Anja Hecht

Hashimoto Fibel


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Leider ist es so, dass Hashimoto ein bisschen ins Hintertreffen geraten ist. Aber der wichtigste Faktor ist, dass du erkennst, dass du eine chronische Erkrankung hast. Diese ist aber ebenso eine Störung des Immunsystems.

      Wenn du wüsstest, du hast Diabetes oder Rheuma, würdest du niemals leichtfertig damit umgehen. Bei Hashimoto tut man dies oftmals schon – unbewusst, unwissend. Es wird einem doch so suggeriert. Also werde dir im ersten Schritt klar – es ist eine Erkrankung, bei der du dich immer auch gut im Blick behalten musst.

      Was ist Hashimoto überhaupt?

      Hashimoto ist eine Erkrankung des Immunsystems. In Fachkreisen wird Hashimoto sehr oft als Erkrankung der Schilddrüse „verkauft“. Aber der Zerstörungsprozess der Schilddrüse ist nur Ausdruck der dahinterstehenden Erkrankung – es ist also praktisch das Symptom, wie z. B. die Müdigkeit, die Stimmungsschwankungen, die Gewichtszunahme etc.

      Der eigentliche Hintergrund von Hashimoto ist ein nicht ausbalanciertes Immunsystem. Wenn du dir eine Waage vorstellst, dann sollten im Idealfall beide Seiten ausgeglichen sein, dies ist bei Hashimoto nicht der Fall.

      Es gibt eine TH1-Seite und eine TH2-Seite. Kommt es zu Entgleisungen des Immunsystems z. B. durch starken Stress, Schwangerschaft, Wechseljahre usw., dann wird eine dieser beiden Seiten dominant und es herrscht kein Gleichgewicht mehr.

TH1-TH2

      TH1

      Das ist die entzündliche Seite – sie hängt mit allen entzündlichen Erkrankungen zusammen – wie z. B. Hashimoto, aber auch mit vielen anderen Autoimmunerkrankungen. Da Hashimoto selten allein kommt, sondern irgendwann mit weiteren Autoimmunerkrankungen einhergeht, wirst du verstehen, wie wichtig es ist, dein Immunsystem auszugleichen.

      TH2

      Das ist die antientzündliche Seite – diese Dominanz findet man z. B. bei Asthma, Allergien, Heuschnupfen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und noch einigem mehr.

      Hashimoto wird nun ausgelöst durch ein Zuviel an TH1-Zellen und ein Zuwenig an TH2-Zellen.

      Dies hört sich erst einmal sehr schwierig an – wenn du dir jedoch vorstellst, dass beide Seiten sich ergänzen und nur ein ausgeglichenes Immunsystem den „normalen“ Weg mit Krankheiten geht, dann wird dir klar, dass dein Körper nicht mehr „normal“ reagiert. Es ist also nicht so, dass dein Körper willkürlich deine Schilddrüse zerstört, sondern es ist dem Ungleichgewicht des Immunsystems geschuldet. Viele Menschen bekommen Angst, weil sie nicht verstehen, warum der Körper sich plötzlich selber zerstört. Das tut er auch nicht einfach so, sondern durch die Dysbalance der Immunantwort.

      Dein Ziel ist es also, hier wieder eine Balance zwischen beiden Ungleichgewichten herzustellen, dann funktioniert auch dein Immunsystem wieder und es kommt nicht zu überschießenden Reaktionen. Bei einem gesunden Menschen, mit gesundem Immunsystem, wird die Balance schnell wiederhergestellt. Sobald jedoch eine Erkrankung wie Hashimoto hinzukommt, stellt der Körper dieses Gleichgewicht nicht mehr her und ist auf Hilfe von außen angewiesen. Oft passiert dies zum Beispiel auch nach einer Schwangerschaft.

      Aufgrund des zu Entzündung neigenden Immunsystems kommt es dann zur Entzündung der Schilddrüse. Da das Immunsystem zu überschießenden Reaktionen neigt, z. B. wenn du Stress hast, kommt es oft zu einem schubhaften Verlauf bei Hashimoto.

      Du solltest aber wissen, dass es keinen festgeschriebenen Verlauf bei Hashimoto gibt. Es gibt Fälle, wo sich die Schilddrüse komplett zerstört, aber auch folgenlos ausgeheiltes Hashimoto. Hier ist natürlich auch zu berücksichtigen, dass dein Immunsystem auch auf äußere Faktoren reagiert – z. B. Impfungen, Tattoos, Operationen etc.

      Dein Immunsystem reagiert immer – und wenn dein Immunsystem reagiert, zeigt sich dies zum Beispiel als Entzündung der Schilddrüse.

      Es gibt kein einheitliches Bild von Hashimoto

      Hashimoto ist also viel mehr als die Schilddrüsenerkrankung oder die Modeerkrankung. Auch die Symptome jedes Betroffenen sind unterschiedlich. Die meisten Leute haben Hashimoto und dadurch ausgelöst eine Unterfunktion. Da Hashimoto in Schüben verläuft, kommt es dann zu Symptomen im Schubverlauf. Das bedeutet, dass du eine Woche denkst, es sei alles super, doch in der nächsten Woche geht es dir wieder sehr schlecht. Oder du denkst eine Zeit lang „super, es geht bergauf“ und dann kommt wieder das Loch.

      Es kann sein, dass du erhöhte Antikörper hast, aber es kann genauso gut sein, dass du keine erhöhten Antikörper hast, das nennt sich dann seronegatives Hashimoto. Dieses Hin und Her ist natürlich extrem verwirrend. Es kann dir passieren, dass der eine Arzt sagt, du hast Hashimoto und ein anderer sagt dir wieder, du hast kein Hashimoto.

      Hier mal Faktoren, an denen du sehr gut erkennen kannst, ob du Hashimoto hast:

       Deine Schilddrüse ist kleiner als normal (15–18 ml bei Frauen).

       Du hast erhöhte Antikörperwerte (TPO-AK oder auch MAK über 34).

       Man sieht im Ultraschall die Entzündung.

       Du hast knotiges Gewebe (kalte oder heiße Knoten).

      Trifft nur eines hiervon zu, kannst du davon ausgehen, dass du Hashimoto hast.

      Es gibt keinen einheitlichen Verlauf bei Hashimoto

      Es gibt Betroffene, die bekommen nicht mit, wenn Hashimoto ausbricht und erfahren nur durch einen Zufallsbefund überhaupt von Hashimoto. Andere werden auf Hashimoto durch extreme Unruhe, Panik oder auch Gewichtsveränderungen aufmerksam. Wieder andere sind über Jahre latent müde und kommen irgendwann selbst auf die Diagnose Hashimoto. Es gibt auch kein festgeschriebenes „Ende“. Viele Menschen gehen davon aus, dass am Ende von Hashimoto die Schilddrüse komplett zerstört ist. Mal abgesehen davon, dass du mit Sicherheit einen Stillstand erreichst, wenn du ab heute beginnst, konkrete Sachen umzusetzen, so zerstört sich die Schilddrüse nicht in allen Fällen von Hashimoto. Hier gibt es ein breites Bild – von einer vergrößerten Schilddrüse, über eine normal große Schilddrüse und einer Zerstörung der Schilddrüse, ist alles dabei.

      Eine Zerstörung der Schilddrüse ist ein relativ häufiges Bild. Aber du musst nicht verzweifeln, denn in vielen Fällen stoppt die Zerstörung und auch eine Regeneration ist möglich.

      Eine vergrößerte Schilddrüse spricht für Mangelzustände.

      Deiner Schilddrüse mangelt es in den meisten Fällen an Vitaminen oder Mineralstoffen. Sie vergrößert sich vom Volumen her, um die Aufnahmekapazität zu erhöhen, um von dem mangelnden Stoff mehr aufnehmen zu können. Eine normal große Schilddrüse mit Hashimoto macht sich meist „nur“ durch erhöhte Antikörperwerte, oder aber auch durch „schlechte“ Schilddrüsenwerte bemerkbar. Häufig fehlt bei einer vergrößerten Schilddrüse Jod oder Mangan.

      Mehr erfährst du im Kapitel „Jodsensitivität“.

      Bestandsaufnahme

      Nichts funktioniert ohne eine gute Bestandsaufnahme.

      Solange du nicht weißt, was aktuell dein Problem ist, kannst du es nicht wirklich gut angehen. Da der Kopf unglaublich

      intelligent ist, gewöhnen sich viele Betroffene an den Zustand. Die Betroffenen gewöhnen sich an die Symptome – nehmen sie gar nicht mehr wahr – und die Veränderungen in ihrem Körper werden nicht weiter hinterfragt. So kommt es, dass Symptome gar nicht mit Hashimoto in Zusammenhang gebracht werden. Nicht jedes Symptom kommt von Hashimoto, ABER jedes Symptom verschlechtert sich durch Hashimoto bzw. verbessert sich, umso mehr man die Autoimmunerkrankung im Griff hat. Also kommen wir zur Bestandsaufnahme: Lies dir bitte dieses Kapitel „Bestandsaufnahme“ zuerst durch. Anschließend hol dir bitte die zugehörigen Arbeitsblätter über den Downloadlink, den du ganz hinten im Buch findest und fülle diese aus.

      Diese nutzen wir