Friedrich Schiller

Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve...


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      Sich ihres offnen Ohrs bemächtigen.

      DON CESAR lebhaft.

      So ist, die Diener tragen alle Schuld!

      DON MANUEL.

      Die unser Herz in bitterm Haß entfremdet.

      DON CESAR.

      Die böse Worte hin und wider trugen.

      DON MANUEL.

      Mit falscher Deutung jede Tat vergiftet.

      DON CESAR.

      Die Wunde nährten, die sie heilen sollten.

      DON MANUEL.

      Die Flamme schürten, die sie löschen konnten.

      DON CESAR.

      Wir waren die Verführten, die Betrognen!

      DON MANUEL.

      Das blinde Werkzeug fremder Leidenschaft!

      DON CESAR.

      Ists wahr, daß alles andre treulos ist –

      DON MANUEL.

      Und falsch! Die Mutter sagts, du darfst es glauben!

      DON CESAR.

      So will ich diese Bruderhand ergreifen –

      Er reicht ihm die Hand hin.

      DON MANUEL ergreift sie lebhaft.

      Die mir die nächste ist auf dieser Welt.

      Beide stehen Hand in Hand und betrachten einander eine Zeitlang schweigend.

      DON CESAR.

      Ich seh dich an und überrascht, erstaunt

      Find ich in dir der Mutter teure Züge.

      DON MANUEL.

      Und eine Ähnlichkeit entdeckt sich mir

      In dir, die mich noch wunderbarer rühret.

      DON CESAR.

      Bist du es wirklich, der dem jüngern Bruder

      So hold begegnet und so gütig spricht?

      DON MANUEL.

      Ist dieser freundlich sanftgesinnte Jüngling

      Der übelwollend mir gehäßge Bruder?

      Wiederum Stillschweigen; jeder steht in den Anblick des andern verloren.

      DON CESAR.

      Du nahmst die Pferde von arabscher Zucht

      In Anspruch, aus dem Nachlaß unsers Vaters.

      Den Rittern, die du schicktest, schlug ichs ab.

      DON MANUEL.

      Sie sind dir lieb, ich denke nicht mehr dran.

      DON CESAR.

      Nein, nimm die Rosse, nimm den Wagen auch

      Des Vaters, nimm sie, ich beschwöre dich.

      DON MANUEL.

      Ich will es tun, wenn du das Schloß am Meere

      Beziehen willst, um das wir heftig stritten.

      DON CESAR.

      Ich nehm es nicht, doch bin ichs wohl zufrieden,

      Daß wirs gemeinsam brüderlich bewohnen.

      DON MANUEL.

      So seis! Warum ausschließend Eigentum

      Besitzen, da die Herzen einig sind.

      DON CESAR.

      Warum noch länger abgesondert leben,

      Da wir, vereinigt, jeder reicher werden?

      DON MANUEL.

      Wir sind nicht mehr getrennt, wir sind vereinigt.

      Er eilt in seine Arme.

      ERSTER CHOR zum zweiten.

      Was stehen wir hier noch feindlich geschieden,

      Da die Fürsten sich liebend umfassen?

      Ihrem Beispiel folg ich und biete dir Frieden,

      Wollen wir einander denn ewig hassen?

      Sind sie Brüder durch Blutes Bande,

      Sind wir Bürger und Söhne von einem Lande.

      Beide Chöre umarmen sich.

      Ein Bote tritt auf.

      ZWEITER CHOR zu Don Cesar.

      Den Späher, den du ausgesendet, Herr,

      Erblick ich wiederkehrend. Freue dich,

      Don Cesar! Gute Botschaft harret dein,

      Denn fröhlich strahlt der Blick des Kommenden.

      BOTE.

      Heil mir und Heil der fluchbefreiten Stadt,

      Des schönsten Anblicks wird mein Auge froh.

      Die Söhne meines Herrn, die Fürsten seh ich

      In friedlichem Gespräche, Hand in Hand,

      Die ich in heißer Kampfeswut verlassen.

      DON CESAR.

      Du siehst die Liebe aus des Hasses Flammen

      Wie einen neu verjüngten Phönix steigen.

      BOTE.

      Ein zweites leg ich zu dem ersten Glück.

      Mein Botenstab ergrünt von frischen Zweigen!

      DON CESAR ihn beiseite führend.

      Laß hören, was du bringst.

      BOTE.

      Ein einzger Tag

      Will alles, was erfreulich ist, versammeln.

      Auch die Verlorene, nach der wir suchten,

      Sie ist gefunden, Herr, sie ist nicht weit.

      DON CESAR.

      Sie ist gefunden. O wo ist sie? Sprich!

      BOTE.

      Hier in Messina, Herr, verbirgt sie sich.

      DON MANUEL zu dem ersten Halbchor gewendet.

      Von hoher Röte Glut seh ich die Wangen

      Des Bruders glänzen, und sein Auge blitzt.

      Ich weiß nicht, was es ist, doch ists die Farbe

      Der Freude und mitfreuend teil ich sie.

      DON CESAR zu dem Boten.

      Komm, führe mich – Leb wohl, Don Manuel!

      Im Arm der Mutter finden wir uns wieder,

      Jetzt fodert mich ein dringend Werk von hier.

      Er will gehen.

      DON MANUEL.

      Verschieb es nicht. Das Glück begleite dich!

      DON CESAR besinnt sich und kommt zurück.

      Don Manuel! Mehr, als ich sagen kann,

      Freut mich dein Anblick – ja mir ahnet schon,

      Wir werden uns wie Herzensfreunde lieben,

      Der langgebundne Trieb wird freudger nur

      Und mächtger streben in der neuen Sonne,

      Nachholen werd ich das verlorne Leben.

      DON MANUEL.

      Die Blüte deutet auf die schöne Frucht.

      DON