Larissa Schwarz

Zauberhaft - Victoria


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      *

      Die Fluchtlichtstrahler ließen den Asphalt weiß scheinen, der Geruch von Beschleunigung und Geschwindigkeit hing noch in der glühend heißen Luft. Im Hintergrund hörte man Motoren aufheulen, Reifen quietschten. Mit Benzin im Blut und einem Puls jenseits der Tachoanzeige stieg Victoria aus dem McLaren und fiel Hakim um den Hals, als er Beifall klatschend vom Streckenrand zur Ziellinie gelaufen kam.

      »Hobbi, das war verdammt schnell ...«

      »Wie schnell?« Völlig außer Atem und high versuchte sich Victoria auf den Beinen zu halten.

      »Schneller als ich es jemals war.«

      Er küsste ihre Stirn und winkte einen seiner Leibwächter heran, um Victoria den Helm und die Handschuhe abzunehmen.

      »Wie schnell?«

      »Knapp zwei Minuten. Noch eine Ecke weg vom Streckenrekord, aber drei Sekunden besser als ich.« Mit einer angedeuteten Verneigung nahm er ihre Hand und führte sie an den Streckenrand. »Lassen wir Hasan auch noch seinen Spaß und trinken etwas, in Ordnung?«

      »Ja, gern. Lass mich aber kurz noch ein paar Bilder machen ...«

      Hakim fotografierte sie vor dem P1, dann schossen sie ein Selfie mit dem Circuit im Hintergrund und verfolgten Hasans Trainingsrunden an den Monitoren im Truck. Hakim hatte den McLaren schon mittags nach Abu Dhabi bringen lassen und nach dem Abendessen im Palast waren sie zur Rennstrecke geflogen.

      Victoria sah Hakim an und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Danke!«

      »Gern geschehen, Hobbi. Irgendwie muss ich dich ja bei Laune halten.«

      »Hey ...« Sie knuffte ihn in die Seite und sah ihn gespielt böse an. »Bin ich so schlimm momentan?«

      »Nein, als ›schlimm‹ würde ich das nicht bezeichnen. Aber ich sehe dir an, dass du mit den Gedanken ungefähr 5.000 Kilometer weit weg bist. Er fehlt dir.«

      »Das klingt so undankbar jetzt, aber ja, Magnus fehlt mir.« Mit ernster Miene fuhr sie fort. »Hakim, ich bin immer gern hier gewesen, ich bin es auch jetzt und werde auch ebenso gern wiederkommen. Du weißt, dass ich ohne weiteres mit dir und für dich arbeite. Ich genieße auch die Stunden außerhalb des Jobs hier sehr.«

      »Aber?«

      »Es gibt hin und wieder Augenblicke, die ich gern teilen würde. Nicht nur auf einem Foto oder via Skype.«

      »Verstehe, Hobbi. Bring Magnus doch beim nächsten Mal einfach mit!?«

      *

      Wieder in seiner Wohnung angekommen, ließ Magnus den Abend Revue passieren. Sollte es wirklich alles so einfach sein? Je weiter die Zeiger auf der Uhr vorgerückt waren, desto mehr war seine Unsicherheit geschwunden, desto besser hatten er und Wilhelm sich verstanden und desto klarer wurde ihm, auf was er sich da eingelassen hatte. Auf wen. Nach dem letzten Glas Rotwein waren sie noch eine späte Runde mit den Hunden aus gewesen, hatten Irene Scharnweber getroffen, kurz geplaudert und die kühle Nachtluft genossen. Der Abschied verlief mehr als herzlich, Wilhelm hätte Magnus wohl am liebsten interniert.

      Mit müden Augen, aber immer noch aufgewühltem Geist, lag Magnus im Bett und schaute auf sein Handy; er hatte Victorias Bild gespeichert und strich darüber. Als er sich selbst dabei ertappte, schmunzelte er. Während des Spaziergangs hatten sie kurz geschrieben und sich eine gute Nacht gewünscht, Küsse auf die 5.000 Kilometer weite Reise geschickt und die Sehnsucht ein weiteres Mal geschürt.

      Im Schein seiner Nachttischlampe, das Handy in der Hand, schlief Magnus ein.

      Freitag, 19.07.

      »Damit ist die Sache vom Tisch.«

      Hakim rieb sich die Hände, nachdem er aufgelegt hatte. 300 Millionen Euro gespart. Na ja, nicht ganz, wenn er Victorias Rechnung in Abzug stellte. Ohne sie jedoch wäre ihm die Kartellstrafe sicher gewesen. Es war Freitagmorgen, gerade eben acht Uhr, als sich der zuständige Staatsanwalt gemeldet und ihm mit diesem einen Satz den Tag versüßt hatte. In nur 24 Stunden hatte Victoria den Fall zu den Akten befördert, mit Hasans Hilfe und den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, aber im Vergleich zu dem, was er an Verfahrensdauer angenommen hatte, war das ungefähr so schnell wie ihre Runde auf dem Yas Marina Circuit am Abend zuvor.

      »Guten Morgen, Hobbi«, begrüßte er sie, mit dem immer noch vertrauten Kuss auf die Stirn. Victoria saß seit zwei Stunden über den Vorbereitungen für die Halbjahresbilanz, bereits die zweite Dose Red Bull auf dem Tisch und in Bestform.

      »Guten Morgen. Was bereitet dir so gute Laune?« Sie sah ihm an, dass er etwas im Schilde führte. Nur, was?

      »Die Sache hat sich erledigt. Der Staatsanwalt hat gerade angerufen.«

      »Tja, dann herzlichen Glückwunsch ... Meine Kontonummer kennst du ja«, lachte sie und tippte mit links auf der Tastatur, während sie mit rechts etwas in ihren Block schrieb.

      »Wie hast du das gemacht?«, fragte er, während er im Türrahmen des Büros lehnte und sie beobachtete.

      »Hasan war äußerst gut vorbereitet diesmal und hat mich schnell auf die sensiblen Punkte gebracht. Wir haben eine kleine Gebühr bezahlt, damit noch kurzfristig eine erneute Prüfung stattfinden konnte und offensichtlich waren unsere Papiere doch nicht so falsch, wie der Staatsanwalt angenommen hat.«

      »Wie klein war denn die Gebühr?«

      »Steht auf der Rechnung ...«

      »Gut, dass ich dir vertraue ...« Im Gehen drehte er sich noch einmal um. »Hobbi, ich werde die nächsten paar Tage verreisen, Hasan wird für dich da sein und du erreichst mich jederzeit auf dem Handy, wenn was sein sollte.«

      »Du lässt mich allein?« Ihr Ton klang zur einen Hälfte traurig, zur anderen neugierig.

      »Ja, ein paar Dinge, die keinen Aufschub dulden. Mach dir keine Sorgen. Ich komme bald zurück und du wirst gar nicht merken, dass ich nicht da bin ...«

      »Wenn du das sagst ... Ich hab genügend Beschäftigung, das ist wahr. Pass auf dich auf.«

      »Und du auf dich.«

      Getröstet winkte sie ihm zum Abschied und schlug die Augen nieder. Hakim ging tänzelnd den Flur entlang, griff zum Handy und begann eine lange Reihe von Gesprächen.

      *

      Wochenende, dachte Magnus erleichtert, als er am Freitagnachmittag das Gerichtsgebäude verließ und mit einer Handvoll Akten in das Auto stieg. Er konnte noch gar nicht fassen, wie sehr sich zum x-ten Male in dieser Woche die Ereignisse überschlagen hatten. Erst recht in den letzten 24 Stunden. Ganz nebenbei, an einem ganz normalen Arbeitstag.

      Um neun hatte sich Wilhelm gemeldet: »Die Sache ist vom Tisch.«

      Erst wollte er sich nicht auf Nachfragen einlassen, dann jedoch hatte er ein Einsehen und wurde gesprächiger. »Weißt du, wenn Georg von Eschberg mir damals nicht im entscheidenden Moment unter die Arme gegriffen hätte, hätte es ECG wahrscheinlich nie gegeben.«

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