Hedwig Courths-Mahler

Das Halsband


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      Das Halsband

      Roman

       von

      Courths-Mahler

      Inhaltsverzeichnis

       Das Halsband

       1.

       2.

       3.

       4.

       6.

       7.

       8.

       9.

       13.

       14.

       15.

       16.

       17.

       19.

       20.

       21.

       23.

       26.

       27.

       28.

       29.

       31.

       34.

       Schluß

       Impressum

      1.

      Gräfin Susanne wollte nach Ostende reisen. Es war ihr zu langweilig auf Schloß Wildenfels.

      Sie brauchte Bewunderer ihrer Schönheit, Geselligkeit, Schmeicheleien und Publikum für ihre neuesten Pariser Toiletten. Das alles hoffte sie in Ostende zu finden. Vor der Welt reiste sie natürlich nur dahin, um mit einigen befreundeten Familien zusammenzutreffen.

      Ihr Gemahl hatte keine Lust, sie zu begleiten, er blieb lieber daheim bei seiner Mutter und seinem Sohne.

      Gräfin Susanne war das sehr angenehm. Sie amüsierte sich immer besser, wenn ihr Gatte nicht dabei war, obwohl er ihr in allen Dingen freie Hand ließ. Wußte er doch, daß ihr kaltes, hochmütiges Wesen sie davor behütete, jemals die Grenzen zu überschreiten, die einer ehrbaren Frau gesteckt sind. Mochte ihre Eitelkeit Triumphe feiern — das war ihr Lebensinhalt.

      Der Wagen mit einem Diener, einer Zofe und vielem Gepäck war bereits zur Stadt gefahren, die etwa eine Stunde von Wildenfels entfernt lag. Es war eine kleine Garnisonstadt.

      Für Gräfin Susanne stand ein vornehm ausgestatteter Wagen bereit. Ihr Gemahl wollte sie bis zum Bahnhofe begleiten.

      Sie verabschiedete sich eben in der großen hochgewölbten Halle des Schlosses von ihrer Schwiegermutter, der Gräfin Thea Wildenfels. Diese war eine sehr aristokratisch aussehende Dame mit graugemischtem Haar, feinen durchgeistigten Zügen und klaren, gütigen Augen.

      Der Abschied zwischen den beiden Damen sollte herzlich sein. Beide gaben sich Mühe, einen warmen Ausdruck in ihre Worte zu legen, aber gerade der gezwungene Ton verriet, daß sich ihre Herzen nicht sehr nahe standen. Während Gräfin Susanne die alte Dame auf die Wange küßte, kam ein schlanker, etwa vierzehnjähriger Knabe den langen Gang vom westlichen Flügel hergestürmt. »Mama — du hättest wohl vergessen, mir Adieu zu sagen!« rief er vorwurfsvoll.

      Gräfin Susanne wandte ihr schönes, stolzes Gesicht lächelnd ihrem einzigen Sohne zu.

      »Du bist doch kein Baby mehr, Lothar, sondern schon ein kleiner Kavalier. Als solcher wirst du doch deiner Mutter das Geleit zum Wagen geben!«

      Lothar sah mit seinen klaren, blauen Augen, die zu dem dunklen Haar und dunklen Wimpern einen eigenartigen Kontrast bildeten, erst zu seiner Mutter, dann zu seiner Großmutter empor. Sein von Luft und Sonne gebräuntes Gesicht rötete sich.

      »Ich wußte ja gar nicht, daß es schon Zeit zur Abreise war. Mein Lehrer hat mich mitten aus der Geschichtsstunde entlassen müssen, als ich den Wagen vorfahren hörte. Wie leicht hätte ich zu spät kommen können. Großmama kommt immer zu mir, um mir Lebewohl zu sagen, wenn sie verreist.«

      Seine Mutter lachte. Es war kein gutes, warmes klingendes Lachen, welches wohltut. Ein gereizter, spöttischer Klang lag darin.

      »Ja, ja,« sagte sie halb scherzend, halb tadelnd, »Großmama verzieht dich sträflich.«

      In dem feinen gütigen Gesicht Gräfin Theas zeigte sich eine leise Röte. »Den Vorwurf solltest du mir nicht machen, Susanne. Ich verziehe Lothar gewiß nicht.«

      Susanne legte ihre feinbekleidete Hand auf den Arm ihrer Schwiegermutter.

      »Es war ja nur ein Scherz, Mama. Du nimmst es sehr ernst mit Lothars Erziehung. Aber in Bezug auf Zärtlichkeiten verwöhntest du ihn doch wohl.«

      »Liebe geben ist nicht verwöhnen, Susanne. Ein Kind braucht Liebe, um zu gedeihen.«

      Susanne zuckte die Achseln und sah nach der im Hintergrunde der Kapelle emporführenden Treppe, ob ihr Gemahl noch nicht erscheine. Sie nannte im Stillen ihre Schwiegermutter sentimental, obwohl diese in ihrer klaren ruhigen Art diese Bezeichnung nicht verdiente. Der wahre Inhalt ihres Wesens war Güte und Vornehmheit.

      Gräfin Thea liebte freilich ihren Sohn und ihren Enkel anders, als Susanne ihr Kind liebte. Diese hatte nie viel Zärtlichkeit übrig, weder für ihr Kind, noch für ihren Mann. Sie war zu sehr mit ihrer eigenen Persönlichkeit beschäftigt, liebte zu sehr sich selbst, als daß sie noch einem andern Wesen besonderes Interesse zu widmen imstande gewesen wäre.

      Da soeben Graf Joachim Wildenfels die Treppe herabkam, beugte sich Susanne zu ihrem Sohne nieder und küßte ihn.

      »Adieu denn, kleiner Mann. Sei brav, solange Mama nicht zu Hause ist. Belästige Großmama nicht zu viel.«

      Lothar sah mit einem fast traurigen Blicke in das unbewegte Antlitz seiner Mutter.

      »Adieu,