Isabella Kniest

Right in your heart


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du hast es faustdick hinter den Ohren. Du sagst zwar, du willst nichts von Sex wissen, dabei spielt sich da viel mehr in deinem Köpfchen ab … es wird mir bereits deshalb heiß.«

      »Red keinen Unsinn!«, fauchte ich und errötete selbstredend beträchtlich heftiger. »Lass mich einfach in Ruhe!«

      Ich musste hier weg!

      Sofort!

      In meinen Bungalow – und für die restlichen Tage nicht mehr vor die Tür treten.

      Ich drehte den Kopf zur Seite, zum Meer. »Lässt du mich jetzt endlich gehen?«

      »Was bekomme ich dafür?«

      Mein Blick sprang zu Theo zurück. »Was meinst du damit?«

      Sein blitzender Augenausdruck und das immense Grinsen entfesselten mir stechende Schauer. »Ich will eine Entschädigung.«

      »Bitte was?!«

      »Eine Entschädigung für die Körperverletzung, die nach §223 des Strafgesetzbuches normalerweise mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet wird.«

      Meine Alarmglocken schrillten.

      Er kannte sich mit den deutschen Strafgesetzen aus!

      War er etwa Polizist?

      »Aber für mich reicht ein Candle-Light-Dinner am Strand, das selbstverständlich du zahlst.«

      Nach wie vor geschockt ob seiner Aussage, stimmte ich zu, ohne genauer nachzudenken.

      »Super!« Fröhlich-beschwingt erhob er sich. »Heute Abend. Vergiss nicht, zeitig zu buchen!«

      Dies gesprochen zog er von dannen.

      Und mir gelang nichts weiter, als liegen zu bleiben und mich selbst zu verfluchen.

      Immer und immer wieder.

      Was, zur Hölle, hatte ich da verbockt?!

      Als er sie in der Dämmerung erblickt hatte, wollte er sie erst gar nicht ansprechen. Sogar die entgegengesetzte Richtung wollte er einschlagen, um seinen Morgenspaziergang ohne unangenehme Zwischenfälle durchziehen zu können, die in Form von zickenden Aussagen einer frustrieren Tussi dahergekommen wären. Aber dann begann sie sich zu drehen. Wie eine Ballerina. Sie sah atemberaubend schön dabei aus. Ihr wehendes Haar. Das weiße Kleid, welches sich um ihre Silhouette schmiegte, sich immer weiter aufbauschte und ihm einen zweiten Blick auf ihre gestählten Oberschenkel ermöglichte. Der Ausdruck Sexy beschrieb nicht im Ansatz, wie betörend sie in dem Moment angemutet hatte. Sie war eine Erscheinung – erinnerte ihn an eine Nymphe aus eines der vielen Märchen, welche seine Mutter ihm in seiner Kindheit vorgelesen hatte.

      In diesem heiligen Augenblick hatte ihn ein gänzlich unbekanntes Gefühl erfasst. Ein Gefühl, das ihm beim besten Willen nicht einzuordnen und weitaus weniger zu verdrängen oder gar zu ignorieren gelungen war.

      Solange sie sich drehte, hielt es in ihm inne – in seiner Seele. Es krallte sich regelrecht fest, beschenkte ihn mit Schwerelosigkeit.

      Irgendwann hielten Evinas Beine still, und damit war das Gefühl gleichermaßen schnell verschwunden, wie es aufgetaucht war.

      Was, verfickt noch mal, war da mit ihm los gewesen?

      Was es auch war, diese Empfindung hatte seine Beine in Bewegung gebracht, ihn zu ihr aufschließen lassen.

      … Das Licht in ihren Augen, als sie sich zu ihm umgedreht hatte …

      Für eine Sekunde wirkte sie zermürbt, doch sobald er ihr sein ehrliches – und offen gesagt – unfreiwilliges durch ihre Erscheinung entstandenes Lächeln zugeworfen hatte, war dieses Licht, dieses Funkeln regelrecht explodiert. Von einer Sekunde auf die andere war Evina wie ausgewechselt gewesen. Das mauerverbeißende Miststück war komplett in den Hintergrund geraten.

      Und dann der kleine Kampf!

      Niemals hatte er vermutet, sie könnte dermaßen hart zuschlagen.

      Ihre Technik war gut, verlangte jedoch ein wenig Ausbau …

      Ein mulmiges Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus.

      Was könnte er ihr alles beibringen!

      Und jetzt hatte er sie zu einem Date überredet!

      Yes!

      Er war der Beste! Unbestrittener Flirtkönig!

      Weshalb sie ihm aber so mir nichts dir nichts zugestimmt hatte, verstand er nach wie vor nicht.

      Er hatte mit bedeutend mehr Gegenwehr gerechnet.

      Egal. Date war Date. Er hatte es geschafft!

      Womöglich wurde noch etwas aus seinem erhofften One-Night-Stand …

      Und damit drifteten seine Gedanken zurück zu dem Zeitpunkt, während sie mit dem Rücken im Sand unter ihm gelegen und sich dieser sinnliche wie erotische Ausdruck in ihrem Gesicht widergespiegelt hatte.

      Was war ihr da durch den Sinn gegangen?

      Er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, jemals einen solchen betörenden Schlafzimmerblick gesehen zu haben.

      Meine Fresse!

      Bereits aus dem Grund hätte er sie am liebsten am Strand vernascht – sie geliebt im aufgehenden Schein der Sonne, im nassen Sand … das warme Salzwasser auf der Haut … zarte Wellen, die auf ihre heißen Körper treffen … ihre vor Ekstase halbgeschlossenen Lider … ihr stöhnender Mund …

      Es wurde ihm heiß.

      Und nun hatte er wahrhaftig ein Date mit ihr!

      Teilweise konnte er es nach wie vor nicht fassen.

      Frohgemut trat er ins Restaurant, ließ den Blick über die vielen Holztische gleiten.

      Evina war noch nicht anwesend.

      Ließ sie das Frühstück etwa aus? Bei ihrem muskulösen Körper schwer vorstellbar. Muskeln brauchten Energie. Viel Energie – und wesentlich mehr Training …

      Vielleicht konnten sie ihren Morgensport gemeinsam ausüben? Über den weißen Strand joggen, ein paar Liegestütze auf dem Steg … und darauffolgend leidenschaftlicher Sex im Pool.

      Einen der vielen freien Tische ansteuernd überkam ihm eine neue Idee: Sparringpartner.

      Evina als sein Sparringpartner! Besser würde es gar nicht mehr gehen!

      Scheiße, ja!

      Irgendwie musste er sie überreden. Schließlich konnte er ihr noch unwahrscheinlich viel beibringen – und ihr dabei näherkommen.

      Er ließ sich nieder und bestellte ein Glas Wasser.

      Ein wenig Jiu-Jitsu – sich gegenseitig zu Boden drückende, schwitzende Körper, sanftes Stöhnen, eifrige Hände … Finger in ihrem Körper und an seinem Tiger …

      Er wandte sich zum drei Meter entfernten ewig langen Buffettisch, auf welchem sich eine Köstlichkeit nach der anderen aufreihte.

      Am liebsten hätte er ein ganzes Schwein verdrückt, dermaßen hungrig hatte ihn das frühmorgendliche Zusammentreffen gemacht. Nichtsdestoweniger wollte er auf Evina warten. Möglicherweise würde ein gemeinsames Frühstück hilfreich sein, mehr über sie in Erfahrung zu bringen, um sie heute Abend zu einer schönen Nacht zu zweit zu überreden.

      Entspannt lehnte er sich zurück.

      Der Sex mit ihr würde gewaltig werden. Da war er sich sicher. Bestimmt ging sie ab wie eine Rakete …

      Jäh tauchte seine Buhlschaft auf.

      Ihr weißes Kleid hatte sie gegen ein ultrakurzes sonnengelbes getauscht.

      Wie herrlich die helle Haut ihrer muskulösen Beine in der Morgensonne funkelte … die ellenlangen Haare und die großen runden Augen