Friedrich Schiller

Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve...


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bewege das stockende Leben.

      EINER AUS DEM CHOR.

      Schön ist der Friede! Ein lieblicher Knabe

      Liegt er gelagert am ruhigen Bach,

      Und die hüpfenden Lämmer grasen

      Lustig um ihn auf dem sonnigten Rasen,

      Süßes Tönen entlockt er der Flöte,

      Und das Echo des Berges wird wach,

      Oder im Schimmer der Abendröte

      Wiegt ihn in Schlummer der murmelnde Bach –

      Aber der Krieg auch hat seine Ehre,

      Der Beweger des Menschengeschicks,

      Mir gefällt ein lebendiges Leben,

      Mir ein ewiges Schwanken und Schwingen und Schweben

      Auf der steigenden, fallenden Welle des Glücks.

      Denn der Mensch verkümmert im Frieden,

      Müßige Ruh ist das Grab des Muts.

      Das Gesetz ist der Freund des Schwachen,

      Alles will es nur eben machen,

      Möchte gerne die Welt verflachen,

      Aber der Krieg läßt die Kraft erscheinen,

      Alles erhebt er zum Ungemeinen,

      Selber dem Feigen erzeugt er den Mut.

      EIN ZWEITER.

      Stehen nicht Amors Tempel offen,

      Wallet nicht zu dem Schönen die Welt?

      Da ist das Fürchten! Da ist das Hoffen!

      König ist hier, wer den Augen gefällt!

      Auch die Liebe beweget das Leben,

      Daß sich die graulichten Farben erheben,

      Reizend betrügt sie die glücklichen Jahre,

      Die gefällige Tochter des Schaums,

      In das Gemeine und Traurigwahre

      Webt sie die Bilder des goldenen Traums.

      EIN DRITTER.

      Bleibe die Blume dem blühenden Lenze,

      Scheine das Schöne! Und flechte sich Kränze,

      Wem die Locken noch jugendlich grünen,

      Aber dem männlichen Alter ziemts,

      Einem ernsteren Gott zu dienen.

      ERSTER.

      Der strengen Diana, der Freundin der Jagden,

      Lasset uns folgen ins wilde Gehölz,

      Wo die Wälder am dunkelsten nachten,

      Und den Springbock stürzen vom Fels.

      Denn die Jagd ist ein Gleichnis der Schlachten,

      Des ernsten Kriegsgotts lustige Braut –

      Man ist auf mit dem Morgenstrahl,

      Wenn die schmetternden Hörner laden

      Lustig hinaus in das dampfende Tal,

      Über Berge, über Klüfte,

      Die ermatteten Glieder zu baden

      In den erfrischenden Strömen der Lüfte!

      ZWEITER.

      Oder wollen wir uns der blauen

      Göttin, der ewig bewegten, vertrauen,

      Die uns mit freundlicher Spiegelhelle

      Ladet in ihren unendlichen Schoß?

      Bauen wir auf der tanzenden Welle

      Uns ein lustig schwimmendes Schloß?

      Wer das grüne, kristallene Feld

      Pflügt mit des Schiffes eilendem Kiele,

      Der vermählt sich das Glück, dem gehört die Welt,

      Ohne die Saat erblüht ihm die Ernte!

      Denn das Meer ist der Raum der Hoffnung

      Und der Zufälle launisch Reich,

      Hier wird der Reiche schnell zum Armen

      Und der Ärmste dem Fürsten gleich.

      Wie der Wind mit Gedankenschnelle

      Läuft um die ganze Windesrose,

      Wechseln hier des Geschickes Lose,

      Dreht das Glück seine Kugel um,

      Auf den Wellen ist alles Welle,

      Auf dem Meer ist kein Eigentum.

      DRITTER.

      Aber nicht bloß im Wellenreiche,

      Auf der wogenden Meeresflut,

      Auch auf der Erde, so fest sie ruht

      Auf den ewigen, alten Säulen,

      Wanket das Glück und will nicht weilen.

      – Sorge gibt mir dieser neue Frieden,

      Und nicht fröhlich mag ich ihm vertrauen,

      Auf der Lava, die der Berg geschieden,

      Möcht ich nimmer meine Hütte bauen.

      Denn zu tief schon hat der Haß gefressen

      Und zu schwere Taten sind geschehn,

      Die sich nie vergeben und vergessen,

      Noch hab ich das Ende nicht gesehn,

      Und mich schrecken ahnungsvolle Träume!

      Nicht Wahrsagung reden soll mein Mund,

      Aber sehr mißfällt mir dies Geheime,

      Dieser Ehe segenloser Bund,

      Diese lichtscheu krummen Liebespfade,

      Dieses Klosterraubs verwegne Tat,

      Denn das Gute liebt sich das Gerade,

      Böse Früchte trägt die böse Saat.

      Auch ein Raub wars, wie wir alle wissen,

      Der des alten Fürsten ehliches Gemahl

      In ein frevelnd Ehebett gerissen,

      Denn sie war des Vaters Wahl.

      Und der Ahnherr schüttete im Zorne

      Grauenvoller Flüche schrecklichen Samen

      Auf das sündige Ehebett aus.

      Greueltaten ohne Namen,

      Schwarze Verbrechen verbirgt dies Haus.

      CHOR.

      Ja, es hat nicht gut begonnen,

      Glaubt mir, und es endet nicht gut,

      Denn gebüßt wird unter der Sonnen

      Jede Tat der verblendeten Wut.

      Es ist kein Zufall und blindes Los,

      Daß die Brüder sich wütend selbst zerstören,

      Denn verflucht ward der Mutter Schoß,

      Sie sollte den Haß und den Streit gebären.

      – Aber ich will es schweigend verhüllen,

      Denn die Rachgötter schaffen im stillen,

      Zeit ists, die Unfälle zu beweinen,

      Wenn sie nahen und wirklich erscheinen.

      Der Chor geht ab.

      Die Szene verwandelt sich