Asmodina Tear

Christmas Time


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auf Weihnachten. Wenn die nichts zu tun haben, laufen die wie aufgescheuchte Hühner durchs Haus und nerven uns. So können wir in Ruhe das Haus dekorieren und den Baum schmücken.« Grace sieht hinter mich und ein breites Grinsen bildet sich auf ihren Lippen. »Ich denke, deine Sorge war unbegründet.«

      Kaum hat sie es ausgesprochen, legen sich feste Arme von hinten um mich und ein Kopf schmiegt sich an meine Halsbeuge.

      »Ich liebe dich.« Um Shane besser ansehen zu können, drehe ich mich in seinen Armen um und schlinge nun ebenfalls meine Arme um ihn.

      »Alles klar?«

      »Aber so was von klar. Ich habe für dich getötet«, kommt es lachend von dem Kerl, der mir alles bedeutet.

      »Ist das so?«, frage ich ebenfalls lachend. »Und wen hast du getötet?«

      »Trudy!«

      »Missus Shoumaker?«, frage ich fassungslos, doch er antwortet nur mit einem Zwinkern. »Nein, nicht Missus Shoumaker, sondern Trudy, den Truthahn.«

      Sarina Louis

      Ihr wollt mehr aus Blackstone lesen? Dann schaut mal bei der gleichnamigen Buchreihe der Autorin vorbei ;)

      Über die Autorin

      Sarina Louis wurde 1983 in Worms am Rhein geboren. Gemeinsam mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und ihren Eltern wohnt sie in einem Dreigenerationenhaus.

      Lesen war schon immer ihre große Leidenschaft, weshalb sie irgendwann angefangen hat Bücher zu korrigieren. Für Sarina gibt es nichts Besseres, als durch ein Buch in eine andere Welt abzutauchen, die einen vom Alltag mal für ein paar Stunden herausholt. Zum Schreiben ist sie durch Zufall gekommen, da sie eine Plotidee im Kopf hatte, die sie nächtelang beschäftigte und der Laptop sie am Ende magisch angezogen hat.

      Karina Reiß

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      »Es riecht eindeutig nach Schnee. Was meinst du?«

      »Hm, ja, kann sein.« Im Grunde ist es mir egal, ob wir weiße Weihnachten bekommen oder nicht. Der ganze Quatsch mit dem Fest der Liebe wird ohnehin überbewertet. Rose hält mir sanft lächelnd die Tür auf und ich trete ins Freie. Sofort erschlägt mich die für New York City so typische Geräuschkulisse.

      »Mensch Lucy, du bist wirklich nicht in Weihnachtsstimmung, oder?«

      Resigniert zucke ich mit den Schultern, während Rose den Buchladen absperrt. Seit einem Jahr arbeite ich für sie und inzwischen ist sie nicht nur meine Chefin, sondern so etwas wie ein Mutterersatz für mich geworden. Eine Mutter, auf die ich schon sehr lange verzichten musste.

      »Dann nimm doch meine Einladung an und feiere mit uns. Du kannst doch nicht über die Feiertage allein zu Hause sitzen und Trübsal blasen.«

      »Ich bin ja nicht allein. Ich habe Stella!«, entgegne ich schnell, weil ich unter gar keinen Umständen mit ihrer Familie das Fest der Liebe verbringen möchte. Ich würde mir wie ein Eindringling vorkommen, der versucht, sich in eine fremde Familie einzuschleichen. Aber das sage ich lieber nicht laut, sonst ist Rose wieder beleidigt.

      »Stella ist ein Hund. Das ist doch kein Ersatz für menschlichen Kontakt.«

      Jetzt bin ich es, die beleidigt die Nase kräuselt. »Sie ist nicht bloß ein Hund. Sie tut mir gut«, presse ich hervor und schlage den Kragen meines Mantels hoch, da ein eisiger Wind durch die Straße fegt. Die süße Mischlingshündin macht meinen Alltag jetzt seit einigen Wochen bunter und aufregender und ich möchte sie nicht mehr missen.

      »Jetzt sei nicht eingeschnappt, Lucy. Du darfst den Zwerg auch gern mitbringen, solange er nicht den Weihnachtsbaum anpinkelt.«

      Obwohl ich es nicht will, kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen. »Sie wird ihr Beinchen nicht an deinem Baum heben, weil wir Weihnachten zu Hause feiern«, sage ich dann aber trotzig und hoffe, dass die Diskussion damit beendet ist.

      »Wie du meinst, Lucy. Du bist jederzeit willkommen. Denk drüber nach.«

      Ich nicke, aber Rose hat gerade ihre Mütze so tief ins Gesicht gezogen, dass sie mich kaum noch sehen kann.

      »Frohe Weihnachten.«

      »Frohe Weihnachten, Lucy.« Rose nimmt mich in den Arm und drückt mich mütterlich an ihre Brust, bevor wir in verschiedene Richtungen nach Hause gehen. Spontan entscheide ich mich gegen die U-Bahn und beschließe, die zwanzig Minuten bis zu meiner Wohnung zu laufen. Denn auch wenn ich mich nach außen hin unbeeindruckt von dem ganzen Festtagstrubel zeige, tief in meinem Inneren sehne ich mich danach, endlich wieder ein friedliches und glückliches Weihnachten feiern zu können. Deshalb schlendere ich an den verspielt dekorierten Schaufenstern vorbei und lasse mich von dem Lichterglanz verzaubern. Die Atmosphäre zu dieser Jahreszeit ist ganz besonders in dieser Stadt, die nie schläft. Meiner Meinung nach fängt keine andere Stadt der Welt diese festliche Stimmung besser ein als New York City. Hinter jeder Ecke scheint es zu glitzern und zu funkeln und stimmungsvolle Musik dringt leise aus verschiedenen Lautsprechern.

      Wie fast jedes Mal, wenn ich am Winter Village im Bryant Park vorbeikomme, kann ich dem himmlischen Duftpotpourri nicht widerstehen und kaufe mir eine Tüte der leckersten gebrannten Mandeln der ganzen Stadt. Genussvoll stecke ich mir eine in den Mund und stöhne unwillkürlich vor Wohlbehagen auf, während ich einen Moment lang den kunstvollen Pirouetten der Eisläufer zusehe. Die restlichen Mandeln packe ich schließlich in meine Manteltasche, damit ich sie in Ruhe zu Hause mit einer Tasse heißer Schokolade genießen kann. Die habe ich auch bitter nötig, denn ich bin bis auf die Knochen durchgefroren, als ich endlich meine Straße erreiche.

      Verdammt! Warum habe ich nur meine Handschuhe heute Morgen zu Hause vergessen? Mit tauben Fingern versuche ich, den Schlüssel in die Haustür zu stecken, was so lange dauert, dass ich schon darauf warte von einem Cop angesprochen zu werden, weil er mich für einen Einbrecher hält. Noch bevor es mir gelingt, fliegt die Tür auf und ich stolpere einen Schritt nach vorn.

      »Lexie! Du hast mich aber erschreckt«, begrüße ich meine Nachbarin aus der Wohnung schräg gegenüber.

      »Hi Lucy. Ich wollte gerade mit Stella eine Runde drehen. Sie war so unruhig. Aber das kannst du ja nun selbst machen.« Mit diesen Worten drückt sie mir meinen Welpen in den Arm und wendet sich wieder zum Treppenhaus um, während Stella vor lauter Freude versucht, mein Gesicht abzuschlecken. Welche Laus ist der denn heute über die Leber gelaufen? Normalerweise passt sie gern auf den kleinen Racker auf, während ich arbeiten bin. Lexie ist ein total verrückter Paradiesvogel und legt nachts in einem angesagten Club auf, deshalb ist sie tagsüber zu Hause und hat sich sofort bereit erklärt, auf Stella aufzupassen.

      »Geht es dir gut?«, will ich deshalb von ihr wissen, denn sie sieht auch irgendwie blasser aus als sonst.

      Lexie dreht sich halb um und winkt ab. »Alles bestens, Lucy. Ich hatte nur vergessen dir zu sagen, dass ich zu Kyle fahre. Ich will gleich los.«

      »Oh!« Ich merke, wie ich ein Stück in mich zusammensacke. Natürlich wünsche ich ihr alles Glück der Welt und freue mich für sie und ihr neues Liebesglück, aber trotzdem versetzt mir die Nachricht einen Stich ins Herz. Tief in meinem Inneren wünsche ich mir auch nichts sehnlicher, als Weihnachten nicht mehr allein verbringen zu müssen. Schon seit einiger Zeit ist mein Dad alles, was ich noch an Familie habe, aber er lebt inzwischen mit seiner neuen Frau in Europa und wir sehen uns fast nur noch über Videotelefonie. Zu allem Überfluss hat mich mein Ex vor zwei Jahren wegen einem magersüchtigen Model sitzen lassen und dabei meinem Selbstwertgefühl einen heftigen Knacks verpasst.

      »Frohe Weihnachten, Lucy«, ruft sie mir vom Treppenabsatz entgegen, nachdem sie die Stufen hochgesprintet ist.

      »Ja, euch auch«, murmele ich vor mich hin, denn gerade in dem Moment fällt schon