Robert Eder

NEANDERTALES 1


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die gerade vor der Wintersonnenwende ein Kind geboren hatte.

      DROOG: Ein Junge der als Weise von einem anderen Clan uns anvertraut wurde. Sehr vorwitzig.

      ONUK: Anführer der Fremden die ins Land der Neandertaler kamen.

      TABOK: Unglücklicher Jäger des fremden Stammes, der ORDU verwundete.

      Der Autor

      Robert Eder wurde 1949 in Sachsenburg (Kärnten) geboren. Nach dem Biologie Studium in Wien, arbeitete er dreißig Jahre im Außendienst eines österreichischen pharmazeutischen Unternehmens. Nach seiner Pensionierung begann er Fiktionen zu schreiben.

      Kapitel 1

      Ich sitze am vergehenden Feuer. Bald muss ich etwas Holz nachlegen. Meine Hände zupfen die Haare aus einem Schaffell, während mir meine Tochter ORDAIA interessiert zuschaut. Meine Gedanken gehen auf die Reise. Ich sollte mich erst mal vorstellen. Sehr viel später werden uns unsere Nachfahren als Neandertaler bezeichnen, obwohl wir dort kaum waren, bis auf einmal und da passierte ein schlimmes Unglück. Wenn ich zurückdenke, vor allem an das was uns die Alten berichteten, so muss ich zugeben, sie waren auch nicht dabei, sondern sie kennen es nur aus den Berichten ihrer Seher. Wie lange dies alles her ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Mit den Sehern ist das so eine Sache. Sie sehen Ereignisse, aber diese können auch in ferner Zukunft liegen. Die Sagen berichten von riesigen Mammuts, die genug Fleisch für einen Winter für den ganzen Clan hergegeben haben sollen. Ich kann mir das nicht vorstellen, denn auch ein großer Elch reicht nur für eine oder zwei Hände voll Tagen. Aber die Elche sieht man schon sehr selten. Wir jagen sie kaum, denn es lohnt sich einfach nicht mehr. Sie sollen unbehelligt leben, denn die Mutter Erde hat sich verändert. Wir haben jetzt genug an Rentieren. Das sind sehr nützliche Tiere. Wir pinkeln alle in gewisse Gebiete, die unsere Anführerin bestimmt. Diese Tiere sind ganz wild auf unseren Urin. Natürlich dürfen wir dort nicht auch unseren Darm entleeren. Das verbietet uns unsere Anführerin. Aber vom Urin sind die Rentiere sehr begeistert. Wir folgen ihnen auf ihren Wanderungen. Im Sommer folgen wir den Rentieren zur Eisgrenze, um dann im Herbst wieder zu unserem Winterlager zu ziehen. Wenn wir zu langsam sind, kommen einige Tiere sogar zu uns zurück. Erlegen wir einen Elch, so sieht man viele Tage keinen weiteren. Die Rentiere scheint es aber kaum zu stören, wenn wir eines von ihnen erlegen. So ist das seit vielen Jahren. Es wiederholen sich immer wieder dieselben Jahreszeiten und unsere Anführerin oder vielleicht auch der Rat der Stämme hat beschlossen, diese Abfolgen als Jahr zu bezeichnen. Wir sind ein altes Volk, das eigentlich immer gleich stark war. Natürlich ging in den schlechten Zeiten die Zahl der Erwachsenen zurück. Aber immer konnten wir die Ausfälle durch Geburten und bessere Lebensbedingungen ausgleichen. Wir zogen einfach dorthin, wo wir es besser hatten. In letzter Zeit scheint es wärmer zu werden. Ich beklage mich nicht, dass wir in der Schneezeit weniger Tote durch Erfrierungen haben, ist ja ganz gut. Die Mutter Natur schickt uns seit einiger Zeit neue Beute. Beute ist natürlich eine dumme Umschreibung. Es sind die Schweine. Diese schwarzen Gesellen sind noch scheuer als Elche und scheinbar auch weit klüger. Unser Urin interessiert sie nicht, er schreckt sie eher ab. Ihr Fleisch jedoch ist einfach fantastisch.

      Ich muss jetzt an das Kochen denken und hänge ein Stück vom Rentier über das Feuer. Wenn es nur kurz gebraten wird, ist es eine starke Herausforderung für das Gebiss. Es ist dann einfach zu hart, deshalb man muss man das Fleisch öfters vom Feuer nehmen und mit Wasser ablöschen und danach wieder braten, bis es wirklich gut ist. Ein Stück vom Schwein ist sofort durchgebraten und wunderbar weich. Das macht das Schwein für uns sehr interessant. Leider sind Schweine nicht so friedlich wie die Rentiere. Gelegentlich verliert ein Jäger für sich allein den Kampf und das Schwein bleibt der Sieger. Es ist ähnlich wie mit den Bären. Die Klauen oder Zähne geben dem Jäger einen hohen sozialen Status, denn es ist nicht leicht einen Bären zu erlegen. Das Fleisch des Bären kann nur in geringen Mengen genossen werden, doch das Fell ist einfach wunderbar. Bei manchen Zeremonien wird es verwendet, aber dies geschieht eher selten. Wie gesagt, das Schwein ist gut zum Essen aber etwa so wehrhaft wie ein Bär. Deshalb werden Schweine immer von einer Gruppe gejagt. ORDU, mein Gefährte kann sich, in eine Haut dieser Tiere gehüllt, ihnen nähern. Wenn es ihm gelingt das Schwein zu verletzen, können es die anderen Jäger erledigen. Dies bringt ihm Ansehen und uns als Familie viel Fleisch. Die Beute wird auf alle aufgeteilt, doch bekommt der erfolgreiche Jäger die doppelte Portion.

      Verdammt, jetzt ist mir der Spinnwirtel aus den Händen gefallen. Bevor der Fremde zu uns kam, kannten wir diese Technik nicht. Wir hätten die unbrauchbaren Reste vom Wollmammut zu Decken verarbeiten können. Doch was hätte uns das gebracht? Wir hatten ja genug Felle, um uns vor der Kälte schützen.

      Kapitel 2

      Ich erinnere mich noch genau an den Tag als ERU den Fremden fand. Am Tag zuvor hatte ORDU ein Reh erlegt. Das war selten, da Rehe ziemlich scheu und meistens im Gebüsch verborgen sind. Die Sonne stand schon tief als wir mit dem Abhäuten fertig waren. Die Haut des Rehes ist zwar dünn aber ergibt gegerbt ein herrlich weiches Leder. Mit meiner Nachbarin UKA habe ich Herz und Leber sowie den Hals des Tieres gebraten. Dann kam das große Erzählen von der Jagd. Das dauerte lange und wir standen erst auf als die Sonne schon hoch am Himmel stand. ORDU ging zur Vorratshütte um ein Stück vom Reh zu holen. Das Fleisch des Rehes ist etwas trocken. Es vor dem Braten mit Ochsenfett einzureiben verdarb den feinen Geschmack. Das Beste war das Fleisch während dem Braten öfters mit Wasser abzulöschen. Deshalb nahm ich einen Eimer aus Birkenrinde um von dem Bach Wasser zu holen. Als ich mich am Bach zum Wasser beugte sah ich unter einem Stein eine Bewegung. Ein Fisch! Langsam und vorsichtig, um keine Erschütterung zu verursachen, legte ich mich auf den Bauch. Ganz langsam kroch ich zu der Stelle wo der Fisch war. Behutsam tastete ich mit meinen Fingern unter den Stein. Bald spürte ich seinen Bauch. Meine Finger glitten nach vorne bis sie die Kiemen erreichten, dann packte ich fest zu. Der Wiederstand des Fisches war überraschend kräftig, doch mit einem Ruck warf ich ihn ans Ufer. Nachdem ich ihn getötet hatte sah ich, dass es einer der Wohlschmeckenden mit den roten Punkten an den Seiten war. Schön groß war er auch noch. Dies war einer der am besten schmeckenden Fische. Zum Braten war er viel zu schade. Normalerweise fangen wir die mit den weißen Seiten. Die haben große Schuppen. Man muss diese Fische scharf braten damit sich die Haut mit den ungenießbaren Schuppen gut löst. Gut gebraten schmeckt so ein Fisch auch, aber kein Vergleich zu den Dunklen mit den roten Punkten an den Seiten. Ich beschloss diesen Fisch zu dämpfen. Ich pflückte große Blätter, die ich kostete ob sie auch nicht bitter waren. Wasser konnte ich später holen, deshalb kamen die Blätter in den Eimer. Dann schnitt ich mit meiner Steinklinge frisches Süßgras. Zum Schluss kam der ausgenommene Fisch darauf. Wieder in der Hütte freute sich ORDU. „Herrlich, da kann ich das Fleisch wieder in die Vorratshütte bringen.“ „Schon, aber vorher lege lange Steine ins Feuer.“ Nachdem ich den Eimer geleert hatte holte ich vom Bach frisches Wasser. Als ich zurück kam waren die Steine im Feuer schon heiß. Mit zwei Stäbchen holte ich einige aus dem Feuer. Ich legte sie nebeneinander. Darauf kam der Fisch, in Gras gehüllt von den großen Blättern umgeben. Darauf packte ich noch die restlichen Steine. Diese Anordnung deckte ich noch mit einem großen flachen Holz ab. Nun mussten wir nur noch warten bis der Fisch gar war. Als der Geruch das baldige Ende des Dämpfens erkennen ließ hörten wir ein Geschrei. „ERU hat wen mitgebracht.“ Wir eilten nach draußen. Wir sahen ERU mit einem, ganz mageren, dunkelhäutigem Fremden zu den Hütten kommen. Mehr trug ihn ERU als er ihn führte. Der fremde Mann hatte sein Haar zu Löckchen gedreht. Seine Rippen stachen unter der Haut hervor. Sein Umhang war mit Lehm verschmiert und hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Wenn ein junger Mann eine Partnerin sucht, dreht er sich mit Lehm die Haare zu Locken. Dies ist bei uns so der Brauch. Wenn einer schon auf