Kay Roo

Eine total gerechte Welt


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      Kay Roo

      Eine total gerechte Welt

      Science - Fiction - Story

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1. Kapitel

       2. Kapitel

       3. Kapitel

       4. Kapitel

       5. Kapitel

       6. Kapitel

       7. Kapitel

       8. Kapitel

       9. Kapitel

       10. Kapitel

       11. Kapitel

       12. Kapitel

       13. Kapitel

       14. Kapitel

       Impressum neobooks

      1. Kapitel

      Der Präsident der „Liga der Gerechten“, emeritierter Professor Lohan, eröffnet die Herbstsitzung dieser honorigen Gesellschaft. Er erhebt den traditionellen Silberkelch, der bei dieser Gelegenheit stets mit dunkelrotem Wein der Sorte Regent gefüllt ist. Die restlichen 24 Mitglieder der Liga, die mit ihm um die festlich gedeckte Tafel versammelt sind, tun es ihm gleich.

      Nachdem jeder einen großen Schluck getrunken hat, fährt Lohan mit seiner Begrüßungsansprache fort: „Wie jedes Jahr steht unsere Herbstsitzung unter dem Zeichen neuer Erkenntnisse aus der Rechtswissenschaft und Rechtspflege. Dieses Jahr ist es uns gelungen, etwas Außergewöhnliches zu thematisieren. Rein rhetorisch gefragt: Was würden sie von einer wissenschaftlichen Errungenschaft halten, die das gesamte Rechtssystem, so wie es die Menschheit seit Jahrtausenden kennt und ausübt, vollkommen revolutioniert? Ich meine hier nicht eine kleine, als Revolution gepushte, vermeintlich neue Rechtsidee, sondern eine echte Umwälzung, die in wenigen Jahren das althergebrachte System von Ermittlungsbehörden, Gerichten und insbesondere jede Form des Strafvollzugs überflüssig machen könnte?

      Und wenn dann diese Entwicklung mit der Absicherung eines vollkommenen Rechtsfriedens für alle Menschen einhergeht, darf man meiner Meinung nach mit Fug und Recht vom Anbruch einer göttlichen Ordnung sprechen. Ich sehe ihre erstaunten Gesichter, weil ich so große Worte wähle, die ich sonst nie verwende. Nun, für sie dürfte sich das momentan wie eine unerreichbare Utopie anhören. Noch vor wenigen Tagen habe ich ebenso gedacht. Doch da kannte ich Herrn Professor Doktor Frey und diese, seine bahnbrechende, Erfindung noch nicht. Heute gehe ich ernsthaft davon aus, dass diese Utopie tatsächlich Wirklichkeit wird. Ich bin mir sicher, dass sie nach dem anschließenden Vortrag des Professors genau wie ich denken werden. Lassen sie sich überraschen. Bitte Herr Professor, ihr Auditorium!“

      Hinter ihm fährt lautlos ein schwerer Vorhang beiseite und gibt den Blick auf eine riesige Videowand und ein filigranes Rednerpult frei, welches mit diversen Bedienelementen für die Steuerung der Videotechnik versehen ist. Am Pult steht ein untersetzter, korrekt in einen gut sitzenden, grauen Westenanzug gekleideter Mann, von dessen Gesicht kaum etwas zu sehen ist. Denn das ist von einer gewaltigen grau melierten Lockenpracht umgeben, die sich in einem gepflegten Vollbart fortsetzt. Oberhalb dieses Bartes ist der Rest des Gesichts von einer leicht getönten Brille mit großen goldumrandeten Gläsern verdeckt. Er beginnt seinen Vortrag mit kräftiger, redegewohnter Stimme, die an sich kein Mikrofon benötigt.

      „Sehr geehrte Mitglieder der Liga der Gerechten! Ich bin mir der großen Ehre bewusst, die sie mir heute erweisen, indem ich vor ihnen sprechen darf. Meines Wissens kann bei ihnen nur jemand Mitglied werden, der sich in seiner aktiven Zeit als Polizist, Staatsanwalt, Richter und Rechtsgelehrter außergewöhnliche Verdienste in der Entwicklung und Umsetzung des Rechts, ja besonders bei der Durchsetzung des Ideals der Gerechtigkeit für jedermann erworben hat. Sie sehen also, ich weiß, mit wem ich es zutun habe.

      Um sie in die gleiche Lage hinsichtlich meiner Person zu versetzen, möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Emanuel Frey. Ich bin Arzt, Neurologe und Psychologe. Einige der Anwesenden dürften mich aus diversen Prozessen kennen, in denen ich als psychologischer Gutachter fungierte.

      Vor einigen Jahren habe ich mich aus meiner ärztlichen Praxis zurückgezogen und widme mich in meinem kleinen, unabhängigen und deshalb leider nicht sehr reich mit Mitteln bedachtem Institut der neurologischen Forschung. Es ehrt mich sehr, dass Professor Lohan von „meiner Erfindung“ gesprochen hat. Ich widerspreche ihm deshalb wirklich sehr ungern.

      Denn es ist nicht allein meine Erfindung, sondern lediglich ein Resultat der Bewertung und Weiterentwicklung der Erkenntnisse von bekannten und unbekannten Wissenschaftlern, zum Teil aus dem vorigen Jahrhundert. Wie man so schön und richtig sagt, steht jeder Wissenschaftler auf den Schultern der Forscher, die vor ihm lebten.

      Wissenschaftliche Theorie wird selbst von hochintelligenten Menschen, wie sie es sind als Abendunterhaltung nicht besonders geschätzt. Leider kann ich sie damit nicht verschonen. Für das volle Verständnis meiner Forschungsergebnisse betrachte ich nun mal eine kurze theoretische Erläuterung für unerlässlich.

      Im Jahr 1929 entdeckte der Jenaer Psychiater Hans Berger die sogenannten Aktionsströme des menschlichen Gehirns. Ihm gelang es, diese winzigen Stromspannungen von etwa 30 millionstel Volt aus dem Gehirn abzuleiten und als Wellenlinien auf Papierstreifen sichtbar zu machen. Dieses Verfahren ist heute in der Medizin allgemein als Elektro-Enzephalografie, abgekürzt EEG, gebräuchlich. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse vorgenommene Forschungen führten zur ergänzenden Entdeckung, dass verschiedene Bereiche des Gehirns bei unterschiedlicher Beanspruchung typische niederfrequente Wellen emittieren. Sicher haben sie schon von Alpha-, Beta -, Gamma - und Thetawellen gehört, wobei die letzteren wohl am bekanntesten sein dürften.

      In den Jahren 1950/51 erforschte der britische Physiologe Dr. Grey Walter die Funktion dieser verschiedenen Wellen im Gehirn. Stark vereinfacht dargestellt, lösen Theta-Wellen Gefühle und Affekte aus und sind für Freude, Schmerz und das allgemeine Wohlbefinden bestimmend. Beta - Wellen erzeugen innere Spannungen und regulieren diese. Alpha - Wellen wiederum setzen Sinneseindrücke im Erkenntniszentrum des Gehirns in innere Bilder um.

      Dr. Walter kam bei seinen Forschungen auf die Idee, Probanden in Scheinwerfer mit Flackerlicht, heute sagen wir Stroboskop dazu, sehen zu lassen, während er die Frequenz des Flackerns mit den Thetawellen des Gehirns des jeweiligen Betrachters synchronisierte. War dies der Fall, sahen die Probanden auf einmal tief in ihrem Bewusstsein Lichter, Formen und unreale Landschaften. In den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts verwendeten Hippies,