Alexandra Eck

Between the fronts


Скачать книгу

Beifahrer Tür und setzte sich selbst auf den Fahrersitz. »Jessy, das hier«, er deutete auf den Rücksitz, auf dem ich erst jetzt erkannte, dass ein Junge dort saß, »Ist Leon. Leon das ist Jessy.« Ich hielt ihm meine Hand entgegen, doch er ergriff sie nicht. Auch gut. Die beiden ähnelten sich kaum, soweit ich es einschätzten konnte. Kevin´s kleiner Bruder hatte blonde Haare, braune Augen, eine Zahnspange und Pickel. So hatte ich ihn mir nicht vorgestellt, er war vielleicht fünfzehn Jahre alt. Es fehlte nur noch eine Hornbrille, dann hätte er die perfekte Nerd-Optik. Noch ehe wir die Auffahrt verlassen konnten, merkte ich was fehlte. »Stopp!« »Was hat die denn jetzt?«, fragte Leon. »Reiß dich zusammen! Was ist Jess?«, ermahnte Kevin seinen Bruder. Ich riss die Tür auf. » Ich hab den Laptop vergessen«, sagte ich entschuldigend. Ich raste in mein Zimmer. Da meine Mutter nicht wissen durfte, dass ich den Computer besaß schnappte ich mir eine Tasche und packte ihn rein. »Hast du was vergessen?« »Ja Mama, meine Tasche. Bin schon wieder weg«, teilte ich ihr mit und eilte schon wieder an ihr vorbei, zurück zum Auto. Völlig außer Atem saß ich im Wagen. »Wir …können …los«, sagte ich schwer atmend. »Gut. Was hältst du von Chick a Filey?«, fragte mich Kevin freundlich. »Eine super Idee«, antwortete ich ihm. »Können wir nicht zu Mc Donalds?«, fragte Leon in gelangweilter Stimme. »Nein, das können wir nicht«, erwidert Kevin streng. Er schaltete den Motor an und fuhr los. Kevin steuerte auf die Filiale am Columbia Circle zu.

      Der Regen hörte auch nicht auf, als wir parkten. Einen Regenschirm hatte ich vergessen. »Bleib mal kurz sitzen«, sagte mein Schulkamerad. Ich blieb wie gewünscht hocken, während Kevin auf meine Seite kam, die Tür öffnete und mir einen Schirm hinhielt. »My Lady, wenn ich bitten darf?«, sagte er und hielt mir seine Hand hin. Ich lächelte ihn amüsiert an, dann legte ich meine Hand sehr elegant in seine. »Vielen Dank.« Leon zerstörte das ganze Ambiente, indem er lustlos aus dem Auto stieg und die Tür zuknallte. »Leon! Was hab ich dir gesagt«, schimpfte Kevin den Junior Junior. »Ja, ja. Türen nicht zu schlagen. Bla bla bla. Schon verstanden. Wollen wir rein gehen oder nicht?«, sagte Leon. Er ging vor. Kevin verdrehte genervt die Augen, was mir ein weiteres Lächeln entlockte. »Tut mir Leid. Er hat zurzeit seine Trotzphase«, flüsterte er mir zu. »Macht nichts, schließlich wollte ich, dass er mit kommt«, beruhigte ich ihn. »Ins Kino nehme ich ihn nicht mit«, erklärte er mir. »Auf geht’s, ich hab Hunger und es wird kalt«, jammerte ich. Wie aufs Stichwort verstärkte sich der Regen. Wir rannten ins Geschäft. Sein Bruder wartete schon an der Kasse auf uns. »Ich nehme einen Chickenburger«, bestellte Kevin. Er sah mich an. »Ich nehme bitte einen Chickenwrap mit Honeymustard«, erklärte ich dem Kassierer. »Was nehmen sie zum Trinken«, fragte er. Die zwei Jungs nahmen jeweils Limo, ich nahm einen Schokoladeshake. Freundlicherweise wurde ich eingeladen. Wir setzten uns an einen freien Platz. »Soll ich dir den Laptop einfach geben?«, fragte ich Leon. Er biss in seinen Burger. »Ja, gib mal her«, antwortete er mampfend. Er sah nicht sehr professionell aus. Ich fing an zu zweifeln, ob ich ihm wirklich etwas so Wichtiges für mich übergeben sollte. »Nun gib schon her«, forderte er. Ich überreichte ihm den Computer und biss dann in meinen Rap. Er nahm eine Art Nintendo und schloss ihn an. »Und wie lang dauert das?«, wollte ich wissen, doch es kam keine Antwort. Er tippte seelenruhig auf dem Gerät herum. »Hallo. Jessica hat dich etwas gefragt und auf Fragen einer Dame antwortet man!«, kritisierte Kevin seinen kleinen Bruder. »Beruhig dich ….«, sagte er abwesend. Wir schauten ihn an. Er tappte mit einer Hand nach seinem Getränk, mit der anderen blieb er an der Tastatur. Auch sein Gesicht wandte er nicht vom Bildschirm ab. Ich schaute Kevin fragend an, der zuckte nur mit den Schulter. Da Leon die Limo nicht erreichte schob ich seinen Becher in Griffweite. Er packte ihn, schlürfte daran, dann setzte er ihn wieder ab. »Mmmhhh. Nicht wie gedacht. Ahhhh. Hier die B-Abwehr«, murmelte er in sich selbst hinein. Waren alle Computer-Freaks so begeistert? Kevin und ich schwiegen und starrten ihn weiter ungeniert an. Seine Augen weiteten sich teilweise. Was hatte das wohl zu bedeuten? Nach fünf Minuten lehnte er sich lässig nach hinten, kippelte ein wenig und ließ seine Arme hängen. »Fertig«, erklärte er uns gelassen. What! Er hatte, wenn überhaupt, fünf Minuten gebraucht. Ich dachte es würde so eine Stunde dauern. Auch gut. »Und was ist das Passwort?«, fragte ich ihn fordernd. Er kapselte sein Gerät von dem meines Vaters ab. »Es ist…..«, machte er eine dramatische Pause, in der ich die Luft anhielt »..Soll ich das wirklich hier, vor allen, sagen?«, fragte er. Ich wollte es wissen, warum konnte er es nicht einfach sagen?! Seine Art nervte! »Sag es einfach, okay?«, bat ich ihn mit ruhiger Stimme. »Na gut …..Aber das ist bestimmt nicht dein Laptop. Hast du ihn geklaut?«, fragte er grinsend. Wie konnte er das wissen? »Wie bitte?«, fragte ich ihn mit hoher Stimme. »Ich mein bloß. Dieser Computer ist mit der neusten Sicherheitsstufe ausgestattet und da du scheinbar nichts von Technik verstehst, ist es naheliegend, dass es nicht deiner ist«, erklärte er mit einem Funkeln in den Augen. Das hatte ich nicht erwartet. Es mussten also wirklich wichtige Daten auf der Festplatte sein. Da Angriff die beste Verteidigung war, und Leon mich beschuldigt hatte, fauchte ich ihn ungehalten an: »Unterstellst du mir ihn gestohlen zu haben?! Das ist das Höchste! Du hast keinen Anstand, hat dir nie jemand beigebracht Respekt zu zeigen?! Antworte mir!« Ich suchte Augenkontakt. »Doch hat man«, sagte er sichtlich bestürzt über meinen Ausraster und senkte den Blick. »Schau mich an, wenn ich mit dir Rede!«, herrschte ich ihn an, da ich wusste, dass Leute in seinem Alter Augenkontakt mieden. So konnte man sie richtig einschüchtern. »Ich erwarte eine anständige Entschuldigung!«, befahl ich. »Sorry, Jess«, sagte er leise. »Ist das für dich anständig! Du besitzt ein großes Vokabular, mit dem man ganze Sätze bilden kann! Außerdem kann ich mich nicht erinnern dir gestattet zu haben meinen Spitznamen zu benutzten oder kennen wir uns gut?!«, donnerte meine Stimme. »Es tut mir leid, Jessica«, entschuldigte er sich. »Du bist keine Maus. Rede lauter«, sagte ich kalt. »Es tut mir Leid, Jessica. Ich wollte dich nicht beschuldigen«, sagte er nun lauter und schaute mir sogar in die Augen. »Und weiter?!« »Das wird nicht noch einmal vorkommen.« »Gut so. Ich nehme deine Entschuldigung an. Und nun sag mir das Passwort«, forderte ich ihn auf. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass uns schon einige Personen anschauten. Ich schenkte ihnen ein falsches Lächeln, um ihnen zu vermitteln, dass alles gut war. »Es gibt mehrere. Um überhaupt erst reinzukommen lautet es Covidy6038. Das Zweite, Elisabeth1987, benötigst du um in einzelne Dateien zu gelangen«, erklärte er mir. »Dankeschön«, antwortete ich ihm. Es ging doch auch freundlich. Glücklich schlürfte ich an meinem Shake. Wir schwiegen solange, bis wir alle gegessen hatten. Ich schielte zu Kevin rüber, er hatte noch Pommes. »Schau ein Elefant!«, rief ich ihm zu. »Wo?« Den Moment, als er wegschaute, nutzte ich und stibitzte ihm eine Fritte. »Hey, Finger weg!«, schimpfte er belustigt. Er schaute auf die Uhr. »Es ist schon fünf Uhr fünf und vierzig. Der Film geht in einer halben Stunde los. Wenn wir unsere Zicke hier loswerden wollen, müssen wir jetzt fahren«, erklärte Kevin und deutete auf seinen Bruder. Der nickte nur und stand unaufgefordert auf. Der Regen hatte nachgelassen und es nieselte nur noch. Die Sonne war aber leider immer noch hinter dunklen Wolken verschleiert. Wir stiegen in seinen Ferrari. Die Ballisters wohnten nicht weit entfernt an der Marcella Road. Bevor Kevins kleiner Bruder ausstieg musste ich noch etwas klären: »Ach Leon…« »Ja, Jessica?« »Du verstehst, dass die Sache vertraulich behandelt werden muss, oder?« »Natürlich«, bestätigte er, öffnete die Tür und war blitzschnell verschwunden. »Hut ab«, meinte Kevin. »Was?«, fragte ich unschuldig. »Na, du hast ihn richtig zur Schnecke gemacht. Nicht mal Mum schafft das«, erklärte er mit Bewunderung in der Stimme. »Ach das, das war nichts Besonderes, er hat mich nur richtig wütend gemacht« (Und hätte fast mein >Geheimnis< ausgeplaudert.), erklärte ich ihm. »Dann will ich dich auf keinen Fall wütend machen.« Er hatte seinen Bruder eine Straße vor seinem Haus aussteigen lassen. Dann schaltete er den Motor ein und fuhr los. »Welchen Film schauen wir uns überhaupt an?«, fragte ich. »Ich wäre für Kissing Booth. Und du?«, meinte er. »Du stehst auf solche Filme?«, fragte ich grinsend. »Ich hatte gehofft du magst den Film. Aber wenn nicht können wir uns auch einen anderen anschauen«, erwiderte er sofort. »Welche stehen denn zur Auswahl«, wollte ich wissen. »Also, da gäbe es einmal: Toy Story, Friedhof der Kuscheltiere, Maleficent und Kissing Booth«, zählte er auf. »Kissing Booth hört sich echt am besten an«, stimmte ich seiner Idee zu. »Dann mal los«, forderte ich ihn euphorisch auf.

      *

      Schon wenige Minuten später standen wir vor dem großen altmodischen Kino. Auf der Leuchtreklame standen die Filme des heutigen Abends und in