Freude am Zocken entwickelten, und damit die ganze EU ins Wanken brachten, war man aufgeschreckt und ersann eine Strategie, die es den Börsen etwas erschweren sollte, ganze Staaten zu verwetten.
Man sprach mit den Zockern und sagte deutlich, dass man die Banken und Anleger in aller Höflichkeit darum bitten würde, vielleicht in Zukunft etwas weniger zu wetten. Die Banken und Anleger hörten sich das auch geduldig an und versprachen, dass man in Zukunft nicht die ganze EU verwetten würde, sondern nur einige Länder.
Dann verabschiedeten sich die gescholtenen Zocker von der Regierung und fingen schon auf der Heimfahrt vom Kanzleramt wieder damit an, den Euro in bedrohliche Talfahrten zu manövrieren.
Frau Merkel musste in dieser Dekade jede Nacht wach bleiben. Es konnte sein, dass irgendein Anleger vielleicht mitten in der Nacht auf die Idee kam, den Euro aus dem Bankensystem zu kugeln.
Da die gefährlichen Anleger immer unberechenbarer wurden, mussten dann die Merkelanisten mitten in der Nacht Gegenstrategien entwickeln. Sie kauften auf, sie kauften ab, sie bauten Schirm um Schirm und waren immer den schlauen Anlegern einen Schritt hinterher.
Wenn dann irgendein Sack in Korea umfiel oder ein Banker zur Heuschrecke mutierte, wurden hektische Pläne entworfen, die alle immer kostspieliger wurden. Es wurden Rettungsschirme aufgebaut, die den bösen Anlegern den Spaß daran nehmen sollten, sich immer wieder am Geld der Europäer zu vergreifen.
Aus Millionen wurden Milliarden, aus Billionen wurden Trillionen. Wie auf einem Basar ging es zu. Die Notenbanken kamen kaum mit dem Gelddrucken hinterher, immer wieder gierte der Markt nach frischem Geld. Immer mehr Geld wurde so in Umlauf gebracht und die Zocker schlugen sich ganze Nächte um die Ohren, um das frisch gedruckte Geld ganz schnell zu verjubeln.
Die Griechen waren eine Zeit lang nicht mehr im Fokus.
Die Merkelanisten druckten immer wieder neues Geld und man ließ den Griechen am Sparen arbeiten.
Als dann aber die Meldung über die Ticker ging, dass die Griechen nicht mehr sparen wollen, sondern im Gegenteil, eine sozialistische Regierung wählen wollen, die gar nicht ans Sparen denkt, war es eine kleine Weile still im Kanzleramt.
Was nun, dachte man sich. Die Griechen wollen weiter am Euro teilhaben aber nicht mehr sparen. Das ist schlecht.
Dann passierte ein Wunder des Merkelanismus.
Die alternativlose Politik der Rettungsschirme und des Gelddruckens war auf einmal gar nicht mehr alternativlos. Man begann, zunächst ganz heimlich, darüber zu spekulieren, ob man jetzt ohne die Griechen den Euro behalten kann.
Die noch gestern undenkbare Alternative. rückte mehr und mehr in den Vordergrund.
Es bleibt abzuwarten, welchen Kurs, der Merkelanismus in Zukunft nehmen wird. Man kann sich aber sicher sein, dass Überraschungen vorprogrammiert sind. Realpolitik ist das Gegenteil von Katechismus. Realpolitik ist das flexible Handeln nach Ereignissen. Also eine Art Reaktion, aber keine Aktion. Der Realpolitiker ist ein Reagierender und kein Regierender. Man merke sich das.
Pegida
In den Medien ist man sich einig. Die PEGIDA (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) ist das definitive Schreckgespenst einer unheimlichen Bewegung.
Die Medien übertrumpfen sich in Zahlenschlachten, die Demonstrantenzahlen aufrechnen und wie in einem Fußballspiel gegenüberstellen.
25 000 Demonstranten in Dresden, 5000 dagegen. 5000 hier, 10 000 da. 500 hier, 3000 da. Dann wird das Ganze zusammengerechnet und erleichtert festgestellt, dass die „anständigen“ Bürger doch vernünftig sind, und, da in der rechnerischen Mehrheit, folglich auch im Recht. Die Qualitätsmedien lassen massenhaft Experten auftreten, die man kennt oder nicht kennt, die aber allesamt wortreich belegen, dass die PEGIDA eine Art moderne Geisteskrankheit ist, der mehr und mehr BürgerInnen verfallen.
Politiker versinken in reflexartige Abwehrhaltung und bezeichnen die Demonstranten als „Rattenfänger“, „Neonazis“, „Wutbürger“ und ängstliche Neurotiker. Das Phänomen ist der Republik, glaubt man den Medien, absolut unverständlich.
Wie eine Art Virus scheinen sich da aus der Art geschlagene und politisch fehlgeleitete Wirrköpfe zu einer Massenbewegung zu organisieren.
Als die Qualitätsmedien merkten, dass die Mehrheit der PEGIDA-Anhänger nur ungern mit denselben spricht, wurde das Misstrauen noch größer. Das schien in der Tat auch relativ neu. Während man sonst zu jeder auch noch so unsinnigen Quizfrage jede Bürgerin und jeden Bürger der ganzen Nation als Trottel vorführen konnte, ohne, dass die so gescholtenen Bürger sich ernsthaft wehrten, sind hier auf einmal Menschen auf der Straße, die gar keine Lust dazu haben, sich den tendenziellen Fragen der Medien zu stellen. Dies stellte die Medien dann vor das Problem, dass man nicht auf das traditionelle Mittel zurückgreifen konnte, das darin besteht, sich einige besonders dumme Menschen herauszugreifen, sie dann systematisch bloßzustellen, und sie dann als typische Mitglieder der Dummbatzbewegung der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
Als die Strategie der Betreiber der PEGIDA, oder von wem auch immer, dann aber aufging, und die Journalisten ratlos vor den Menschenmassen standen, die mit ihnen gar nicht mehr redeten, schossen Mutmaßungen ins Kraut.
Zunächst spekulierte man auf einen kriminellen Hintergrund der Organisatoren. Dann auf einen Zusammenhang mit rechten Organisationen. Von Beginn der Montagsdemonstrationen an, wurde immer der Verdacht oder die Vermutung geäußert, dass es sich bei diesen Demonstrationen um Ausbrüche von Fremdenfeindlichkeit, niedersten Instinkten und Intoleranz handelt. Man wurde nicht müde, immer wieder zu betonen, wie unanständig die PEGIDA das Ansehen der Republik schädigt. Die bundesdeutschen Politiker waren besonders in einer Frage irritiert, die ihnen es nicht ganz so leicht zu machen schien, die ganze Bewegung gänzlich zu ignorieren. Man musste leider konstatieren, dass die Mehrheit der PEGIDA nicht aus Glatzen besteht, die sich hier ein Forum der parteiinternen Öffentlichkeitsarbeit errichteten, sondern dass die Mehrheit der Demonstranten aus relativ „normalen“ und nicht bildungsfernen Schichten und Berufen stammen.
Während die Medien jeden Tag seit Jahren nutzen, um immer wieder den Mut der Dresdener im Kampf, um die Freiheit der ehemaligen DDR zu betonen, schienen nun die gleichen Dresdener auf die völlig abwegige Idee gekommen zu sein, dass diese erkämpfte Freiheit nun abermals zu verteidigen ist. Diesmal aber nicht in der DDR, sondern in der freien BRD.
Wie vor den Kopf geschlagen, sahen sich die Qualitätsmedien der Bundesrepublik im Fokus einer Freiheitsdebatte, die sie nicht verstanden.
Die Freiheit der Republik ist doch selbstverständlich. Was wollen diese Menschen dann? Die Bundesrepublik ist doch das Gegenteil der DDR. Was wollen diese Menschen nur?
Als die Zahlen der Demonstranten aber kontinuierlich zunahmen, wurden auch die Reaktionen schärfer. Die Medien fühlten sich nun gemüßigt, alle in das gleiche Horn zu blasen.
Es gab und gibt keinen Sender, der über die PEGIDA reden kann, da die Protagonisten mit den Medien nicht reden. Das war einerseits auch gut, weil man dann umso mehr Menschen präsentieren kann, die alle der Meinung sind, dass die Demonstranten der PEGIDA fehlgeleitete Sensibelchen sind, die eine diffuse Angst vor etwas empfinden, das gar nicht existiert.
In der Psychologie würde man das irrational nennen. Zehntausende von Bürgern ziehen sich jeden Montag einen Mantel an, frieren in der Kälte des Winters, um sich einer Orgie der massenhaften eingebildeten irrationalen Panikattacke auszuliefern. Eine kollektive Panikattacke. Meinen die Medien.
Irgendwann ist den Qualitätsjournalisten dann aber auch aufgefallen, dass diese Strategie etwas kompliziert für die Mehrheit der Bundesbürger ist, und das dies auch nicht sehr plausibel zu vermitteln ist. Denn die Mehrheit der Bürger versteht nicht viel von Psychologie. Man musste also umsatteln.
Die Medien versuchten dann, wie immer an einem gemeinsamen unauflöslichen Strang ziehend, die Motive der Neurotiker einer Analyse zu unterziehen. Da sie niemals mit den Demonstranten geredet haben, konnten sie sich da aber