ihre Stimmung und hoffe, dass sie leichter darüber hinwegkommt.
Ich bin jetzt schon im betagten Alter und komme mit meinen Füßen nicht mehr gut zurecht. Wenn ihr sie mir einmal wöchentlich bringt, versorge ich euch dafür mit Lebensmittel, Wolle und Stoff.«
»Das wäre schön, aber es ist sehr gefährlich über den Fluss zu fahren, darin befinden sich wilde Kreaturen, wir hatten nur Glück. Wir wissen nicht einmal, ob wir die Rückfahrt überleben?«
Der alte Fischer nickte.
»Nun ja, da könntet ihr recht haben. Aber es gibt einen Weg, der unter dem Fluss auf die andere Seite führt. Er ist aber auch nicht ganz ungefährlich. Den Tunnel hatten bereits meine Vorfahren gegraben und damit unsere Lebensmittelversorgung mit seltenen Früchten bereichert.« Die drei Brüder wurden hellhörig.
»Wo ist der Weg und welche Gefahren lauern dort?«
»Es ist ein Tunnel. In den aber immer etwas Flusswasser sickert und der Weg hindurch ist glitschig. Nachdem es von unserer Seite her abwärts und von eurer Seite her aufwärts geht, besteht die Gefahr, dass ihr stürzen könntet.
Ihr müsst vorsichtig gehen und vor allem nie einer allein! Hin und wieder geraten auch wilde Tiere wie Schlangen und Echsen hinein, welche für euch unangenehme Folgen haben könnten, also passt gut auf euch auf. Vor allem müsst ihr über die Anwesenheit des Tunnels Stillschweigen bewahren. Niemand darf jemals davon erfahren, wir würden Gefahr laufen, dass die Versorgung erlischt!« Die drei Brüder nickten.
»Du kannst dich auf uns verlassen.«
»Gut, folgt mir, ich zeige euch den Weg. Ich richte für euch die Lebensmittel her und ihr holt sie von heute an, an jedem 5. Tag bei mir ab. Ihr müsst kommen, wenn bei uns tiefe Nacht ist und alle schlafen. Ihr hattet Glück, dass ich zu dieser Zeit am Fluss war, normalerweise würde ich wie alle Anderen auch schlafen. Jedoch ist mein Fischernetz kaputtgegangen und ich musste es flicken, deshalb konnte ich es heute erst so spät in den Fluss werfen.
Wenn ihr jetzt schon etwas braucht, ein bisschen kann ich euch abgeben.«
»Das wäre schön, denn es wird bereits alles knapp.«
Der Bauer führte sie in die große Scheune, er hielt einem der Brüder einen großen Jutesack hin, bedient euch, ihr könnt von allem etwas nehmen. Den Brüdern leuchteten die Augen, als sie die großen Holzkisten mit Lebensmittel sahen. Von Kartoffeln, Gemüse bis Obst steckten sie alles in den Sack und sie waren dem Bauer sehr dankbar dafür.
Die drei jungen Männer füllten den Sack voll Lebensmittel und dankten Raik dafür.
»Wir würden dir gerne etwas geben, aber wir haben nichts.«
»Lasst es gut sein, bringt mir einfach beim nächsten Mal diese Blätter mit. Schaut, so sehen sie aus.«
Er hielt ihnen Blätter entgegen und reichte ihnen einen großen Leinenbeutel. Diese Pflanze wächst hinter eurem Bergkamm in der Steppe. Sie ist etwa fünf Fuß hoch und ihre Blüte erinnert an eine Kerze.
»Füllt mir immer diesen Beutel damit. Wenn ihr mir jedes Mal einen vollen Beutel mitbringt, dann ist das genug. Beim nächsten Mal kann ich euch auch Fleisch mitgeben, ich schlachte ein Schwein. Euer Wild könnt ihr dann etwas aufsparen. Ich kann euch auch immer von meinen geschossenen Wildtieren etwas abgeben. Das nächste Mal könnt ihr drei Säcke mit Lebensmittel bekommen, ihr müsst mir nur die leeren Säcke wieder mitbringen.«
»Das machen wir. Raik entschuldige, wer hilft uns, wenn du einmal nicht mehr unter den Lebenden weilst?« Raik klopfte dem jungen Mann auf die Schulter, »keine Angst, ich habe drei Söhne, sie alle kennen den Tunnel und ich werde sie noch heute, über euch und unsere Abmachung in Kenntnis setzen. Sie stehen mir beim Jagen zur Seite und sind Bauern wie ich. Es wird eine Abmachung über Generationen sein, vorausgesetzt sie bleibt geheim und es weiß nur ein kleiner Kreis davon.«
»Vielen Dank für alles, Raik du kannst dich auf uns verlassen.«
Raik schob einen Heuballen zur Seite und öffnete eine Bodenluke, unter der eine Holztreppe in die Tiefe führte.
»In fünf Tagen wird sie für euch geöffnet sein, ihr braucht sie nur anzuheben. Wir sind nicht immer daheim, aber es befindet sich alles hier in der Scheune und ihr könnt euch daran bedienen. Der Tunnel führt direkt hinter euren Felsenkamm und sein Ausgang befindet sich in einer Höhle.«
Raik reichte jeden von ihnen eine brennende Kerze und Zündhölzer.
»Die braucht ihr, legt sie euch nach Gebrauch immer am Tunnelende bereit. Auch die Kerzen und das Feuer lege ich hier für euch hin, wenn ihr Nachschub benötigt.«
»Vielen Raik, wir stehen auf ewig in deiner Schuld. Vielleicht können wir dir in der Zukunft, alles in irgendeiner Weise wieder zurückgeben.«
»Ich helfe gerne und jetzt geht, ich brauche noch etwas Schlaf, wir müssen heute noch auf unsere Felder. Passt auf euch auf!«
Die jungen Männer stiegen die Stufen in die Tiefe hinunter und gingen mit einem Sack voll Lebensmittel durch den Tunnel. Als sie am Ende des Tunnels ankamen, hatten sie einen Fußweg von fast einer Stunde hinter sich.
Von jetzt an hatten sie einen regelmäßigen Kontakt mit Raik und seinen Söhnen.
Kapitel 3
Zwei Jahre später erwartete Fürst Abner's Frau Ava in Sonnland, ihr erstes Kind.
Abner's Wunsch nach einem männlichen Nachfolger für sein Land, konnte sie ihm jedoch nicht erfüllen. Ava bekam ein Mädchen, Abner's heimliche Geliebte Leda, gebar jedoch am selben Tag seinen Sohn.
Das erstgeborene Kind war in der Regel sein Nachfolger und er wollte sein Reich, keinesfalls einem schwachen Mädchen überlassen, sondern einem kräftigen Sohn.
Kurz entschlossen entschied er, dass das Mädchen von Raik dem Förster und zugleich Großbauer, getötet werden sollte.
Leda's Sohn hingegen musste seine Frau als ihr Kind akzeptieren und an ihrer Brust stillen.
Damit die Geheimhaltung sicher war, tötete Abner persönlich, seine Geliebte Leda.
Raik nahm das Kind entgegen, brachte den Säugling allerdings im Tunnel unter dem Fluss zur andern Flussseite und stellte den Korb, indem der Säugling lag, am Ufer ab.
»Keine Angst kleines Mädchen, bald wirst du gefunden werden und sicherlich wird man hier mehr Herz für dich haben, als dein Vater, der Fürst.« Er strich dem Säugling sanft über den Kopf, befeuchtete den Korb etwas an, so als würde er angespült worden sein und ging zurück zum Tunnel.
Raik wusste, dass dort das Kind schnell gefunden würde. Schließlich würden morgens die Fischer zum Fluss kommen und jetzt war Morgen. Er warf einen letzten Blick zum Kind zurück und in die Richtung, von wo die Fischer kämen. Zufrieden stellte er fest, dass bereits zwei Männer den Bergweg verlassen hatten und zum Ufer gingen.
Raik beeilte sich schnell in die Höhle zu kommen, um ungesehen den Rückweg im Tunnel anzutreten.
Jahre später: Es war wie immer, ein klarer Vollmondtag. Schwarz war der Himmel und die Sterne am Himmel breiteten sich wie eine Decke über dem Fluss und dem Sternland aus. Der Helligkeit spendende Vollmond war bereits nur noch als schmale Sichel zu sehen, es wurde Abend und sein Volk begab sich langsam zur Ruhe.
Nachts wurde es kalt, nur die Sterne waren am Himmel zu sehen. Der nächtliche Wind brachte die Kälte mit einer dichten Nebelsuppe über dem Fluss und trieb die Steppenhexen vor sich her.
Steppenhexen waren ausgetrocknete grasähnliche Pflanzen, welche der Wind bereits zu großen Kugeln geformt hatte und mit ihnen sein tägliches Spiel machte.
Auf Sternland gab es keine Vegetation mehr, nur verdorrte knorrige Bäume. Alle Bewohner hatten eine blasse Hautfarbe, ihnen fehlte das Licht der Sonne. Sie hatten graue Haare und waren mit dunkler Kleidung bekleidet, bis ein paar wenige, die weiße Kleidung trugen,