Regan Holdridge

Der Ruf des Kojoten


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mit einer bestimmten Frau treffe!“, vollendete er schließlich. Seine blauen Augen blitzten zornig.

      „Dass du dich dauernd mit irgendwelchen Mädchen triffst, ist ja nichts Neues“, bemerkte Charlotte prompt und grinste herausfordernd. „Es ist doch im weiten Umkreis bekannt, dass niemand außer dir so viele Verehrerinnen um sich scharen kann!“

      Harold erstarrte, seine Miene verfinsterte sich noch mehr. „Ich glaube kaum, dass dies ein geeignetes Thema für einen Frühstückstisch am Sonntagmorgen ist!“, donnerte seine tiefe Stimme durch den Raum und erstickte jeglichen Wunsch seiner Tochter, noch mehr stichelnde Kommentare von sich zu geben. „Beeilt euch lieber, pünktlich in der Kirche zu erscheinen, wie es sich gehört!“

      Byron hatte Mühe, sich ein Grinsen zu verkneifen und senkte daher schnell den Kopf, damit niemand das Zucken um seine Mundwinkel bemerkte. Er konnte nicht unbedingt behaupten, dass er Schadenfreude verspürte – er hasste es, wenn sein Vater wegen seines kleinen Bruders üble Laune verbreitete. Ihm lag lediglich die Bemerkung auf der Zunge, dass Charlotte in der Hinsicht Stacy in nichts nachstand. Nur mit dem Unterschied, dass sie es nicht gleich soweit kommen ließ, dass es ihretwegen zum Streit kam.

      „Nein!“, schrie Stacy plötzlich wütend und sprang auf. Er schleuderte die Serviette auf sein unberührtes Essen. Hunger verspürte er sowieso keinen. „Ich habe diese ständige Bevormundung satt! Vater, du musst endlich begreifen, dass ich nicht vorhabe, schon mit Ende zwanzig an die Leine genommen zu werden!“

      „In welchem Tonfall sprichst du denn mit mir?“, brauste Harold auf und erhob sich langsam von seinem Stuhl, es wirkte beinahe wie eine Drohgebärde. Er hatte geglaubt, seinen jüngsten Sohn zumindest halbwegs gut und anständig erzogen zu haben nach Feys Tod. Dass ihm das nicht wirklich gelungen war, dämmerte ihm schon seit längerem, aber dann erfuhr er von Byron gleich am Morgen, nach dem Aufstehen, was sein zweiter Sohn sich alles zu getrauen schien. Bisher hatte er versucht, dessen unmögliches Benehmen und die ständigen Raufereien, nach denen er ihn regelmäßig am anderen Morgen beim Sheriff abholen konnte, zu ignorieren und sie als jugendliche Ausschweifungen abzutun. Doch das hier ging entschieden zu weit!

      „Ich bin trotz der Tatsache, dass du dich für erwachsen hältst, noch immer dein Vater! Und ich möchte keinen Sohn, der sich zum Stadtgespräch im negativen Sinne macht!“

      „Ach nein? Und was sagst du dazu, wenn mich das ganz und gar nicht stört? Ich habe meinen Spaß und nur darauf kommt es an! Ich will nicht meine besten Jahre kaputtmachen, indem ich mir die Verantwortung für eine Frau und einen Haufen schreiender Bälger aufhalse! Das reicht noch, wenn…“

      Der harte Schlag gegen seine linke Wange unterbrach seinen Ausbruch. Der Schmerz schoss ihm in den ohnehin schon dröhnenden Schädel. Regungslos starrte Stacy seinen Vater mit offenem Mund an. Es lag lange zurück, dass er sich das letzte Mal eine Ohrfeige von ihm eingefangen hatte. Er schluckte, seine Wange brannte und fühlte sich an wie taub, während das Blut in seinen Gehirnwindungen schmerzend pulsierte. Beinahe noch schlimmer empfand er jedoch den triumphierenden Blick aus Byrons dunklen Augen, der ihn, ruhig auf seinem Stuhl sitzend, anlächelte, als wollte er damit sagen: ‚Was bist du bloß für ein Vollidiot!‘

      Harolds Gesicht hatte sich knallrot verfärbt und seine großen, kräftigen Pranken packten die Oberarme seines Sohnes unerwartet schnell und grob.

      „Setz dich hin“, zischte er leise, „und iss dein Frühstück, damit wir endlich in die Kirche fahren können!“ Seine Stimme klang warnend, sie zitterte ein wenig vor überschäumendem Zorn. Als Stacy dem Befehl nicht sofort nachkam, packte Harold ihn unsanft und warf ihn auf den Stuhl zurück.

      Im Wohnraum herrschte lähmende Stille. Nur das Ticken der Standuhr machte ihnen klar, dass die Zeit unaufhörlich voranschritt und diese schreckliche Situation irgendwann vorbei sein würde. Die Stuhlfüße kratzten auf den Holzbohlen, als Sarah sich behutsam erhob. Ihre kleine, zarte Hand legte sich auf den Unterarm ihres Vaters.

      „Bitte, Pa, beruhige dich“, bat sie leise. „Denk an deinen Blutdruck!“

      Es dauerte noch einige Sekunden, dann setzte Harold sich auf seinen Stuhl zurück, nahm seine Gabel wieder auf und aß weiter, als wäre nichts geschehen. Auch Byron und Charlotte taten es ihm nach. Niemand sprach ein Wort und die Spannung, die in der Luft zu explodieren drohte, war kaum zu ertragen.

      Stacy brauchte einige Minuten, ehe er realisieren konnte, was passiert war: Er hatte versucht, sich gegen seinen Vater aufzulehnen und war gescheitert. Hätte ihm nicht so viel an dieser Ranch gelegen, die er nicht einmal erben würde, weil er nur der Zweitgeborene war – vermutlich wäre er jetzt auf und davon und über alle Berge. Sein männlicher Stolz war zutiefst verletzt und in diesem Augenblick hasste er seinen Vater für die – wie ihm schien – ungewöhnlich strenge Erziehung, die er ihm entgegenbrachte und das noch in seinem Alter! Er war kein kleines Kind mehr! Er wusste sehr genau, was er tat und was er wollte und wenn er es mit Molly trieb, dann war das seine ganz einige, intime und private Angelegenheit, die überhaupt niemanden in seiner Familie irgendetwas anging!

      Langsam richtete Stacy sich auf, als fürchtete er, sein Vater könnte doch noch die Kontrolle über sich verlieren und ihm Schlimmeres antun als nur die Ohrfeige. Er kannte seinen Vater zu gut. Mehr als einmal hatte er von ihm als Kind eine Tracht Prügel bezogen, die ihn zwei Tage lang gezwungen hatte, sich nirgends hinzusetzen, sondern die Mahlzeiten im Stehen einzunehmen. Ganz zu schweigen von den ungezählten Stunden im dunklen, finsteren, feuchten Vorratskeller hinter dem Haus, zwischen Spinnen und Eidechsen, von denen er wusste, dass sie da waren, aber die er nie hatte sehen können in dem schwarzen Loch. Unauffällig fuhr Stacy sich mit dem Handrücken über die linke Wange. Sie schmerzte noch immer und als er sich zwang, den ersten Bissen des Rühreis in den Mund zu schieben, hatte er das Gefühl, vom Stuhl zu kippen.

      ‚Das muss der Alkohol von gestern sein’, dachte er. Doch er zwang sich, den Teller bis zur letzten Gabel leer zu essen, auch wenn der Rest seiner Familie bereits aufgestanden war. Charlotte half Sarah den Tisch abzuräumen, während Byron sich damit entschuldigte, noch seine Haare kämmen zu müssen und seinen kleinen Bruder für die letzten Minuten vor der Abfahrt alleine mit dem schweigenden Vater im Wohnraum zurückließ.

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