minnigliche beau Comte,
Von Ritterschaft nicht unverschont;
Er hatt im Streite viel gethan.
20Gaschier der Normann
Bracht ihn: gar höfisch that er;
Ein Franzose war sein Vater,
Er selbst Kailetens Schwestersohn;
Seine Fahrt geschah um Minnelohn.
25Er hieß Killirjakag;
Schön war er wie ein Mann nur mag.
Kaum hatt ihn Gachmuret erkannt
(In ihrem Antlitz Sippe stand,
Sie sahen sehr einander gleich),
Er bat die Königin sogleich,
[47]Daß sie ihn küsse und umarme;
»Nun komm auch her in meine Arme.«
Da küsste selber ihn der Wirth.
Das Wiedersehn sie freuen wird.
5Gachmuret hub wieder an:
»Weh, du junger süßer Mann,
Was sollte hier dein schwacher Leib?
Sag an, gebot dir das ein Weib?«
»Herr, die gebieten wenig mir.
10Mich hat mein Vetter Gaschier
Hergebracht, er weiß wohl wie.
Ich halt ihm tausend Ritter hie,
Denn ich steh ihm gerne dienstlich bei.
Gen Rouen in der Normandei
15Kam ich zur Versammlung.
Ich brachte manchen Helden jung
Aus der Champagne mit mir hin.
Nun hat der Schade Kunst und Sinn
Verwandt, ihn zu beschweren;
20Ihr wollt euch selbst denn ehren:
Um meinetwillen gebt ihn frei,
Daß seine Pein gesänftet sei.«
»Den Rath behalte nur bei dir.
Geh du hin und Herr Gaschier
25Und bringet mir Kaileten her.«
Sie erfüllten gerne sein Begehr
Und brachten ihn wie er gebeten.
Da ward auch er von Gahmureten
Minniglich empfangen
Und zu öfterm Mal umfangen
[48]Von der reichen Königin;
Sie küsst' ihn auch mit holdem Sinn.
Mit Ehren durfte sie das schon:
Er war ihres Mannes Muhmensohn
5Und von Geschlecht ein König hehr.
Lachend sprach der Wirth noch mehr:
»Gott weiß, Herr Kailet,
Nähm ich euch nun ab Toled
Und euer Land zu Spanien
10Für den König von Gaskanien,
Der oft euch drängt mit Zornbegier,
Untreue wäre das von mir,
Denn Ihr seid meiner Muhme Kind.
Die besten Helden mit euch sind,
15In Ritterschaft erfahren:
Wer zwang euch her zu fahren?«
Da sprach der stolze Degen jung:
»Mir entbot mein Vetter Schiltung,
Weil Friedbrand seine Tochter hat,
20Ich sollt ihm dienen, wär sein Rath.
Seines Weibes wegen hat der hier
Nur alleine von mir
Sechstausend Ritter auserkannt;
Wehrlich ist der Degen Hand.
25Noch bracht ich ihm der Ritter mehr;
Ein Theil fuhr wieder über Meer.
Hier stritten für die Schotten
Viel wehrlicher Rotten.
Ihm kamen von Grünlanden14
Helden, die im Streite standen,
[49]Zwei Könige mit großer Kraft:
Eine Flut der Ritterschaft
Brachten sie auf manchem Kiel;
Ihre Rotte mir gar wohl gefiel.
5Hier war auch Morhold für ihn;
Dessen Kampf hat Kunst und Sinn.
»Diese sind nun heimgekehrt.
Wie jetzt die Königin begehrt,
So thu ich mit den Meinen.
10Ihrem Dienst will ich mich einen;
Des Dienstes danktest Du mir nicht,
Denn schon aus Sippe wär er Pflicht.
Die verwognen Helden sind nun deine:
Wären sie getauft wie meine
15Und ihnen an der Haut auch gleich,
Kein gekrönter König wär so reich,
Dem sie nicht drohten Streits genug.
Mich wundert was dich her verschlug
Und wie's geschah: das sage mir.«
20»Ich kam gestern, heute bin ich hier
Herr geworden übers Land.
Mich fing die Königin bei der Hand;
Da wehrt' ich mich mit Minne:
So riethen mir die Sinne.«
25»Wohl hat dir deine süße Wehr
Bezwungen hier und dort das Heer.«
»Du meinst wohl, weil ich dir entrann?
Du riefst mich ja so heftig an:
Was wolltest Du von mir erzwingen?
Laß mich also mit dir dingen.«
[50]»Ich erkannte nicht den Anker dein:
Meiner Muhme Mann Gandein
Führt' ihn niemals mit sich aus.«
»Doch ich erkannte deinen Strauß,
5Im Schild ein Sarapandratest;15
Dein Strauß stand