Wolfram Von Eschenbach

Parzival


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fällte diese Märe

      Hinters Ross auf den Sand.

      20Wer ein solch Gefalle fand,

      Viel Glück ward dem nicht nachgesagt.

      Des pflagen Helden unverzagt,

      Sie zeigten Muth zur Ritterschaft:

      Mit hurtiglicher Schenkel Kraft

      25Ward da manches Ross ersprengt

      Und der Schwerter viel erklängt.

      Ueber einen Fluß geschlagen

      Eine Brücke sah man ragen,

      Mit einem Thor beschloßen,

      Das ein Knappe unverdroßen

      [61]Aufthat, wenn man ihm befahl.

      Darüber stand der Königssaal.

      Auch saß des Landes Königin

      In den Fenstern darin

      5Mit Mägdelein und Frauen,

      Die sah man spähn und schauen,

      Was die Knappen drüben thaten.

      Sie hatten sich berathen

      Und schlugen ein Gezelt hier auf.

      10Zu ungewährter Minne Kauf

      Ward des einst ein König ledig,

      Dem Belakane war ungnädig.

      Mit Mühen ward aufgeschlagen,

      Das dreißig Säumer musten tragen,

      15Ein Zelt von höchster Kostbarkeit.

      Auch war der Plan wohl so breit,

      Daß sich die Schnüre streckten dran.

      Gachmuret der werthe Mann

      Nahm im Freien erst den Imbiß,

      20Darauf mit Fleiß er sich befliß,

      Wie er höfisch käm geritten.

      Verzug ward nicht gelitten;

      Die Knappen hatten ihm zumal

      Gebunden seiner Spere Zahl,

      25Jedweder fünf mit Einem Band;

      Den sechsten führt' er in der Hand

      Mit dem Anker im Paniere:

      So zog heran der Ziere.

      Vor der Königin ward vernommen,

      Daß ein Fremdling kommen

      [62]Sollt aus einem fernen Land,

      Der hier Niemand wär bekannt.

      »Höfisch ist sein Volk, aus beiden

      Gemischt, Franzosen und Heiden;

      5Mancher mag ein Anschewein

      Wohl nach seiner Sprache sein.

      Ihr Muth ist stolz, ihr Gewand ist klar,

      Wohl geschnitten auch fürwahr.

      Seiner Knappen sprach ich einen;

      10Die werden nicht um Mangel weinen.

      Sie sagen, wer um Habe flehe,

      Wenn er zu ihrem Herren gehe,

      So scheid er ihn von Kummers Schwere.

      Bei ihnen fragt' ich nach der Märe:

      15Da sagten sie mir sonder Wank,

      Der König wärs von Zaßamank.«

      Die Kunde bracht ihr ein Garzon.

      »Avoi! welch ein Pavillon!20

      Eure Krone stünd und euer Land

      20Wohl nicht halb dafür zu Pfand.«

      »So sehr zu loben brauchst du's nicht.

      Mein Mund dir das nicht widerspricht,

      Es gehört wohl einem reichen Mann,

      Der wenig Armut je gewann.«

      25Also sprach die Königin hehr.

      »Weh, was kommt er selbst nicht her?«

      Das zu erfragen bat sie ihn.

      Durch die Stadt höfisch ziehn

      Sah man nun diesen Kecken

      Und die Schlafenden wecken.

      [63]Viel Schilde fand er hangen.

      Posaunen schmetternd klangen

      Voraus auf seinen Wegen:

      Mit Wurf, mit mächtgen Schlägen

      5Zwei Trommeln gaben lauten Schall:

      Ueber all die Stadt erscholl der Hall.

      Es war jedoch der Ton gemischt,

      Mit Flötenstimmen süß erfrischt.

      Es war ein Marsch, den sie bliesen.

      10Vergeßen wir nicht über diesen,

      Wie ihr Herr gekommen sei;

      Dem ritten Fiedelspieler bei.

      Da legte der Degen werth

      Ein Bein vor sich übers Pferd,

      15Zwei Stiefel an den bloßen Beinen.

      Den Mund sah man ihm röthlich scheinen

      Wie ein glühender Rubin;

      Die Lippen dick und nicht zu dünn.

      Sein Leib war allenthalben klar,

      20Schön gelockt das lichte Haar

      So weit es sehen ließ der Hut;

      Köstlich war auch der und gut.

      Grün samten war der Mantel sein;

      Der Pelz davor gab schwarzen Schein

      25Auf einem Hemde fein und blank.

      Von Gaffern war da großer Drang.

      Die Frage viel vernommen ward,

      Wer der Ritter wäre sonder Bart,

      Der solchen Reichtum möge zeigen?

      Sie brauchtens Niemand zu verschweigen:

      [64]Man sagt' es ihnen ohne Trug.

      Nach der Brücke nahm den Zug

      Ander Volk und auch das seine.

      Von dem lichten Scheine,

      5Der ausging von der Königin,

      Bis in das Bein durchzuckt' es ihn.

      Aus richtet sich der Degen werth

      Wie ein Federspiel, das gehrt.

      Die Herberge daucht ihn gut;

      10Also stand des Helden Muth.

      Sie empfand auch wohl, die Wirthin,

      Von Waleis die Königin.

      Der König Spaniens erfuhr,

      Es stünd auf der Löwenflur

      15Ein Gezelt, das Gachmureten

      Von Raßalig erbeten

      Einst wurde vor Patelamunt:

      Das that ihm ein Ritter kund.

      Auf sprang er hurtig wie der Wind;

      20Er war der Freuden Ingesind.

      Noch sprach derselbe Ritter da:

      »Eurer Muhme Sohn ich sah

      Kommen in alter Ziere: