Shino Tenshi

Engel und Dämon


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geredet. Kommen wir endlich zur Sache. Ich hab noch mehr zu erledigen“, mischte sich der Marcanos ein, wobei er mit einem markerschütternden Schrei auf Cido zustürmte. Sein Haupt senkte er dabei und ließ seine tödlichen Hörner auf den Jungen zurasen. Dieser starrte ihn nur an. Was sollte er tun? Musste er wirklich kämpfen? Aber seine Glieder fühlten sich so schwer an. Er konnte sich nicht bewegen. Würde er jetzt sterben? Nein, bitte nicht…

      „Langsam wird es dunkel. Ich sollte mir ein Lager aufbauen und morgen weitergehen“, reagierte Xenio auf die angebrochene Dunkelheit. Er war es gewohnt in der Wildnis zu übernachten. Schließlich hat er so einen Großteil seiner Kindheit verbracht, wodurch er den Weg verließ und damit begann ein Lager aus Ästen und Blätter zu bauen.

      Die Nacht war kalt, sonst hätte er darauf verzichtet, doch nun wollte er nicht riskieren, dass ihn die tiefen Temperaturen überraschten und vielleicht das Leben kosteten. Doch kaum war alles fertig gebaut, spürte er eine andere Präsenz. Sie wartete auf etwas und starrte ihn an. Er konnte ihre Blicke auf seinem Rücken spüren.

      Worauf wartete sie? Warum griff sie ihn nicht einfach an? Was versprach sie sich von dieser Position? Dort waren eindeutige Mordabsichten zu spüren, dennoch rührte sich der Fremde nicht und ohne sein Zutun wanderte seine Hand langsam immer tiefer, aber blieb auf der Höhe seines Gürtels liegen.

      Er spürte, wie die Angst allmählich seinen Geist befiel und sich Stück für Stück seiner Gedanken bemächtigte. Doch er zwang sie nieder. Sie würde ihn nur unnötig belasten und vielleicht in den Tod treiben. Beides waren Dinge, auf die er getrost verzichten konnte.

      Seine Sinne waren geschärft und er lauschte auf jedes noch so verräterische Geräusch, doch er vernahm nichts. Er schien alleine zu sein, doch Xenio wusste, dass es nicht so war. Die Gegenwart des anderen war für ihn fast greifbar.

      Langsam wanderte seine Hand zu dem Schwertgriff und legte sich um diesen, wobei sein Blick weiter versuchte die Dunkelheit zu durchdringen. Ohne Erfolg. Er konnte niemand sehen und erneut beschlich ihn die falsche Sicherheit, dass er doch alleine war. Sein Instinkt sagte ihm etwas anderes und dieser hatte ihn noch nie getäuscht.

      „Zeig dich, Feigling! Ich weiß, dass du da bist!“, schrie er auf und hoffte, dass sein Beobachter sich daraufhin zu erkennen geben würde, wodurch er im nächsten Moment das Geräusch von Hufen vernahm und einige Atemzüge später tauchte ein schwarzer Pegasus vor ihm auf.

      „So? Du nennst mich also einen Feigling, was? Derweil bist du es, der hier Angst hat“, spottete das Tier, wobei seine roten Augen den Menschen unnachgiebig fixierten.

      Xenio verstand nicht, was dieses Wesen von ihm wollte, wodurch er den Geflügelten nur verwirrt ansah. „Was willst du von mir und warum versteckst du dich in der Dunkelheit?“

      „Nun ja, ich will nicht viel von dir. Nur dein Leben. Also eine Kleinigkeit. Und warum ich mich verstecke? Das tat ich nicht. Ich habe dich nur aus der Dunkelheit heraus beobachtet, um mich zu vergewissern, dass du der Richtige bist. Und ja, das bist du. Deine Aura ist unverwechselbar stark. Du bist der Junge, der unsere Herrschaft bedroht“, sprach der Pegasus ruhig weiter, wobei Xenio noch weniger verstand. „Ich bedrohe niemanden. Den Einzigen, den ich besiegen wollte, ist mittlerweile tot. Ich habe keine Ambitionen mehr irgendwen anzugreifen oder gar zu töten.“

      „Jetzt vielleicht nicht. Aber glaube mir, das wird noch geschehen. Du wirst es nicht verhindern können. Niemand kann seinem Schicksal entgehen. Auch du und der braunhaarige Junge nicht.“ Das geflügelte Pferd näherte sich nicht mehr, sondern war in einem angenehmen Abstand stehen geblieben.

      „Was hat Cido damit zu tun?“ Der blonde Kämpfer verstand immer weniger, „der ist ja nicht einmal in der Lage irgendwen anzugreifen. Warum sollte er eurem Plan im Weg stehen? Mich kann ich ja noch verstehen, aber ihn? Nein, das kann ja nur ein Scherz sein.“

      „Das Schicksal will es so. Die Prophezeiung hat uns vor euch gewarnt und somit müssen wir euch vernichten. Lieber jetzt, als dann wenn ihr euer Schicksal angenommen habt.“ Der Schweif des Pegasus schlug unruhig hin und her.

      „Nun, wenn es wirklich nicht anders geht, dann greif mich an. Aber ich versichere dir. Der Preis für mein Leben ist vielleicht zu hoch für dich.“ Damit zog Xenio die Klinge aus ihrer Scheide und stellte sich in Angriffshaltung, wodurch er das Schwert ruhig vor sich hielt und einen sicheren Stand mit seinen Beinen suchte.

      Doch das Fanatsiewesen bewegte sich keinen Zentimeter sondern schien noch auf irgendetwas zu warten, wodurch Xenios Augen sich unwillig verdunkelten. „Worauf wartest du?“

      „Auf das Zeichen meines Freundes Marco. Er greift gerade den braunhaarigen Jungen an und wir haben einen kleinen Wettbewerb am Laufen, wer wohl seinen Gegner schneller tötet. Nun warte ich auf das Startsignal.“ Der Pegasus setzte sich gelassen hin, wodurch er Xenio nur noch mehr verwirrte und er sich kurz entspannte. „Bitte was?“

      „Mein Freund Marco, der Marcanos, ist gerade bei deinem kleinen Freund und dessen Begleiter um sie auszulöschen. Klar, es scheint unfair zu sein, weil ich nur einen besiegen muss und er zwei, doch dafür hat er auch die besseren Waffen und ich nun ja. Sieh mich doch an, ich bin nur ein fliegendes Pferd. Wie soll ich da schon jemanden töten?“, erklärte sich der Pegasus ruhig, jedoch verlor Xenios Blick seine Skepsis keine Sekunde. „Und das soll ich dir jetzt glauben?“

      „Du kannst es auch sein lassen. Schließlich wirst du eh nicht mehr lange leben.“ Diese Überheblichkeit in der Stimme seines Gegners gefiel dem Blonden nicht. Doch was sollte er tun? Und als das geflügelte Pferd demonstrativ seine Mähne nach hinten warf, schürte es die Wut in Xenio noch mehr. Er ließ sich doch nicht so vorführen! Was dachte sich dieses Mistvieh dabei?! Niemand spottete so über ihn! Nicht über ihn! Niemals!

      Seine Finger legten sich wieder fester um den Schwertgriff und im nächsten Moment stürmte er auf seinen Gegner zu. Er attackierte den Pegasus direkt und ohne Umwege, jedoch hob dieser nur seinen linken Huf und wehrte den Schwerthieb ab, bevor er den Kämpfer ein wenig von sich stieß. „Na, na, na. Ich bitte um ein wenig Geduld. Es dürfte nicht mehr allzu lange dauern. Genieße lieber deine restlichen Atemzüge noch und schließe deinen inneren Frieden. Wir wollen ja nicht, dass du irgendetwas in deinem Leben noch bereust, wenn du stirbst.“

      Xenio konnte es nicht fassen. Sein Angriff hatte ihm keinen Schaden zugefügt. Wie sollte er dieses Wesen töten, wenn er es nicht angreifen konnte? Das war doch unmöglich. Aber irgendeine Schwachstelle musste er doch haben. Irgendwo.

      Seine Augen huschten über den schwarzen Körper und suchten diesen nach verwundbaren Punkten ab. Er wusste nicht, woher er diese Fähigkeit besaß, doch er konnte den Schwachpunkt eines Wesens direkt sehen, wenn er sich darauf konzentrierte, was voraussetzte, dass er ein wenig Ruhe hatte.

      Gerade als das leichte, rote Glitzern in sein Blickfeld geriet, wurde die Stille von einem Löwengebrüll durchbrochen. Im nächsten Moment erhob sich das geflügelte Wesen wieder. Es fixierte den Kämpfer nun finster. „Das war das Zeichen. Nun wird es Zeit zu sterben, Jüngling.“

      Das Pferd stieß einen Schrei aus, der niemals aus solch einer Kehle hätte kommen können, doch das Blut in Xenios Adern gefrieren ließ und kurz darauf stürmte sein Feind schon auf ihn zu.

      Xenio konnte den Tritten und Stampfern des Tieres mit flüssigen Bewegungen ausweichen, wobei er kritische Angriffe mit seinem Schwert blockte. Immer das rote Glitzern vor den Augen. Diese Stelle musste er treffen, dann wäre der Kampf vorbei.

      Mit einem schwungvollen Schlag trieb er das Tier von sich weg, bevor er das Schwert fester griff und die Stelle fixierte. Sie lag auf Herzhöhe, jedoch war sie nur von der Seite aus zu erreichen.

      Mit einem verzweifelten Schrei rannte er auf das Tier zu, sofort versuchte dieses nach ihm zu schlagen, doch Xenio duckte sich unter den Hufen hinweg und ließ sich kurz auf den Boden fallen, um mit einer Rolle neben dem Tier zum Stehen zu kommen. Noch im Sprung nach oben riss er sein Schwert empor und stieß es mit aller Kraft in die einzige Stelle, die an diesem Tier verwundbar war.

      Sein Feind wusste nicht, wie es um ihn geschah, als Schmerzen durch seinen Körper