Isabella Kniest

Right in your heart


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erleben.«

      »Das, mein Freund, würdest du nicht überleben.«

      Eben wollte ich mich umdrehen, da packte er erneut nach mir und zog mich zu sich. Ich reagierte – zu langsam. Dadurch gelang es ihm, mir von hinten seine Arme durch meine Achseln zu schlingen.

      Durch ruckartige Bewegungen versuchte ich noch, ihn davon abzuhalten, seine Hände hinter meinem Kopf zu verschränken – vergeblich. Er war schneller und brachte mich mit einem gezielten Tritt auf die Knie.

      »Ja, du bist wirklich gut«, säuselte er mir ins Ohr.

      Erregung vermengt mit Zorn und Adrenalin lief mir heißkalt den Rücken hinab.

      »Jedoch niemals solchermaßen gut wie ich.«

      Scheiße!

      »Lass mich los! Verdammt noch einmal! Lass mich los!«

      Oder ich würde ihn …

      Ja, was würde ich …?

      Gar nichts konnte ich tun!

      »Verfickte Scheiße! Lass mich los!«

      Seine Antwort? Ein genüssliches »Nein«.

      Und meine? »Fick dich!«

      »Ich glaube eher, du wolltest sagen: Fick mich.«

      Völlig sinnfrei versuchte ich, mich aus seinem eisernen Griff zu befreien: Dies beinhaltete unter anderem nutzlose Versuche, nach seinen Händen zu greifen und mit lauten, wilden Flüchen wie Drecksack, Arschloch, Hundesohn, um mich zu werfen.

      »Hey … hey.« Samtweich schnurrend gab er diese Erwiderung von sich. »Wenn du mich weiterhin beleidigst, lasse ich überhaupt nicht mehr von dir ab.«

      Verfluchter Scheißdreck!

      Und als wäre diese Situation nicht längst peinlich und erniedrigend genug, musste er seinen durchtrainierten und sich unwahrscheinlich heiß anfühlenden Körper teilweise an meinen Rücken pressen, wodurch sich mein krudes Hirn kleinweise verselbstständigte und mir allerlei erotische Bilder lieferte: er mich zu Boden gedrückt, seine Hand unter meinem Sommerkleid, meinen Oberschenkel massierend … dann langsam weiter zwischen meine Beine gleitend und letztlich seine Finger in meinen Leib schiebend.

      »Nun«, riss Theo mich aus den Tagträumen. »Wie wäre es mit einer kleinen morgendlichen Zärtlichkeit?«

      Diese Worte brachten meinen Körper in einen Ausnahmezustand. Ein heftiges Zittern ergriff Besitz von mir, welches ich zwanghaft zu unterbinden versuchte. Des Weiteren breitete sich eine verstandabdrehende Hitze in meinen Wangen und meinem Unterleib aus.

      Sex mit ihm …

      Wäre er ein guter Liebhaber?

      Scheiße Evina, was denkst du da?! Der Typ würde dich genauso ausnutzen wie dein verfickter Ex.

      Exakt.

      Doch das würde niemals mehr passieren.

      Keine Beziehung, auch keinen One-Night-Stand – nichts würde ich zulassen.

      Selbst wenn ich vor Verlangen durchdrehte …

      Ein weiteres Mal derart gekränkt zu werden, hätte ich nicht überlebt.

      »Eher ziehe ich es vor, mein Leben lang alleine zu bleiben, bevor ich es mit dir treibe!«

      Und keine Sekunde später bereute ich meine Aussage.

      War ich ernsthaft derart verzweifelt? Hatten mich die letzten einsamen Jahre solcherweise verkorkst?

      Weswegen konnte ich nicht zugeben, dass Theo recht hatte … ich endlich wieder berührt werden wollte?

      Weswegen spielte ich der gesamten Welt vor, ich würde niemanden brauchen, wenn es niemals der Wahrheit entsprochen hatte?

      »Weshalb reagierst du so heftig?«, vernahm ich ihn sanft fragen. »Da stimmt doch was nicht.«

      Mir wurde es kalt. »Lass mich einfach in Ruhe.«

      Und er ließ mich tatsächlich los.

      Ich wollte mich von ihm entfernen, mein Ego hingegen hatte andere Pläne: Ich schlug zurück. Mit einem Kopfstoß gegen sein Kinn und nachfolgend perfekt platziertem Schlag meines Ellbogens in seinen Magen.

      Taumelnd landete er auf dem Rücken.

      Ich wollte ihm einen weiteren Schlag in die Fresse verpassen – dieses Mal mit der Faust –, zu meinem Pech blockte er mich elegant ab, packte mich blitzschnell an den Armen und zerrte mich zu ihm zu Boden. Breit lächelnd drückte er mich in den kühlen, feuchten Sand und fixierte meine Hände über meinem Kopf.

      Da erhob sich jäh die Sonne, schickte ihr rot-oranges Licht über das Meer – und die Zeit stand still.

      Theos Haare leuchteten kupferbraun, seine Augen funkelten wie pures Gold.

      Es raubte mir den Atem.

      »Das gefällt mir.« Er lehnte sich zu mir. »Ich stehe auf widerspenstige Frauen. Das macht mich heiß.«

      Ich wusste wahrhaftig nicht, was ich entgegenbringen konnte.

      Schließlich gefiel es mir ebenfalls!

      Seit jeher war ich streitlustig und aufbrausend – und ebenso schnell erregte es mich, wenn jemand mich herausforderte, erst recht in der Abteilung Kampfsport.

      Und bei einem solchen Körper wie dem seinigen? Da konnte man bloß auf schweinische Gedanken kommen, oder?

      »Sollen wir uns noch ein wenig zusammenschlagen oder überspringen wir das Ganze und gehen in meinen Bungalow?«

      Mein Ego schaltete sich erneut ein – und meine Vernunft, oder besser gesagt, mein Verstand. »Nein. Ich habe dir gesagt, ich stehe nicht auf One-Night-Stands, kapiert?«

      »Irgendwie kann ich dir nicht recht glauben.«

      »Glaub, was du willst.«

      Ich versuchte mich unter ihm herauszuwinden.

      »Nein, nein«, tadelte er spielerisch. »Vergiss es. Du stehst erst auf, wenn ich dich lasse.«

      Dies gesprochen, setzte er sich rittlings auf meinen Bauch.

      Fuck!

      »Okay.« Seufzend entspannte ich mich. »Was willst du?«

      Er zog seine rechte Braue nach oben. »Na, Sex. Worüber unterhalten wir uns die ganze Zeit?«

      »Gibt es, von Sex einmal abgesehen, noch etwas anderes für dich?«

      »Ich bin im Urlaub. Ich bin Single und ich habe verdammt viel Stress abzubauen. Also, nein. Weswegen auch? Sonst habe ich alles, was ich mir wünsche.«

      »Lediglich eine Nutte fehlt dir?«

      Männer waren wirklich alle die Gleichen!

      Seine wohlgeformten Augenbrauen zogen sich bedrohlich nach unten. »Ich brauche keine Nutte! Ich wollte ein wenig Spaß. Ist das ein Verbrechen?«

      »Und falls du keinen Gratissex bekommst, was dann?«

      Theos Lippen deuteten ein Lächeln an. »Dann mache ich es mir eben selbst.«

      O Gott.

      Wie sah es aus, wenn er sich selbst anfasste? Wie fasste er sich an? Würde er es sich sitzend, liegend oder stehend machen?

      Heiße Lust brauste mir durch den Leib.

      Wie würde er reagieren, wenn ich es wäre, die ihm seine Härte massierte?

      Hör auf, Evina! Hör auf, darüber nachzudenken.

      »Woran hast du eben gedacht?« Ein breites wissendes Grinsen seinerseits trieb mir die Schamesröte ins Gesicht.

      Hatte ich ihm irgendeinen Grund geliefert, zu erkennen, welche schmutzigen Gedanken in meinem Kopf herumgeisterten?

      Schlagartig kapierte ich: