Volker Dräger

Willi und Mathilde machen Urlaub auf Sylt


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Reisetagebuch schreibt denn wie ihr natürlich wisst, bin ich kein Schriftsteller oder irgend so ein Studierter. Aus diesem Grund sage ich euch hier klar und deutlich. Wer über über meine Schreibweise, über Rechtschreibfehler oder sonstiges meckert wird nie wieder zu einer meiner beliebten Grillfeste im Garten eingeladen. Nun dürft Ihr anfangen nach Fehler zu suchen, ich bin sicher Ihr werdet welche finden. Mathilde wollte, das ich einen Lektor oder wenigstens einen Schreiberling das Buch zur Überarbeitung gebe. Natürlich habe ich drüber nachgedacht, ich möchte mich ja nicht blamieren aber da das Buch nur für euch, meine Freunde, bestimmt ist habe ich davon Abstand genommen.

      Mathilde meint ich soll anfangen mit „ Liebes Tagebuch“ aber das kann sie sich abschminken. Ich schreibe einfach drauf los und sehe was dabei herauskommt. Vielleicht sollte ich zu Beginn schreiben warum es überhaupt zu diesem Urlaub gekommen ist. Denn wie ihr sicher wisst, bin ich nicht der Typ für weite Reisen. Mein kostbarer Urlaub ist mir zu schade für diesen Stress. Meinen Urlaub verbringe ich am liebsten im Schrebergarten.

      Doch Mathilde hat dieses Jahr andere Pläne. Sie möchte verreisen, am besten weit weg in ferne Länder. So richtig mit einem Flugzeug fliegen wie es ihre Freundinnen jedes Jahr machen.

      Es ist jedes Jahr das gleiche, Mathildes Freundinnen reden nach ihrem Urlaub davon, wie toll es doch war und Mathilde kann dann nicht mitreden. Diesmal möchte Mathilde auch was zum erzählen haben. Das ist wohl auch ein Grund, warum ich meine Zeit mit dem Schreiben an diesem Reisetagebuch verplempern muss. Ich habe mein möglichsten gegeben um Mathilde von dieser wirren Idee einer Urlaubsreise abzubringen. Leider war das unmöglich.

      Zuerst wollte Mathilde nach Spanien. Ja richtig Spanien. Da wo alle so komisches Zeugs aus Eimern trinken. Nicht aus Gläsern wie bei uns üblich. Der Horst, mein Gartennachbar erzählt mir bei jeder möglichen Gelegenheit davon. Horst hat vor drei Jahren auf einer Spanischen Insel seinen Urlaub verbracht. Dort hat er angeblich gesehen, dass da Menschen am Strand zusammen sitzen und irgendwas mit Strohhalmen aus Eimern trinken. Ja ich weiß was Ihr jetzt denkt, zumindest diejenigen von euch die den Horst kennen. Ich gebe euch ja recht, der Horst erzählt viel wenn der Tag lang ist.

      Notiz an mich : Horst kein Buch geben.

      Also wie es dazu kam, dass wir verreist sind.

      Da ich mit Spanien nicht einverstanden war, wollte sich Mathilde eine Alternative einfallen lassen. Sie fing dann mit Italien an. An die Adria soll es schön sein meint sie, nach Rom oder Venedig würde sie auch gerne. Der nächste Vorschlag war Frankreich nach Paris da soll es so romantisch sein meinte zumindest ihre Freundin Frieda. Dann hat Mathilde noch die Côte d´Azur vorgeschlagen. Das kann ich nicht mal aussprechen also was sollen wir da?

      Vor ein paar Wochen fing Mathilde auf einmal von Australien an. Sie hat mir aus dem Reisebüro Kataloge über Australien mitgebracht. Als ich sah, was so ein Urlaub kostet, schlug ich vor ein paar Jahre zu sparen und dann nach Australien zu fliegen. Ich hoffte, dass ich damit die nächsten fünf Jahre gemütlichen Urlaub im Garten gesichert hätte. Auf diese Weise könnte ich das solange aussitzen bis Mathilde keine Lust mehr auf Urlaub in fremden Ländern hat.

      Natürlich gab Mathilde keine Ruhe. Dann kam es wie es kommen musste, Mathilde besuchte mit ihrer Schwester Inge eine Messe auf der Urlaubsziele vorgestellt wurden. Die beiden wollten sich dort nach exotischen Reisezielen erkundigen. Was glaubt ihr wie ich geguckt habe als Mathilde mit einen Katalog von der Nordsee nach Hause kam. Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich dachte wenn ich Spanien, Italien und Frankreich nicht mitmache kommt sie sicher mit Griechenland, Türkei oder Ägypten an. Ich hatte mir schon Ausreden für jedes dieser Länder zurechtgelegt, damit ich gute Argumente gegen dieses oder jenes Reiseziel habe. Doch meine ganze Vorbereitung war vergebens.

      Es ging schon los als Mathilde von der Messe nach hause kam. Sie hörte nicht auf von Sylt zu schwärmen. Sylt kannte ich bisher nur vom Wetterbericht im Fernsehen, aber Mathilde erzählte mir in den folgenden Tagen soviel von der Insel, dass ich eigentlich nun alles über Sylt wissen müsste. Nun aber mal ehrlich, wer kann seiner Frau schon länger als 10 Minuten zuhören? Also machte ich es wie immer, schön nicken und Interesse vortäuschen.

      Angeblich sollen auch Prominente ihren Urlaub auf Sylt verbringen. Mathilde ist der Meinung, wo die ihren Urlaub verbringen da muss es toll sein. Ich glaube das ist nur ein Vorwand und Mathilde möchte nur einen Prominenten sehen. Dafür brauch man doch nicht verreisen. Einfach den Fernseher einschalten und da sind sie schon die Prominenten. Das können wir auch schön zu hause oder im Garten machen. Meine liebe Frau behauptet aber immer noch, dass sie nicht wegen den Prominenten nach Sylt möchte. Mathilde gab keine Ruhe. Eines abends, als Mathilde wieder stundenlang über Sylt sprach und ich innerlich wieder abgeschaltet habe, passierte es. Da muss ich wohl unwissentlich zum falschen Zeitpunkt genickt haben. Damit stimmte ich dann wohl einen Urlaub auf Sylt zu. Das meine angebliche Zusage nur darauf zurückzuführen war, das ich Mathilde nicht zugehört habe, konnte ich natürlich nicht zugeben. Also war es beschlossene Sache und ich kam da nicht mehr raus.

      Samstag vor drei Wochen war es dann soweit. Als ich vom Heimspiel nach Hause kam, zeigte Mathilde mir freudig die Buchungsbestätigung. Mathilde hat eine Ferienwohnung in Hörnum auf Sylt für 14 Tage gebucht. Diesen Tag werde ich so schnell nicht vergessen, erst hat meine Mannschaft zu hause gegen den Nachbarn vom Kanal verloren und dann kommt mir Mathilde auch noch mit der frohen Botschaft, dass es diesmal nichts wird mit dem gemütlichen Urlaub im Garten. Das hat meine Laune nicht gerade verbessert.

      Mann war ich sauer, aber da kam ich jetzt nicht mehr raus. Ich durfte mir natürlich nichts anmerken lassen. Mathilde bemerkte dann aber doch, dass ich nicht begeistert war. Nun war ich fast froh, dass meine Mannschaft verloren hat. Denn so konnte ich meine Laune auf diese Niederlage schieben und Mathilde war zufrieden.

      Es war sowieso zu spät, die Reise war gebucht und Mathilde war glücklich und dachte, dass ich mich schon ganz doll auf den Urlaub freue. Nun, da mir nichts anderes übrig blieb, wollte ich wissen wo und was genau Sylt ist. Mathilde konnte ich nicht fragen denn dadurch hätte sie bemerkt, dass ich die ganze Zeit, während sie von Sylt gesprochen hat, nicht zugehört habe. Schlimmer noch sie würde in Zukunft immer bemerken wenn ich nicht zuhöre dann würde ich ihr immer zuhören müssen. Alleine diese Vorstellung lässt mich um Jahre altern.

      Notiz an mich: Unbedingt überarbeiten bevor Mathilde das Buch liest.

      Nun war ich gezwungen mich über Sylt zu erkundigen. Nur wo konnte ich mehr über Sylt erfahren? Ich begann mit meiner Recherche indem ich Bruno auf der Arbeit gefragt habe. Der kennt fast alles und jeden er ist der gebildetste Mensch den ich kenne. Sylt das ist so eine Insel im Norden da oben an der Nordsee wo immer der Wind weht und es kalt ist, da war sich Bruno sicher denn sein Bruder war da mal als Kind auf Klassenfahrt. Bruno hat mit viel über Sylt erzählt. Das was ich da gehört habe klang nicht so schön, aber es hätte schlimmer kommen können.

      Die Insel in Deutschland also brauche ich dafür keine Fremdsprachen lernen. Außerdem liegt der Ort Hörnum im Süden der Insel, da ist es bestimmt nicht ganz so kalt wie Bruno es beschrieben hat. Wir fahren im Juli wenn es zu dieser Zeit nicht warm ist wann dann?

      Es blieb mir nichts anderen übrig, als Urlaub einzureichen und bevor ich richtig wusste was los ist, sitze ich hier im Zug mit Mathilde und wir fahren Richtung Sylt. Wir stehen hier gerade in Hamburg während der Zug eine Pause macht. Der Hamburger Bahnhof ist genauso mit Menschen überfüllt wie der Bahnhof bei uns in Essen, da fühle ich mich fast wie zuhause.

      Gerade habe ich Mathilde gefragt, ob wir hier nicht erst mal aussteigen sollten. Hier gibt es doch die Reeperbahn oder wie die das hier nennen. Da wollte ich immer schon mal hin. Aber Mathilde gönnt mir nichts, sie möchte nach Sylt und duldet keinen Widerspruch. Der Versuch hat schon gereicht um Mathilde wieder ins schwärmen zu bringen. Sie hat mal wieder vom Strand geredet von unendlicher weite, Menschenleeren Stränden und so Zeugs.

      Ich mach das beste draus mir bleibt ja auch nichts anderes übrig. Für den Urlaub habe ich uns extra eine Kühlbox und einen kleinen Grill gekauft damit es lecker Würstchen am Strand gibt. Natürlich kann es dieser Grill nicht mit meinen selbst gemauerten Grillkamin im Garten aufnehmen, aber er wird reichen.

      Gleich geht es weiter und in drei Stunden sollen wir schon da sein.

      Der