Martin Becker

DIE KIRCHE – Völlig am Ende


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      Wir stellen uns also einen solchen Simon vor, als einen unter vielen: Alter Mann mit Bart, geboren ca. 1.500 vor Christus, für seine Zeit sehr gebildet, angesehen, gut situiert, guter Geschichtenerzähler. Er konnte schreiben, war kommunikativ, hatte ungefähr 4 Frauen und 12 Kinder.

      Als Ziegenzüchter hatte er viel Zeit und konnte sich seinem Hobby widmen, Schriften zu schreiben. Er hatte einen störrigen Esel, den er öfters schlagen musste, zwei faule Diener, die auch ihre Dresche bekamen und einen lauten Sohn. Manchmal schlug er diesen auch – frecher Bengel.

      Überhaupt war Simon cholerisch veranlagt und brüllte ab zu unbeherrscht herum.

      Seine Schriften wurden im Tempel aufbewahrt, da sie von Gott erzählten. Später wurden sie für eine Reise in Tonkrügen versiegelt und vergessen. Irgendwann einmal fand man diese Schriften, fanden sie toll und stellten die Werke zusammen, als Heilige Schrift.

      Die Bibel besteht aus Hunderten von solchen einzelnen Dokumenten, welche als „Vulgata“ im Konzil von Trient 1546 als Gesamtwerk und als echte Bibelfassung bestätigt wurde.

      Nicht Gott scheint also, wegen seiner regelmäßigen Wutausbrüche, dieser krankhafte Psychopath zu sein, sondern die vielen, vielen Simons, die ihre Esel schlugen, und die versuchten, irgendwas über Gott zu schreiben.

      Und dennoch: Die katholische Kirche hat im 1. Vatikanisches Konzil 1870 unter Papst Pius IX die Irrtumslosigkeit der Bibel als Dogma festgelegt.

      Die Bibel, ein Sammelsurium alter, überlieferter Schriften, wurde von der Kirche als absolut wahr deklariert.

      Wahr. Punkt.

      Keine Diskussion.

      Entsprechend sind Berichte über Gottes Ausschweifungen keine Erzählungen von irgendwelchen alten Bibelschreibern. Nein. Gott war so. In ihren Augen war alles real.

      Eine verzwickte Sache.

      In diesem Buch werden wir uns also auch dem Psychoramm von Simon, dem Bibelschreiber widmen.

      Die Krankhaftigkeit in Gottes Psyche zeigt sich eigentlich an den Geschichtenerzählern, die die geistige Kapazität nicht hatten, ein göttliches Wesen zu begreifen.

      Das zieht sich durch, über das Neue Testament hinaus, bis hin zum depressiven Gemetzel im Jüngsten Gericht.

      Wir werden aber parallel immer wieder darauf achten, was die Kirche dazu sagt, oder gesagt hat.

      Das Problem der Päpste ist heute, dass sie sich selbst als unfehlbar erklärt haben:

      Der Papst ist Stellvertreter Christi auf Erden und Nachfolger Petri. Unter Papst Pius IX. wurde im Ersten Vatikanischen Konzil 1870 die Unfehlbarkeit des Papstes verkündet.

      Problem dabei: Was die Alten verkündet haben, kann ein neuer nicht mehr widerrufen. Keine Chance. Sackgasse.

      Wir zählen die Toten, die durch Anweisungen der Kirche ermordet wurden. Wir sehen die Verbrechen an die Menschheit, den Frauenhass, die Raffgier und das Messen mit zweierlei Maß.

      Dass die Kirche heute am Rande des Abgrunds steht, ist eine Folge zweitausend Jahre alter Fehlentscheidungen, Verbrechen und Dummheit.

      Die Gläubigen der Kirche haben gelernt, dass man Gott um Vergebung bitten kann, mit ein paar geopferten Ziegenböcken, und dann könnte man die Sache als erledigt ansehen.

      Doch die Kirche trägt eine Schuld an der Menschheit. Das können Gläubige sich selbst nicht vergeben. Gott auch nicht. Diese Schuld kann nur von der Menschheit selbst erlöst werden.

      Die Kirche hat noch nicht ein einziges Mal um Vergebung gebeten. Sie hat zwar Galileo Galilei begnadigt, aber nicht um Vergebung gebeten.

      Die Kirche hat noch nicht ein einziges Mal die Menschheit um Vergebung gebeten, für die Opfer der Inquisition, für Kreuzzüge, für die Hexenverbrennungen und für den Beistand der Mächtigen in deren Kriegszügen und Raubmorden.

      Die Kirche hat nicht ein einziges Mal die Menschheit um Vergebung für die Opfer des Missbrauchs gebeten, den die Priester an Kindern verübt haben, oder immer noch verüben(?).

      OK, Kardinal Marx wollte zurücktreten und wurde wieder zurückgepfiffen. Papst Franziskus hat den Kindesmissbrauch in das Kirchenstrafrecht eingegliedert. Es wurden Fehler eingestanden, aber sie wurden nicht bereinigt. Sie wurden bis heute nicht erlöst.

      Aus dem päpstlichen Erste- Hilfe Kasten wurden ein paar Pflaster herausgeholt und die ersten Wunden abgedeckt (kaschiert), aber nicht wirklich grundlegend bereinigt.

      Wenn der von Gott als einziger Gerechte im Brand von Sodom und Gomorrha benannte Lot seine beiden Töchter missbrauchen darf, ja, dann ist doch alles in Ordnung oder nicht?

      Kein Papst hat dies bisher verurteilt, niemand hat bisher diese Stelle aus der Bibel gelöscht.

      Priester, die Kinder missbrauchen, haben doch ein von Gott vollständig autorisiertes Vorbild.

      Kindesmissbrauch wurde von der Katholischen Kirche bisher dem 6. Gebot unterworfen: Du sollst nicht ehebrechen.

       Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Acker, Knecht, Magd, Ochsen, Esel noch alles, was sein ist. 5. Mose 5.21

      Ääh, ja natürlich: Deines nächsten Kindes auch. – steht aber nicht explizit drin.

      Das ist die bisherige Rechtsprechung der Römisch Katholischen Kirche. Heute steht Kindesmissbrauch im katholischen Strafgesetzbuch – endlich, nach 10 Jahre langen Diskussionen.

      Priester, die Kinder missbrauchen, dürfen aber nicht einfach in die Buchhaltung versetzt werden, sondern sie müssen fristlos entlassen und der weltlichen Gerichtsbarkeit übergeben werden – ohne weitere Diskussionen. Das wäre eine echte Bereinigung.

      Wir wollen aber hier nicht die Verbrechen der Kirche aufzählen, sondern wir werden den Verursacher betrachten, nämlich die Bibel.

      Was steht in der Bibel genau, und warum steht es heute noch drin?

      Warum glaubt der Gläubige daran, und warum wehrt er sich nicht dagegen?

      Auf der Suche nach Lösungen

      Wenn wir um diese Schwächen in der Bibel wissen, wie können wir uns verächtlich über sie stellen und sie verurteilen?

      Wären wir selbst in der Lage, es besser zu schreiben? Hätten wir denn selbst die Kapazität, ein göttliches Wesen zu begreifen, um angemessen darüber zu schreiben?

      Wir wollen also nicht meckern, sondern nach Lösungen suchen.

      Dieses Buch behandelt also vier Themen parallel:

       Das Psychogramm der Bibelschreiber

       Das Kuddelmuddel und die Brutalität in der Bibel

       Die Selbstgefälligkeit der christlichen Kirchen

       Die Gläubigen und ihre Glaubenssätze.

      Weil jedes Thema das andere bewirkt, lassen sie sich nicht voneinander trennen.

      Dieses Buch übt Kritik und liefert Denkanstöße. Wer Kritik nicht ertragen kann, der kann nichts verändern.

      Wer wirklich etwas verändern möchte, der müsste vielleicht mal kurz die rosa Brille abnehmen.

      Im Jahre 2019 sind mehr als eine halbe Million Menschen (= 570.000) aus den beiden deutschen Kirchen ausgetreten. Die Kassen sind leer. Die Bischöfe kämpfen einsame Verteidigungs- Kämpfe, zu erklären, dass nicht alle Priester Pädophile sind.

      Sie suchen verzweifelt nach Lösungen, um die rasant schwindende Zahl der Mitglieder zu stoppen.

      Haltet durch, liebe Christen.

      Wenn Ihr bereit seid, den Keller aufzuräumen, dann müsst ihr auch in den dunklen Ecken putzen.

      Doch das