sich sehr gut auf Naturheilkunde und besitzen ein großes Wissen über die Welt um sich herum.
Pferde? Wollte ich wirklich die ganze Zeit einen Pferdehintern vor meiner Nase haben? Ich bekam schon die Krise, wenn sie vor unserem Auto herumliefen oder ich irgendjemanden reiten sah. Diese komische Wippbewegung des Gesäßes machte mich einfach fertig, wodurch auch diese Rasse ausschied. Zumindest wenn ich das Spiel doch irgendwie genießen wollte.
Ein Seufzer stahl sich über meine Lippen. Es waren nicht mehr viele übrig. Um genau zu sein zwei Stück. Vielleicht hätte ich mich vorher informieren sollen, ob es überhaupt eine Rasse gab, die mich wirklich interessierte? Doch jetzt war es schon zu spät. Das Spiel war geöffnet und schon zu achtzig Prozent installiert. Es gab kein Zurück mehr. Und wenn mir wirklich keine Rasse gänzlich zusprach, musste ich halt die Interessanteste unter ihnen nehmen. Doch noch gab es Hoffnung, wodurch ich ruhig weiter las.
Der Orc: Sie sind noch animalischer als die Trolle, wodurch sie sich nur auf rohe Gewalt verstehen. Sie bilden nur Krieger aus und die Besten unter ihnen werden zu Berserkern. Für diese Rasse gibt es nur eine Sprache, die sie verstehen und das ist die Sprache der Gewalt, wodurch der Orc in ganz Yerion gefürchtet und seine Gesellschaft nur ungern gesehen ist.
Na, toll. Noch mehr hau drauf und Schluss. Diese Rasse wollte ich wirklich nicht spielen und ich wollte auch nicht wissen, welcher Typ Mensch sich dafür interessierte. Doch bestimmt wurde sie gespielt, sonst würde man sie ja einfach aus dem Programm streichen. Oder etwa nicht? Na ja, eine Rasse gab es noch. Vielleicht war sie ja das, was ich mir wünschte.
Der Werwolf: Der Urfeind des Vampirs und auch ein Herrscher über die Schatten. Jedoch bedient er sich nur kleiner Schurkereien und der Schattenmagie, wodurch er auch Dunkelritter in seinen Reihen hat, die sich einen Namen machten, während die Faulen den Weg des Schurken einschlagen.
Das war es! Genau diese Rasse!
Ich spürte es, als ich das Bild des Werwolfes betrachtete, wie er mich in seiner schwarzen Plattenrüstung mit stolz erhobenem Haupt aus dem Heft heraus ansah. Oh ja! Den wollte ich spielen. Einen Dunkelritter-Werwolf. Er verkörperte alles, was ich mir von diesem Spiel wünschte. Spaß, Abwechslung und Respekt. Ideal für mich.
Das kurze Piepen meines Rechners wies mich darauf hin, dass das Spiel nun installiert war. Es konnte also losgehen. Meine Reise würde nun beginnen, wodurch ich ungeduldig auf den Button des Spiels klickte, sodass es sich starten konnte.
Es dauerte ein paar Sekunden und der Log-In-Bildschirm erschien. Ich gab meine Daten ein und nach zwei Atemzügen war ich mit dem Server verbunden, als mir sofort die Worte von Laura in den Sinn kamen: „Achte darauf auf welchen Server du startest. Mein Troll ist auf dem Server namens Breaking Dawn angemeldet. Wenn du auf einem anderen Server anfängst, dann können wir nicht gemeinsam spielen.“
Kurz huschte mein Blick über den Bildschirm, der eine ruhige Landschaft zeigte. Links war eine Liste mit dem Button „Neuen Charakter erstellen“. Wahrscheinlich würde der Charakter in der Landschaft angezeigt, wenn man ihn ausgewählt hatte. Nach wenigen Augenblicken fand ich die Anzeige des Servers, wodurch ich feststellte, dass ich auf einem anderen war. Okay, das musste ich also ändern. Kurz auf den Button geklickt und schon hatte ich eine kleine Liste. Es gab erst vier Server, weil das Spiel noch nicht allzu lange existierte, doch dies würde sich wohl ändern, wenn es wirklich Erfolg haben sollte.
Dann begann ich meinen Charakter zu erstellen. Zuerst wählte ich die Rasse und dann die Klasse, so wie ich es schon am Anfang geplant hatte. Kurz betrachtete ich die zwei Geschlechter, wobei ich die Männer zu animalisch fand und mich schließlich für einen weiblichen Werwolf entschied. Anschließend stellte ich ihre Haarfarbe, die Augenfarbe und ein paar Gesichtszüge ein, bevor ich ihr noch ein paar Narben gab und auch die Frisur auswählte. Dann kam das schwierigste: Der Name.
Ich wusste nicht, wie Laura ihren Troll genannt hatte, doch das war im Moment auch nicht wichtig, wodurch ich einfach meinen Werwolf betrachtete und versuchte zu sehen, was für einen Namen das Leben ihr gegeben hätte. Als er plötzlich vor meinem inneren Geiste erschien:
Destina
Ankunft
Die Werwölfe sind ein mächtiges Volk. Sie werden von allen Völkern gefürchtet und verehrt. Denn ihre Körperkraft ist kaum zu bändigen, genauso wie ihre Wildheit. So gerät es gerne einmal in Vergessenheit, dass sie durch einen tragischen Unfall entstanden.
Ein Elf versuchte einen Wolf durch Zauberei das Sprechen beizubringen. Doch was er ihm schenkte, war viel mehr als nur die Gabe, sich akustisch verständlich ausdrücken zu können, sondern auch humane Intelligenz und die Fähigkeit, auf zwei Beinen zu gehen. Außerdem schenkte er ihm die Anwesenheit des Daumens, wodurch diese neue Rasse die Möglichkeit bekam, Dinge zu greifen.
Schon schnell vermehrte sich der Wolf unter seinen Artgenossen und immer mehr Werwölfe, wie man sie fortan nannte, entstanden. Sie begannen schon fast zu einer Plage zu werden, wodurch ein hohes Preisgeld auf ihre Köpfe ausgesetzt wurde. Sofort nahmen die Vampire sich dieses Problems an und begannen Jagd auf die Werwölfe zu machen.
Zu Beginn fielen viele Wölfe den Vampiren zum Opfer, doch nach und nach begannen sie sich zu wehren und ihre eigenen Mächte zu entwickeln. Ihr Kampfmotto wurde: „Sehe, bevor du selbst gesehen wirst. Denn nur dann wirst du derjenige sein, der tötet.“
Einige gingen auch in die Lehre bei den Minotauren und eigneten sich so die Kunst der Schattenmagie an. Es schien ihre einzige Möglichkeit zu sein, sich gegen die Hetzjagd der Vampire zu behaupten. Mittlerweile sehr erfolgreich sogar.
Dies alles ist nun schon einige Jahrhunderte her. Doch ist die Jagd noch lange nicht beendet. Nicht für die Vampire. Und das, obwohl sich der dunkle Schatten immer weiter über Yerion ausbreitet…
Ich betrachtete die kleine Filmsequenz ruhig, während ich der Geschichte über die Werwölfe folgte. Nun ja, so wie es sich anhörte, sollte ich mich vor den Mitspielern der Vampirrasse in Acht nehmen. Aber das wird wohl nicht allzu schwierig werden.
Die Welt, in die man mich gesetzt hatte, wirkte düster und kalt. Sie war ein dichter Nadelwald aus Tannen und Fichten. Man roch das Moos und die Pilze, die sich aus dem Boden kämpfen. Oft sah man Wölfe durch die Schatten huschen und ich selbst stand vor einem Höhleneingang, wobei ich sofort von einem anderen Werwolf angesprochen wurde: „Willkommen, Destina. Schön, dass du dich dem Rudel, das sich auf die Suche nach neuen Höhlen macht, anschließen möchtest. Wir können jeden tapferen Kämpfer gebrauchen.“
Es war nur ein NPC, dennoch hörte ich geduldig zu, bevor ich dann ruhig weiterging, um mich ein wenig in der Umgebung umzusehen. Ich war wirklich in einem Wald. Anscheinend waren die Werwölfe noch nicht gut genug entwickelt, um in richtigen Siedlungen zu leben. Oder aber sie lebten absichtlich hier, weil sie sich so besser vor den Vampiren verstecken konnten.
„Hey, Shujo! Bist du nun auch endlich online? Hat aber lange gedauert, bis sich das Spiel auf deinen Rechner angesiedelt hat.“ Plötzlich öffnete sich ein Chatfenster, wobei ich erkannte, dass es meine beste Freundin Laura war. Ihr Charakter trug den Namen Terrivon und irgendwie war sie nicht mehr allzu weit vom Maximallevel 60 entfernt, was jedoch nicht weiter verwunderlich war, denn sie spielte schon eine geraume Weile.
„Ja, ich konnte mich einfach nicht mehr dagegen wehren. Schließlich durfte ich mir in diesem Bereich schon einiges anhören und dessen bin ich nun einfach müde“, antwortete ich ruhig, wobei ich dann schon den nächsten Text las: „Ah, okay. Hast eh lange durchgehalten. Warte, ich komm' vorbei, dann können wir etwas zusammen machen. Ich kann dir ein paar Orte zeigen. Du bist ein Werwolf. Ich weiß, wo diese Rasse startet. Warte kurz. Ich bin bald da.“
Ich musste lächeln. Ja, ich wusste, wie sehr sie sich darauf gefreut hatte, mit mir zu spielen. Schließlich hatte ich ihr sofort meine Kontaktdaten geben müssen, sodass sie mich adden konnte. Denn sie hatte schon länger mit mir zusammen spielen wollen. So oft hatte sie versucht mich zu