Volker Dräger

Willi und Mathilde machen Urlaub auf Sylt


Скачать книгу

ich der Schaffner ist sicher neu und weiß nicht was uns gleich erwartet. Aus diesem Grund, fühlte ich mich verpflichtet, ihn aufzuklären. Es kann doch nicht sein der der gute Mann ohne richtige Einarbeitung ins kalte Wasser geworfen wird. Ich hoffte das mit dem kalten Wasser trifft nicht wörtlich ein. Er hat mich irgendwie mitleidig angesehen und mir versichert das ich mir keine Sorgen machen muss. Genau in diesem Moment, kam die Erinnerung an alle Katastrophenfilme in mir hoch, die ich je sah. Ein Schaffner der schnell durch das Abteil rennt und sagt ich brauche mir keine Sorgen machen. So ist das doch immer in den Filmen da rennen die Stewardessen im Flugzeug umher bevor dann was Schlimmes passiert. Als mir der Schaffner dann auf meine Frage, wo die Schwimmwesten sind, antwortete, dass es keine Schwimmwesten im Zug gibt wurde mir plötzlich schlecht. Wir würden die nicht brauchen wenn wirklich mal was passiert. Panik stieg in mir hoch. Das bedeutet doch, dass wir keine Chance haben wenn was passiert und wir alle am Meeresboden ertrinken. Mathilde war auch sichtlich aufgeregt aber irgendwie auf einer anderen Weise. Ich glaube sie war irgendwie verärgert weil ich sie durch mein Gespräch mit dem Schaffner geweckt habe. Ich konnte nicht mehr anders und musste unbedingt zur Toilette das könnt Ihr euch sicher vorstellen oder? Die ganze Aufregung war mir einfach zu viel und auch Mathilde ging es so, denn die Aufregung war ihr nun auch sichtlich anzumerken. Sie wurde immer stiller. Das war ziemlich unüblich für Mathilde denn eigentlich redet sie den ganzen Tag, sie redet wirklich immer und wundert sich dann wenn ich mir nicht alles merken kann. Nun war sie so still wie die Fische die wir bald am Meeresboden bewundern können. Als ich ihr das sagte, wurde es immer schlimmer. Sie musste nun auch auf die Toilette aber ich sollte zuerst gehen um zu sehen ob die Toilette sauber ist. Nun dann ging ich halt zuerst. Ich nahm meine Zeitung und machte mich auf dem Weg. Es war ja nicht weit bis dorthin, am Ende vom Abteil also nur ein paar Schritte entfernt. Als ich schon fast dort war rief mir Mathilde hinterher ich soll die Zeitung da lassen weil ich ja nicht zuhause bin. Das ging natürlich nicht ohne Zeitung läuft bei mir nichts, das meine ich wörtlich und das habe ich ihr auch gesagt. Es war ja nicht schlimm denn es waren ja nicht mehr viele Mitreisende im Abteil, die wenigen die noch da waren, starrten größtenteils aus dem Fenster und beachteten mich nicht. Zumindest die meisten von ihnen, nur die beiden Ordensschwestern an denen ich vorbeiging, sahen mich seltsam an. Gut möglich, dass es für Außenstehende seltsam klingt aber ich glaube die wussten nicht das es üblich ist eine Zeitung mit auf die Toilette zu nehmen. Die Armen verzichten wirklich auf jeden Komfort. Da stand ich also vor der Toilette, nur um zu sehen das sie verschlossen war. Ein handschriftlich geschriebener Zettel klebte vor der Tür. Wegen starker Verschmutzung geschlossen. Unglaublich, aber eine gute Idee. Das mache ich nun auch wenn Mathilde mich mal wieder zum putzen verdonnert. Na egal, ich wieder den Weg zurück zum anderen Ende des Wagons da war ja noch ein Klo. Dies war offen aber scheinbar besetzt. Lange musste ich nicht warten, aber diese kurze Wartezeit nutze ich um mich ein wenig umzusehen. Da bemerkte ich eine Karte an der Wand. Auch unsere Zielinsel war eingezeichnet. Ich suchte unseren aktuellen Standort und sah mir den Rest der Route genau an. Dabei bemerkte ich nicht, dass die Toilette mittlerweile frei war. Nach ein paar Minuten rief Mathilde mir zu, ich soll nun endlich hinmachen. Kann Mann nicht mal in Ruhe ka auf die Toilette gehen. Das ist fast wie zuhause. Obwohl die Toilette recht sauber war, wunderte es mich, dass das gesamte Klo aus Metall war, ich überlegte wo ich so was schon mal gesehen habe. Da viel mir ein Gefängnisfilm ein. Wie ich da so saß in dem kleinen Örtchen auf der Metalltoilette, dachte ich so muss es im Gefängnis sein. Wie gut das ich ein gesetzestreuer Bürger bin. Immer auf so einer kleinen Toilette ohne richtig Platz zum Lesen zu haben, dass würde ich nicht aushalten.Nach nur sehr kurze Zeit, ging ich wieder zurück zu meinem Platz. Mathilde war irgendwie verärgert. Sie meckerte mal wieder. „Du weißt doch genau das ich auch muss“ „Warum dauert das so lange?“ Dabei war ich doch nicht lange auf der Toilette, ich habe nicht mal die Zeitung zu Ende gelesen. Die stellt sich mal wieder an. Aber das liegt sicher am Reisestress. Vielleicht hat sie auch eine Reisekrankheit. Davon habe ich mal gehört. So etwas gibt es wirklich. Als Mathilde dann von der Metalltoilette kam, war sie sichtlich erleichtert und sie begann wieder zu reden. Viel zu reden sogar mehr als sonst, sie hörte nicht mehr auf, so aufgeregt war sie. Worüber sie gesprochen hat, dass weiß ich nicht mehr. Es war sicher nicht wichtig denn sonst hätte ich bestimmt besser zugehört. Ich bin ein guter Zuhörer zumindest dann, wenn es sich lohnt zuzuhören. Da ich komplett vergessen habe, was sie da alles so gesagt hat, hat es sich wohl nicht so gelohnt. Ich weiß aber noch, dass sie plötzlich schrie:“ Das ist ein Deich da hinten mit den Windrädern drauf. Dahinter ist das Meer.“ Ok dachte ich, nun geht es los unsere Tauchfahrt durchs Meer. Aber es kam anders als erwartet.…

      Tag 1. Die Überfahrt

      Hinter dem Deich war kein Meer. Es waren viele Schafe zu sehen aber weder tauchten wir ab noch war das Meer zu sehen. Zumindest nicht sofort. Mathilde drückte sich schon die Nase am Fester platt und stammelte nur so was wie gleich sind wir endlich da. Sie war total aus dem Häuschen. Ich dagegen war immer noch skeptisch denn da war kein Meer. Nur Wiese, Felder und immer wieder Deiche und hinter den Deichen immer noch kein Meer.

      Nach einer gefühlten Ewigkeit war es dann doch soweit. Wir sahen den Meeresboden. Ja ihr habt richtig gehört. Der Meeresboden war da aber das Meer war weg. Es ist mir klar, dass ihr mir jetzt nicht glaubt aber es stimmt wirklich. Die haben es irgendwie geschafft das Wasser abzulassen. Wir fuhren mitten durch dem Meer aber das Meer war weg. Na ja nicht wirklich weg denn man konnte es weit von uns entfernt sehen aber in unserer Umgebung war nur der Meeresboden zu sehen.

      Obwohl ich enttäuscht war, dass es nun doch keine Tauchfahrt geben sollte, war ich anderseits begeistert von dem was die Technologie heute alles so kann. Da sind die einfach so in der Lage das Meer zu teilen damit unser Zug zur Insel fahren kann. Ich bin ja nicht oft sprachlos aber dieser Moment war echt unglaublich. Fast biblisch möchte ich meinen.

      So toll sah der Meeresboden allerdings nicht aus. Stellt euch das nicht so vor wie im Reiseführer. Da war kein weißer Sandstrand mit Korallen und daneben Palmen am Ufer und unter Wasser Korallenriffe mit bunten Fischen. Nein echt nicht, um ehrlich zu sein, es sah eigentlich ziemlich matschig aus. Dieser Anblick erinnerte mich sofort an mein Gemüsebeet im Garten, als es letzten Monat so stark geregnet hat da sah das genauso aus.

      Schon bald drauf waren wir auf der Insel Sylt. Immer noch im Zug sitzend sahen wir die Landschaft an uns vorbeirauschen. Schön sah es aus, zumindest teilweise. Es gab unterwegs auch unansehnliche Ecken. Voll mit Altmetall oder Bauschutt ich bin nicht mehr so sicher aber das hat mich schon irgendwie an die Maloche erinnert.

      Endlich nach langer Zugfahrt war unsere Reise zu Ende. Wir sind kaum am Bahnhof in Westerland angekommen, da ging auch schon das Gedränge los. Alles musste schnell gehen. Zumindest haben wir das gedacht, weil unsere Mitreisenden so hastig Ihre Sachen zusammen packten und sich in den Gang stellten, noch lange bevor der Zug zum Halten kam. Wir also auch schnell unsere Sachen gepackt, Jacken angezogen und uns zu den lieben Mitreisenden im Gang gestellt. Die Hektik war nicht nötig aber das erfuhren wir erst später.

      Tag 1. Die Ankunft

      Also war es nun soweit, wir verließen den Zug und betraten zum ersten Mal eine für uns unerforschte Insel. Ich fühle mich wie einer der großen Entdecker der Vergangenheit. Ich habe darüber mal eine Dokumentation im Fernsehen gesehen. Diese Entdecker wurden von den einheimischen Naturvölkern begrüßt und für Götter gehalten.

      Nun leider erging es uns nicht ganz so und auch unser Empfang war weniger herzlich. Denn dort wartete niemand auf uns.Was wir sahen war ein Bahnsteig voll mit Menschen, fast wie zuhause. Mathilde meinte wir müssen den Bus nehmen oder uns ein Taxi suchen. Davon hat sie mir vorher nichts erzählt. Ich habe erwartet das ein Fahrer auf uns wartet mit ein Pappschild mit unseren Namen drauf. Auch das habe ich mal in einem Film gesehen.

      Oder vielleicht sogar eine Begrüßung wie auf Hawaii, dass würde mir noch besser gefallen, davon hat der Günter aus dem Schrebergarten mal erzählt. Der war mal auf Hawaii und nach seiner Ankunft wurde ihm von sehr knapp bekleideten einheimischen jungen Frauen eine Blumenkette um den Hals gelegt. Das wäre ein guter Start für unseren Urlaub gewesen aber wie gesagt bei uns war es völlig anders.

      Ihr