Roger Reyab

Die verbotenen Bücher


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machen kann, was sie will, sie wird aber dennoch immer Fehler begehen.

      Das erinnert ein wenig an die Hexenprozesse, in denen die Hexe auch immer schuldig war. Wenn die Hexe in einen Fluss geworfen wurde und unterging, dann war sie unschuldig, aber tot. Wenn Sie aber irgendwie überlebte, dann war sie mit dem Teufel im Bunde. Das ist das Problem der PEGIDA.

      Wenn ich dann höre, dass die furchtbaren Terroranschläge von Paris der PEGIDA nutzen würden, weil sie eben die Ressentiments verstärken würden, da habe ich bei mir gedacht, dass es eigentlich eine logische Reaktion wäre. Wie wir aber im Nachhinein sehen, hat das der PEGIDA überhaupt nichts gebracht.

      Seit dem ist sie noch mehr im Fokus der Qualitätsmedien und der Politik. Sie hat auch noch gewagt, sich durch Trauer noch mehr ins Abseits zu schieben.

      Da alle trauerten, war es eben für manche Journalisten, die uns tagelang von irgendeinem Acker irgendeine Halle gezeigt haben, unerträglich, dass auch Menschen trauern können, die eigentlich keine Trauer empfinden dürfen.

      Die Qualitätsjournalisten haben richtig geschlussfolgert, dass jemand, der gegen den Islam Phobie empfindet, dann auch keine Trauer empfinden kann, wenn Nichtislamisten sterben. Das mag einem krude erscheinen. Aber so denken manche Journalisten.

      Ich möchte mit meinem kleinen Aufsatz zu Ende kommen. Die PEGIDA hat, wie der Titel dieses kleinen Berichtes sagt, meine Sympathie, wenn auch nicht meine volle Bewunderung.

      Ich finde es gut, dass Menschen für Dinge, die sie glauben und denken, einstehen. Es mag bei der Motivlage der PEGIDA sehr viele unterschiedliche Stränge geben und es mag auch sein, dass nicht alles so ist, wie es scheint.

      Tatsache ist, dass die PEGIDA Demokratie wortwörtlich nimmt. Das machen auch die Gegendemonstranten und das sollen sie auch.

      Ich persönlich glaube nicht, dass die PEGIDA ähnliche Ausmaße annehmen kann, wie die damalige Volksbewegung in der ehemaligen DDR.

      Ich möchte aber auch der PEGIDA da den Wermutstropfen nicht vorenthalten, dass es, zumindest meiner bescheidenen Meinung nach, leider nicht das Volk war, das diesen Umsturz herbeiführte. Es war Geopolitik, die aber sicher, ohne diese Aktivitäten nicht in Gang gekommen wäre.

      Unerwarteterweise möchte ich der PEGIDA aber dennoch das Wort der Kanzlerin mit auf den Weg geben. Es geht nicht nur um Muslime. Ob es da eine Bedrohung gibt, das muss jeder selbst entscheiden.

      Dies ist die Verantwortung des Gemeinwesens. Aber dies ist nicht die einzige Bedrohung, wenn sie dies überhaupt ist, der auf der anderen Seite auch Bedrohungen gegenüberstehen, die man nicht unterschätzen sollte.

      Ich möchte auch unseren künstlerischen Eliten etwas mit auf den Weg geben. Die, die heute noch so vollmundig alles, was mit Kritik an Einwanderung zu tun hat, in den Bereich der Islamphobie rücken, verlieren bei manchen Menschen jede Vertrauensbasis.

      Dies gerade deshalb, weil der Reflex, eine Diskussion aus gemischten Motiven für unerwünscht zu erklären, auch auf die privilegierten Eliten selbst zurückstrahlen kann.

      Mitmenschlichkeit ist nicht das tumbe Nachbeten von Toleranz- und Buntheitsphrasen, sondern auch die islamische Bevölkerung wünscht sich, dass die, die sich heute so gerne mit ihrer Weltoffenheit brüsken, auch wirklich wissen, worüber sie reden. Eine solche Basis kann aber nur entstehen, wenn beide Seiten in einer Kultur leben, die eine solche Diskussion ermöglicht.

      Kein Bier auf Hawai

      Der Ballsportverein BVB Dortmund ist ein politischer Verein. Wer das bisher noch nicht wusste, kann sich in Dortmund in vielen Restaurants und Gaststätten davon überzeugen, dass der schwarz-gelbe Ballverein aktiv in die politische Diskussion einsteigt. Die mutige PR-Aktion des BVB aus jüngster Zeit kann deutlicher nicht sein: Kein Bier für Rassisten.

      Was eher klingt als hätte man versucht dem Kleinhirn die Nahrung zu entziehen, ist eine durchaus ernst zu nehmende politische Bekundung des multinationalen Konzerns. Der börsennotierte Ballverein ist dabei nicht nur im Sport, sondern auch in der politischen Debatte, zu einem Global Player geworden.

      Die griffige Parole ist mehr als nur eine Einmischung in politische Themen, sie stellt in ihrer simplen Deutlichkeit einen Meilenstein der politischen Debatte dar. Wenn man bisher dachte, dass auch Rassisten Bier trinken dürfen, ist dem BVB das jetzt nicht mehr genehm. Nun impliziert die Parole aber auch, dass es offensichtlich mal Rassisten gegeben hat, die sich am Dortmunder Bier Labsal verschafft haben. Es wäre eine sinnlose Parole, wenn es keine Rassisten gäbe. Also gehen die Marketingfachleute des BVB davon aus, dass es Rassisten gibt. Das ist wohl damit gemeint. Zudem meinen die politischen Werbestrategen, dass Rassisten gerne Bier trinken. Auch das müsste man annehmen.

      Es fragt sich der unbedarfte Normalbiertrinker, womit der Begriff gefüllt ist. Wenn man bei den zunehmenden steigenden Bierpreisen bei gleichzeitiger Rauchfreiheit sein Bier eh nur noch ungern draußen genießt, lässt das sprichwörtliche Kneipensterben nun aber auch den Schonraum des Genießers nicht mehr aus der politischen Diskussion. Die in Massen verteilten Bierdeckel, Plakate und Sticker sind Politik am Stammtisch.

      Die Stammtischparole ist derart aggressiv, dass man sich nur für zwei Reaktionen entscheiden kann. Entweder hält man sich für einen Rassisten und verlässt dann die Fachgaststätte, oder man hält sich für keinen Rassisten und trinkt in angenehmer Selbstbeweihräucherung weiter sein Bier.

      Die Frage ist aber gar nicht so einfach. Wer ist ein Rassist? Oder anders gefragt – wer oder was soll das sein?

      Ich persönlich stelle mir unter einem Rassisten einen Menschen vor, der Bier trinkt oder nicht trinkt, der aber in jedem Fall eine Maske trägt und an brennenden Kreuzen dem Ku-Klux-Klan huldigt. Oder ein Rassist ist jemand, der jeden verprügelt, der anders aussieht oder eine andere Hautfarbe hat. Ist das ein Rassist?

      Oder kann man die Rassisten gar nicht so leicht erkennen? Sind sie vielleicht getarnte Normalbürger, die im subversiven Untergrund ihr Unwesen treiben? Oder sind Rassisten vielleicht noch subtiler aufgestellt und trinken ihr Bier in Restaurants und Gaststätten mit dem Kalkül, dass sie politische Agitation betreiben?

      Nun möchte ich erläutern, warum ich diese Fragen stelle. Wenn man sich etwas in der Dortmunder Gastronomie auskennt, weiß man, dass in Dortmund keine wahrnehmbaren Rassisten existieren. Ich meine damit, dass in Dortmund, zumindest soweit ich das beurteilen kann, nie über Politik gesprochen wird. In den Restaurants und Gaststätten wird niemals politisiert. Es wird immer nur über den BVB gesprochen. Das kann man bei philosophischer Betrachtung möglicherweise schlussfolgern, dass diese multimediale Verknüpfung der Dortmunder mit ihrem Verein möglicherweise auch in gewisser Weise politisch ist.

      Es kann sein, dass die multinationale Einheit der Fußballgladiatoren in Dortmund schon an sich politisch ist. Der BVB betreibt, wie fast alle Bundesligavereine, eine konsequente Einkaufspolitik der Talente im Ausland, die in diametralem Widerspruch zur Nachwuchsförderung in der eigenen Stadt steht. Kann man so sagen oder vielleicht auch nicht. Denn der BVB betreibt sicher auch Nachwuchsförderung. Die scheint aber nicht auszureichen, um den Anforderungen im modernen Fußball gerecht zu werden. Die Jungs vom Borsigplatz reichen nicht für die Championsliga.

      Deshalb gehört der BVB schon seit Jahren zu den buntesten und brasilianischsten, zu den multikulturellsten und weltoffensten Vereinen in Deutschland.

      Dagegen hat auch niemand etwas. Es hat doch auch ein Geschmäckle, wenn ein arbeitsloser Brasilianer in Dortmund zum Multimillionär mutiert. Das ist die Dortmunder Großmütigkeit, die amerikanische Träume wahr werden lässt. Während die Innenstadt von einheimischen Ein-Euro-Jobbern sauber gehalten wird, sind für andere talentierte Nationalitäten die Straßen manchmal in Gold gepflastert.

      Das ist ein Stück gelebter Weltoffenheit, die in nichts mit dem Großmut anderer Städte vergleichbar ist. Da die Dortmunder an der Spitze des Fortschritts rangieren, wundert es nicht, dass der Aushängekarneval der Dortmunder Fußballkultur nun aktiv in die Tagespolitik einsteigt.

      Mich persönlich würde es nicht