Larissa Schwarz

Zauberhaft - Victoria


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hat. Nun ja. Erstellt und abgegeben war die Erklärung natürlich in Rekordzeit, nachdem sie die Mahnung erhalten hatte, aber der Leiter des Finanzamtes bestand auf der Zahlung der dafür vorgesehenen Strafe. Und Victoria hat sich darüber zwar fürchterlich geärgert, es aber so hingenommen. Die Zahlung jedoch ist irgendwie öffentlich geworden; das Ganze wurde zu einem kleinen Skandal aufgepumpt und nur sporadisch richtiggestellt.«

      »Viel Lärm um Nichts also.«

      »Du sagst es ...« Wilhelm rollte mit den Augen und seufzte. »Was hat Tobias noch gesagt?«

      »O je ... Gut. Du hast gefragt. Also, er hat ihr noch ein früheres Verhältnis mit ihrem Doktorvater unterstellt und mich naiv geschimpft, dass ich glaube, sie sei beruflich in Dubai, nicht zu ihrem Vergnügen.«

      »Starker Tobak. Wobei. Hm. Über das Verhältnis zu oder mit ihrem Professor haben wir nur wenig gesprochen. Ich weiß, dass die beiden keinen Kontakt mehr haben und auch keinen Wert mehr darauf legen. Das liegt aber auch an ihren unterschiedlichen Sichtweisen in Bezug auf ein paar wissenschaftliche Fragestellungen.«

      »Und selbst, wenn es so gewesen wäre, ich kann an dieser Stelle die Vergangenheit sehr gut ruhen lassen ...«

      »Ich habe mit nichts anderem gerechnet, Magnus. Aber ich sehe, dass dich die Gegenwart umtreibt ...«

      »Sie hat mir am Telefon heute zu verstehen gegeben, dass ich keinen Grund hätte, eifersüchtig zu sein. Nicht mehr.«

      »Dann ist es auch so. Mein Lieber, das mit Hakim hat eine Vorgeschichte, die fast 10 Jahre zurückreicht und bei der selbst Victoria, fürchte ich, hin und wieder den Faden verloren hat. Aber das kann sie dir lieber selber erläutern. Was ich dir aber sagen kann, ist Folgendes: Du bist der einzige Mann, von dem sie mir seit Hakim ausführlich erzählt hat. Ja, es gab Dates und ich weiß auch, wie sie gelaufen sind. Sie hat sich dir gegenüber geöffnet und ist bereit, ihr Herz in deine Hände zu legen. Dafür musste sie erst ein anderes brechen, so traurig das auch klingen mag. Eine absurde On-Off-Beziehung, die endgültig abgeschaltet wurde. Und Victoria ist glücklich damit.«

      »O mein ...« Magnus fehlten die Worte.

      »Versteh das nicht falsch. Es war für beide immer in Ordnung, wie es war. Und wenn ich es richtig verstanden habe, konnten beide loslassen. Zerbrich dir nicht den Kopf.«

      »Leichter gesagt, als getan ... Ich habe ihr gestern schreiben wollen, dass ich sie liebe, und es dann doch nicht getan, weil ich es ihr lieber von Angesicht zu Angesicht sagen will. Und weil ich Angst hatte, dass es zu früh wäre oder ich sie damit überfahre ... Aber nach allem was du sagst. Hm. 5.000 Kilometer ...«

      »Es ist schön, zu hören, dass ihr beide so empfindet. Nur ist das nicht alles, was dir unter den Nägeln brennt. Oder?«

      »Nein. Leider nicht.«

      »Also. Raus mit der Sprache! Wo liegt dein Problem? Drogen? Verheiratet? Kind oder Kinder? Geldsorgen? Hast du dich auf die falschen Leute eingelassen?«

      »In der Reihenfolge: Nein, ja, nein, ja, nein.«

      »Also, war doch ganz einfach.« Wilhelm klopfte ihm lachend auf die Schulter und Magnus schüttelte mit dem Kopf.

      »Wenn dem so wäre ...«

      »Ich bin eigentlich kein Freund von Kettenfragen, schlechte Technik, aber wenigstens haben wir jetzt eine Grundlage.«

      »Grundlage wozu?«

      »Deine Probleme anzugehen. Bis Victoria wieder da ist, sollten wir das im Griff haben.«

      »Wir?«

      »Ja, wir. Starthilfe. Schon vergessen?«

      »Ich weiß nicht, ob ich das will ...«, antwortete Magnus zögerlich.

      »Du solltest es wollen, zumindest, wenn du Victoria willst. Versteh mich nicht falsch, du kannst es auch allein mit dir ausmachen, aber so problemorientiert wie ihr beide momentan denkt, solltet ihr über jeden Menschen dankbar sein, der euch auf dem Weg zur Lösung hilft.«

      »So gesehen ... ja.«

      »Na also. Noch Wein?«

      »Eins geht noch.« Magnus reichte ihm das Glas und sie zwinkerten sich zu.

      »Fangen wir von vorn an. Drogen sind also kein Thema. Hätte mich auch gewundert«, setzte sich Wilhelm wieder zu ihm, nachdem er die Gläser gefüllt hatte.

      »Um Himmels willen ... Solange Aspirin und Dr. Pepper nicht darunter fallen, bin ich clean.«

      »Gut. Du bist also verheiratet.«

      Magnus deutete schweigend ein Nicken an.

      »Und das weiß Victoria noch nicht?«

      Magnus nickte erneut stumm mit dem Kopf. Seufzte dann. Fasste sich ein Herz und erzählte Wilhelm von Ilona. Als er fertig war, sahen sie sich an.

      »Und wo ist da jetzt das Problem?«, fragte Wilhelm ihn.

      »Ich komme mir so vorbelastet vor. So unwürdig und unpassend für Victoria. Sie muss sich doch nicht mit einem fast-geschiedenen Typen abgeben ...«

      »Muss sie nicht. Nein. Aber wenn es nun mal ihr Wunsch ist?«

      »Sie weiß ja noch nichts von ihrem Glück ...«

      »Magnus, ich will dir was verraten: Es ist ihr völlig egal, was du an Altlasten mitbringst. Das weiß ich sicher. Aber du solltest langsam mit der Sprache rüberkommen, ihr gegenüber. Es gibt für so etwas nie den perfekten Zeitpunkt, aber je früher, desto besser.«

      »Langsam wirst du mir unheimlich ... Du zerstreust meine Bedenken und Einwände, bevor ich sie geäußert habe ...«

      »Die Würde und die Bürde des Alters, mein Lieber. So. Kinder sind also keine im Spiel, das hast du ja gerade erzählt. Und dass eine Scheidung teuer ist, ist kein Geheimnis.«

      »Hm. Mich treibt sie gerade an den Rand des Ruins. Und der Verzweiflung ...«

      Wilhelm blickte ihn auffordernd an.

      »Kurzversion: Ich habe mich auf die Zahlung von Trennungsunterhalt eingelassen, obwohl ich nicht musste. Sicher ist sicher, habe ich mir gedacht. Dummerweise lief die Baufinanzierung allein über mich, also musste ich den Differenzbetrag zum Verkaufswert auch allein umschulden. Dazu kommt mein Hochschulabsolventendarlehen, das ich noch abbezahlen muss. Plus Kreditkarte und Konto. In Summe stehe ich bei meiner Bank aktuell mit 70.000 Euro in der Kreide. Davon müssten 50.000 durch eine Ausgleichszahlung meiner Ex-Frau über kurz oder lang wieder reinkommen. Den Rest kann ich problemlos stemmen, den Unterhalt habe ich eingestellt und auch nachehelich werde ich nicht zahlen müssen.«

      »Aber?«

      »Die Bank sitzt mir im Nacken. Durch den Umzug ging mir Post verloren und innerhalb der nächsten Woche stehen die Kredite und damit einhergehend die restliche Geschäftsverbindung zur Kündigung an. Da ich bereits das Baudarlehen umgeschuldet habe, will die Bank mir keinen neuen Kredit geben, auch wenn ich eigentlich genügend Geld verdiene.«

      »Welche Bank?«

      »Deutsche Bank. Inzwischen Kreditbetreuung in Essen. Wieso?«

      Wilhelm blickte auf die Uhr. »Viertel nach sieben, da werden wir jetzt niemanden mehr erreichen.«

      »Wir?«

      »In diesem Fall eher ich. Aber lass das meine Sorge sein. Morgen früh ist das Thema Geschichte.«

      »Inwiefern?«

      »Ich würde dir nicht helfen, wenn es dein eigenes, sorgloses Verschulden wäre. Nur, so wie sich die Lage präsentiert, kommen hier Pech und Unglück zusammen. Aber nichts, was sich nicht mit ein, zwei Anrufen klären ließe.«

      Magnus suchte nach Worten. Wilhelm fand sie.

      »Das klang überheblich, ich weiß«, lachte er. »Aber wozu sollen Beziehungen sonst dienen? Magnus, dir ist sicherlich auch ohne meine Hilfe klar, dass Victoria eine einflussreiche Person ist. Ich für meinen Teil nicht minder, wie