Hans Herrmann

Halt oder ich scheisse!


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      Hans Herrmann

      Halt oder ich scheisse!

      Satirische Skizzen aus Armeenien

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Vorwort

       1. Schwer beladen

       2. Mannesweihe zwecks Brechung

       3. Vom Grüssen

       4. Lehrreicher Dialog

       5. Zugschule

       6. Indiaca

       7. Die Sache mit der Gamelle

       8. Das Kompaniekalb

       9. Soldatensprache

       10. Labeflasche

       11. Erfüllt

       12. Auszug aus dem Latrinenreglement

       13. Auf der Wache

       14. Heisser Kaffee

       15. Der lange Marsch

       16. Weitermachen

       17. Unvollzogene Rache

       18. Biwak

       19. Kompanieabend

       20. Im Zeughaus

       21. Die Kiesgrube

       22. Der von nebenan

       23. Das Phantom der Kompanie

       24. Schiesswut

       25. Ein Arschloch – und ein zweites dazu

       26. Hoher Besuch

       Impressum neobooks

      Vorwort

      Das Militär ist eine Organisation voller Eigenarten, Seltsamkeiten und Absonderlichkeiten. Es ist eine in sich geschlossene Sphäre mit eigenen Regeln und Gesetzen, eine Welt, in der sonderbare und unvernünftig anmutende Dinge zum Alltag gehören. Wer in diese Welt einzutreten genötigt wird – in der Schweizer Milizarmee sind das jedes Jahr Hunderte von jungen Männern – schüttelt angesichts der militärischen Sitten und Gebräuche zunächst verständnislos den Kopf, passt sich dann schrittweise an und merkt ein paar Wochen später erstaunt, dass er nun selber Teil einer Maschinerie geworden ist, in der das Abnormale normal ist.

      Wo anders als im Militär knallt man die Absätze zusammen und legt dazu die Hand an die rechte Schläfe, um sich bei einem Vorgesetzten zu melden? Wo anders behauptet man allen Ernstes, es sei möglich, mit einer Schutzmaske, einem Paar Plastikhandschuhe, einem wasserdichten Überwurf und einem kühnen Hechtsprung hinter eine Mauer einen Atomschlag zu überleben? Und wo anders ist es Brauch, morgens zum Kommandogebrüll des Vorgesetzten mit den Kollegen im Gleichschritt über einen Platz zu marschieren und bei jedem Richtungswechsel mit den Schuhen zu knallen?

      Nirgends.

      Die einzige Firma, in der solche Sachen zum Programm gehören, ist das Militär.

      Man kann das erfreulich finden. Oder inspirierend. Oder normal. Oder bedenklich. Oder abstrus. Oder lächerlich. Auch Mischungen sind möglich: Zur einen Hälfte erfreulich, zur anderen Hälfte lächerlich. Zum einen Teil normal, zum anderen Teil bedenklich. Und so fort.

      Manche Dinge lassen einem keine Ruhe. Wie die leere Colabüchse auf dem Trottoir: Man muss sie einfach ankicken, sonst hat man den ganzen Tag das Gefühl, etwas Wichtiges unterlassen zu haben. Genau so erging es mir mit dem Militär: Es liess mir einfach keine Ruhe. Immer drängender wurde mein Verlangen, die merkwürdigen Erfahrungen, die mir diese Institution beschert hatte, episodisch festzuhalten. Also tat ich's.

      Ich selber habe in den Achtziger- und frühen Neunzigerjahren Dienst geleistet, in einer Zeit also, in der sich aus dem alten Schweizer Armeedinosaurier preussicher Prägung schrittweise ein zeitgemässes Heer nach amerikanischem Vorbild zu entwickeln begann. Just ein Jahr, nachdem ich meine Diensttage abgeleistet hatte und zum Veteran geworden war, trat die Armeereform definitiv in Kraft. Die umgebaute Armee habe ich also nie aus eigener Anschauung kennen gelernt, glaube sie aber trotzdem zu kennen – denn die wirklich prägenden Dinge ändern sich, so lange es auf dieser Welt Armeen gibt, nie.

      Sollten die im Folgenden geschilderten Szenen bei denen, die solches zum ersten Mal vernehmen, erstauntes Kopfschütteln hervorrufen, so läge das weit weniger an meinem bösen Willen als an der Sache selber – und an den vorkommenden Personen, deren Namen ich übrigens geändert habe, wie es die Diskretion gebietet.

      Hans Herrmann, Frühling 2016

      1. Schwer beladen

      Die Arme ausstrecken. Ein Zeughausangestellter drückt dir einen tarnfarbenen Plastikregenschutz in die Ellenbeugen. Der nächste setzt eine schwere, hartlederne Tasche mit Sanitätsmaterial darauf. Der dritte fügt eine kurze Schaufel in einem Lederfutteral hinzu. Der vierte eine Pistole, ebenfalls in einem Lederfutteral. Der fünfte einen weichen, grünen, wasserdichten Beutel, worin eine Schutzmaske steckt. Der sechste eine kleine Tasche mit Putzzeug für Kleider und Schuhe, verschiedenen Ersatzknöpfen, dickem Faden und drei Nadeln. Der siebte eine Gamelle, eine Trinkflasche aus Aluminium und eine Labeflasche aus Hartplastik. Der achte einen Effektensack aus grün gefärbtem Leder, der neunte einen ebenfalls grünen Rucksack. Der zehnte schliesslich krönt den Stapel, der sich unterdessen gigantisch auf deinen Armen türmt, mit einem Stahlhelm.

      Du